- Psychotherapie bei Depression
- Kognitive Verhaltenstherapie
- Psychoanalytisch begründete Verfahren
- Systemische Therapie
- Behandlung von Depression mit Medikamenten
- Stationäre Behandlung der schweren Depression
- Ergänzende Behandlungen bei Depression
- Bewegung
- Tageslichtlampen
- Nahrungsergänzungsmittel
- Wie läuft eine Therapie bei Depression ab?
- Akuttherapie
- Weiterführung (Erhaltungstherapie)
- Rezidivprophylaxe
- Hilfe und Anlaufstellen bei Depressionen
Fast jeder fünfte Erwachsene in Deutschland erlebt laut Bundesärztekammer in seinem Leben einmal eine Depression. Immer häufiger berichten Menschen in der Öffentlichkeit von ihren Depressionen und was ihnen geholfen hat. Das zeigt: Psychotherapie ist weder etwas für Verrückte, noch ist eine Depression ein Zeichen für mangelnde Willensstärke. Vielmehr stellt die Psychotherapie für viele Menschen die rettende Hilfe dar, um diese ernstzunehmende Erkrankung zu überwinden. Neben der Psychotherapie können zahlreiche weitere Therapieformen die Symptome lindern oder sogar wieder ein symptomfreies Leben ermöglichen. Behandlungsoptionen sind beispielsweise auch Medikamente und unterstützende Maßnahmen wie Bewegung.
Wurde bei Ihnen oder einer Ihnen nahestehenden Person eine Depression festgestellt und Sie suchen nun nach der passenden Behandlung? Welche wirksamen Therapieformen es gibt und wann welche Unterstützung helfen kann.
Psychotherapie bei Depression
Die Suche nach einem Therapieplatz und die damit einhergehende Wartezeit kann eine Herausforderung sein, doch der Aufwand zahlt sich zumeist aus. Im Rahmen einer Psychotherapie können verschiedene Behandlungsmethoden zum Einsatz kommen.
Schritt für Schritt mehr Lebensqualität mit einer Psychotherapie
Wenn Sie an einer Depression erkrankt sind, übernimmt die Barmer die Kosten der psychotherapeutischen Sprechstunde sowie einer daran anschließenden Akutbehandlung, Kurz- oder Langzeittherapie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Psychotherapie
Kognitive Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) wird häufig bei Depressionen angewandt. Sie beinhaltet Therapieansätze wie die Verhaltenstherapie und manchmal neuere, ergänzende Therapieansätze wie beispielsweise die sogenannte achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (Mindfulness-Based Cognitive Therapy).
Schwarz-Weiß-Denken, Dinge schnell auf sich beziehen oder die Zukunft schwarzmalen – Menschen mit Depressionen haben häufig negative Gedankenmuster. An diesem Punkt setzt die kognitive Verhaltenstherapie an. Gemeinsam mit der Therapeutin oder dem Therapeuten werden als Erstes die eigenen negativen Gedanken identifiziert. Im zweiten Schritt wird versucht, genauer zu verstehen, woher die Gedanken kommen und ob sie dazu beitragen, die Depression zu erhalten oder gar zu fördern. Zuletzt werden zusammen Lösungswege entwickelt, wie mit den eigenen Gedanken umgegangen und was alternativ gedacht werden kann.
Die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie nutzt – wie der Name schon sagt – Übungen der Achtsamkeit. Ziel der Achtsamkeit ist es, die Aufmerksamkeit für die eigenen Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen zu schulen. Dadurch können Betroffene beispielsweise lernen, negative Gedanken schneller als solche wahrzunehmen und aktiv gegenzusteuern. So kann Achtsamkeit dazu beitragen, sich selbst aus dem Grübeln zu befreien.
Psychoanalytisch begründete Verfahren
Hier spielen vor allem zwei Therapieverfahren eine wichtige Rolle: die analytische Psychotherapie und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Im Unterschied zur kognitiven Verhaltenstherapie werden bei diesen beiden Methoden nicht nur bewusste Gedanken, sondern auch unbewusste Wünsche und Ängste thematisiert. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass das Unbewusste einen erheblichen Einfluss auf unser gegenwärtiges Denken und Handeln hat. Die Therapie berücksichtigt daher auch Erlebnisse aus der Kindheit, die das heutige Leben noch beeinflussen. Eine vertrauensvolle und haltgebende Beziehung zur Therapeutin oder zum Therapeuten soll der betroffenen Person dabei helfen, frühere negative Beziehungserfahrungen loszulassen und durch neue, positive zu ersetzen. Doch wie unterscheiden sich die beiden Therapien im Detail?
Die analytische Psychotherapie beschäftigt sich ausführlich mit der gesamten Persönlichkeit der betroffenen Person. Es gibt kein Thema, das nicht Platz haben darf in der Therapiestunde. Vielmehr wird sich Zeit genommen, alle relevanten Persönlichkeitsfacetten und Erfahrungen zu ergründen, um innere Konflikte und Ängste aufzulösen. Die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut gibt Betroffenen viel Raum und nimmt sich selbst eher zurück. Sie oder er hilft ihnen, ihre Gefühle zu verbalisieren. Unbewusste Konflikte werden so wieder lebendig und können bearbeitet werden.
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie bedarf in der Regel weniger Sitzungen als die analytische Psychotherapie. Statt zu analysieren, was in der Vergangenheit passiert ist und welchen Einfluss diese auf die Gegenwart hat, liegt der Schwerpunkt der Therapie auf aktuellen unbewussten Denk- und Verhaltensmustern. Des Weiteren wird davon ausgegangen, dass sich zwischenmenschliche Probleme auch in der Beziehung zur Therapeutin oder zum Therapeuten abbilden und in der Behandlung gemeinsam bearbeitet werden können.
Systemische Therapie
„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ – dieser Satz unterstreicht, worauf die systemische Therapie von Depressionen den Fokus legt: den sozialen Kontext. Davon ausgehend wird die betroffene Person nicht isoliert betrachtet, sondern immer auch im Hinblick auf ihr Umfeld. Die dahinterliegende Grundannahme ist, dass Menschen meist eine Funktion in einem übergeordneten System wie beispielsweise der Familie einnehmen. Diese Funktion kann positive, aber auch negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit haben.
Grundfrage der systemischen Therapie ist häufig das „Wofür“ und weniger das „Warum“. Um zu verstehen, warum eine Person eine Depression hat, wird weniger nach den Ursachen dafür gesucht. Aus systemischer Sicht ist es wichtiger zu verstehen, welche Rolle die depressiven Verhaltensweisen in engen sozialen Beziehungen einnehmen können.
In der systemischen Therapie wird neben den Einzelsitzungen oftmals auch eine Paar- oder Familientherapie angeboten. Ziel davon ist, depressionsförderliche Bestandteile des Umfeldes zu reduzieren.
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Behandlung von Depression mit Medikamenten
Liegt eine mittelgradige oder schwere Depression vor, kommen oft ergänzend zur Psychotherapie auch Medikamente zum Einsatz, die sogenannten Antidepressiva. In Deutschland sind etwa 30 Wirkstoffe aus dieser Medikamentengruppe zugelassen. Antidepressiva beeinflussen den Stoffwechsel beziehungsweise die Wirkung bestimmter Botenstoffe im Gehirn und können sich so positiv auf den Gemütszustand von Patientinnen und Patienten auswirken.
Der genaue Wirkmechanismus ist von Medikament zu Medikament verschieden. Auch die mit der Einnahme verbundenen Nebenwirkungen können sich erheblich unterscheiden.
Relevant für die Wahl eines geeigneten Antidepressivums sind die Schwere der Depression, eine mögliche Chronifizierung (Zustand hält über mindestens zwei Jahre an) und/oder Vorerkrankungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Außerdem hängt die Auswahl davon ab, welche Nebenwirkungen die Betroffenen akzeptieren können. Es ist daher entscheidend, dass Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt die Vor- und Nachteile der verschiedenen Antidepressiva abwägen und gemeinsam eine für Sie passende Entscheidung treffen.
Welche Therapie bei Depression: Medikamente? Psychotherapie? Oder beides?
Die Schwere der Erkrankung bestimmt, welche Maßnahmen bevorzugt eingesetzt werden sollten. Bei einer leichten Depression kann eine Psychotherapie helfen, wenn die Symptomatik trotz erster Maßnahmen wie angeleiteter Selbsthilfe fortbesteht. Bei schweren Depressionen sollte eine Kombinationsbehandlung mit Medikamenten und Psychotherapie in Erwägung gezogen werden. Forschungsergebnisse zeigen, dass in vielen Fällen die besten Ergebnisse langfristig durch die Kombination beider Ansätze erzielt werden. Welche Therapieform und gegebenenfalls Medikation für die betroffene Person die beste Wahl ist, ist dennoch individuell und wird im Rahmen der psychotherapeutischen beziehungsweise psychiatrischen Behandlung abgeklärt.
Stationäre Behandlung der schweren Depression
Hilft im ambulanten Bereich mittelfristig weder Psychotherapie noch medikamentöse Behandlung, sollte auch eine stationäre Behandlung in einer psychiatrischen oder psychosomatischen Klinik erwogen werden. Wenn es sich um eine schwere depressive Episode handelt, Betroffene ihren Alltag nicht mehr selbstständig aufrechterhalten können und stark isoliert sind, kann eine stationäre Behandlung helfen.
Das Gleiche gilt, wenn Menschen mit Depressionen noch weitere Krankheiten wie Suchterkrankungen haben oder sich eine andere, körperliche Erkrankung aufgrund der Depression akut verschlechtert. Im Notfall, also wenn das Risiko besteht, dass Betroffene sich selbst oder andere gefährden, muss eine stationäre Einweisung unmittelbar erfolgen.
Ergänzende Behandlungen bei Depression
Es gibt neben der Psychotherapie und den Psychopharmaka noch weitere etablierte Maßnahmen, die Menschen mit Depression helfen und ihre Symptome lindern können. Hier drei Ansätze:
Bewegung
Sport tut dem Körper gut – und auch bei depressiven Beschwerden oder Angststörungen scheint Sport zu helfen. Hier gilt der Grundsatz: Hauptsache bewegen, um Stress und negative Gefühle abzubauen. Welcher Sport ist am besten bei Depression? Studien zeigen, dass jede Art von Bewegung dazu beitragen kann, depressive Symptome zu verringern. Sport in Gruppen auszuüben, kann ebenfalls förderlich sein. Zudem hat Bewegung weitere positive Effekte: Sie kann helfen, den Alltag zu strukturieren, und lässt sich auch als Gemeinschaftserlebnis zusammen mit Freundinnen und Freunden ausüben.
Tageslichtlampen
Die Lichttherapie kann vor allem für Menschen mit saisonalen Depressionen in den Herbst- und Wintermonaten hilfreich sein. Sogenannte Lichttherapielampen, auch bekannt als Tageslichtlampen, sollen den Tag-Nacht-Rhythmus (sogenannter zirkadianer Rhythmus) und damit den Serotonin- und Melatoninspiegel der Betroffenen beeinflussen. Licht stellt als „Zeitgeber“ die innere Uhr, synchronisiert den menschlichen Organismus mit seiner Umwelt und wirkt auf die Stimmung ein. Vermittelt werden diese Reaktionen über lichtempfindliche Zellen in der Netzhaut der Augen.
Nahrungsergänzungsmittel
Können Magnesium, Folsäure, Omega-3-Fettsäuren oder Probiotika bei Depressionen helfen? Studien zum Effekt solcher Substanzen auf depressive Beschwerden zeigen entweder nur eine sehr geringe Wirkung oder haben wegen mangelhafter Qualität wenig Aussagekraft. Vor dem Griff zu einem Nahrungsergänzungsmittel lohnt es, den Fokus auf eine ausgewogene Ernährungsweise zu setzen. Sich intensiver mit gesunder Ernährung zu beschäftigen, kann zudem mehr Struktur und Vielfalt in den Alltag bringen. So lässt sich aktiv der Antriebslosigkeit entgegenwirken, in der sich Menschen mit einer Depression oftmals gefangen fühlen.
Es gibt jedoch auch körperliche Krankheiten oder Mangelzustände, die Symptome bewirken, die denen der Depression sehr ähneln. So kann beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion oder ein Eisenmangel ebenfalls die Ursache für Erschöpfung und Antriebslosigkeit sein. Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt kann solche körperlichen Ursachen mit einer Blutuntersuchung abklären und gegebenenfalls eine entsprechende Behandlung einleiten.
Wie läuft eine Therapie bei Depression ab?
Wie bei körperlichen Erkrankungen gibt es auch bei einer Depression verschiedene Behandlungsphasen mit verschiedenen Schwerpunkten. Die Behandlung der Depression wird typischerweise in drei Teile untergliedert:
Akuttherapie
Vielen Menschen mit Depressionen fällt es schwer, ihren Alltag zu meistern. Deshalb wird im Zuge der Akuttherapie daran gearbeitet, dass Betroffene wieder selbstständig und aktiv am alltäglichen Leben teilnehmen können. Ein weiterer wichtiger Aspekt in dieser Phase ist, das Risiko für Suizidgedanken und -verhalten zu minimieren. Betroffene Personen arbeiten gemeinsam mit ihrer Therapeutin oder ihrem Therapeuten daran, die negative Haltung sich selbst und der Zukunft gegenüber abzuschwächen und einen positiveren Blick zu entwickeln.
Hilfe in Notfällen
In akuten Notfällen beispielsweise bei drängenden und konkreten Suizidgedanken wenden Sie sich an die nächste psychiatrische Klinik oder wählen Sie den Notruf unter der Telefonnummer 112.
Weiterführung (Erhaltungstherapie)
Auch wenn die depressiven Symptome überwiegend abgeklungen sind, wird meistens eine Weiterführung der Therapie empfohlen. Ziel ist es, dass Betroffenen keine weitere depressive Phase, von Fachleuten auch als depressive Episode bezeichnet, erleben. Die Therapeutin oder der Therapeut versucht, die betroffene Person weiter zu stärken und gemeinsam mit ihr besser zu verstehen, welche Verhaltensmuster zu einer Rückkehr von depressiven Symptomen beitragen könnten. Dabei werden beispielsweise dauerhaft bestehende Ängste oder Selbstwertprobleme thematisiert und behandelt.
Wurde im Rahmen der Akuttherapie eine medikamentöse Behandlung begonnen, sollte sie im Rahmen der Erhaltungstherapie noch über sechs bis zwölf Monate fortgeführt werden, um das Risiko für einen Rückfall zu senken. Die genaue Dauer der Weiterführung richtet sich nach der Symptomschwere und danach, wie viele vorangegangene Episoden Betroffene bereits hatten. Medikamente sollten auf keinen Fall ohne Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt abgesetzt werden.
Rezidivprophylaxe
Wird das Risiko für eine erneute depressive Episode als hoch eingeschätzt, kann die Behandlung über mehrere Jahre fortgesetzt werden. Die Rezidivprophylaxe besteht aus ähnlichen Elementen wie die Akuttherapie und die Weiterführung. Eine medikamentöse Behandlung wird fortgeführt und Therapiestunden finden weiter statt, gegebenenfalls in niedrigerer Frequenz. Die betroffene Person wird darin unterstützt, sich emotional dauerhaft stabiler zu fühlen, verstärkt an Alltagsaktivitäten teilzunehmen und gesunde Beziehungen zu führen. Gemeinsam mit der Therapeutin oder dem Therapeuten lässt sich bei Bedarf am eigenen Selbstbild und persönlichen Zukunftsbild arbeiten. Das kann Betroffenen helfen, positiver in die Zukunft zu blicken und mehr Freude zu empfinden.
Ein weiteres Ziel der Rezidivprophylaxe ist, dass sich die betroffene Person besser gewappnet fühlt für strapazierende Ereignisse wie eine schwere Krankheit, eine Trennung oder den Tod einer nahestehenden Person.
Hilfe und Anlaufstellen bei Depressionen
Möchten Sie für sich oder eine betroffene Person aus Ihrem Umfeld weitere Informationen oder Unterstützung erhalten? Verschiedene Beratungsstellen und Organisationen können Sie bei Fragen und Anliegen zum Thema Depression unterstützen.
- Die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigungen hilft bei der Terminvereinbarung bei einer psychotherapeutischen oder psychiatrischen Fachpraxis, sie ist auch telefonisch erreichbar unter der Nummer 116 117.
- Weitergehende, wissenschaftlich fundierte Informationen finden Sie auf der Patienteninformationsseite des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin.
- Möchten Sie Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe aufnehmen? Hier können Ihnen die Selbsthilfekontaktstellen weiterhelfen.
- Weitere Informationen zu Anlaufstellen erhalten sie auf der Webseite der Deutschen Depressionshilfe.
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