Zwei Freundinnen umarmen sich auf der Straße
Frauengesundheit

Pubertät bei Mädchen: Was Eltern und Töchter jetzt erwartet

Lesedauer unter 6 Minuten

Redaktion

  • Ulrike Schnyder (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung

  • Annette Mittmann (Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, medizinische Psychotherapeutin)

Schnell im Überblick: Drei Fakten zur Pubertät bei Mädchen

Beginn der Pubertät

Mädchen kommen heute meist zwischen acht und 13,5 Jahren in die Pubertät. Sie dauert etwa zwei bis vier Jahre.

Die ersten Anzeichen

Vorboten der Pubertät können sein: Stimmungsschwankungen, Pickel, Wachstumsschub und Schweißgeruch. 

Unterstützung anbieten

Eltern können ihre Tochter unterstützen, indem sie ein offenes Ohr haben und bei starken psychischen Veränderungen ärztliche Hilfe zurate ziehen.

Das Wort Pubertät jagt vielen Eltern Schauer über den Rücken – braucht es aber nicht. Die Pubertät kann für die ganze Familie anstrengend sein, doch sie ist ein wichtiger Teil einer gesunden Entwicklung. Außerdem verändert sich nicht alles auf einmal, sondern nach und nach. Darauf können Sie sich einstellen und Ihre Tochter durch diese turbulente Zeit begleiten.

Was verändert sich in der Pubertät bei Mädchen?

„Boah Papa, du bist so peinlich!“ – solch ein genervter Spruch kann ein Anzeichen dafür sein, dass die Pubertät Ihrer Tochter begonnen hat. Was bisher normal war, ist während der Pubertät plötzlich doof und peinlich. Versuchen Sie, es gelassen zu nehmen. Ihre Tochter wird sich in den nächsten Jahren grundlegend verändern und vom Kind zur Frau entwickeln. Sie mögen das als anstrengend empfinden – doch vergessen Sie nicht, dass auch Ihre Tochter höchstwahrscheinlich damit zu kämpfen hat, dass sich ihr Körper wandelt und sie neue, starke Emotionen überrollen.

Welche ersten Anzeichen der Pubertät gibt es bei Mädchen?

Die Vorboten der Pubertät können unterschiedlich aussehen.

  • Stimmungsschwankungen: Das Gehirn Ihres Kindes baut sich während der Pubertät um. Kein Wunder, dass die Emotionen dabei durcheinanderkommen. Rebellische Phasen, Albernheit, Wutausbrüche, Glücksgefühle und Traurigkeit können sich schnell abwechseln. Ebenso grenzen sich Jugendliche häufig stärker von ihren Eltern ab.
  • Pickel: Die Haut produziert während der Pubertät mehr Talg, Pickel sind die Folge. Bei rund 40 Prozent der betroffenen Jugendlichen entwickelt sich eine starke Akne, die ärztlich behandelt werden sollte.
  • Schweißgeruch: Mit Beginn der Pubertät werden weitere Schweißdrüsen aktiv. Sie sondern nicht nur Flüssigkeit ab, sondern auch Eiweiße und andere Stoffe. Die Bakterien auf der Haut bauen diese Stoffe ab und produzieren unangenehm riechende Substanzen.
  • Wachstumsschub: Ihr Kind wächst zu Anfang der Pubertät rund fünf bis acht Zentimeter pro Jahr. Mädchen sind zumeist eine Zeit lang größer als gleichaltrige Jungs, da sie in der Regel früher in die Pubertät kommen.

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Wie verändert sich der Körper während der Pubertät bei Mädchen?

Kleidungsstücke, die nach drei Monaten schon wieder zu klein sind oder Diskussionen über die Häufigkeit des Duschens sind nicht die einzigen Anzeichen der Pubertät. Darüber hinaus gibt es weitere körperliche Veränderungen, die bei Mädchen während der Pubertät stattfinden: 

  • Brustwachstum: Ihre Tochter bemerkt zu Beginn der Pubertät, dass ihr Brüste wachsen. Anfangs sind das nur kleine Erhebungen unter den Brustwarzen. Bis sich die Brüste voll entwickelt haben, dauert es rund drei bis sechs Jahre. 
  • Scham- und Körperbehaarung: Etwa ein halbes Jahr vor oder nach Beginn des Brustwachstums sprießen die ersten Schamhaare. Zudem ersetzen nach und nach dunklere und dickere Haare die feinen Härchen an Armen und Beinen sowie unter den Achseln.
  • Hüftentwicklung: Durch Knochenwachstum und Fettumverteilung verändern sich die Körperproportionen. Hüfte und Oberschenkel werden breiter, die Taille erscheint im Verhältnis dazu schmal. 
  • Entwicklung der Geschlechtsorgane: Die Schamlippen und die Klitoris wachsen.
  • Weißfluss: Die Scheide sondert eine durchsichtige bis weißliche Flüssigkeit ab.
  • Erste Periode: Etwa ein Jahr nach Beginn des Weißflusses erlebt Ihre Tochter die erste Periodenblutung. Das bedeutet, dass sie schwanger werden kann.

Während der Pubertät machen Mädchen viele körperliche Veränderungen durch.

Während der Pubertät machen Mädchen viele körperliche Veränderungen durch.

Wann beginnt die Pubertät bei Mädchen?

Mädchen kommen heute in der Regel zwischen acht und 13,5 Jahren in die Pubertät – und damit früher als viele ihrer Mütter und Großmütter. Das Durchschnittsalter, in dem die Pubertät beginnt, sinkt seit rund 150 Jahren. Dahinter stecken vielfältige Gründe, darunter eine bessere Gesundheitsversorgung, veränderte soziale Strukturen und gesündere Ernährung.

Entwickelt sich bei einem Mädchen unter acht Jahren die Brust oder Schambehaarung oder bekommt es vor dem neunten Geburtstag die erste Regelblutung, ist das zu früh: Sie sollten dann sicherheitshalber einen Termin in der Kinderarztpraxis vereinbaren und abklären lassen, ob es dafür eine körperliche Ursache gibt. Häufig ist das gar nicht der Fall – und sie brauchen sich keine weiteren Sorgen zu machen.

Eine verzögerte Pubertät sollte ebenfalls ärztlich abgeklärt werden: Hat Ihr Kind mit rund 14 Jahren noch keine Brustentwicklung bemerkt oder mit 16 Jahren noch keine Periode, ist ein Termin in der Arztpraxis sinnvoll.

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Wie lange dauert die Pubertät bei Mädchen?

Mädchen stecken etwa zwei bis vier Jahre lang in der Pubertät. Generell lässt sich sagen: Je früher ein Mädchen in die Pubertät kommt, desto länger dauert sie.

Junge erschöpfte Frau sitzt mit Rucksack auf einer Mauer.

In der Pubertät erleben viele Mädchen Gruppenzwang oder haben mit Stimmungsschwankungen zu kämpfen. Eltern können Unterstützung anbieten.

Wann endet die Pubertät bei Mädchen?

Die Pubertät ist – medizinisch gesehen – vorbei, wenn die Wachstumsfugen der Knochen geschlossen sind und die Knochen nicht mehr wachsen. Das ist bei den meisten Mädchen mit rund 16 Jahren der Fall.

Doch Ihre Tochter verändert sich weit über diese Zeit hinaus. Das Gehirn entwickelt sich noch stark weiter bis in die Zwanziger, ebenso das Herz-Kreislauf-System und die Nieren. Der Hormonhaushalt pendelt sich erst mit etwa Anfang 20 ein. Dann verschwinden zumeist auch die pubertären Pickel.

Ein klar definiertes Endalter für die Pubertät ist also kaum festzulegen. Bei jedem Mädchen verläuft diese Zeit der Veränderung etwas anders. Als Faustregel ist höchstens zu nennen: Rund zwei bis drei Jahre nach der ersten Regelblutung ist die körperliche Geschlechtsreife erreicht und das Körperwachstum so gut wie abgeschlossen.

Welche Probleme tauchen in der Pubertät bei Mädchen auf und wie können Eltern reagieren?

Während der Pubertät verändert sich der Körper radikal und die Gefühle spielen verrückt. Damit muss Ihr Kind zurechtkommen und sich in seine neue Rolle als Frau einfinden. Das ist kompliziert, kann überfordern und zu Problemen führen. 

Stimmungsschwankungen beispielsweise sind anstrengend, aber ganz normal. Ihr Kind ist verunsichert, alles verändert sich, es ist überfordert. Dazu kommt vielleicht noch Druck aus der Freundesgruppe. Das sollten Sie sich klarmachen und versuchen, rücksichtsvoll mit Ihrer Tochter umzugehen und sie zu unterstützen, mit dem neuen Stress umzugehen.

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Ein weiterer Stressfaktor: Ihr Kind wird Gruppenzwang erleben. Wenn seine Freunde rauchen oder Alkohol trinken, wird es wahrscheinlich den Drang verspüren, mitzumachen. Sprechen Sie auch diese Dinge an. Ihre Tochter mag so wirken, als höre sie Ihnen nicht zu, doch Ihre Meinung wird trotzdem Einfluss haben. Kommt Ihre Tochter von selbst mit Fragen zu Ihnen, reden Sie so offen wie möglich darüber – selbst, wenn manche Themen Ihnen vielleicht unangenehm sind, etwa Masturbation, Verhütung oder vaginaler Ausfluss.

Haben Sie zudem ein Auge auf das Verhalten Ihrer Tochter. Während der Pubertät entwickeln manche Mädchen Depressionen oder Essstörungen. Zeigt Ihr Kind Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen, ist das ein Alarmzeichen. Das sollten Sie in Ihrer kinderärztlichen Praxis besprechen. Ob es Handlungsbedarf bei seelischen Problemen gibt, lässt sich auch im Rahmen einer regulären, kostenlosen Vorsorgeuntersuchung überprüfen: Die Jugendgesundheitsuntersuchung (J1) findet im Alter von 12 bis 14 Jahren statt.

Literatur und weiterführende Informationen

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