Mit dem Darm-Testkit, einem Stuhltest für zu Hause, motiviert die Barmer seit 2022 ihre Versicherten erfolgreich zur Vorsorge. Nun wurde der Prozess auf Basis von Nutzerfeedback überarbeitet: Er ist einfacher, schneller und genauso sicher.
Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Doch zur Darmkrebsfrüherkennung geht kaum jemand. Zwar haben alle Versicherten ab 50 Jahren Anspruch auf diese Untersuchung. Im Jahr 2022 ließen sich jedoch nur etwas mehr als 4 Prozent der berechtigten Männer und knapp 7 Prozent der Frauen testen. Zu wenige, befand die Barmer.
„Die Nachfrage in den Praxen ist zu gering“, sagt Janine Blochowicz, Produktentwicklerin für digitale Leistungen und Services bei der Barmer. „Wir wollten mehr Menschen für die Darmkrebsfrüherkennung gewinnen, indem wir das Angebot niedrigschwelliger gestalten.“ Vorbild waren unter anderem die Niederlande: Dort nutzen 70 Prozent der Berechtigten die Früherkennung.
Innovativ und ausgezeichnet: Digitale Darmkrebsfrüherkennung für zu Hause
Deshalb entwickelte Blochowicz 2022 gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen ein neues Angebot: die digitale Darmkrebsfrüherkennung. Dahinter verbirgt sich ein Online-Prozess für Versicherte, die ihren Stuhltest einfach und zeitsparend zu Hause durchführen möchten. Versicherte werden nun per E-Mail zur Darmkrebsfrüherkennung eingeladen. Sie können den Stuhltest für zu Hause per Link anfordern und anschließend kostenlos zur Auswertung in ein Labor schicken.
Das Angebot richtet sich an Versicherte ab 40 Jahren. Gesetzlich ist die kostenlose Früherkennung zwar erst ab 50 Jahren vorgesehen. Doch während die Zahl der Erkrankungen bei Personen fortgeschrittenen Alters rückläufig ist, nimmt sie in der jüngeren Altersgruppe deutlich zu. Ein Erfolg: Insbesondere die 40- bis 49-Jährigen fragen das Testkit nach. 2023 erhielt die Barmer für den innovativen Service den Präventionspreis der Stiftung LebensBlicke. Die Leistung sei dennoch verbesserungswürdig, sagt Janine Blochowicz. „Bislang bestellen 13 Prozent der von uns angeschriebenen Versicherten das Testkit. Von diesen führen letztlich aber nur etwas mehr als 60 Prozent den Test durch. Diese Quote möchten wir steigern.“
Die innovative Darmkrebsvorsorge wurde von der Barmer Changemaker Community getestet
Um herauszufinden, woran das liegt, wandte sich die Barmer an ihre Changemaker Community. Diese Gruppe von über 1.200 Versicherten hilft dabei, Angebote der Krankenkasse weiterzuentwickeln und innovative Produkte zu bewerten. In einer Tagebuchstudie dokumentierten die teilnehmenden Changemaker ihre Fragen und Gedanken bei der Bestellung und Nutzung des Tests. „So konnten wir einige Punkte identifizieren, die wir nun angepasst haben“, sagt Blochowicz.
Eine Sorge der Versicherten: Bekommt die Nachbarschaft es mit, wenn ich ein Testkit bestelle? Die Antwort: ein klares Nein. „Das Testkit kommt in einem neutralen Umschlag und dieser passt in den Briefkasten“, so die Produktentwicklerin. Um das deutlich zu machen, bebildert die Barmer dies zukünftig entsprechend auf der Bestellseite. Auch der Ablauf des Tests ist dann komplett auf der Homepage einzusehen, um Interessierten schon vorab etwaige Unsicherheiten zu nehmen.
Überfordert fühlten sich die Testpersonen zudem von der Häufigkeit der Proben. Ursprünglich sollte der Test mit Proben von drei aufeinanderfolgenden Stuhlgängen durchgeführt werden. „Wir verstehen aber, wenn das zum Beispiel für berufstätige Versicherte nicht praktikabel ist.“ Die Anleitung wurde deshalb angepasst. Statt nach „drei Proben“ fragt diese nun nach „ein bis drei“. Mehrere Proben sind optimal, aber der Test ist auch mit nur einer Probe sicher und entspricht der ärztlichen Empfehlung.
Digitaler Befund bei der Darmkrebsfrüherkennung schafft schneller Klarheit
Eine weitere Vereinfachung ist die geplante digitale Befundübermittlung. Bisher wurde das Ergebnis des Tests per Post versandt. Künftig erhalten die Nutzenden ihren Befund auf Wunsch auch digital – das ist schneller und gewohnt sicher. „Langfristig sollen die Versicherten ihr Testergebnis auch in der elektronische Patientenakte abrufen können. Dann haben sie es beim nächsten Besuch in der Praxis direkt parat“, sagt Blochowicz. Sie hofft, dass durch die Verbesserungen der Prozesse der Prozentsatz jener Menschen, die regelmäßig an der Darmkrebsvorsorge teilnehmen, weiter ansteigen wird. Im Idealfall auf das Niveau der Niederlande. Denn mit der Vorsorgeuntersuchung lassen sich eventuelle Erkrankungen früher entdecken – und somit die Behandlungschancen verbessern.
Literatur:
- BMJ Journals Gut (Abruf vom 17.05.2024): Increasing incidence of colorectal cancer in young adults in Europe over the last 25 years
- Ärzteblatt (Abruf vom 17.05.2024): Früherkennungsmaßnahmen: Bei der Darmkrebsprävention ist noch Luft nach oben
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