Junge Frau liegt im Sand und hält sich schützend die Hände vors Gesicht.
Transparenzbericht

Regelmäßige Hautkrebsvorsorge trägt zu einer gesunden Haut bei und kann sogar Leben retten

Lesedauer unter 11 Minuten

Redaktion

  • Jessica Braun

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Utta Petzold (Dermatologin, Allergologin, Phlebologin, Barmer)

Gesunde Haut hilft, sich wohlzufühlen. Ist sie krank, leiden der übrige Körper und die Seele mit. Damit die Haut ihre Widerstandskraft behält, braucht sie Aufmerksamkeit und Pflege. Hautkrebsfrüherkennung gehört dazu. Die Barmer unterstützt Versicherte dabei.

Portrait-Foto Simone Boehler

Simone Böhler

Wenn das warme Wetter ins Schwimmbad oder zum Badesee lockt, möchten die wenigsten Menschen über Hautkrebs nachdenken. Aber Simone Böhler kann nicht anders. Im vergangenen Jahr wurde bei der 56-Jährigen während eines Hautkrebs-Screenings am Handgelenk Weißer Hautkrebs entdeckt. „Ich war erstmal geschockt“, sagt Böhler, die bei der Barmer in der Abteilung für Ambulante Versorgung arbeitet. „Damit hatte ich nicht gerechnet.“ Weißer Hautkrebs ist die häufigste Krebsart in Deutschland. Jedes Jahr erkranken rund 210.000 Menschen neu. Er kann jedoch in der Regel gut behandelt werden und verläuft früh erkannt meist gutartig. Auch bei Simone Böhler brachte die Hautkrebsfrüherkennung Gewissheit und gleichzeitig Beruhigung: „Der Dermatologe sagte, ich solle mir keine Sorgen machen.“ Die Stelle wurde entfernt. Verbringt Böhler den Tag draußen, hat sie jetzt allerdings immer das Sonnenschutzspray mit Faktor 50 griffbereit: „Ich will meine Haut schützen.“

Die Gesundheit der Haut und die Lebenserwartung eines Menschen hängen zusammen

Die Haut ist das größte Organ des Menschen. Bis zu zwei Quadratmeter umspannen den Körper eines Erwachsenen – und das nicht nur aus ästhetischen Gründen. „Die Haut ist ein flexibler Schutzschild“, sagt Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer. Die Haut bewahrt uns vor Temperaturschwankungen, aggressiven Chemikalien und wehrt als erste Barriere Erreger ab. Aus der Energie der Sonnenstrahlen produziert sie eine Vorstufe von Vitamin D. Dieses braucht der Körper unter anderem, um Kalzium aufzunehmen, die Grundlage für stabile Knochen. Ihre Nervenfasern und spezialisierten Zellen machen die Haut zudem zu einer Art dehnbarem Touch-Screen, der feinste Berührungen und sogar sanftes Pusten registriert.

Dieses Portraifoto zeigt Dr. Utta Petzold, Dermatologin

Dr. Utta Petzold, Dermatologin

Gesunde Haut hat es einfacher, all diese Aufgaben zu erfüllen. Es gibt jedoch noch mehr Gründe, sie zu pflegen. In der Forschung wird derzeit diskutiert, inwieweit die Verfassung der Haut mit dem allgemeinen Gesundheitszustand und der Lebenserwartung zusammenhängt. Denn Falten, trockene Haut und Altersflecken verraten offenbar nicht nur etwas über den Lebenswandel – zum Beispiel über Zigaretten, durchfeierte Nächte, ausgedehnte Sonnenbäder oder ständigen Stress. Neuere Untersuchungen legen nahe, dass eine beschleunigte Hautalterung den gesamten Organismus mitaltern lässt.

Multitalent Haut: So ist das größte Organ unseres Körpers aufgebaut

Die Haut besteht aus drei Schichten. Die äußerste Schicht ist die Oberhaut (Epidermis). Sie setzt sich aus mehreren Lagen äußerst robuster Zellen zusammen, den sogenannten Keratinozyten. Diese erneuern sich schnell und helfen dabei, Wunden zu verschließen. Das Keratin, das in ihrem Namen steckt, wirkt – zusammen mit den Ceramiden, einer Art Hautmörtel – wasserabweisend. Keratin ist dieselbe Hornsubstanz, die auch Haare und Nägel fest und gleichzeitig flexibel macht. Für Erreger ist diese Schicht eine Hürde. Ist sie defekt, können Bakterien und Viren tiefer eindringen und Infektionen verursachen. Damit das nicht passiert, halten Talgdrüsen der darunterliegenden Dermis die Oberhaut mit Öl, dem so genannten Talg, geschmeidig.

Die Dermis ist eine Bindegewebsschicht. In ihr sitzen Haarfollikel und verlaufen Nervenenden sowie Blutgefäße. Schweißdrüsen helfen, die Körpertemperatur zu regulieren. Die Dermis besteht jedoch vor allem aus den elastischeren Elastin- und den festeren Kollagenfasern. „Eine junge, vitale Haut ist reich an diesen Fasern“, sagt Utta Petzold. „Sie sind die Füllmasse, die dafür sorgt, dass die Haut einerseits straff ist, aber auch in der Lage, sich zu dehnen und wieder zusammenzuziehen.“

Die dritte Schicht ist ein Puffer aus wärmendem Fett: die Unterhaut oder Subcutis. Fallen wir oder stoßen uns, bewahrt sie Gefäße und Muskeln vor Schaden. Stellen mit dünner Unterhaut wie der Hand- oder Fußrücken oder die Schienbeinkante sind entsprechend empfindlicher.

Was der Haut schadet, schadet oft dem ganzen Körper und auch der Psyche

Wie unsere Haut aussieht, beeinflusst unser Selbstwertgefühl. Krankt die Haut, leidet die Psyche deshalb oft mit. Bei Menschen mit Akne zum Beispiel verursacht diese nicht nur Narben, sondern im schlimmsten Fall auch Depressionen. Umgekehrt trägt die Haut auch nach außen, was im Körper vorgeht: Etliche Erkrankungen lassen sich an ihr ablesen. Menschen mit Typ-2-Diabetes entwickeln beispielsweise häufiger Hautinfektionen, weil die ständig erhöhten Blutzuckerwerte die Immunantwort der Haut schwächen. Eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse äußert sich mitunter in schweißig-feuchter beziehungsweise kühler und schuppiger Haut. Studien zufolge erlaubt eine vorzeitig gealterte Haut zudem Rückschlüsse auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und den Zustand der Knochen. Dieselben äußeren Einflüsse, die der Haut zu schaffen machen – Umweltverschmutzung, Rauchen, schlechte Ernährung –, hinterlassen auch anderswo im Körper ihre Spuren. Starke Raucher erkenne man beispielsweise an ihrem häufig teigigen, grauen Teint, sagt die Dermatologin Utta Petzold: „Nikotin verengt die feinen Blutgefäße, welche die Haut mit Nährstoffen versorgen. Diesen Nährstoffmangel quittiert sie mit groben Falten.“

Photoaging: Hautalterung durch Sonne und UV-Strahlung

Den größten Schaden verursacht jedoch ultraviolette Strahlung (UV). Sie scheint für bis zu 80 Prozent aller Alterungsprozesse der Haut verantwortlich. Ein Phänomen, das als Photoaging oder Lichtalterung bezeichnet wird. „Zwei Arten von UV-Strahlung sind daran beteiligt“, sagt die Barmer-Medizinerin Utta Petzold. „UVB dringt nur bis in die Epidermis vor. UVA reicht tiefer, bis in die Dermis. Dort schädigt sie das Kollagen und Elastin.“ Die Haut wird faltig und schlaff. Dass lichtgealterte Haut dicker ist, verstärkt den Effekt noch. In den Zellen kommt es derweil zu für das Auge unsichtbaren Schäden: Die energiereiche UV-Strahlung greift das Erbgut, die DNA, an. Ein sicheres Anzeichen dafür sei Bräune, sagt Petzold. „Wird der DNA-Strang zerstört, entstehen Spaltprodukte. Und diese Spaltprodukte kurbeln die Produktion von Melanin an.“ Also jener Pigmente, die unter anderem der Haut ihre Farbe geben.

Als tagaktive Säugetiere haben wir Körper, die sehr gut mit Sonnenlicht umgehen können. Viel mehr noch: Wir brauchen es. Nicht nur für das Vitamin D, das Knochen und Zähne stärkt. Sonnenlicht steuert unseren Schlaf-Wach-Rhythmus mit. Es dämpft das Immunsystem und beugt so überschießenden Reaktionen vor. Wahrscheinlich wirkt es auch positiv auf Herz und Kreislauf. Studien zeigen, dass Menschen, die mehr Zeit in der Sonne verbringen, ein geringeres Sterberisiko haben.

Weil Sonnenlicht Teil unseres Lebens ist, sind unsere Körper eigentlich gut aufgestellt, um UV-Schäden zu reparieren. Sonnenbrände und starke Bräune jedoch überlasten dieses System: zu viele Baustellen auf einmal. Bei der Reparatur der Zellen passieren Fehler. Manche Schäden bleiben unbemerkt. Die betroffenen Zellen mutieren. Die damit verbundene Veränderung kann von einem Muttermal bis zu Hautkrebs reichen.

Sonnenschutz senkt das Hautkrebsrisiko und kann Alterungsprozesse verlangsamen

Das macht Sonnencreme zu einem wirksamen Anti-Aging-Produkt. Nicht nur, weil sie den kosmetischen Schäden vorbeugt und das Hautkrebsrisiko senkt. Neueren Forschungsergebnissen zufolge verhindert sie möglicherweise auch, dass die alternde Haut den Rest des Körpers in Mitleidenschaft zieht. „Chronologisch gealterte Haut weist eine höhere Expression einer ganzen Reihe von Zytokinen und Chemokinen auf", sagte Mao-Qiang Man, ein Forscher an der Universität von Kalifornien in San Francisco in einem Interview. Einfach erklärt: Mit zunehmendem Alter scheint die Haut entzündungsfördernde Botenstoffe – besagte Zytokine und Chemokine – freizusetzen. Gelangen diese in den Blutkreislauf, können sie theoretisch überall im Körper Entzündungen auslösen. Laut Man gilt dies auch für lichtgealterte Haut. Weil solche schwelenden Entzündungen eine ganze Reihe von Alterserscheinungen begünstigen, sprechen Forschende von Inflammaging. Eine Wissenschaftlerin, die sich damit befasst, ist Cláudia Cavadas von der Universität Coimbra, Portugal. „Wenn Ihre Haut älter wird, werden Sie auch innerlich älter, also seien Sie vorsichtig", sagte sie in einem Interview.

Hautkrebs-Screening: Wie oft zur Hautkrebsvorsorge?

Eine Dermatologin untersucht die Haut eines Patienten mit einem Auflichtmikroskop

Gründe, auf die eigene Haut zu achten, gibt es also genug. Sich selbst mit ihr vertraut zu machen, ist der Anfang. Dazu gehört, sich einmal im Monat vom Scheitel bis zu den Zehen genau selbst anzuschauen: Sieht die Oberfläche der Haut irgendwo knotig oder ungewöhnlich rau aus? Hat sich das Muttermal seit dem letzten Check verändert? Das professionelle Screening übernehmen dann Hautärztin oder -arzt. Diese untersuchen auch Stellen, die man selbst eher nicht so gut im Blick hat: die Kopfhaut, den Rücken oder die Genitalien. UV-Strahlung hat zwar den größten Anteil an Hautkrebserkrankungen. Veränderungen entstehen aber auch an Stellen, die selten Licht abbekommen. Der schwarze Hautkrebs, der gefährlicher ist als der weiße, wird beispielsweise auch durch genetische Faktoren begünstigt. Utta Petzold: „Dazu zählen ein eher heller Hauttyp, große angeborene Muttermale und viele Leberflecken. Gab es in der nahen Verwandtschaft bereits eine Hautkrebserkrankung, ist das ebenfalls ein Indikator, sich regelmäßig untersuchen zu lassen.“

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Gesetzlich Krankenversicherte ab 35 Jahren können alle 2 Jahre kostenfrei den ganzen Körper untersuchen lassen. Die Barmer bietet hier einen besonderen Service: Auch den unter 35-Jährigen ihrer Versicherten steht diese Leistung kostenfrei zur Verfügung. Je Bundesland greift diese Regelung unterschiedlich: In den meisten Bundesländern ist der sogenannte Haut-Check ab 15 Jahren möglich, in einzelnen früher oder auch etwas später.

Der digitale Haut-Check der Barmer

Wer seine Haut kennt, merkt, wenn sich ein neues Muttermal bildet oder ein bestehendes verändert. Ein Termin in der dermatologischen Praxis ist dann aber nicht sofort zu bekommen. Versicherte der Barmer können einzelne Muttermale und Leberflecke deshalb nun auch per digitalem Hautcheck über das Smartphone abklären lassen. Der neue Service ergänzt das bestehende Angebot: die professionelle Einschätzung zu Ekzemen, Verbrennungen, Entzündungen und anderen Hautsymptomen. Ein vollständiges Hautkrebsscreening kann der digitale Hautcheck jedoch nicht ersetzen.

Portrait-Foto Stefan Witt

Stefan Witt

„Regelmäßig zur Früherkennung zu gehen, ist wichtig“, sagt Stefan Witt. Als der Barmer-Mitarbeitende nach einer über zehnjährigen Pause 2022 wieder ein Screening durchführen ließ, entdeckte der Dermatologe zwei verdächtige Stellen an Nase und Augenbraue. „Genau zur richtigen Zeit“, sagt Witt. Denn in beiden Fällen handelte es sich um weißen Hautkrebs. Um diesen entfernen zu lassen, musste Witt zweimal für mehrere Tage ins Krankenhaus. So konnten alle Verästelungen entfernt werden. Alle drei Monate musste Witt danach zur Kontrolle. Sein nächstes komplettes Screening steht im Juni an. „Das verpasse ich auf keinen Fall.

In den meisten Bundesländern ist der sogenannte Haut-Check ab 15 Jahren möglich, in einzelnen früher oder auch etwas später. Versicherte können sich dazu persönlich und kostenfrei beim Teledoktor der BARMER unter 0800 3333 500 beraten lassen.

Die drei wichtigsten Voraussetzungen für eine gesunde Haut sind Schatten, Sonnencreme und Kleidung

Stefan Witt gehört zu den hellhäutigen Typen. Seit seiner Diagnose achtet er verstärkt auf den UV-Index. Dieser Wert gibt an, wie hoch die sonnenbrandwirksame UV-Strahlung in einer Region am jeweiligen Tag ist. Die Skala reicht von niedrig (1-2) bis extrem hoch (11+). Schon ab dem Wert 3 sollte man sich schützen. „Dann halte ich mich bevorzugt im Schatten auf“, so Witt. Bei Spaziergängen benutzt er eine spezielle Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor und trägt breitkrempige Sonnenhüte sowie langärmlige Shirts. Damit sind die drei wichtigsten Voraussetzungen für eine gesunde Haut – Schatten, Sonnencreme und Kleidung als UV-Barriere – erfüllt. Für den begehrten Glow, das frische Aussehen der Haut, sollte man Studien zufolge noch auf eine weitere Sache achten: ausreichend Schlaf.

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