Eine junge Frau in Unterwäsche
Frauengesundheit

Scheidentrockenheit: Typische Symptome und wirksame Behandlungen

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Dr. med. Madeleine Zinser (Ärztin, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung

  • Annette Mittmann (Gynäkologin, Psychotherapeutin)

Drei Fakten zur Scheidentrockenheit auf einen Blick

Was ist Scheidentrockenheit?

Bei vaginaler Trockenheit ist die Vaginalschleimhaut weniger feucht und widerstandsfähig. Betroffene Frauen können dann unter Juckreiz, Brennen und Schmerzen leiden.

Ursachen von Scheidentrockenheit

Neben hormonellen Veränderungen, etwa während der Stillzeit, kommen als Auslöser für eine Scheidentrockenheit auch Stress, bestimmte Medikamente und das Rauchen infrage. 

Scheidentrockenheit lässt sich gut behandeln

Gleitmittel, spezielle Feuchtigkeitscremes für den Intimbereich, Probiotika und manchmal auch Medikamente mit Hormonen können die Symptome lindern.

Scheidentrockenheit betrifft etwa die Hälfte aller Frauen in den Wechseljahren und kann ihre Lebensqualität beeinträchtigen. Nicht selten leiden auch jüngere Frauen an vaginaler Trockenheit. Das Problem: Nur ein Bruchteil der Betroffenen spricht die Beschwerden beim Frauenarztbesuch an – für viele Frauen ist Scheidentrockenheit ein Tabuthema. Dabei gibt es besonders für Frauen in den Wechseljahren wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Alles zu Symptomen und Ursachen der Scheidentrockenheit und möglichen Therapiemaßnahmen.

Was ist Scheidentrockenheit? 

Die Scheidentrockenheit oder vaginale Trockenheit ist ein häufiges Symptom des urogenitalen Menopausensyndroms, früher auch als atrophische Vaginitis bezeichnet. Medizinerinnen und Mediziner verstehen darunter hormonbedingte Veränderungen der Vaginalschleimhaut und des vaginalen Milieus während und nach der Menopause, also dem Ende der Regelblutung in den Wechseljahren der Frau. 

Die Veränderungen betreffen vor allem das Sexualhormon Östrogen:

  • In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel. Dadurch nimmt, ausgelöst etwa durch eine verminderte Durchblutung, die Dicke der vaginalen Schleimhaut, der dazugehörigen Muskulatur und auch der sogenannten Mukusschicht ab. Dieser vaginale Schleim (Mukus) besitzt eine Schutzfunktion vor äußeren Reizen, Bakterien und Pilzen. 
  • Außerdem verändert sich die vaginale Flora in den Wechseljahren. Normalerweise ist die Vaginalschleimhaut mit milchsäureproduzierenden Bakterien (Laktobazillen) besiedelt. Diese Besiedelung nimmt in den Wechseljahren ab – und damit verändert sich auch der pH-Wert in der Scheide, also der Säuregehalt. 
  • Durch den geringeren Östrogenspiegel ist auch die Lubrikation gestört. Lubrikation bezeichnet den Austritt einer Gleitsubstanz während der sexuellen Erregung, der für die Gleitfähigkeit beim Sex verantwortlich ist. Frauen in der Postmenopause, die zwölf Monate nach der letzten Regelblutung beginnt, haben insgesamt weniger Vaginalsekret als Frauen im gebärfähigen Alter – es kommt zur Scheidentrockenheit. 

Betroffene erleben dann oft Symptome wie Brennen, Trockenheit und Reizungen im Genitalbereich, also der Vulva (außen) und Vagina (innen), Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie schmerzhaftes Wasserlassen und häufigere Harnwegsinfekte.

Einigen Frauen bereitet die vaginale Trockenheit aber auch schon vor den Wechseljahren Beschwerden. Das kann verschiedene Ursachen haben, häufig sind jedoch ebenfalls die Hormone dafür verantwortlich.

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Symptome bei Scheidentrockenheit: Welche Beschwerden gibt es? 

Wie sich Scheidentrockenheit anfühlt, ist sehr individuell. Betroffene Frauen berichten zum Beispiel von den folgenden Beschwerden:

  • Brennen
  • Juckreiz
  • Schmerzen, besonders beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) 
  • Druckgefühl

Die Vaginalschleimhaut wird empfindlicher gegenüber äußeren Reizen, es kann beispielsweise leichter zu kleinen Rissen und damit einhergehenden leichten Blutungen oder vermehrtem Ausfluss und Infektionen kommen.

Scheidentrockenheit ist kein Grund zum Schämen

Die Symptome der Scheidentrockenheit können die Lebensqualität beeinträchtigen. Vielleicht fühlen Sie sich nicht wohl in Ihrer Haut, auch die Libido (sexuelle Lust) und die partnerschaftliche Beziehung können leiden. Wichtig ist, dass Sie sich nicht dafür schämen müssen. Sprechen Sie mit Ihrem Gynäkologen oder Ihrer Gynäkologin offen über die Symptome. Wenn die Ursache der Scheidentrockenheit bekannt ist, kann sie normalerweise auch wirksam behandelt werden.

Ursachen von Scheidentrockenheit

Die typische Ursache der Scheidentrockenheit sind hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren. Doch auch unter anderen Umständen und bei jüngeren Frauen kann es zu einem Östrogenmangel mit der typischen Folge der Scheidentrockenheit kommen. 

Mögliche Ursachen für den Mangel sind unter anderem:

  • Hormonumstellungen nach der Schwangerschaft und während der Stillzeit
  • Die Wirkung antiöstrogener Wirkstoffe wie beispielsweise Tamoxifen, die bei der Behandlung von Brustkrebs eine Rolle spielen
  • Erkrankungen des Immunsystems
  • Bestrahlung im Bereich des Unterleibs
  • Chemotherapie
  • Bestimmte Operationen wie etwa die Entfernung der Eierstöcke

Zudem können diese Faktoren eine Scheidentrockenheit begünstigen: 

  • Die Einnahme der Pille 
  • Das Rauchen 
  • Übertriebene Intimhygiene
  • Medikamente wie Antihistaminika, die gegen Allergien verwendet werden, oder Arzneimittel gegen Depressionen und Psychosen
  • Verschiedene Erkrankungen wie eine Endometriose, das Sjögren-Syndrom (Erkrankung des Immunsystems) oder Diabetes mellitus 
  • Psychischer Stress 

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Einige dieser Faktoren führen dazu, dass die Vaginalschleimhaut weniger durchblutet und somit trockener wird. 

Die gute Nachricht: Sind die Auslöser vorübergehend, geht auch die Scheidentrockenheit nach einer gewissen Zeit von selbst wieder weg. 

Woran können Ärztinnen und Ärzte Scheidentrockenheit erkennen? 

Die Schleimhaut der Vagina sieht bei Scheidentrockenheit blasser aus als gewöhnlich, zudem können sich kleine Blutungen und Risse zeigen. Zusätzlich zur visuellen Untersuchung bestimmen Frauenärztinnen und Frauenärzte den Säuregehalt der Scheide mittels eines pH-Teststreifens. Meist ist der pH-Wert erhöht, das bedeutet: Es liegt weniger Säure vor. Möglicherweise sendet Ihre Ärztin oder Ihr Arzt zusätzlich einen Vaginalabstrich ins Labor. Dieser wird dann unter dem Mikroskop weiter auf typische Veränderungen der Schleimhaut untersucht.

Behandlung: Was tun gegen Scheidentrockenheit? 

Alles deutet auf eine Scheidentrockenheit hin. Aber was nun?

Scheidentrockenheit wird je nach Ursache individuell behandelt. Neben allgemeinen Maßnahmen können auch Medikamente mit Hormonen gegen Scheidentrockenheit helfen.

Gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin finden Sie sicher die für Sie richtige Behandlung, zum Beispiel:

  • Vaginale Gleitmittel (Lubrikantien) auf Wasserbasis für den Geschlechtsverkehr 
  • Feuchtigkeitscremes, -gele oder -zäpfchen mit den Wirkstoffen Glycerin, Hyaluronsäure und Lipiden, die das Gewebe feucht halten und es vor Irritationen schützen 
  • Präparate mit Milchsäure oder Milchsäurebakterien (Probiotika) zur Unterstützung des natürlichen Scheidenmilieus, besonders bei wiederholten vaginalen Infektionen 

Regelmäßige sexuelle Aktivität bei Frauen in der Menopause kann zudem dazu beitragen, die Symptome von Scheidentrockenheit zu mindern. Wenn Sie sich beim Sex genügend Zeit für das Vorspiel nehmen und entsprechend erregt sind, ist auch die vaginale Trockenheit weniger ausgeprägt. 

Bei vaginalem Juckreiz kann zudem atmungsaktive Unterwäsche aus Baumwolle oder Seide und eine insgesamt lockere Bekleidung dabei helfen, das Jucken zu lindern. Bei anhaltendem vaginalem Juckreiz ist eine gynäkologische Abklärung der Ursache empfehlenswert.

Für die Intimpflege reicht es aus, den Intimbereich ein- bis zweimal täglich mit lauwarmem Wasser zu waschen oder unter der Dusche oder im Bidet abzuspülen. Wenn Sie beispielsweise während der Menstruation oder auch nach dem Sex das Bedürfnis haben, eine Waschlotion anzuwenden, sollte sie an den physiologischen pH-Wert der Scheide angepasst sein. Dieser liegt etwa zwischen 3,8 bis 4,4. 

Intimpflegeprodukte können Scheidentrockenheit verstärken

Es klingt zunächst vielleicht kontraintuitiv, doch verschiedene Intimpflegeprodukte können vaginale Trockenheit verschlimmern. Dazu gehören Waschlotionen mit Parfüm, Seife und Intimdeodorants. Auch parfümierte Slipeinlagen, Spermizide (Verhütungsmittel mit spermienabtötender Wirkung) und parfümiertes Gleitgel können die Vaginalschleimhaut reizen.

Hände mit weißer Seife und viel Schaum

Gerade bei Scheidentrockenheit sollte bei der Intimpflege auf aggressive Seifen oder Vaginalspülungen verzichtet werden.

Medikamente mit Hormonen gegen Scheidentrockenheit

Wenn ein Östrogenmangel hauptverantwortlich für die Scheidentrockenheit ist und andere Maßnahmen nicht wirksam waren, bietet sich in vielen Fällen eine hormonelle Behandlung mit Östrogenen an. Sie soll den ursächlichen Östrogenmangel beheben und den Veränderungen der Vaginalschleimhaut und des vaginalen Milieus entgegenwirken.

Meist erfolgt die Behandlung mit Östrogenen lokal, also in der Scheide. Der genutzte Wirkstoff ist Östriol, der in niedriger Konzentration als Creme, Gel, Scheidenzäpfchen oder in Form von hormonfreisetzenden Vaginalringen verabreicht wird. Wie lange Scheidentrockenheit mit dieser Behandlung andauert, ist individuell verschieden. Zu Beginn der Therapie wird eine tägliche Anwendung empfohlen. Nach Linderung der Beschwerden können, je nach Bedarf, zwei bis drei Anwendungen pro Woche ausreichen. Eine langfristige Anwendung ist ebenfalls möglich. 

Östrogene können auch systemisch, beispielsweise als Tablette eingenommen werden. Fachleute sprechen von einer Hormonersatztherapie oder HRT (Hormone Replacement Therapy), die vor allem gegen andere Beschwerden der Menopause wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen und depressive Verstimmungen eingesetzt wird. Sind Frauen von diesen Beschwerden und gleichzeitig von vaginaler Trockenheit betroffen, kann die HRT eine Option sein. Sie wirkt dem Hormonmangel im ganzen Körper entgegen.

Die HRT kann sowohl aus einer Kombination der Hormone Östrogen und Gestagen bestehen als auch über ein Präparat erfolgen, das ausschließlich Östrogen enthält. Allerdings birgt diese Behandlungsmethode Risiken und kann verschiedene Nebenwirkungen auslösen. Deshalb sollten diese Hormonpräparate nur nach sorgfältiger Abwägung des Nutzens und des Risikos eingenommen werden. 

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In manchen Fällen wie bestimmten hormonabhängigen Formen von Brustkrebs ist eine systemische Hormonbehandlung nicht möglich. Frauen mit Brustkrebs oder einem hohen Brustkrebsrisiko sollten auf nicht hormonelle Therapien zurückgreifen. Gegebenenfalls kann mit der Gynäkologin oder dem Gynäkologen auch eine lokale Hormonbehandlung besprochen werden, die aufgrund der niedrigeren Dosierung meist keine Auswirkungen auf die Hormonspiegel im Blut hat. 

Literatur und weiterführende Informationen

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