Ein junger Mann hält sich den schmerzenden Kopf
Gesundheitsthemen

Präsentismus und Absentismus: Was Sie als Arbeitgeber wissen sollten

Lesedauer unter 5 Minuten

Redaktion

  • Internetredaktion Barmer

Die einen schleppen sich mit Grippesymptomen an ihren Arbeitsplatz, die anderen fallen durch häufige Abwesenheit auf. In diesem Artikel erfahren Sie, was hinter den Phänomenen Präsentismus und Absentismus steckt und wie Sie als Arbeitgeber am besten damit umgehen.

Was ist Präsentismus?

Ob Erkältung, Migräne oder Depressionen: Für mehr als die Hälfte der deutschen Angestellten sind diese und andere Beschwerden kein Grund, sich krankzumelden. Anstatt sich auszukurieren, gehen viele Beschäftigte krank zur Arbeit. Dieses in unserer modernen Arbeitswelt weitverbreitete Phänomen nennt sich Präsentismus. Forscher gehen davon aus: Arbeiten trotz Erkrankung verursacht für Firmen sehr hohe wirtschaftliche Kosten, noch mehr als bei regelmäßigen Krankheitsausfällen. So kostet es Unternehmen beispielsweise fünf bis zehn Mal so viel, wenn Angestellte mit einer Depression zur Arbeit gehen, als wenn sie krankheitsbedingt fehlen würden. Denn Präsentismus trägt zu einer niedrigeren Produktivität bei, kann Arbeitsunfälle fördern und zu chronischen Erkrankungen bei den Betroffenen führen.

Wie entsteht Präsentismus?

Was Beschäftigte dazu bringt, trotz Krankheit zu arbeiten, kann verschiedene Gründe haben:

  • Unterschätzung der Erkrankung
  • Angst vor Arbeitsverlust
  • hohes Pflichtbewusstsein gegenüber dem Arbeitgeber und dem Team
  • Personalnot
  • Schuldgefühle
  • Erfolgsdruck
  • Spaß an der Arbeit
  • Gefühl, unentbehrlich zu sein

All das können Gründe sein, weshalb sich Angestellte verpflichtet fühlen, trotz Krankheit zur Arbeit zu kommen, obwohl eine Krankmeldung gerechtfertigt wäre. Bislang gibt es noch zu wenig stichhaltige Informationen zu den Gründen von Präsentismus. Die Dunkelziffer ist hoch, denn – anders als bei Krankmeldungen – werden krank arbeitende Angestellte nicht erfasst.

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Fördert das Homeoffice Präsentismus?

Mobile Arbeitsmodelle, darunter auch das Homeoffice, sind spätestens seit der Covid-19-Pandemie aus der modernen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Die Digitalisierung der Arbeitswelt bringt viele Vorteile mit sich. Allerdings gibt es auch Nachteile. Und die zeigen sich unter anderem im Präsentismus: Viele Angestellte arbeiten im Homeoffice auch dann, wenn sie eigentlich krank sind, wie aktuelle Studien zeigen. Anstatt sich ins Bett zu legen, nehmen sie Medikamente und setzen sich an den Schreibtisch. Selbst eine ärztliche Krankschreibung hindert einige nicht daran, trotzdem zu arbeiten.

Ein Grund dafür ist, dass im Homeoffice die Grenzen zwischen Privatleben und Arbeit verschwimmen – ein Zustand, mit dem Angestellte zunehmend unzufrieden sind. Sie wünschen sich eine bessere Abgrenzung zwischen Berufs- und Privatleben.

Zu diesem Ergebnis kommt die Studie social health@work der Barmer in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen. Die Studie beleuchtet, inwiefern sich mobiles Arbeiten auf die Gesundheit von Mitarbeitenden auswirkt und geht der Frage nach, wie moderne Arbeit gestaltet werden kann, damit sie erfolgreich, gesund und nachhaltig ist. Die Ergebnisse sind insbesondere für Arbeitgeber interessant, in deren Verantwortung es liegt, ein gesundes Arbeitsumfeld für ihre Beschäftigten zu schaffen.

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Was ist unter Absentismus zu verstehen?

Anders als beim Präsentismus bleiben Mitarbeitende beim Absentismus häufig dem Arbeitsplatz fern, entweder freiwillig („Blaumachen“) oder unfreiwillig aufgrund von Erkrankungen. Auch das hat ökonomische Folgen für Unternehmen. Allerdings sind diese Mehrkosten laut Wissenschaft nicht so drastisch wie beim Präsentismus.

Was sind die Ursachen von Absentismus?

Absentismus kann neben krankheitsbedingten Ursachen sowohl berufliche als auch private Auslöser haben. Fühlen sich Mitarbeitende in ihrem Arbeitsverhältnis unwohl, steigt das Risiko, dass sie nicht mehr bei der Arbeit erscheinen und bereits „innerlich gekündigt haben“.

Folgende Ursachen können das begünstigen:

  • Mobbing oder Belästigung
  • niedrige Arbeitsmoral
  • keine beruflichen Perspektiven beziehungsweise Weiterentwicklungsmöglichkeiten
  • wenig Spaß an der Arbeit
  • Unterforderung oder Überforderung

Oft bleiben Mitarbeitende unfreiwillig dem Arbeitsplatz für längere Zeit fern, etwa aufgrund von Erkrankungen. Oder es sind private Gründe wie Beziehungsprobleme, Krankheit Angehöriger sowie familiäre Überforderung, die dazu führen, dass Angestellte nicht am Arbeitsplatz erscheinen.

Was tun gegen Präsentismus und Absentismus?

Sowohl bei Präsentismus als auch bei Absentismus ist eine wertschätzende, sichere und gesunde Unternehmenskultur die beste Prävention. Haben die Gesundheit der Mitarbeitenden und der Erhalt der Arbeits- und Leistungsfähigkeit einen hohen Stellenwert in Firmen und Betrieben, so reduzieren sich Präsentismus und Absentismus automatisch.

Als Arbeitgeber können Sie viel dazu beitragen:

  • Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden
    Bieten Sie Programme zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens Ihrer Mitarbeitenden an. Dazu gehören beispielsweise Gesundheitschecks, Ergonomie-Workshops und Stressbewältigungsseminare. Die Barmer hat zahlreiche Programme zur Gesundheitsförderung im Angebot, die Ihre Mitarbeitenden sowohl im Büro als auch im Homeoffice nutzen können.
  • Flexible Arbeitsmöglichkeiten
    Führen Sie – sofern organisatorisch möglich – flexible Arbeitszeitmodelle (wie Gleitzeit oder Lebensarbeitszeitkonto) ein. Dies kann dazu beitragen, dass Angestellte Berufs- und Arbeitsleben besser miteinander vereinbaren können und somit zufriedener im Job sind.
  • Offene Kommunikation
    Schaffen Sie eine Kultur der offenen Kommunikation, in der Mitarbeitende sich trauen, über ihre beruflichen oder gesundheitlichen Probleme zu sprechen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben.
  • Klare Krankheitsrichtlinien
    Definieren Sie klare Richtlinien für den Umgang mit Krankheit und Erholung. Geben Sie Ihren Beschäftigten die Sicherheit, dass sie im Krankheitsfall die notwendige Zeit zur Genesung haben.
  • Führungskräfte als Vorbild
    Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, indem Sie ihre Mitarbeitenden respektvoll behandeln und Leistungsdruck minimieren. Bei Krankheiten sollten auch Führungskräfte zu Hause bleiben und sich auskurieren.

Warum es sich für Arbeitgeber lohnt, Präsentismus und Absentismus zu reduzieren

Indem Sie Maßnahmen zur Reduzierung von Präsentismus und Absentismus ergreifen, können Sie eine gesündere und produktivere Arbeitsumgebung schaffen und gleichzeitig das Wohlbefinden und die Loyalität Ihrer Angestellten fördern. Darüber hinaus steigern Sie den langfristigen Erfolg Ihres Unternehmens.

Literatur