Die Digitalisierung der Arbeit kann sich auch positiv auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Beschäftigten auswirken. Das zeigt eine Studie der Barmer und der Universität St. Gallen mit dem Titel social health@work. Demnach berichten Mitarbeiter, die viel mobil arbeiten und ein hohes Know-how im Umgang mit digitalen Anwendungen haben, weniger über Schlafprobleme und Stress. Außerdem schätzen die Befragten ihre Produktivität deutlich höher ein. Was Organisationen aus den Ergebnissen lernen können.
Die umfangreiche Studie social health@work erforscht über einen Zeitraum von 3,5 Jahren, wie sich die Flexibilisierung der Arbeit auf die Gesundheit und Produktivität in Unternehmen auswirkt. Für die Studie der Barmer und der Universität St. Gallen werden rund 8.000 Erwerbstätige in Deutschland regelmäßig dazu befragt, wie sich die Arbeit für sie verändert hat und welche Auswirkungen die neuen Arbeitsformen auf ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit haben. Die Ergebnisse geben damit Aufschluss, welche Bedeutung gezieltes betriebliches Gesundheitsmanagement in Zeiten des digitalen Wandels besitzt.
Digitale Kompetenz von Führungskräften wichtig
Durch die Corona-Pandemie erhalten die Digitalisierung sowie virtuelles Arbeiten laut der Studie einen kräftigen Schub. 18 Prozent der Beschäftigten, die vor Corona nicht mobil arbeiteten, tun dies jetzt. Was sind die Erkenntnisse aus der ersten Befragungswelle?
Neben den eigenen digitalen Kompetenzen sind die Fähigkeiten von Vorgesetzten, virtuell zu kommunizieren und zu führen, beispielsweise für die Gesundheit und Produktivität von Arbeitnehmern entscheidend. Mobile Beschäftigte, deren Vorgesetzte die virtuellen Kommunikationsmöglichkeiten kompetent und effektiv einsetzten, schätzten ihre Produktivität um 10 und ihre Arbeitszufriedenheit um 48,3 Prozent höher ein als Beschäftigte, deren Führungskräfte nicht über entsprechende digitale Skills verfügten.
Sie klagten zudem über weniger Stress (-15,5 Prozent) und beschäftigten sich weniger mit dem Gedanken an eine Kündigung (-40,7 Prozent) als mobil arbeitende mit Vorgesetzten ohne digitale Führungskompetenz.
Maßnahmen gegen soziale Distanz und Unsicherheit
Neben der Förderung von digitalen Kompetenzen müssen sich Unternehmen um ein weiteres Problem kümmern: Mobiles Arbeiten kappt die persönlichen Kontakte zu anderen Kolleginnen und Kollegen und schafft durch räumliche Distanz die Entstehung von Unsicherheiten und das Gefühl einer fehlenden sozialen Einbindung.
Dem sollten Führungskräfte entgegenwirken, um mobile Beschäftigte mittels virtueller Kommunikation enger in ihr Team zu integrieren und ihnen so ein Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln. Diese Maßnahmen zur sozialen Inklusion sowie ein gezieltes Grenzmanagement zahlt sich laut Studie durch höhere Produktivität, eine geringere Kündigungsabsicht und eine deutlich bessere Gesundheitswahrnehmung aus.
Geeignet hierzu sind beispielsweise ein strukturierter Zeitplan, möglichst die örtliche Trennung von Arbeit und Privatleben durch ein separates Arbeitszimmer und die klare Kommunikation der mobilen Arbeitszeiten gegenüber Kolleginnen und Kollegen.
Praktische Auswirkungen auf die Organisationsebene
Die Studie zeigt darüber hinaus, wie Unternehmen ihre Organisation auf die Erfordernisse der neuen Arbeitswelt anpassen können und welche Angebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung sich positiv auf die Leistungsfähigkeit und Gesundheit von Beschäftigten auswirken. Denn je besser die Unterstützung für mobiles Arbeiten von Unternehmensseite, desto höher auch die Akzeptanz und Sicherheit von Beschäftigten in der neuen virtuellen Arbeitskultur.
So zeigt die Befragung, dass Beschäftigte in Organisationen, in denen mobile Arbeit wenig ausgeprägt ist, höhere Unsicherheit, höhere Erschöpfung, höhere Konflikte zwischen Arbeit und Privatem, aber auch höhere Produktivität während mobiler Arbeit im Vergleich zur Arbeit im Büro bestehen. Je mehr mobile Arbeitsformen Unternehmen jedoch realisieren, umso mehr kehrt sich dieser Trend dann um.
Mobile Beschäftigte, die in Organisationen tätig sind, die bereits volle Virtualität erlangt haben, zeigen 15,8 Prozent weniger Unsicherheit, 13,1 Prozent weniger Erschöpfung, 11,1 Prozent weniger Konflikte zwischen Arbeit und Privatleben und 6,2 Prozent mehr Produktivität im Vergleich zu Beschäftigten in der Widerstandsphase.