Eine Frau in lässiger Kleidung nimmt ein Medikament ein
Hormone

Gestagene: Weibliche Sexualhormone und ihre Wirkung

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Katrin Steffens (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung

  • Anna Stamm (Gynäkologin)

Gestagen: Die drei wichtigsten Fakten

Hormon und Medikament

Gestagen ist der Oberbegriff für bestimmte weibliche Sexualhormone – und außerdem die pharmakologische Bezeichnung für eine Gruppe von hormonell wirksamen Medikamenten.  

Wirkung der Gestagene

Gestagene, allen voran das Progesteron, werden auch Schwangerschaftshormone genannt: Sie ermöglichen die Einnistung der befruchteten Eizelle und den Erhalt einer Schwangerschaft. 

Therapie mit Gestagenen

Gestagene als Medikament haben verschiedene Anwendungsbereiche: als Verhütungsmittel, als Therapie in den Wechseljahren und zur Behandlung von Zyklusproblemen. 

Was sind Gestagene, welche Rolle spielen sie im weiblichen Körper – und wie werden Gestagene zur Therapie eingesetzt? Gestagen ist einerseits der medizinische Oberbegriff für eine Gruppe weiblicher Geschlechtshormone, die unser Körper produziert. Andererseits ist so auch eine pharmakologische Wirkstoffgruppe benannt. Die wichtigsten Fragen und Antworten. 

Welche Gestagene gibt es und welche Wirkung haben sie?

Die Hauptaufgabe der Gestagene im weiblichen Körper ist der Nestbau – also eine Schwangerschaft zu ermöglichen und zu erhalten. 

Unter dem Oberbegriff Gestagene sind außerdem verschiedene Wirkstoffe zusammengefasst, die im Körper ähnlich wirken wie die vom Organismus selbst produzierten Gestagene. Sie sind Bestandteil von Hormonersatztherapien und Verhütungsmitteln oder kommen bei Symptomen und Erkrankungen zum Einsatz, die auf einem Ungleichgewicht der Hormone beruhen.

Der wichtigste Vertreter der körpereigenen Gestagene ist das Progesteron. Es bildet zusammen mit anderen Sexualhormonen wie dem Östrogen ein fein abgestimmtes Hormonorchester, das den weiblichen Zyklus steuert. In der zweiten Zyklushälfte bewirkt Progesteron, dass die Gebärmutterschleimhaut optimal auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vorbereitet ist. 

Nistet sich dann eine befruchtete Eizelle ein, sorgt Progesteron für das Fortbestehen der Schwangerschaft: Es vermindert beispielsweise die Aktivität der Gebärmuttermuskelzellen und entspannt die Muskulatur innerer Organe. Darüber hinaus verhindert es weitere Eisprünge.

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Zu den Gestagenen zählen auch das Pregnandiol und das Pregnenolon. Pregnenolon wird aus Cholesterin gebildet und ist die Vorstufe des Progesterons. Es hat aber ebenso eine eigene Wirkung, etwa auf die Immunfunktion und das Gehirn. Pregnandiol entsteht als Abbauprodukt des Progesterons. Es lässt sich im Urin nachweisen und kann so Aufschluss über den Progesteronspiegel im Blut geben.

Gestagene als medikamentöse Wirkstoffe

Es gibt verschiedenste Wirkstoffe, die die Wirkung des Progesterons im menschlichen Körper imitieren: Die synthetischen Gestagene leiten sich vom natürlichen Progesteron ab. Diese sogenannten Derivate sind dem Progesteron also sehr ähnlich, aber nicht mit dem natürlichen Hormon identisch. Je nach Wirkstoff haben die synthetischen Gestagene unterschiedliche Zusatzwirkungen, etwa auf den Östrogenhaushalt oder auf weitere Hormone. 

Natürliches oder bioidentisches Progesteron als Wirkstoff entspricht genau dem körpereigenen Hormon. Es wird über verschiedene Herstellungsschritte aus dem Pflanzenstoff Diosgenin der Yamswurzel hergestellt, Yams ist eine tropische Kletterpflanze aus dem afrikanischen und asiatischen Raum. Der Körper baut natürliches Progesteron jedoch sehr schnell wieder ab. 

Ein Beutel mit Yams-Wurzeln auf einem Feld

Gestagene als medikamentöser Wirkstoff: Natürliches Progesteron wird aus der Yamswurzel gewonnen.

Wichtig: Präparate mit bioidentischem Progesteron sollten immer ärztlich verordnet und arzneimittelrechtlich zugelassen sein. Nur dann ist sichergestellt, dass die benötigte Menge an Progesteron tatsächlich enthalten ist und auch vom Körper aufgenommen werden kann. 

Präparate mit bioidentischem Progesteron gibt es zwar als Eigenrezepturen von Apotheken und im Internet, doch häufig ist dann der Gehalt an wirksamem Progesteron nicht gesichert. 

Wie werden Gestagene und Progesteron in der Behandlung eingesetzt?

Der Anwendungsbereich für Gestagene und Progesteron ist groß: Neben der Therapie von Erkrankungen, die auf einem Progesteronmangel beruhen, kommen Gestagene auch in den Wechseljahren und als Verhütungsmittel zum Einsatz. 

Gestagen: Wirkung als Verhütungsmittel

Gestagene hemmen den Eisprung und machen den Schleim am Gebärmutterhals so zäh, dass Spermien ihn nicht durchdringen können. Das machen sich verschiedene Verhütungsmittel zunutze: Die sogenannte Minipille, auch Gestagenpille genannt, enthält ausschließlich Gestagene. Um sicher zu wirken, ist die Minipille nach einem sehr genauen Zeitplan einzunehmen. Inzwischen gibt es aber auch Gestagenpillen, bei denen der Einnahmezeitraum weiter gefasst ist. Gestagene zur Verhütung können ebenso als Spritze, Hormonspirale oder implantierte Stäbchen zur Anwendung kommen.

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Gestagen-Einsatz in der Hormonersatztherapie

Während der Wechseljahre kommen die Hormone Östrogen und Progesteron phasenweise in großes Ungleichgewicht. Treten dadurch belastende Symptome wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen auf, lassen diese sich mit einer Hormonersatztherapie behandeln. Dabei wird meist neben Östrogen auch Gestagen eingesetzt.

Gestagen bei Störungen des Menstruationszyklus und prämenstruellem Syndrom

Ist der Zyklus aufgrund eines Progesteronmangels aus dem Gleichgewicht geraten, lassen sich starke Beschwerden mit Gestagenen behandeln, auch in Kombination mit Östrogen. Auch beim Prämenstruellen Syndrom können Gestagene zum Einsatz kommen.

Wie kommt Gestagen noch zum Einsatz?

Gestagene sind häufig Teil der Behandlung der Endometriose sowie des polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS). Die hormonell bedingte Erkrankung geht mit Stoffwechsel- und Zyklusstörungen und häufig auch Unfruchtbarkeit einher.

Infografik Gestagene: Mögliche Anwendungen von Gestagenen als Medikament

Gestagene sind in vielen hormonellen Verhütungsmitteln enthalten, werden aber auch eingesetzt, um Beschwerden rund um die Wechseljahre oder den Menstruationszyklus zu lindern.

Welche Nebenwirkungen haben Gestagene und Progesteron?

Ebenso wie ein Ungleichgewicht der körpereigenen Hormone zu Beschwerden führen kann, können therapeutisch eingesetztes Progesteron oder die synthetischen Gestagene verschiedene Nebenwirkungen haben. Diese hängen nicht allein von der Dosierung ab, sondern oft auch von der Art des Wirkstoffs. 

Die häufigsten Nebenwirkungen von Gestagenen sind Gewichtszunahme, Akne, depressive Verstimmungen, Veränderungen im Menstruationszyklus und eine veränderte Libido, also Lust auf sexuelle Aktivitäten. 

Welche Nebenwirkungen auftreten, ist auch von der Art des synthetischen Gestagens abhängig: Einige Gestagene können zu Haarausfall oder Stimmungsschwankungen führen, andere zu Brustspannen und Ödemen (Wassereinlagerungen). 

Sind Ihre Hormone im Gleichgewicht?

Resultieren einige Ihrer Beschwerden möglicherweise aus einem Hormonungleichgewicht? Eine frauenärztliche Untersuchung und Beratung kann schnell Klarheit und Erleichterung bringen. Falls Sie Unterstützung benötigen, eine gynäkologische Praxis zu finden, hilft Ihnen die Barmer Arztsuche. 

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