Eine Frau im Homeoffice sitzt vor einem Ventilator

Hitze am Arbeitsplatz: So können Beschäftigte geschützt werden und produktiv bleiben

Lesedauer unter 10 Minuten

Redaktion

  • Internetredaktion Barmer

Hitze und Hitzewellen machen auch Unternehmen immer häufiger zu schaffen und schränken die Arbeit ein. Welche Vorkehrungen Sie als Arbeitgeber treffen können und was bei akuten Hitzewellen im Sommer getan werden kann.

Auch in diesem Jahr ist damit zu rechnen, dass es zu Hitzeperioden und Extremwetterlagen kommt. Neben der wichtigen Aufgabe, die Gesundheit berufstätiger Menschen zu schützen, stellt sich für Betriebe auch die Frage, wie die Arbeit im Sommer erträglich gestaltet werden kann. Denn der Schutz vor Hitze am Arbeitsplatz ist nicht nur eine rechtliche Pflicht, sondern auch ein entscheidender Faktor für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit Ihrer Mitarbeitenden. Durch eine Analyse der Klimarisiken und die Aufstellung eines Hitzeschutzplans können Sie einen wichtigen Beitrag zur Arbeitssicherheit und Produktivität leisten.

So beeinflusst Hitze unsere Gesundheit und Produktivität

Steigen die Temperaturen im Sommer stark an, bedeutet das eine enorme Belastung für unseren Körper und unsere Gesundheit. Schweißattacken sind hierbei noch die harmloseren Folgen. Für Personen mit Gesundheitsproblemen wie z. B. Herz-Kreislauf- und Atemwegs-Beschwerden bedeutet Hitze ein erhebliches Gesundheitsrisiko. Besondere Vorsicht gilt außerdem für Arbeitsplätze im Freien, da im Extremfall ein lebensgefährlicher Hitzschlag droht und die intensive Sonneneinstrahlung Haut- und Augenerkrankungen, Sonnenbrand und sogar langfristig Hautkrebs verursachen kann.

Auch Arbeitsplätze im Innenraum können bei Hitze stark aufgeheizt sein, wenn keine Raumkühlung möglich ist. Zudem kann Arbeits- oder Schutzkleidung die Arbeit bei Wärmebelastung erschweren. Vor allem bei langanhaltender und starker Hitze über 30 Grad kann der natürliche Temperaturmechanismus so weit eingeschränkt sein, dass unsere Leistungsfähigkeit herabgesetzt ist und Müdigkeit und Konzentrationsschwäche zunehmen. Auch das Verletzungsrisiko und die psychische Belastung nehmen zu. Zudem deuten Studien darauf hin, dass das Aggressionspotential bei Hitze zunimmt.

Welche rechtlichen Pflichten gibt es für den Schutz vor Hitze?

Als Arbeitgeber sind Sie grundsätzlich dazu verpflichtet, für die Sicherheit und Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden zu sorgen, diese gilt auch für extreme Temperaturen und Hitzewellen. So fordert das Arbeitsschutzgesetz beispielsweise eine Gefährdungsbeurteilung, die auch klimatische Bedingungen berücksichtigt. Konkrete Vorgaben für den Hitzeschutz am Arbeitsplatz machen zudem die Technischen Regeln für Arbeitsstätten. Ab einer Raumtemperatur von 26 Grad Celsius sollten bereits Maßnahmen für die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten ergriffen werden. Ab 30 Grad sind diese zwingend notwendig. Bei Temperaturen über 35 Grad ist der Arbeitsplatz als ungeeignet anzusehen, sofern keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen getroffen werden.

Auch der Hitzeschutzplan des Bundesgesundheitsministeriums setzt den Hitzeschutz auf die Agenda und fordert entsprechende Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung.

So gehen Sie vor: 8 wichtige Maßnahmen zum Hitzeschutz im Betrieb 

Um die Risiken durch Hitze in Ihrem Betrieb einzuschätzen, ist eine systematische Vorgehensweise wichtig. Beginnen Sie daher im ersten Schritt mit der Ermittlung der betroffenen Arbeitsplätze und Tätigkeiten. Nutzen Sie Klimadaten und Temperaturprognosen, um sich einen Überblick über mögliche Hitzetage zu verschaffen. Führen Sie anschließend eine Gefährdungsbeurteilung durch und dokumentieren Sie die Ergebnisse. Ein weiterer wichtiger Bestandteil einer umfassenden Strategie ist die Einbeziehung Ihrer Mitarbeitenden. Fragen Sie nach deren Erfahrungen und Vorschlägen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei Hitze.

1. Hitzeaktionsplan erstellen

Hitzeaktionspläne sind ein effektives Instrument, um die Gesundheit der Belegschaft zu schützen und die Produktivität aufrechtzuhalten. Sie beinhalten eine Vielzahl von Maßnahmen, die auf verschiedenen Ebenen ansetzen: Dazu gehören organisatorische Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten oder die Verlagerung besonders belastender Tätigkeiten in die kühleren Morgenstunden. Technische Maßnahmen können die Installation von Klimaanlagen oder Ventilatoren umfassen. Auch die Bereitstellung von ausreichend Trinkwasser und geeigneter Schutzkleidung zählt dazu. Schulungen und die Sensibilisierung der Beschäftigten für das Thema Hitzeschutz runden den Hitzeaktionsplan ab.

Das Umweltbundesamt hat Handlungsempfehlungen als eine Art Blaupause für kommunale Behörden erarbeitet, um regional angepasste Hitzeaktionspläne zu entwickeln.

2. Raumklima verbessern

Sonneneinstrahlung kann Räume schnell aufheizen. Investieren Sie daher in geeignete Sonnenschutzmaßnahmen wie Rollos, Jalousien oder spezielle Fensterfolien, die UV-Strahlen blockieren. Auch Pflanzen können helfen, die Raumtemperatur zu senken, da sie Feuchtigkeit an die Luft abgeben und als natürliche Schattenspender fungieren. Ein gut funktionierendes Klimatisierungssystem ist das A und O an heißen Tagen. Stellen Sie sicher, dass Ihre Klimaanlage regelmäßig gewartet wird, um eine optimale Leistung zu gewährleisten. Ergänzend dazu können Ventilatoren helfen, die Luftzirkulation zu verbessern und somit für eine angenehmere Temperatur zu sorgen. Überlegen Sie auch, ob mobile Klimageräte in besonders heißen Bereichen eine sinnvolle Investition sein könnten.

3. Kühle Pausenräume einrichten

In größeren Betrieben oder auf Baustellen sollten spezielle, von den Arbeitsräumen bzw. Arbeitsbereichen getrennte Räumlichkeiten für die Pausenzeiten der Mitarbeitenden vorgehalten werden. So können sich die Mitarbeiter in diesen getrennten Räumlichkeiten in einer angenehmen Umgebung bei kühlen Temperaturen von der Hitzebelastung am Arbeitsplatz erholen. Die Pausen- und Erholungsräume sollten möglichst klimatisiert oder zumindest gekühlt und sehr gut belüftet.

4. Flexibilisierung der Arbeitszeit

Wenn es der Geschäftsbetrieb erlaubt, bieten Sie Ihren Mitarbeitenden flexible Arbeitszeiten an, damit sie ihre Arbeit in die kühleren Stunden des Tages verlegen können. Gleitzeitmodelle oder die Möglichkeit, frühmorgens oder später am Abend zu arbeiten, können die Belastung durch hohe Temperaturen erheblich reduzieren. So lassen sich die heißesten Stunden des Tages vermeiden.

5. Transparenz und Hitzewarnungen

Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeitenden für die Risiken von Hitze und die entsprechenden Schutzmaßnahmen. Regelmäßige Schulungen und Informationen sind hierbei hilfreich. Kommunizieren Sie rechtzeitig und und verständlich Notfallpläne für Hitzewellen und Maßnahmen bei hitzebedingten gesundheitlichen Problemen. Ihre Beschäftigten sollten wissen, wie sie im Ernstfall reagieren und wo sie Hilfe finden können. Bereiten Sie Ihr Unternehmen außerdem rechtzeitig auf steigende Temperaturen vor – etwa durch die Unwetterwarnungen der amtlichen Wetterdienste – und leiten Sie die notwendigen Vorsorgemaßnahmen ein.

6. Kleidung und Dresscode 

Lockern Sie den Dresscode. Erlauben Sie Ihren Mitarbeitenden, an heißen Tagen leichtere und luftige Kleidung zu tragen. Verzichten Sie auf strenge Kleidervorschriften und empfehlen Sie stattdessen bequeme, atmungsaktive Materialien. Lockere und weniger eng anliegende Kleidung sorgt für eine leichte Abkühlung, weil die Luft zwischen der Haut und dem Stoff zirkulieren kann.

7. Getränke und Trinktipps

Ausreichend Wasser und Getränke stehen an erster Stelle bei der Hitzevermeidung. Sorgen Sie dafür, dass während der heißen Tage ausreichend Trinkwasser zur Verfügung steht. Stellen Sie Wasserspender oder andere gesunde Getränken bereit. Erinnern Sie Ihre Mitarbeitenden außerdem regelmäßig daran, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um einer Austrocknung vorzubeugen. Ratsam sind mindestens zwei Liter nicht zu kalte Flüssigkeit über den Arbeitstag verteilt. Gut geeignet sind stilles Wasser, ungezuckerte Kräuter- oder Fruchttees sowie verdünnte Saftschorlen. Alkohol, Kaffee und gesüßte Softdrinks fördern die Dehydrierung und sollten gemieden werden.

8. Notfallplan und Erste Hilfe

Hitze kann verschiedene gesundheitliche Probleme verursachen, von leichteren Beschwerden wie Kreislaufproblemen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen wie Hitzschlag. Besonders gefährdet sind Personen, die im Freien arbeiten oder körperlich anstrengende Tätigkeiten ausführen. Auch vulnerable Gruppen wie Schwangere oder chronisch Erkrankte müssen während einer Hitzeperiode besonders geschützt werden.

Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem hitzebedingten Vorfall kommen, ist schnelles und richtiges Handeln entscheidend.

Bei welchen Gesundheitsproblemen durch Hitze akuter Handlungsbedarf besteht

Kreislaufprobleme
Kreislaufprobleme sind eine indirekte Reaktion des Körpers. Durch die hohen Temperaturen weiten sich die Gefäße und das Herz pumpt das Blut vermehrt in die Haut. Für die inneren Organe bleibt weniger Blut und Sauerstoff übrig. Schwindel, Übelkeit, Schweißausbrüchen, Augenflimmern und sogar Ohnmacht können die Folge sein. Helfen kann ein feuchtes Handtuch oder Kühlung mit einem Ventilator.  

Hitzekrämpfe
Auch Muskelkrämpfe können ein Anzeichen von Hitze sein. Hitzekrämpfe werden durch intensives Schwitzen, einem Flüssigkeitsmangel und daraus resultierendem Salzverlust verursacht. Betroffene Personen sollten an einen kühlen Ort gebracht werden, ausruhen und mit salzhaltigen Getränken unterstützt werden.

Hitzeerschöpfung
Dabei handelt es sich um einen Zustand, der durch Dehydrierung und Überhitzung entsteht und Symptome wie Schwäche, Übelkeit und Schwindel umfasst. Betroffene Personen sollten ebenfalls in den Schatten oder eine kühle Umgebung gebracht werden. Die Füße können leicht hochgelagert und enge Kleidung gelockert werden. Getränke sollten nur in kleinen Mengen angeboten werden. Bei Bewusstlosigkeit müssen sofort Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden und ärztliche Hilfe geholt werden.

Hitzschlag
Ein Hitzschlag ist eine schwerwiegende Erkrankung, bei der die Körpertemperatur auf über 40 Grad Celsius ansteigt und die lebensbedrohlich sein kann. In diesem Fall muss sofort der Notruf abgesetzt werden. Die betroffene Person wird an einen kühlen Ort gebracht und die Kleidung entfernt. Der Körper ist mit kaltem Wasser abzukühlen, z. B. durch feuchte Tücher. Bei Bewusstlosigkeit sind ebenfalle Softortmaßnahmen zur Ersten Hilfe notwendig.

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Welche Besonderheiten gelten für die Arbeit im Freien?

Arbeitgeber, die Mitarbeitende im Freien beschäftigen, kennen die Herausforderungen, die mit direkter Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen einhergehen. Nicht nur die Produktivität leidet unter der extremen Hitze und intensiven UV-Strahlung – auch die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden steht auf dem Spiel. Mit den richtigen Maßnahmen können Sie als Arbeitgeber auch hier die Leistungsfähigkeit erhalten und die Sicherheit gewährleisten.

Sonnenschutz am Arbeitsplatz
Längere Aufenthalte unter der Sonne können zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen wie Sonnenbrand, Hitzschlag und Hautkrebs führen. Um Beschäftigte zu schützen, sollten Sie deswegen auf umfassende Sonnenschutzmaßnahmen setzen: Leichte, helle und UV-abweisende Kleidung schützt die Haut vor schädlicher Strahlung. Achten Sie darauf, dass die Kleidung auch bei hohen Temperaturen angenehm zu tragen ist. Hüte mit breiter Krempe oder Nackenschutz schützen Kopf, Gesicht und Nacken effektiv vor der Sonne. Stellen Sie außerdem Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF) zur Verfügung und erinnern Sie alle Kolleginnen und Kollegen daran, diese regelmäßig aufzutragen. Schützen Sie die Augen Ihrer Mitarbeitenden außerdem mit Sonnenbrillen, die 100% UV-Schutz bieten.

Hitzeschutz für draußen
Neben dem Schutz vor UV-Strahlen ist es ebenso wichtig, Maßnahmen gegen die Hitze im Freien zu ergreifen, um gesundheitliche Risiken wie Dehydration und Hitzekrämpfe zu vermeiden. Stellen Sie sicher, dass ausreichend Wasserstellen zur Verfügung stehen und ermutigen Sie alle im Betrieb, regelmäßig Wasser zu trinken. Passen Sie gegebenenfalls die Arbeitszeiten an, um die intensivsten Sonnenstunden zu vermeiden. Frühe Morgenstunden und späte Nachmittage sind oft weniger heiß. Bieten Sie Schattenplätze oder mobile Sonnenschirme an, um den direkten Sonnenkontakt zu reduzieren. Erhöhen Sie die Anzahl und Dauer der Pausen während heißer Tage, damit sich Ihre Mitarbeitenden im Schatten erholen können.

Ausfallgeld an Hitzetagen
Neu für die Baubranche: Dachdecker können in den Sommermonaten witterungsbedingtes Ausfallgeld erhalten. Finanziert wird das Sommer-Ausfallgeld aus der Umlage an die Sozialkassen des Dachdeckerhandwerks (SOKA-Dach). Das Ausfallgeld beträgt derzeit 75 Prozent des Stundenlohns und wird für maximal 53 Stunden gezahlt. Als Unternehmen können Sie eine Pauschalerstattung für Ihre geleisteten Sozialbeiträge erhalten. Die Regelung ist zunächst auf das Jahr 2024 begrenzt.

So lässt sich der Hitzeschutz im Homeoffice umsetzen

Hitzeschutz für mobile Arbeit
Bei der Arbeit im Homeoffice sind Arbeitnehmende selbst dafür verantwortlich, für den notwendigen Hitzeschutz zu sorgen. Als Arbeitgeber sollten Sie das Thema dennoch in den Fokus nehmen, um die Gesundheit und Produktivität Ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Geben Sie beispielsweise Tipps, wie sich in den eigenen vier Wänden ein angenehmes Arbeitsumfeld schaffen lässt. Oder erwägen Sie eine Ausweitung des Arbeitszeitrahmens im Sommer, damit Beschäftigte ihre Arbeitszeit in die frühen Morgenstunden verlegen können, an denen es noch nicht so warm ist. 

Hitzeschutz bei Telearbeit
Für Telearbeitsplätze gelten zunächst dieselben gesetzlichen Bestimmungen wie für die Arbeit im Betrieb. Die Gesundheitsrisiken am heimischen Arbeitsplatz müssen beispielsweise im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung geprüft werden. In der Regel bezieht sich die Prüfung allerdings auf die Arbeitsmittel wie Notebooks oder Smartphones, die Sie als Arbeitgeber für die Telearbeit zur Verfügung stellen. Hierfür gelten dann die entsprechenden Vorgaben für Bildschirmarbeitsplätze. Diese gehen allerdings nicht konkret auf die Raumtemperatur ein. Arbeiten Beschäftigte also beispielsweise bei über 35 Grad zu Hause in Räumen oder auf der Terrasse, liegt dies in ihrer eigenen Verantwortung.

Mit der Barmer zum Thema Hitze am Arbeitsplatz informieren

Um Ihr Unternehmen für die nächste Hitzewelle vorzubereiten, sollten Sie Ihre Beschäftigten über gesundheitsförderliches Verhalten bei Hitze aufklären. Die Barmer unterstützt Sie dabei mit Maßnahmen, die sich im Arbeitsalltag praktisch umsetzen lassen.

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Weiterführende Literatur: