Zwei Männer und eine Frau stehen an einem Schreibtisch und schauen auf einen Monitor.
Studien

Barmer Gesundheitsreport 2023: Mit den Daten zur Arbeitsunfähigkeit die betriebliche Gesundheit fördern

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Internetredaktion Barmer

Qualitätssicherung

  • Nora Hoffmann (Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung)

Weshalb, wie oft und wie lange waren Beschäftigte im vergangenen Jahr krankgeschrieben? Einen repräsentativen Überblick bietet der neue Barmer Gesundheitsreport.

Der Barmer Gesundheitsreport wertet jedes Jahr die Krankmeldungen von Erwerbspersonen aus, die bei der Barmer versichert waren. Er gibt Aufschluss über häufige Gründe für Arbeitsunfähigkeiten, informiert über die durchschnittliche Erkrankungsdauer und den Krankenstand nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Berufszweig jeweils im Vorjahresvergleich mit dem Jahr 2021.

Krankenstand im gesamten Jahr auf hohem Niveau

Die Auswirkungen der Coronapandemie machten sich auch 2022 bemerkbar. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Fehlzeiten bundesweit deutlich an, insgesamt um 29,6 Prozent. Auf das ganze Jahr gesehen, waren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durchschnittlich 22,7 Tage krankgeschrieben. Der Krankenstand erhöhte sich damit insgesamt von 4,79 Prozent auf 6,22 Prozent. Auch die Betroffenheitsquote ist deutlich gestiegen: War in zurückliegenden Jahren typischerweise etwa die Hälfte aller Erwerbspersonen wenigstens kurzzeitig krankgeschrieben, lag dieser Anteil im Jahr 2022 bei gut 71 Prozent. Während die Gesamtzahl der Fehltage und der Anteil an Personen mit Krankschreibung zunahm, sank allerdings die Dauer der Arbeitsunfähigkeiten von 16,2 auf 12,3 Tage und damit um 24 Prozent.

Vor allem jüngere Beschäftigte waren im vergangenen Jahr häufiger krankgeschrieben. Während Erwerbspersonen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren mehr als dreimal pro Jahr fehlten, lag der Durchschnitt in den mittleren Altersgruppen nur etwa halb so hoch. Die Dauer der Fehlzeiten stieg hingegen mit zunehmendem Alter an. Während eine AU in der jüngsten Altersgruppe durchschnittlich weniger als sechs Tage dauerte, waren die 60- bis 64-Jährigen rund 22 Tage krankgemeldet.

Infografik zum Rückgang von Rückerkrankungen zwischen 2014 und 2020 bei Männern und Frauen

Krankschreibungen aufgrund von Rückenbeschwerden haben bei Beschäftigten mittleren Alters in den letzten Jahren tendenziell abgenommen.

Verantwortlich für die meisten Krankmeldungen waren im Jahr 2022 Atemwegserkrankungen. Deren Anzahl hat sich von 2021 auf 2022 nahezu verdreifacht. Während die hohen Arbeitsausfälle in den ersten Monaten hauptsächlich auf eine ausgeprägte Grippe- und Erkältungswelle zurückzuführen sind, könnten die ungewöhnlich hohen Krankenstände im weiteren Jahresverlauf auf eine Häufung von Infektionen durch die Rücknahme der Corona-Schutzmaßnahmen zurückzuführen sein. Möglicherweise hat aber auch die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) zu einer höheren Zahl an gemeldeten Arbeitsunfähigkeiten beigetragen.

Unterschiede nach Berufsgruppen: Im interaktiven Berufsatlas zum Report können Sie über verschiedene Filterfunktionen gezielt nach Gesundheitsdaten recherchieren und beispielsweise auswerten, welche Berufsgruppen von welchen Erkrankungen betroffen sind. Der Gesundheitsreport ist somit ein gutes Instrument, um Ableitungen für gezielte Präventionsmaßnahmen in Ihrem Unternehmen zu treffen.

Psychische Erkrankungen verursachen lange Fehlzeiten

Rund 35 Prozent und somit mehr als in Drittel aller Erwerbspersonen waren im Jahr 2021 von einer psychischen Erkrankung betroffen. 46 Prozent aller Fehltage aufgrund psychischer Störungen entfielen dabei auf die  Diagnosegruppe „Affektive Störungen“, die in erster Linie Depressionen beinhaltet. Knapp 45 Prozent entfielen auf Diagnosen aus der Gruppe „Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen“. Besonders auffällig hierbei war, dass die Betroffenen im Durchschnitt extrem lang arbeitsunfähig geschrieben waren, häufig sogar mehr als 42 Tage.

Außerdem zeigten sich bei Frauen deutlich höhere Risiken für psychische Erkrankungen als bei Männern. Mit steigendem Alter nahmen bei beiden Geschlechtern insbesondere die Risiken für längere Arbeitsunfähigkeiten zu. Von 2021 auf 2022 hat sich dieser altersabhängige Anstieg des Risikos jedoch abgeschwächt. Insbesondere jüngere Erwerbspersonen waren 2022 häufiger als 2021 von Arbeitsunfähigkeiten aufgrund psychischer Erkrankungen betroffen, wohingegen die Risiken bei Älteren 2022 eher niedriger als 2021 lagen.

Berufliche Unzufriedenheit als gesundheitliches Risiko

Der aktuelle Gesundheitsreport erforscht zudem, welche Einflüsse die Arbeitssituation auf die Entstehung von psychischen Erkrankungen hat. Besonders im Fokus stehen hierbei Arbeitsplatz- sowie Wohnortwechsel, Ausbildungsgrad und Beruf.

Dabei zeigte sich, dass Personen mit häufigen Arbeitsplatz- und Wohnortwechseln ein deutlich erhöhtes Risiko für Arbeitsunfähigkeiten aufgrund psychischer Erkrankungen haben. Beschäftigte mit längerfristiger Tätigkeit an einem Arbeitsplatz und mit längerfristigem Aufenthalt an einem Wohnort weisen hingegen ein geringeres Risiko für psychische Erkrankungen auf.

Cover Gesundheitsreport 2023

Alle Ergebnisse aus dem Gesundheitsreport nachlesen und detaillierte Zahlen zu den einzelnen Berufen und Branchen recherchieren.

Zum Gesundheitsreport 2023

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