- Wann ist eine Krankschreibung per Telefon möglich?
- Wie lange ist eine telefonische Krankschreibung gültig?
- Welche Regelungen gelten für die Krankschreibung per Videosprechstunde?
- Können sich Eltern kranker Kinder telefonisch krankschreiben lassen?
- Wie wird die Krankschreibung per Telefon an die Krankenkasse und den Arbeitgeber übermittelt?
- Führt die Krankschreibung per Telefon zu höheren Krankenständen?
- Mit dem Barmer-BGM-Team gesunde Arbeit fördern
Anstatt in die Arztpraxis zu gehen, können sich erkrankte Angestellte auch per Telefon eine Arbeitsunfähigkeit bescheinigen lassen. Die telefonische Krankschreibung wurde wegen Corona übergangsweise eingeführt, um die Arztpraxen zu entlasten und das Infektionsrisiko zu verringern. Inzwischen wurde eine dauerhafte Regelung beschlossen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen für für Sie als Arbeitgeber.
Wann ist eine Krankschreibung per Telefon möglich?
Die telefonische Krankschreibung ist inzwischen nicht mehr auf Erkältungskrankheiten beschränkt, wie es während der Coronapandemie der Fall war. Auch bei Magen-Darm-Infekten ist eine Krankschreibung per Telefon möglich.
Dabei gelten bestimmte Voraussetzungen:
- Die Erkrankten müssen bekannt sein: Die Betroffenen müssen in den letzten zwei Jahren mindestens einmal in der Arztpraxis gewesen sein.
- Keine Videosprechstunde verfügbar: Die Praxis bietet keine Video-Sprechstunden an.
- Leichte Symptome: Schwere Erkrankungen erfordern weiterhin eine persönliche Untersuchung.
Sind diese Bedingungen erfüllt, kann der Arzt oder die Ärztin nach telefonischer Rücksprache eine Erstbescheinigung über die Arbeitsunfähigkeit (AU) ausstellen. Ab dem vierten Tag ist ein ärztliches Attest nötig – Arbeitgeber dürfen einen Nachweis über die AU aber auch schon ab dem ersten Tag fordern.
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Wie lange ist eine telefonische Krankschreibung gültig?
Eine Krankmeldung ohne Arztbesuch ist auf maximal fünf Kalendertage begrenzt. Sollte die Erkrankung länger andauern, ist für eine Folgebescheinigung ein persönlicher Besuch in der Arztpraxis notwendig.
Wenn die Erstbescheinigung persönlich ausgestellt wurde, ist auch eine Verlängerung per Telefon möglich.

Telefonische Krankschreibungen sind bei leichten Erkrankungen für maximal 5 Kalendertage gültig.
Welche Regelungen gelten für die Krankschreibung per Videosprechstunde?
Einige Arztpraxen bieten für Krankschreibungen auch Sprechstunden per Video an.
Die Regelungen dafür unterscheiden sich von der telefonischen Variante wie folgt:
- Krankschreibungen von bis zu sieben Tagen sind möglich, wenn die erkrankte Person der Praxis persönlich bekannt ist.
- Auch neue Patienten können krankgeschrieben werden – jedoch maximal für drei Tage.
Auch hier gilt: Folgebescheinigungen sind nur nach einem persönlichen Arztbesuch möglich.
Müssen Arbeitgeber Online-Krankschreibungen akzeptieren?
Nein. Als Unternehmen können Sie Online-Krankschreibungen ohne persönlichen oder telefonischen Kontakt mit einem Arzt oder einer Ärztin ablehnen.
Das zeigt ein Fall aus dem Jahr 2021, der vor dem Arbeitsgericht Berlin verhandelt wurde. Ein Arbeitnehmer legte eine AU-Bescheinigung vor, die er über ein spezielles Internetportal erhalten hatte. Die Bescheinigung wurde anhand eines Online-Fragebogens erstellt.
Der Arbeitgeber akzeptierte die Krankschreibung nicht und verweigerte die Entgeltfortzahlung, woraufhin der Arbeitnehmer klagte. Das Arbeitsgericht gab dem Arbeitgeber Recht. Denn: Für eine „ordnungsgemäß ausgestellte Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung“ fehlte nach Ansicht des Gerichts die ärztliche Untersuchung.
Können sich Eltern kranker Kinder telefonisch krankschreiben lassen?
Ja, auch Eltern, die ihr krankes Kind betreuen müssen, können die Krankmeldung ohne Arztbesuch in Anspruch nehmen. Bis zu fünf Kalendertage sind möglich. Voraussetzung: Das Kind ist der Arztpraxis persönlich bekannt.
Wie wird die Krankschreibung per Telefon an die Krankenkasse und den Arbeitgeber übermittelt?
Seit der Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) im Januar 2023 läuft dieser Prozess automatisch ab.
Wenn sich Mitarbeitende telefonisch oder persönlich krankschreiben lassen, übermittelt die Arztpraxis die Arbeitsunfähigkeitsdaten elektronisch an die Krankenkasse.
Arbeitgeber oder beauftragte Dienstleistungsunternehmen (z. B. eine Steuerberatungskanzlei) können die eAU über das digitale Datenaustauschverfahren bei der Krankenkasse abrufen.
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Führt die Krankschreibung per Telefon zu höheren Krankenständen?
Da gehen die Meinungen auseinander. Während einige Arbeitgeber einen Zusammenhang vermuten und die Abschaffung der telefonischen Krankmeldung fordern, verteidigen viele Ärztinnen und Ärzte die Regelung. Tatsächlich ist der Krankenstand in Deutschland in den vergangenen Jahren auf ein Rekordniveau gestiegen – etwa durch die Zunahme von Erkältungs- und Atemwegserkrankungen während und nach der Corona-Pandemie. Laut Statistischem Bundesamt meldeten sich Beschäftigte 2021 durchschnittlich etwa 11 Tage im Jahr krank. 2023 waren es bereits 15 Tage. Im Jahr 2024 gab es erneut eine Steigerung.
Andere Studien sehen eine Zunahme psychischer Erkrankungen als Grund für den hohen Krankenstand. Zu diesem Ergebnis kommt auch der Barmer Gesundheitsreport. Der Gesundheitsreport erforscht außerdem, welche Einflüsse die Arbeitssituation auf die Entstehung von psychischen Erkrankungen hat.