Womit sollte man bei der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen starten?
Sie sollten zunächst unbedingt ein Zielbild entwickeln. Was möchten Sie mit und durch eine Digitalisierung erreichen? Setzen Sie sich kritisch mit Ihren bestehenden Geschäftsprozessen auseinander. Identifizieren und priorisieren Sie die wichtigsten Prozesse und Themen. Und verschlanken Sie die anderen. Entwickeln Sie eine Digitalstrategie, definieren Sie Etappen. Starten Sie mit der ersten Etappe, lernen Sie aus Ihrer Digitalisierungspraxis (PDCA) und verbessern Sie kontinuierlich Ihren Prozess und lassen Sie sich von Expert/innen mit Erfahrung beraten und/oder begleiten.
Könnten wir stichwortartig einen kurzen Abgleich bzgl. digitaler Schlüsselkompetenzen haben?
In „Future Skills 2021“ vom Stifterverband werden die folgenden digitalen Schlüsselkompetenzen genannt:
- Digital Literacy
- Digital Ethics
- Digitale Kollaboration
- Digital Learning
- Agiles Arbeiten
Weitere Infos finden Sie unter: https://www.stifterverband.org/medien/future-skills-2021
Einen wichtigen Punkt finde ich aus meiner Erfahrung in Ihrem Vortrag wieder. Es ist essentiell die Mitarbeiter/innen und Kolleg/innen in einem Veränderungsprozess mitzunehmen. Veränderungen können auf dem Papier in der Theorie entwickelt werden, müssen jedoch von Mitarbeitenden angenommen und akzeptiert werden. Dies gelingt nur gemeinsam.
Genau, da stimmen wir Ihnen zu.
Ich mache gerade ein Bachelorstudium und bin gleichzeitig Führungskraft. Alles zusammen zu kombinieren ist nicht einfach. Haben Sie einen guten Tipp?
Das sprengt leider etwas den Rahmen des Themas „Veränderungskompetenz“. Mein persönlicher Tipp: Finden Sie einen Coach, der Sie bei der Reflexion Ihrer Situation und Möglichkeiten sowie der Entwicklung einer Lösungsstrategie unterstützt.
Wie sehen Sie den Stellenwert der (gegenseitigen) Wertschätzung in solchen Veränderungsprozessen?
Den Stellenwert von Wertschätzung kann man gar nicht hoch genug bewerten. Ohne gegenseitige Wertschätzung gibt es kein Vertrauen. Und ohne Vertrauen - als Basis - ist erfolgreiche Veränderung kaum möglich.
Wie lässt sich diese Kultur vermitteln, wenn gleichzeitig aus wirtschaftlichen Gründen Arbeitsverdichtung und Mitarbeiterabbau eingeplant werden muss?
Das ist in der Tat eine große Herausforderung, aber wenn es eine klare und ehrliche Vision dazu gibt, warum es nach den o.a. Gründen und Einschnitten für das Unternehmen und die Menschen, die dort arbeiten, langfristig und dauerhaft besser wird, besteht eine gute Chance, dass die Maßnahmen angenommen werden. Wichtig ist ein Blick auf eine realistische positive Zukunft, die über die unangenehmen Maßnahmen hinausgeht. Basis ist ein vertrauensvoller Umgang, eine transparente Kommunikation und sichtbare Zeichen, dass das Management ein Teil der Kürzung und Verdichtung ist.
Haben Sie praktische Beispiele zur Überprüfung, ob und wie tief eine Veränderung angenommen wurde? Welche Indikatoren haben sich aus Ihrer Sicht bewährt und sind aussagekräftig?
Mir sind keine solchen Indikatoren bekannt, jedenfalls keine, die eine allgemeine Gültigkeit besitzen über Teilnahmezahlen oder erfolgreich abgelegte Wissensprüfungen. Entscheidend ist, dass Veränderung kein Selbstzweck ist, sondern immer die Intention hat, ganz bestimmte Parameter oder Verhaltensweisen zu ändern. Diese Änderung ist messbar. Jedes Unternehmen sollte sich zu Beginn und als Teil der Veränderungskonzeption überlegen, welche spezifischen Indikatoren für den Erfolg wichtig sind und wie diese gemessen und bewertet werden sollen. Veränderungs-Expertinnen und -Experten können dabei helfen.