- Rheumatoide Arthritis und Arthrosen betreffen Frauen häufiger als Männer
- Welche rheumatischen Erkrankungen gibt es?
- Geschlechtsspezifische Unterschiede bei rheumatischen Erkrankungen
- Welche Rolle spielt das Immunsystem bei rheumatoider Arthritis?
- Geschlechtshormone beeinflussen die Immunabwehr
- Geschlechterunterschiede in der Genetik
- Rheuma verursacht stärkere Beschwerden bei Frauen
- Übergewicht und Rheuma
- Unterschiedliches Ansprechen auf Medikamente
- Ungleichbehandlung von Frauen und Männern mit Rheuma – für eine individuelle Therapie
Rheuma ist der Überbegriff für verschiedene Erkrankungen des Bewegungsapparates. Umgangssprachlich ist mit „Rheuma“ in der Regel die rheumatoide Arthritis gemeint, eine entzündliche Gelenkerkrankung. Sie kann in jedem Alter auftreten, unterschiedlich verlaufen und unterschiedlich starke Beschwerden verursachen. Daneben sind Arthrosen weit verbreitet, bei denen es sich um Verschleißerscheinungen der Gelenke handelt. Bei beiden Erkrankungen zeigt sich bei Frauen und Männern ein etwas anderes Krankheitsbild. Welche Rolle spielen die biologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern?
Rheumatoide Arthritis und Arthrosen betreffen Frauen häufiger als Männer
Knapp 1 von 100 Erwachsenen in Deutschland ist an rheumatoider Arthritis erkrankt. Das sind etwa 550.000 Menschen, was ungefähr der Einwohnerzahl von Hannover entspricht. Dabei erkranken Frauen etwa 3-mal so häufig wie Männer – und im Durchschnitt zehn Jahre früher. Neben dem weiblichen Geschlecht gibt es weitere Risikofaktoren für rheumatoide Arthritis wie bestimmte genetische Faktoren, höheres Alter, Rauchen und Übergewicht.
Arthrosen sind die häufigsten andauernden Gelenkerkrankungen. Es wird geschätzt, dass in Deutschland etwa 5 Millionen Menschen Beschwerden durch Arthrosen haben. Ab einem Alter von 60 Jahren ist etwa die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer von Arthrose betroffen. Besonders häufig treten die Beschwerden im Bereich der Hüft- und Kniegelenke auf. Das Risiko steigt mit dem Alter und ist besonders erhöht für Frauen und für Menschen, die rauchen.
Welche rheumatischen Erkrankungen gibt es?
Der Begriff „Rheuma“ umfasst alle Krankheiten der Gelenke, Gelenkkapseln, Sehnen, Knochen, Muskeln und des Bindegewebes, die nicht durch eine Verletzung oder einen Tumor entstehen. Diese unterschiedlichen rheumatischen Krankheitsbilder lassen sich in fünf Gruppen einteilen:
- Autoimmunbedingte entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis
- Verschleißbedingte rheumatische Erkrankungen (Arthrosen)
- Stoffwechselstörungen, bei denen es zu rheumatischen Beschwerden kommt, wie Gicht
- Rheumatische Erkrankungen der Weichteile (Muskulatur und Sehnen) wie Fibromyalgie
- Anhaltende (chronische) Knochenerkrankungen wie Osteoporose
Rheuma wird häufig mit Arthrose in Verbindung gebracht und daher oft irrtümlich als „Alterskrankheit“ verstanden. Die zahlreichen rheumatischen Krankheitsbilder treten jedoch nicht nur im Alter auf. Autoimmunbedingte entzündliche Rheuma-Formen beginnen meist zwischen 50 und 70 Jahren. Sie können aber auch schon in einem jüngeren Alter auftreten – in Deutschland sind etwa 20.000 Kinder und Jugendliche betroffen. Zudem treten entzündliche Rheuma-Formen unterschiedlich häufig bei Frauen und Männern auf.
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Geschlechtsspezifische Unterschiede bei rheumatischen Erkrankungen
Rheumatische Erkrankungen unterscheiden sich bei Frauen und Männern in
- ihrer Häufigkeit,
- dem Krankheitsbild,
- dem Verlauf,
- dem Ansprechen auf Medikamente,
- möglichen gesundheitlichen Folgen.
Dabei sind Frauen nicht nur häufiger als Männer von rheumatoider Arthritis und Arthrosen betroffen, sondern auch schwerer. Die Gendermedizin erforscht diese Unterschiede und ihre Ursachen.
Welche Rolle spielt das Immunsystem bei rheumatoider Arthritis?
Rheumatoide Arthritis ist eine sogenannte Autoimmunerkrankung – die Ursache ist also eine Überreaktion des Immunsystems. Insgesamt sind Frauen häufiger von Autoimmunerkrankungen betroffen als Männer – dazu zählen zum Beispiel Multiple Sklerose, Diabetes Typ 1 und Schilddrüsenerkrankungen.
Bei einer Autoimmunerkrankung liegt eine Fehlfunktion der Immunabwehr vor. Aufgrund überschießender Immunantworten greift der Körper eigenes Gewebe an und es kommt zu Entzündungen. Die Gendermedizin beschäftigt sich mit den genauen Ursachen, weshalb Frauen häufiger als Männer von Autoimmunerkrankungen betroffen sind.
Es sind Unterschiede in der angeborenen und der erworbenen Immunantwort zwischen Frauen und Männern bekannt, die sich im Laufe des Lebens ändern. Mit zunehmendem Alter lässt die Aktivität des Immunsystems nach. Das kann dazu führen, dass sich auch die Krankheitsaktivität im Alter reduziert. Außerdem berichten Betroffene zum Beispiel von einem Nachlassen oder Zunehmen der Beschwerden in der Pubertät oder den Wechseljahren. Neben der Genetik beeinflussen auch die Geschlechtshormone die Stärke der Immunantwort.