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Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Ursachen, Symptome und Behandlung

Lesedauer

unter 8 Minuten

Redaktion

  • Natalie Tutzer (Medical Writer, TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Annette Mittmann (Gynäkologie, Psychotherapie, Psychoonkologie - medproduction GmbH )
  • Dr. med. Martin Waitz (Arzt, medproduction GmbH)

Bei einer Unterfunktion bildet die Schilddrüse zu wenige Hormone, was viele Stoffwechselprozesse im Körper verlangsamt. Betroffene sind oft müde, unkonzentriert und nehmen scheinbar grundlos an Gewicht zu. Eine Schilddrüsenunterfunktion ist relativ häufig, vor allem Frauen und ältere Menschen sind betroffen.

Auf einen Blick

  • Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind beispielsweise Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Verdauungsprobleme und häufiges Frieren. 
  • Ursachen & Risikofaktoren: Häufigste Ursache ist die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis, eine anhaltende Entzündung der Schilddrüse. Die Schilddrüse produziert daraufhin zu wenige Hormone.
  • Verlauf: Unbehandelt kann die Unterfunktion bei Erwachsenen zu Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen führen. Bei (ungeborenen) Kindern kann eine Unterfunktion die Entwicklung stark einschränken.
  • Diagnostik: Ärztinnen und Ärzte fragen nach Beschwerden, tasten die Schilddrüse ab und ordnen Bluttests und bei Bedarf eine Ultraschalluntersuchung an.
  • Therapie: Tabletten mit dem Wirkstoff L-Thyroxin ersetzen die dem Körper fehlenden Schilddrüsenhormone.

Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?

Die Schilddrüse (Thyroidea) produziert Hormone, die für verschiedene Prozesse im Körper verantwortlich sind. Vor allem tragen sie zu einem gesunden Stoffwechsel bei. Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse (fachsprachlich Hypothyreose) produziert sie zu wenige Hormone oder schüttet zu wenige von ihnen aus. Das verlangsamt den Stoffwechsel, er läuft wie in Zeitlupe ab.

Zu sehen ist eine Illustration häufiger Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion

Häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion ist die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis – eine anhaltende Entzündung der Schilddrüse.

Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion: Woran erkenne ich eine Hypothyreose?

Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann verschiedene psychische und körperliche Beschwerden auslösen.

Mögliche psychische Symptome bei einer Schilddrüsenunterfunktion sind:

  • Niedergeschlagenheit
  • Müdigkeit
  • Erschöpfung
  • Antriebslosigkeit
  • Teilnahmslosigkeit 
  • Konzentrationsprobleme 
  • Vergesslichkeit 

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann sich wie eine Depression äußern.

Körperliche Symptome können sein:

  • Kälteempfindlichkeit und schnelles Frieren
  • Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung, leichte bis mäßige Gewichtszunahme
  • trockene, gelbliche oder „teigig“ wirkende Haut 
  • geschwollene Augen, Wassereinlagerungen im Gesicht 
  • trockene Haare oder Haarausfall
  • niedriger Puls
  • Durchblutungsstörungen und Kribbeln auf der Haut
  • schwere Atmung oder Atemnot bei Anstrengung
  • Schmerzen in Muskeln oder Gelenken
  • vergrößerte Schilddrüse, die als Schwellung am Hals sichtbar ist (Kropf)
  • tiefe, raue Stimme und Heiserkeit
  • vergrößerte Zunge
  • starke oder unregelmäßige Periode oder Erektionsstörung

Viele dieser Symptome können jedoch auch andere Ursachen haben. Falls derartige Beschwerden auftreten, ist es ratsam, sich an den Hausarzt oder die Hausärztin zu wenden.

Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ, das direkt unterhalb des Kehlkopfes liegt. Sie ist mitverantwortlich für unseren Stoffwechsel. Sind die Schilddrüsenhormone außer Balance, kann das unsere gesamte körperliche und seelische Gesundheit beeinflussen.

Welche Ursachen kann eine Schilddrüsenunterfunktion haben?

Fachleute unterscheiden verschiedene Arten der Schilddrüsenunterfunktion:

  • Die angeborene Schilddrüsenunterfunktion tritt bereits im Säuglings- und Kindesalter auf.
  • Die zentrale Schilddrüsenunterfunktion ist eine Folge einer Erkrankung des Gehirns oder der Hirnanhangdrüse. 
  • Die erworbene Schilddrüsenunterfunktion entwickelt sich im Laufe des Lebens und kann verschiedene Ursachen haben.

Entzündung der Schilddrüse

Die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion ist die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis, kurz Hashimoto. Dabei richtet sich die körpereigene Immunabwehr gegen die Schilddrüse, die deshalb dauerhaft entzündet ist. Die Entzündung schädigt das Gewebe der Schilddrüse, sodass sie immer weniger Hormone herstellen kann. Infektionen können ebenfalls Entzündungen der Schilddrüse verursachen.

Ausgeprägter Jodmangel bei einer Schilddrüsenunterfunktion 

Jod ist ein wichtiges Spurenelement. Die Schilddrüse braucht es, um die Hormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Tetrajodthyronin) herzustellen. In Deutschland ist Jodmangel sehr selten, da Jod in der Regel ausreichend mit der Nahrung aufgenommen wird. Jodreiche Lebensmittel sind Milchprodukte, Seefisch und Jodsalz.

Entfernung der Schilddrüse oder Strahlentherapie

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion oder einem Kropf werden manchmal Teile der Schilddrüse entfernt, um die Überfunktion zu drosseln. Auch bei der Behandlung von Schilddrüsenkrebs bestrahlen Ärztinnen und Ärzte die Schilddrüse oder entfernen sie ganz oder teilweise. Anschließend produziert die Schilddrüse weniger oder keine Hormone mehr.

Bestimmte Medikamente zur Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion 

Auch manche Medikamente führen dazu, dass die Schilddrüse weniger Hormone bildet. Dazu zählen:

  • zu hoch dosierte Medikamente gegen eine Schilddrüsenüberfunktion, 
  • bestimmte Krebsmedikamente und
  • Medikamente mit dem Wirkstoff Lithium, die bei bestimmten psychischen Erkrankungen eingesetzt werden.

Störung im Regelsystem der Schilddrüse

Bei etwa einem von 1000 Menschen mit einer Hypothyreose ist die Ursache eine Störung im Regelsystem der Schilddrüse, wodurch die Hirnanhangdrüse oder der Hypothalamus zu wenig TSH ausschütten (Englisch für „thyroid stimulating hormone“, übersetzt Schilddrüsen-anregendes Hormon).

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Wie häufig tritt eine Schilddrüsenunterfunktion auf?

In Europa sind etwa fünf von 100 Menschen von einer Schilddrüsenunterfunktion betroffen. Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, eine Unterfunktion zu entwickeln, da die Schilddrüse weniger Hormone produziert. Bei Neugeborenen tritt eine Schilddrüsenunterfunktion sehr selten auf, etwa eines von 3.400 Neugeborenen ist betroffen.

Wie lässt sich eine Schilddrüsenunterfunktion erkennen?

Um die Schilddrüsenunterfunktion zu diagnostizieren, stellt die Hausärztin oder der Hausarzt den Betroffenen Fragen (Anamnesegespräch), beispielsweise zu Vorerkrankungen, Beschwerden und Medikamenten. Dann tastet sie oder er die Schilddrüse ab, um zu prüfen, ob diese vergrößert ist. Bei Bedarf sieht sie oder er sich die Schilddrüse im Ultraschall an.

Wesentlich für die Diagnose einer Schilddrüsenstörung ist eine Blutuntersuchung. Der TSH-thyroid stimulating hormone-Wert im Blut gibt erste Hinweise darauf, ob die Schilddrüse normal arbeitet. Ist der Wert zu hoch, kann das auf eine Unterfunktion hindeuten. Ein erhöhter TSH-Wert bestimmt jedoch nicht allein, ob eine Behandlung nötig ist. Ist gleichzeitig die Konzentration des Schilddrüsenhormons T4 im Blut zu niedrig, sprechen die Schilddrüsenwerte für die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion. 
Latente Schilddrüsenunterfunktion bedeutet, dass der TSH-Wert erhöht ist, das Schilddrüsenhormon T4 aber im Normbereich liegt. Ob eine Behandlung dann notwendig ist, muss mit der Ärztin oder dem Arzt besprochen und individuell festgelegt werden. 
Ob eine Hashimoto-Thyreoiditis vorliegt, erkennen Ärztinnen und Ärzte an bestimmten Antikörpern im Blut.

Die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) schüttet das Hormon TSH aus. Es regt die Schilddrüse an, Hormone zu produzieren. Dazu gehören vor allem:

Trijodthyronin (kurz T3)
Tetrajodthyronin (kurz T4)

Bei gesunden Menschen besteht zwischen TSH, T3 und T4 ein Gleichgewicht. Bei einer Unterfunktion bildet die Schilddrüse zu wenig T3 und T4. Die Hirnanhangdrüse schüttet daraufhin mehr TSH aus, um die Produktion dieser Hormone anzuregen. Dies lässt sich dann im Blut nachweisen.

Schilddrüsenwerte können über den Tagesverlauf hinweg und mit dem Alter einer Person schwanken. Deshalb werden mehrere Blutproben über einen Zeitraum von 2-3 Monaten genommen. Diese sollten alle möglichst zur gleichen Uhrzeit beziehungsweise unter den gleichen Bedingungen abgenommen werden. Deshalb werden Blutproben möglichst zur gleichen Uhrzeit abgenommen, idealerweise morgens vor dem Frühstück, und noch einmal nach zwei bis drei Monaten.

Manchmal gleicht die Schilddrüse eine Fehlfunktion auch von allein wieder aus.

Wie wird eine Schilddrüsenunterfunktion behandelt?

Für die Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion werden die Hormone mit Schilddrüsentabletten ersetzt, die das fehlende Hormon T4 mit dem Wirkstoff Levothyroxin, abgekürzt L-Thyroxin, enthalten.

Um Hormonschwankungen zu vermeiden, werden die Tabletten meist morgens eine halbe Stunde vor dem Essen und Trinken eingenommen. Kaffee, Tee und Nahrungsmittel können die Aufnahme der Hormone beeinflussen.

Werden die Tabletten regelmäßig eingenommen, normalisiert sich der Hormonhaushalt in der Regel innerhalb weniger Monate. Sind die Tabletten richtig dosiert, nehmen Betroffene üblicherweise keine Nebenwirkungen wahr, und die Beschwerden verschwinden. Da die Wirkstoffkonzentration aus pharmakologischen Gründen schwanken kann, bekommen Patientinnen und Patienten in der Regel Präparate des gleichen Herstellers.

Es kann ein wenig dauern, die passende Dosierung des Schilddrüsenmedikaments zu finden. Daher werden die TSH- und T4-Werte anfangs häufiger geprüft, später reicht die Blutuntersuchung ein- bis zweimal jährlich. Je nach Ursache der Unterfunktion nehmen Betroffene die Tabletten vorübergehend oder ihr Leben lang ein.

Unser Tipp: Die Barmer eCare-App erinnert Sie regelmäßig an die Einnahme Ihrer Medikamente.

Eine Frau mit Schilddrüsenunterfunktion wird von der BARMER eCare-App an die Tabletteneinnahme erinnert.

Die Barmer eCare-App erinnert an die regelmäßige Einnahme von Medikamenten, die besonders bei einer Schilddrüsenunterfunktion wichtig ist.

Was passiert, wenn eine Schilddrüsenunterfunktion unbehandelt bleibt?

Eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion kann bei Erwachsenen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einer koronaren Herzkrankheit und zu Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma führen. Das ist allerdings sehr selten.

Schilddrüsenunterfunktion bei Säuglingen und Kindern

Bleibt eine Schilddrüsenunterfunktion bei Säuglingen oder Kindern unbehandelt, kann dies ihre körperliche und geistige Entwicklung erheblich hemmen. Dazu kommt es aber nur sehr selten, da die Schilddrüsenwerte von Neugeborenen routinemäßig überprüft werden. Besteht eine Unterfunktion, wird sie schon in den ersten Lebenstagen behandelt.

Eine Schilddrüsenunterfunktion während der Schwangerschaft kann gefährlich für die Mutter und das ungeborene Kind sein. Bei der Schwangeren sind Bluthochdruck und eine Fehl- oder Frühgeburt eine mögliche Folge. Bei ungeborenen Kindern kann die körperliche und geistige Entwicklung stark eingeschränkt werden.

Was kann ich selbst für eine gesunde Schilddrüse tun?

Wer eine Schilddrüsenunterfunktion hat und Tabletten einnimmt, sollte bei der Einnahme auf Routine achten – die Arzneimittel also möglichst zur gleichen Tageszeit und auf nüchternen Magen einnehmen, damit sie optimal aufgenommen werden.

Jod bei Schilddrüsenunterfunktion

Betroffene fragen sich vielleicht, ob sie bei einer Schilddrüsenunterfunktion oder Hashimoto mehr Jod zu sich nehmen sollten. Ist nicht Jodmangel Ursache der Erkrankung, sind jodhaltige Nahrungsergänzungsmittel in Form von Tropfen oder Tabletten meist unnötig. Mit den ärztlich verschriebenen Schilddrüsentabletten lässt sich eine Unterfunktion sicher und effektiv behandeln.

Eine Schilddrüsenunterfunktion natürlich behandeln?

Es ist nicht möglich, eine akute Schilddrüsenunterfunktion mit einem Hausmittel zu behandeln oder zu heilen. Gesunde Menschen können ihr Erkrankungsrisiko jedoch verringern, indem sie auf eine ausgewogene Ernährung achten. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung trägt dazu bei, sich trotz Schilddrüsenunterfunktion wieder aktiv, konzentriert und leistungsfähig zu fühlen.

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