Zwei junge Männer liegen gemeinsam im Bett
Sexualität

Libidoverlust bei Mann und Frau: Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Lesedauer unter 5 Minuten

Redaktion

  • Michaela Hövermann

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Madeleine Zinser (Ärztin, Content Fleet GmbH)

Die meisten Deutschen haben zwischen vier- und fünfmal im Monat Geschlechtsverkehr. Das ergab eine Studie zur Sexualität Erwachsener, die unter anderem von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unterstützt wurde. Das sexuelle Verlangen variiert jedoch von Person zu Person. Einige Menschen haben täglich Lust auf Sex, während es für andere völlig ausreichend ist, einmal pro Woche oder sogar nur einmal im Monat sexuell aktiv zu sein. In bestimmten Lebensphasen ist es zudem nicht ungewöhnlich, vorübergehend gar keine Lust auf Sex zu verspüren. Der Verlust der Libido kann jedoch zu einer Belastungsprobe für die Partnerschaft werden.
 

Was ist Libidoverlust?

Libidoverlust gehört zu den häufigsten sexuellen Funktionsstörungen bei Frauen. Doch auch Männer können unter fehlender Libido leiden. Kennzeichnend für den Verlust der Libido ist ein vermindertes sexuelles Verlangen, das über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten andauert.

Libidoverlust kann in bestimmten Lebenssituationen und Phasen einer Beziehung auftreten, beispielsweise:

  • Nach der Geburt eines Kindes
  • Infolge einer Erkrankung
  • Bei einem dauerhaft fordernden Berufsalltag
  • Im höheren Lebensalter

Übrigens: In Langzeitbeziehungen lässt das sexuelle Verlangen häufig nach. Dabei handelt es sich jedoch um ein normales Phänomen und nicht um eine Funktionsstörung.

Libidoverlust: Wie viel Sex ist normal?

Da sich das sexuelle Verlangen von Person zu Person unterscheidet, lässt sich die Frage, wie viel Sex „normal“ ist, nicht objektiv beantworten. Sexualität wird oft als Indikator für den Erfolg einer Beziehung gesehen. Aber viel wichtiger ist Ihr persönliches Empfinden: Wünschen Sie sich mehr Sex, aber das Verlangen fehlt? Das kann ein guter Anlass sein, auf Ursachenforschung zu gehen. Doch auch wenn es keinen konkreten Grund gibt, können Sie als Frau oder Mann Ihre Libido zurückzubekommen.

Welche Symptome gibt es bei Libidoverlust?

Zu den typischen Symptomen des Libidoverlustes zählen ein dauerhafter oder wiederkehrender Mangel an sexuellen Fantasien und der fehlende Wunsch nach sexueller Aktivität. Betroffene verspüren kaum körperliche Anziehung zu anderen Personen und wenig bis kein Bedürfnis nach sexuellem Kontakt. In Partnerschaften übernehmen sie selten die Initiative für sexuelle Aktivitäten. Kommt es dennoch zum Geschlechtsverkehr, erleben manche Betroffene ihn jedoch durchaus als befriedigend.

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Welche Ursachen führen zu Libidoverlust?

Wenn Menschen keine Lust mehr auf Sex haben, kann das verschiedene Ursachen haben. Zum einen kann der Libidoverlust körperlich bedingt sein. Manchmal liegen aber auch psychosoziale Gründe vor, die zum Verlust der Libido bei Frau und Mann führen.

Eine junge Ärztin mit ihrem Patienten

Libidoverlust kann verschiedene Ursachen haben. Auch bestimmte Erkrankungen können dazu führen, dass das sexuelle Verlangen abnimmt.

Körperliche Ursachen für den Verlust der Libido 

Verschiedene körperliche Faktoren können einen Rückgang der sexuellen Lust bei Frauen und Männern verursachen.

Dazu gehören folgende chronische Erkrankungen:

Auch folgende Krankheitsbilder und weitere Umstände können die Libido von Mann und Frau beeinträchtigen:

  • Krebserkrankungen: Die Auswirkungen einer Chemotherapie können erheblich zum Verlust der Libido beitragen.
  • Hormonstörungen: Ein Ungleichgewicht der Hormone beeinflusst die Lust auf Sex, insbesondere ein Mangel an Testosteron. Dieses Hormon ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen für das sexuelle Verlangen wichtig. 
  • Urologische Erkrankungen: Erkrankungen der Harnwege und Geschlechtsorgane sowie eine Impotenz (erektile Dysfunktion) können das sexuelle Verlangen mindern und zu einem Libidoverlust beim Mann führen.
  • Urogynäkologische Probleme: Krankheiten im Bereich der Harn- und Geschlechtsorgane wie Zysten oder Vernarbungen können Einfluss auf die Libido bei Frauen nehmen.
  • Sexuell bedingte Schmerzen: Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können dazu führen, dass Frauen keine Lust auf Sex verspüren. Das passiert beispielsweise beim Vaginismus, bei dem sich die Beckenbodenmuskulatur verkrampft.
  • Peri- und Postmenopause: Während und nach den Wechseljahren schwanken Östrogen und Progesteron. Das kann zu einer geringen Libido oder zum Libidoverlust bei Frauen führen.
  • Medikamente: Auch bestimmte Medikamente wie Antidepressiva, Blutdrucksenker und Neuroleptika können die Libido beeinflussen.

Wie häufig sind Libidoverlust und andere sexuelle Funktionsstörungen?

Etwa 50 Prozent der Frauen und 28 Prozent der Männer leiden im Laufe ihres Lebens unter einem Verlust der Libido. Je nach Geschlecht klagen circa 20 bis 40 Prozent aller betroffenen Personen über Störungen der sexuellen Erregung, dazu gehören erektile Dysfunktionen bei Männern und sexuelle Erregungsstörungen bei Frauen. Bei Männern nehmen die Beschwerden mit dem Alter zu.

Orgasmusstörungen betreffen im Leben etwa 40 Prozent der Frauen. Im Gegensatz dazu ist vorzeitige Ejakulation mit 23 Prozent die häufigste sexuelle Beschwerde unter Männern. Sexuelle Schmerzstörungen treten bei 20 Prozent der Frauen auf, bei Männern gibt es hierzu keine Daten.

Statistisch leidet rund die Häfte aller Frauen im Laufe ihres Lebens an Libidoverlust. Bei Männern ist es weniger als ein Drittel.

Statistisch leidet rund die Häfte aller Frauen im Laufe ihres Lebens an Libidoverlust. Bei Männern ist es weniger als ein Drittel.

Psychosoziale Ursachen für den Libidoverlust bei Frauen und Männern

Neben den körperlichen Ursachen spielen auch psychische und soziale Faktoren eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Libidoverlust:

  • Individualpsychologische Faktoren: Stress im Beruf, persönliche Lebensumstände, Angststörungen, traumatische Erlebnisse und allgemeine Ängste können die Libido negativ beeinflussen.
  • Beziehungsfaktoren: Probleme in der Partnerschaft, Konflikte und Routine im Schlafzimmer können das sexuelle Verlangen mindern.
  • Soziale Faktoren: Existenzängste, Arbeitslosigkeit und falsche Vorstellungen von Sexualität können ebenfalls zu einer Abnahme der Libido führen.
  • Depressive Erkrankungen: Wer unter Depressionen und Erschöpfung leidet, hat oft keine Lust auf Sex.
  • Lebensstil: Ein Mangel an Bewegung kann Übergewicht und die Entstehung von Diabetes begünstigen. Das wirkt sich unter Umständen negativ auf die Libido aus. Körperliche Aktivität und eine gesunde Ernährung führen häufig zu einer positiveren Wahrnehmung des eigenen Körpers. Das kann dem Verlust der Libido entgegenwirken.

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Was tun bei Libidoverlust?

Sexuelle Funktionsstörungen können durch Psychotherapie, medizinische Behandlungen oder eine Kombination aus beiden Ansätzen behandelt werden.

Vermindertes sexuelles Verlangen oder Luststörungen werden in der Regel primär sexualtherapeutisch behandelt. Da unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse zudem zu partnerschaftlichen Konflikten führen können, empfiehlt sich in manchen Fällen auch eine Paartherapie.

Wenn Sie unter Libidoverlust leiden, können Sie sich an folgende Fachleute wenden:

  • Allgemeinmedizinische Praxen
  • Sexualtherapeutinnen und -therapeuten
  • Sexualberatungsstellen
  • Psychotherapeutische Praxen
  • Gynäkologische und urologische Praxen

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