- Was sind die Symptome einer Depression?
- Deutlich gedrückte Stimmung
- Interessen- und Freudlosigkeit
- Antriebslosigkeit
- Weitere Symptome der Depression
- Was sind erste Anzeichen für eine Depression?
- Wie unterscheiden sich Symptome der Depression bei Frauen und Männern?
- Depression und körperliche Symptome
- Depression vermutet: Wo finde ich Hilfe für mich oder Angehörige?
Sie fühlen sich in letzter Zeit ungewöhnlich müde, niedergeschlagen und unmotiviert? Aktivitäten, die einst Freunde bereiteten, erscheinen im Moment farblos und mühsam? Das Aufstehen aus dem Bett wird zu einer Herausforderung und selbst alltägliche Aufgaben fühlen sich überwältigend schwer an? Wenn diese Gefühle der Leere und Traurigkeit überhandnehmen, beginnen Sie sich möglicherweise zu fragen, ob Sie unter Depressionen leiden.
Symptome einer Depression sollten nicht ignoriert werden. Wie Sie eine depressive Störung erkennen und wann Sie eine Behandlung anstreben sollten.
Depressionen stellen eine der häufigsten Erkrankungen dar. Verschiedenen Studien zufolge wird bei 11,6 Prozent der Erwachsenen einmal im Leben eine depressive Störung diagnostiziert. Laut der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ des Robert Koch-Instituts erhalten hierzulande alljährlich rund 5,3 Millionen Erwachsene die Diagnose Depression. Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland weist auf einen Anstieg der Depressionsdiagnosen bei Erwachsenen von 12,5 Prozent im Jahr 2009 auf 15,7 Prozent im Jahr 2017 hin.
Begleiterkrankungen von Depressionen
In vielen Fällen treten Depressionen in Kombination mit weiteren psychischen Erkrankungen auf. Besonders häufig gehen sie mit Angst- und Panikstörungen, Substanzmissbrauch (Alkohol, Medikamente, Drogen), Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen oder Zwangsstörungen einher, die ebenfalls im Rahmen einer Therapie behandelt werden können.
Liegen mehrere psychischen Störungen vor, steigt sowohl das Risiko für Suizid als auch für eine dauerhafte Depression.
Was sind die Symptome einer Depression?
Fest steht: Es gibt nicht das eine Gesicht der Depression. Jeder von einer Depression betroffene Mensch zeigt eine ganz individuelle Kombination aus emotionalen, gedanklichen (kognitiven) und/oder körperlichen Symptomen. In den meisten Fällen jedoch sind Depressionen durch mindestens zwei der drei folgenden Hauptsymptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen charakterisiert:
- deutlich gedrückte Stimmung
- Interessen- und Freudlosigkeit
- Antriebslosigkeit und erhöhte Ermüdbarkeit
Für eine schwere Depression müssen alle drei Kriterien erfüllt sein. Außerdem liegen bei schweren Depressionen häufig gleichzeitig körperliche Symptome wie Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Unruhe oder Libidoverlust vor, was auch als somatisches Syndrom bezeichnet wird.
All diese Zustände erschweren häufig den gewohnten Alltag. Das, was früher so leicht von der Hand ging, überfordert plötzlich. Arbeiten, Freundinnen und Freunde treffen, den Haushalt schmeißen und Hobbys genießen – das scheint nun unmöglich, weder Lust noch Energie sind dafür übrig.
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Doch wie lässt sich feststellen, ob eine Depression vorliegt? Gibt es erste Anzeichen, ist eine hausärztliche Abklärung ratsam. Darin werden häufig die drei oben genannten Hauptsymptome der Depression hinsichtlich der vergangenen zwei Wochen abgefragt.
Hier einige Beispielfragen und deren Hintergründe:
Deutlich gedrückte Stimmung
Beispielfragen
- „Haben Sie sich in den vergangenen zwei Wochen niedergeschlagen oder traurig gefühlt?“
- „Wie war Ihre Stimmung in den letzten Wochen? Gibt es einen Unterschied dazu, wie Sie sich sonst kennen?“
Hintergrund
Menschen mit Depressionen leiden häufig unter Niedergeschlagenheit, Verzweiflung oder Gefühllosigkeit – und das unabhängig von den Geschehnissen des Tages. Dazu treten oft Angstgefühle und Unsicherheit auf. Typisch sind dabei auch Tagesschwankungen mit ausgeprägten Morgentiefs, die sich im Laufe des Tages abschwächen.
Interessen- und Freudlosigkeit
Beispielfragen
- „Haben Sie in jüngster Zeit das Interesse oder die Freude an wichtigen Aktivitäten (Beruf, Hobby, Familie) verloren?“
- „Hatten Sie in den vergangenen zwei Wochen fast ständig das Gefühl, zu nichts mehr Lust zu haben?“
Hintergrund
Charakteristisch für eine Depression ist ein Rückgang des Interesses und des allgemeinen Aktivitätsniveaus. Auf einmal scheint nichts mehr Freude zu bereiten. Hobbys, die normalerweise die Stimmung aufhellen, machen keinen Spaß mehr. Das verunsichert die Betroffenen zusätzlich und gibt ihnen häufig das Gefühl, das etwas mit ihnen nicht stimmt.
Auch auf die Arbeit wirkt sich eine Depression aus: Jegliches Engagement kostet ungewohnt viel Kraft oder ist nicht mehr möglich.
Antriebslosigkeit
Beispielfragen
- „Haben Sie Ihre Energie verloren? Fühlen Sie sich ständig müde und abgeschlagen?“
- „Fällt es Ihnen schwer, die Aufgaben des Alltags wie gewohnt zu bewerkstelligen?“
Hintergrund
Für viele Menschen mit Depressionen fühlt sich ihr Alltag sehr zäh an: Selbst kleinste Dinge wie die Zähne zu putzen oder die Wäsche in die Waschmaschine zu legen werden insbesondere bei schweren Depressionen zu großen Herausforderungen. Die Energie dazu fehlt plötzlich. Doch nicht nur die Körperpflege oder der Haushalt sind für viele Betroffene eine Überforderung, auch jeglicher Kontakt zu anderen Menschen kostet zu viel Kraft. Die Konsequenz daraus ist meistens der weitestgehende Rückzug aus dem Sozialleben und bei schweren depressiven Episoden sogar die Isolation.
Weitere Symptome der Depression
Viele Menschen mit Depressionen erleben zusätzlich weitere Veränderungen in ihrem Gefühlsleben, ihren Gedanken oder ihrem Verhalten. Hier spricht man von den Zusatzsymptomen einer Depression, die sich individuell stark unterscheiden können und die oftmals anfänglich nicht mit einer möglichen Depression in Verbindung gebracht werden.
Zu den charakteristischen Zusatzsymptomen einer Depression gehören:
- Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit: Ein Buch zu lesen oder sich auf die geliebte Serie zu konzentrieren scheint viel schwieriger. Auch ein Gespräch zu verfolgen funktioniert nicht mehr so gut wie früher. Entscheidungen wie „Was kaufe ich ein?“ oder „Was ziehe ich an?“, die früher leicht zu treffen waren, überfordern jetzt. Das Erleben der eigenen Überforderung mündet dann nicht selten in zusätzlichen Selbstzweifeln und Grübeleien.
- Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen: Betroffene zweifeln in depressiven Phasen stark an dem eigenen Wert und stellen ihre persönlichen Kompetenzen infrage. Sie hinterfragen ihr Können im Job, ihre Beziehungsfähigkeit und überhaupt ihre Fähigkeit, das Leben meistern zu können.
- Schuldgefühle: Menschen mit Depressionen fühlen sich häufig schuldig für alles, was im beruflichen oder sozialen Kontext geschieht. Ihr Denken ist geprägt von Selbstvorwürfen.
- Innerliche Unruhe oder Verlangsamung: Manche Betroffene zeigen eine veränderte Motorik, was sich in zwei Richtungen äußern kann: entweder in einem Gefühl des Getriebenseins, das sich durch Ruhelosigkeit, Zappeln und einem starken Rededrang äußert. Oder in einem Gefühl der Schwere, einhergehend mit einer reduzierten Mimik und Wortkargheit.
- Schlafstörungen: Menschen mit Depressionen erleben eine Veränderung ihres Schlafverhaltens. Das macht sich dann beispielsweise durch Schlaflosigkeit oder das für Depressionen typischen Früherwachen bemerkbar. Seltener schlafen Betroffene wesentlich mehr als sonst, auch tagsüber, und können die eigene Müdigkeit kaum überwinden.
- Appetitstörungen: Betroffene Personen haben häufig das Gefühl, sich zum Essen zwingen zu müssen, und berichten von ungewolltem Gewichtsverlust. Ebenso können ein gesteigerter Drang zum Essen und eine Gewichtszunahme mit einer Depression einhergehen.
- Suizidgedanken und -handlungen: Einige Betroffene wünschen sich, rasch an einer Krankheit oder bei einem Unfall zu sterben. Manche sind überzeugt, dass ihr eigener Tod für ihr Umfeld eine Erleichterung wäre. Andere haben einfach den Wunsch, nicht mehr da zu sein, ohne konkretere Vorstellungen, wie sie das in die Tat umsetzen würden.
Hilfe in Notfällen
In akuten Notfällen beispielsweise bei drängenden und konkreten Suizidgedanken wenden Sie sich an die nächste psychiatrische Klinik oder wählen Sie den Notruf unter der Telefonnummer 112.
Was sind erste Anzeichen für eine Depression?
In vielen Fällen berichten Betroffene beim Arztbesuch nicht über die oben genannten Kernsymptome der Depression. Vielmehr werden unspezifische körperliche Beschwerden beschrieben wie eine allgemeine Kraftlosigkeit, Muskelverspannungen, anhaltende Schmerzen oder Schlafstörungen.
Folgende Beschwerden, die erste Anzeichen einer Depression sein können, werden häufig von Betroffenen berichtet:
- allgemeine körperliche Abgeschlagenheit, Mattigkeit, Kraftlosigkeit
- Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafstörungen, Früherwachen)
- Appetitstörungen, Magendruck, Gewichtsverlust, Verstopfungen (Obstipation), Diarrhoe (Durchfall)
- diffuser Kopfschmerz
- Druckgefühl in Hals und Brust, Globusgefühl im Hals (häufig als „Kloß im Hals“ beschrieben), funktionelle Störungen von Herz und Kreislauf, Atmung oder Magen und Darm
- Schwindelgefühle, Flimmern vor den Augen, Sehstörungen, Muskelverspannungen, diffuse Nervenschmerzen
- Libidoverlust, Ausbleiben der Menstruation, sexuelle Funktionsstörungen
- Gedächtnisstörungen
Wie unterscheiden sich Symptome der Depression bei Frauen und Männern?
Gibt es Symptome, die typisch Frau und typisch Mann sind? Immer mehr Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass dem so ist. So treten bei Frauen mit Depressionen häufiger Symptome wie Rückzug aus dem gewohnten sozialen Umfeld, Schlafprobleme sowie Gefühle von Schwere und Resignation auf. Im Gegensatz dazu scheinen Männer mit depressiven Beschwerden stärker zu Wutanfällen, aggressivem Verhalten und Reizbarkeit zu tendieren. Zusätzlich kompensieren Männer ihre Symptome häufiger als Frauen mit verstärktem Substanzmissbrauch (beispielsweise Alkohol) oder stürzen sich in die Arbeit.
Da die eher männertypischen Symptome nicht in den gewöhnlichen Depressionstests erfasst werden, könnte eine Folge dieser Geschlechtsunterschiede sein, dass bei Männern vorhandene Depressionen häufiger nicht oder falsch diagnostiziert werden.
Warum wir in der Medizin #Ungleichbehandlung brauchen
Wird in der Medizin das biologische Geschlecht nicht bedacht, kann es zum Beispiel passieren, dass bei Frauen Herzinfarkte oder bei Männern Depressionen erst spät erkannt werden. Darum ist eine gendersensible Medizin besonders wichtig.
Depression und körperliche Symptome
Neben den oben genannten körperlichen Zusatzsymptomen wie Schlaf- und Appetitstörungen können von einer Depression betroffene Personen auch körperliche Schmerzen erleben. Häufig berichtet werden:
- chronische Gelenkschmerzen und Muskelschmerzen
- Kopfschmerzen
- Gliederschmerzen
- Rückenschmerzen
- Magen-Darm-Beschwerden
Gesteigerte Schmerzwahrnehmung bei Depressionen
Die Forschung zur Schmerzwahrnehmung von Menschen mit Depressionen geht vermehrt davon aus, dass eine Wechselwirkung zwischen der Schmerzwahrnehmung und Krankheiten wie einer Depression besteht. So wird vermutet, dass Menschen mit Depressionen Schmerzen als stärker empfinden, was sich wiederum negativ auf die depressive Symptomatik auswirken kann.
Da Forschungsergebnisse zeigen, dass die Besserung körperlicher Beschwerden tendenziell mit einem Rückgang von depressiven Symptomen einhergeht, lohnt es sich, auch während einer Depression etwas gegen die körperlichen Beschwerden zu unternehmen.
Depression vermutet: Wo finde ich Hilfe für mich oder Angehörige?
Berichtet eine Person aus Ihrem Umfeld von Symptomen, die auf eine Depression hindeuten könnten? Neben einem offenen Ohr können Sie ihr praktische Unterstützung anbieten. Falls professionelle Hilfe erwünscht ist, können Sie mit Einwilligung der betroffenen Person einen Termin bei einer Ärztin oder einem Arzt vereinbaren und sie – wenn erwünscht – beim Arztbesuch begleiten. Es gibt ebenfalls die Möglichkeit, innerhalb eines psychotherapeutischen Erstgesprächs mehr Klarheit über die mögliche Diagnose und Möglichkeiten für eine Behandlung zu erhalten.
Vermuten Sie bei sich selbst eine depressive Erkrankung? Zögern Sie nicht, hausärztlichen oder psychotherapeutischen Rat einzuholen. Da es in der Natur der Erkrankung liegt, dass selbst dieser Schritt eine zu große Herausforderung sein kann, bitten Sie gegebenenfalls eine Person aus Ihrem Bekannten- oder Freundeskreis darum, einen Arzttermin oder ein psychotherapeutisches Erstgespräch für Sie zu vereinbaren. Hierzu ist keine hausärztliche Überweisung erforderlich.
Sie können entweder selbst einen Termin vereinbaren oder die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen unter der Telefonnummer 116 117 kontaktieren, um zeitnah einen Termin bei einer Psychiaterin oder einem Psychiater beziehungsweise einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten zu erhalten.
Auch wenn Wartezeiten bis zum Start der Therapie möglich sind, ist es dennoch die richtige Entscheidung, sich professionelle Hilfe zu suchen.
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