- Wie äußern sich Schlafstörungen bei einer Depression?
- Wie hängen Schlafstörungen und Depression zusammen?
- Wie führt eine Schlafstörung zu einer Depression?
- Wie verursacht eine Depression eine Schlafstörung?
- Depression und Schlafstörung: Welche Behandlung hilft?
- Stimmt es eigentlich, dass Schlafentzug bei Depressionen helfen kann?
Schwierigkeiten einzuschlafen, kreisende Gedanken mitten in der Nacht – oder es ist schon früh am Morgen nicht mehr an Schlaf zu denken: Treten solche Schlafprobleme dauerhaft auf, kann die Ursache dafür eine Depression sein. Auch der umgekehrte Fall ist möglich: Andauernde Schlafstörungen können zur Entstehung einer Depression beitragen. Welche Zusammenhänge zwischen Depression und Schlafstörung bestehen – und was Sie dagegen tun können.
Wie äußern sich Schlafstörungen bei einer Depression?
Menschen mit einer Depression haben sehr oft einen gestörten Schlaf: Bei Schlafstörungen handelt es sich um eine der ersten und häufigsten Begleiterscheinungen von Depressionen. Sind mehr als drei Nächte pro Woche über einen Zeitraum von mindestens einem Monat von schlechtem Schlaf geprägt, sprechen Fachleute von einer akuten Schlafstörung (Insomnie). Bei den Betroffenen äußert sich eine Schlafstörung als Begleiterscheinung der Depression von Fall zu Fall unterschiedlich. Möglich sind zum Beispiel:
- Schlaflosigkeit
- Probleme beim Einschlafen
- Nächtliches Aufwachen (Durchschlafstörungen)
- Erwachen am frühen Morgen (ohne erneut einzuschlafen)
In schlaflosen Nächten grübeln Menschen mit einer Depression häufig. Wenn sie dadurch keine Ruhe mehr finden, haben sie am darauffolgenden Tag meist mit starker Müdigkeit zu kämpfen.
Eine seltener auftretende Form der Schlafstörung bei Depressionen ist die Hypersomnie: Betroffene schlafen mehr als sonst, etwa zusätzlich tagsüber. Oder sie haben einen verlängerten Nachtschlaf, nach dem sie sich trotzdem nicht erholt fühlen.
Forschende konnten beobachten, dass das Schlafverhalten in einer Depression dem von gesunden Menschen höheren Alters ähnelt: Auch ältere Menschen erreichen den Tiefschlaf nur noch selten, wachen leicht auf und schlafen in der Nacht tendenziell weniger. Wohl gemerkt: Sie haben Schlafprobleme, sind deshalb aber nicht gleich depressiv.
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Wie hängen Schlafstörungen und Depression zusammen?
Schlafstörungen und Depressionen treten oft zusammen auf und können einander bedingen: Eine Schlafstörung kann zu einer Depression führen oder eine Depression die Schlafstörung verursachen. Ebenso kann eine bestehende Depression verstärkt werden, wenn die Betroffenen viel Zeit im Bett verbringen. Ein Teufelskreis?
Eine vollständige Erklärung dafür, warum Schlafstörungen und Depressionen so eng zusammenhängen, hat die Forschung bislang nicht. Doch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen gehen dieser Frage nach und liefern immer mehr Einblicke, die in Zukunft gezieltere Therapien ermöglichen könnten. So könnten Betroffene vielleicht schon bald von neuen Behandlungsansätzen profitieren.
Wie führt eine Schlafstörung zu einer Depression?
Schlafstörungen gelten in der Wissenschaft schon länger als Risikofaktor für psychische Erkrankungen wie Schizophrenie und Depression. Eine zusammenfassende Auswertung von mehr als 20 internationalen Studien kam zu folgendem Ergebnis: Personen mit einer Schlafstörung haben gegenüber gesunden Menschen ein doppelt so hohes Risiko, an einer Depression zu erkranken.
Forschende aus den Niederlanden vermuten eine Ursache dafür in einer veränderten Emotionsregulierung im Gehirn. Demnach könnten Schlafstörungen die korrekte Verarbeitung von Emotionen wie Angst, Freude, Trauer, Ärger und Wut beeinträchtigen. Und so Nährboden für eine Depression sein, die Freudlosigkeit und gedrückte Stimmung als hauptsächliche Symptome hat.
Wichtig: Eine Schlafstörung erfordert eine Behandlung. Wenn Sie dauerhaft von Schlafproblemen betroffen sind, müssen Sie das nicht mit sich ausmachen, sondern sollten sich in Ihrer Hausarztpraxis untersuchen und beraten lassen.
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Wie verursacht eine Depression eine Schlafstörung?
Die meisten Menschen mit einer Depression schlafen anders als Gesunde. Das zeigen verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen. Wie schon erwähnt gehören Schlafstörungen zu den häufigsten Begleitbeschwerden einer Depression. Sie können allerdings auch bestehen bleiben, wenn die depressiven Symptome bereits abgeklungen sind. Solange die Schlafstörungen anhalten, besteht ein erhöhtes Risiko, dass Betroffene erneut depressive Beschwerden entwickeln. Umso wichtiger ist, dass Betroffene ihr Schlafverhalten genau beobachten – und im Zweifelsfall ihre Hausarztpraxis kontaktieren.
Untersuchungen zeigen: Bei einer Depression sind die Schlafphasen oftmals verändert. Menschen mit einer Depression haben beispielsweise einen verkürzten Tiefschlaf und einen längeren REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement-Schlaf) als Personen ohne Depressionen. Während der REM-Schlaf-Phase beginnt die schlafende Person normalerweise zu träumen und verarbeitet Emotionen.
Forschende konnten bei Menschen mit Schlafstörungen in dieser Phase jedoch viele kurze Aufwachvorgänge beobachten, was zu einem instabilen REM-Schlaf führte. Daher wird vermutet, dass die Betroffenen diese Schlafphase nicht als Träumen, sondern als Grübeln erleben.
Können Antidepressiva als Nebenwirkung Schlafstörungen herbeiführen?
Einige Medikamente zur Behandlung von Depressionen enthalten Substanzen, die den Schlaf stören können. Dazu gehören zum Beispiel die sogenannten selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Es gibt aber auch Antidepressiva, die den Schlaf fördern. In jedem Fall gehen Fachleute davon aus, dass sich der Schlaf mittelfristig wieder normalisiert, wenn die Behandlung der Depression erfolgreich verläuft.
Sie haben den Verdacht, Schlafstörungen als Nebenwirkung eines Medikaments entwickelt zu haben? Dann sollten Sie dies mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Vielleicht ist es möglich, ein Mittel mit einem anderen Wirkstoff zu bekommen oder das Medikament mit einem anderen Antidepressivum zu kombinieren.
Depression und Schlafstörung: Welche Behandlung hilft?
Wenn Sie an Depressionen und Schlafstörungen leiden, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Für alle Maßnahmen gilt: Die Behandlung einer Depression mit Schlafstörungen richtet sich immer nach den jeweiligen Symptomen und der Schwere der psychischen Erkrankung. Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen: Denn in jedem Fall sollte eine Ärztin, ein Arzt, eine Psychotherapeutin oder ein Psychotherapeut die genaue Therapie empfehlen und begleiten.
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Ein wichtiger erster Schritt bei der Behandlung von Schlafstörungen ist es, gesunde Schlafgewohnheiten zu entwickeln. Das wird auch als Schlafhygiene bezeichnet.
Folgende Maßnahmen können Ihnen dabei helfen, Ihre Schlafqualität zu verbessern:
- Auf Kaffee und Alkohol am Abend verzichten
- Für eine ruhige, abgedunkelte und gemütliche Atmosphäre im Schlafzimmer sorgen
- Keine schwerverdaulichen Speisen vor dem Schlafengehen zu sich nehmen
- Das Bett nur zum Schlafen nutzen (kein Smartphone, kein Fernsehen, nichts lesen)
- Feste Schlafzeiten
- Sich tagsüber ausreichend bewegen
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Schlafmittel (Hypnotika) klingen zunächst nach einer simplen Lösung für Schlafprobleme, doch hier ist Vorsicht geboten. Betroffene sollten diese Medikamente nur nach ärztlicher Verordnung einnehmen, weil sie bereits nach kurzer Zeit psychisch abhängig machen können. Das gilt auch für pflanzliche und freiverkäufliche Präparate wie zum Beispiel Baldrian.
Neben einer ärztlich verordneten Behandlung mit Medikamenten ist auch eine kognitive Verhaltenstherapie eine mögliche Maßnahme, denn sie kann sowohl bei Depressionen als auch bei der Behandlung von Schlafstörungen helfen.
Dass die Verhaltenstherapie bei Depressionen eine sinnvolle Ergänzung zur medikamentösen Therapie sein kann, bestätigt eine Studie der Stanford University in Kalifornien: Eine verhaltenstherapeutische Behandlung von Schlaflosigkeit konnte zusätzlich zur Behandlung mit Medikamenten zu einer weiteren Verbesserung der depressiven Symptome führen.
Stimmt es eigentlich, dass Schlafentzug bei Depressionen helfen kann?
Ja, wissenschaftliche Studien belegen, dass der therapeutische Schlafentzug bei manchen Depressionen eine stimmungsaufhellende Wirkung hat.
Der therapeutische Schlafentzug findet für gewöhnlich in der stationären Behandlung seine Anwendung und sollte immer von einer Ärztin oder einem Arzt begleitet sein. Betroffene bleiben dabei zwei- bis dreimal pro Woche eine oder eine halbe Nacht lang wach und gehen zum Beispiel in Begleitung einer Pflegeperson spazieren. Auch am darauffolgenden Tag sollen sie nicht schlafen. Bei etwa 60 Prozent der Betroffenen kommt es dann bereits am Morgen zu einer Besserung ihres Wohlbefindens und einem leicht gesteigerten Antrieb.