Eine Frau sitzt vor einem grünen Hintergrund und schaut auf ihren Laptop.
Social health@work

Ergebnisse des 3. Studienberichts: Wie hat sich mobile Arbeit durch die Pandemie verändert?

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Internetredaktion Barmer

Qualitätssicherung

  • Universität St.Gallen

Mobile Arbeit ist seit Beginn der Corona-Pandemie zu einem integralen Bestandteil der Arbeitswelt geworden. Das zeigt die 3. Auswertung unserer Studie social health@work von Barmer und Universität St.Gallen. Ein weiterer Aspekt: Flexibles und mobiles Arbeiten hat für Mitarbeitende keine negativen gesundheitlichen und leistungsbezogenen Folgen, wenn die Trennung von Beruf und Privatleben gut gelingt.

Rund 60 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland arbeiten heute mobil. Damit ist dieser Anteil seit Beginn der Studie im Sommer 2020 stets gleich hoch geblieben. Mehr Berufstätige geben aktuell jedoch an, dass ihre Arbeit im Vergleich zu früher auch mobil erledigt werden kann.

Parallel dazu wächst der Wunsch nach mehr Homeoffice und Co. Außerdem geben heute weniger Personen an, dass mobile Arbeit vom Unternehmen nicht gestattet oder mit dem Team nicht vereinbar sei.

Eine gute und vielleicht auch unerwartete Nachricht: Die Beschäftigten in Deutschland konnten sich in den Jahren 2020 und 2021 ein hohes Maß an Arbeitszufriedenheit bewahren.

Auch Unsicherheit und Erschöpfung stiegen nicht an. Laut Studie social health@work hat sich Bewertung der Faktoren Arbeitszufriedenheit, Erschöpfung, Unsicherheit sowie Absentismus über den gesamten Befragungszeitraum nicht verschlechtert.

Hinzu kommt: Die Anzahl der Tage, an denen Beschäftigte aus gesundheitlichen Gründen der Arbeit fernbleiben, ist sogar rückläufig. Während Beschäftigte im Juli 2020 noch 3,8 Tage abwesend waren, sind es im Juli 2021 nur noch 3,2 Tage.

Trennung von Arbeit und Privatem ist wichtig

Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Flexibilisierung und Digitalisierung durchaus unterschiedlich auf die Gesundheit einwirken können. Während beispielsweise ein Zuwachs an Autonomie eine wichtige persönliche Ressource ist, kann ständige Erreichbarkeit zu einer hohen Belastung werden.

Bemerkenswert ist jedoch, dass sich auch bei älteren Beschäftigten ein positiver Zusammenhang von Alter und psychischer Stabilität zeigt. Ältere Mitarbeitende können hierdurch zu einer wichtigen emotionalen Ressource für ihre Teams und ihr Unternehmen werden.

Illustration zur Veränderung der Arbeitszufriedenheit, Erschöpfung und Unsicherheit währen der Pandemie

Der dritte Studienbericht kann erstmals belegen: Ein aktives Grenzmanagement führt zu einer verbesserten Arbeitsfähigkeit und damit zu mehr Gesundheit. Die bewusste räumliche Trennung von Arbeits- und Privatbereich während der mobilen Arbeit wird von immer mehr Beschäftigten umgesetzt.

Männer scheinen hierzu mehr Möglichkeiten zu haben bzw. diese häufiger zu nutzen als Frauen. Dennoch sind die Geschlechterunterschiede beim zeitlichen Grenzmanagement weniger deutlich ausgeprägt.

Zusammengehörigkeit von Teams wirkt positiv

Auch die Möglichkeit zur aktiven Gestaltung der eigenen Arbeit, sogenanntes Job Crafting, ist gesundheitsförderlich und führt zu einer besseren Gesundheitswahrnehmung. Dies ist insbesondere für ältere Beschäftigte von hoher Relevanz, da die Gesundheit der Beschäftigten mit zunehmendem Alter abnimmt. 

Verfügen ältere Menschen über ausreichende technologische Kompetenzen, können sie ihren Job besser proaktiv gestalten und profitieren von einer verbesserten Gesundheit. Der Zusammenhang von Alter und Job Crafting hängt jedoch von der Digitalkompetenz der Mitarbeitenden ab.

Auch ein ausgeprägtes Inklusionsklima zahlt sich aus und wirkt positiv auf die Gesundheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Die Studie kann erstmalig nachweisen, dass Authentizität, Zugehörigkeit, Chancengleichheit und Perspektivenvielfalt für alle im Betrieb von zentraler Bedeutung sind und auf die Gesundheit der Beschäftigten einzahlt.

Für Teams und Unternehmen muss dies ein Anreiz sein, insbesondere die Chancengleichheit weiter auszubauen, die bisher nur von weniger als der Hälfte der Beschäftigten als gegeben angesehen wird.

Digitalisierungsgrad in Unternehmen nimmt zu

Das Zugehörigkeitsgefühl zum Team unter deutschen Beschäftigten ist nach wie vor hoch: 74,9 Prozent der Beschäftigten haben das Gefühl, dazuzugehören. Ähnlich hohe Werte werden mit 73,5 Prozent Zustimmung auch bei der Frage nach Authentizität innerhalb des Teams berichtet. Dagegen schätzen die Beschäftigten die Chancengleichheit deutlich niedriger ein.

Der Aussage für alle gebe es faire Aufstiegschancen, stimmen nur 42,3 Prozent der Beschäftigten zu. Auch die Perspektivenvielfalt wird von Beschäftigten etwas niedriger eingeschätzt. So bestätigen nur 63,8 Prozent, dass sie jeder im Team Ideen und Meinungen einbringen könne.

Bei der Frage, wie digital ist ihr Unternehmen, nehmen die Beschäftigten einen Fortschritt wahr. Dabei zeigt die Studie: Eine Erhöhung des digitalen Reifegrads eines Unternehmens führt zu weniger Stress und trägt zu einer verbesserten Arbeitsfähigkeit bei. 

Hier hat sich der Anteil an Unternehmen in der Widerstands- und Vorbereitungsphase verringert, während sich mehr Unternehmen in der Umsetzungs- oder Virtualisierungsphase befinden oder bereits volle Virtualität erreicht hatten. Allerdings weisen die Ergebnisse darauf hin, dass die anfängliche Euphorie etwas zurückgegangen sein könnte.

Die Unternehmenskultur hat bedeutenden Einfluss 

Zudem untersucht die Studie, wie sich die unterschiedlichen Unternehmenskulturen auf die Gesundheit, Führungsfähigkeit und Mitarbeitendenzufriedenheit auswirken. Eine hierarchisch oder marktorientierte Unternehmenskultur zeigt dabei eher negative Implikationen auf die Gesundheit, flexible Kulturen wirken eher gesundheitsförderlich. Sinnvoll kann es daher sein, den eigenen Kulturtyp bzw. -mix zu erkennen und strategisch in das betriebliche Gesundheitsmanagement zu integrieren.

Illustration verschiedener Unternehmenskulturen und deren Einfluss auf die Gesundheit