Eine junge Frau sitzt auf einer Couch und sieht sich eine Pillenpackung an
Sexualität

Pearl-Index: Wie sicher ist Ihr Verhütungsmittel?

Lesedauer unter 6 Minuten

Redaktion

  • Ulrike Schnyder (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Madeleine Zinser (Ärztin, Content Fleet GmbH)

Mit dem Pearl-Index wird die Zuverlässigkeit von Verhütungsmethoden bewertet. Damit können Sie Ihre Verhütungsmöglichkeiten besser verstehen und die wählen, die am besten zu Ihren Bedürfnissen passt.

Mit Hormonen, ohne Hormone, Barrieremethoden oder natürliche Familienplanung: Es gibt unterschiedlichste Möglichkeiten, eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Doch was sind besonders sichere Verhütungsmittel? Mit dem Pearl-Index lässt sich das einschätzen. Was er aussagt und welche Methode für welche Bedürfnisse am besten geeignet ist.

Was ist der Pearl-Index?

Der Pearl-Index gibt an, wie wirksam ein Verhütungsmittel  eine Schwangerschaft verhindert. Er drückt aus, wie viele Schwangerschaften auftreten, wenn 100 Frauen ein Jahr lang mit einer bestimmten Methode verhüten. Je niedriger also der Pearl-Index eines Verhütungsmittels ist, desto zuverlässiger funktioniert die Verhütung.

Rechenbeispiel

  • Hat eine Verhütungsmethode einen Pearl-Index von 1, dann bedeutet das: Von 100 Frauen, die ein Jahr lang diese Verhütungsmethode anwenden, wird statistisch gesehen eine Frau in dieser Zeit schwanger.
  • Ein Pearl-Index von 0,1 sagt aus, dass eine von 1.000 Frauen schwanger wird.

Hat ein Verhütungsmittel den Pearl-Index 1, bedeutet das, dass statistisch eine von 100 Frauen innerhalb eines Jahres trotz Verhütung schwanger wird.

Hat ein Verhütungsmittel den Pearl-Index 1, bedeutet das, dass statistisch eine von 100 Frauen innerhalb eines Jahres trotz Verhütung schwanger wird.

Zum Vergleich: Ohne Verhütung werden etwa 85 von 100 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger.

Was ist das sicherste Verhütungsmittel?

Das Hormonstäbchen ist die sicherste Verhütungsmethode, dicht gefolgt von der Sterilisation des Mannes (Vasektomie). Letztere ist jedoch eine langfristige und eventuell endgültige Lösung, daher kommt sie nicht für alle infrage. Zwar kann die Vasektomie meist rückgängig gemacht werden, doch es kann vorkommen, dass der Mann unfruchtbar bleibt.

Ein niedriger Pearl-Index bedeutet außerdem nicht automatisch, dass diese Mittel auch für Sie die richtigen sind. Sprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt darüber, welche Verhütungsmethode am besten zu Ihnen passt.

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Pearl-Index der Drei-Monats-Spritze

Die Drei-Monats-Spritze, auch Depotspritze oder Hormonspritze genannt, enthält hoch dosiertes Gestagen. Dadurch unterbindet sie für zwei bis drei Monate den Eisprung.

Da sie häufiger Nebenwirkungen hervorruft als andere hormonelle Verhütungsmittel, darf sie in Deutschland nur in Ausnahmefällen verschrieben werden – beispielsweise, wenn Frauen die Pille nicht vertragen. Die Drei-Monats-Spritze hat einen Pearl-Index von 0,2. Mit dieser Verhütungsmethode werden also ungefähr 2 von 1.000 Frauen unverhofft schwanger.

Pearl-Index der Pille

Die Pille hat einen Pearl-Index von etwa 0,3. Das macht sie zu einer zuverlässigen Verhütungsmethode – vorausgesetzt, Sie nehmen die Pille zuverlässig jeden Tag zur etwa gleichen Zeit ein. Auch Durchfall, Erbrechen oder Wechselwirkungen mit gewissen Medikamenten können die Wirkung des Hormonpräparats beeinträchtigen. Zu den betreffenden Medikamenten zählen manche Antibiotika.

Eine angebrochene Pillenpackung liegt auf einer Decke

Richtig angewandt zählt die Pille zu den sehr sicheren Verhütungsmitteln.

Es gibt unterschiedliche Pillen: Kombinationspräparate enthalten Östrogene und Gestagene, beides sind Hormone. Ein weiteres Präparat ist die Minipille (Pearl-Index 0,3). In ihr steckt kein Östrogen, nur ein Gestagen..

Gut geschützt: Kostenfreie Empfängnisverhütung für alle Frauen bis 22

Für Barmer-versicherte Frauen sind die ärztliche Beratung und Untersuchung zur Empfängnisverhütung kostenfrei. Und bis zum 22. Geburtstag werden die Kosten für verschreibungspflichtige Verhütungsmittel, zum Beispiel die Pille oder die Spirale, übernommen. 

Empfängnisverhütung

Pearl-Index von Hormonspirale, Hormonstäbchen, Verhütungsring und Hormonpflaster

Es gibt noch einige andere Verhütungsmethoden, die mit Hormonen arbeiten. Sie gehören zu den effektivsten Verhütungsmitteln:

  • Die Hormonspirale (Pearl-Index 0,2) wird in der Frauenarztpraxis in die Gebärmutter eingebracht. Dort gibt sie nach und nach ein Gestagen ab. Nach drei bis acht Jahren, je nach Modell, sollte die Spirale entfernt oder ersetzt werden.
  • Das Hormonstäbchen (Pearl-Index: 0 bis 0,05) wird unter örtlicher Betäubung an der Innenseite des Oberarms unter die Haut implantiert. Es muss spätestens nach drei Jahren entfernt oder ausgetauscht werden.
  • Der Verhütungsring (Pearl-Index 0,3) wird in die Vagina eingeführt. Dort kann er drei Wochen bleiben und in dieser Zeit Hormone abgeben.
  • Das Hormonpflaster (Pearl-Index 0,9) klebt wie ein normales Pflaster auf der Haut und gibt dort beständig ein Östrogen und ein Gestagen in den Körper ab. Es enthält also die gleichen Wirkstoffe wie die Kombinationspille. Im Verlauf eines Zyklus werden drei Pflaster nacheinander jeweils eine Woche getragen. Darauf folgt eine siebentägige Pause.

Pearl-Index von Kondom und Diaphragma

Die hormonfreien Barrieremethoden Kondom und Diaphragma haben einen vergleichsweise hohen Pearl-Index: das Kondom zwischen 2 und 13, das Diaphragma zwischen 4 und 18.

Trotz der relativ hohen Pearl-Indices sind Kondom und Diaphragma zuverlässige Verhütungsmethoden, wenn Sie sie korrekt anwenden – das kann etwas Übung erfordern. Wichtig ist zum Beispiel, dass Sie mit Latexkondom auf öl- und fetthaltige Gleitmittel verzichten, da diese das Gummi schädigen können. Nutzen Sie stattdessen wasserbasierte Präparate.

Das Diaphragma sollten Sie zusammen mit einem Verhütungsgel benutzen, das die Spermien unbeweglich macht. Auch das Einsetzen eines Diaphragmas kann anfangs etwas mühsam sein, Üben lohnt sich also.

Achtung: Das Diaphragma gilt zwar als Barrieremethode, schützt jedoch nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen, da das Sperma in Berührung mit der weiblichen Schleimhaut kommt. Das Kondom hingegen bietet Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie Feigwarzen, Chlamydien und Syphilis. Gleiches gilt für das Frauenkondom, auch Femidom genannt. Es funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie ein Kondom, doch anstatt über den Penis des Mannes wird es in die Scheide der Frau eingeführt. Das Frauenkondom hat einen Pearl-Index von etwa 5 bis 25.

Pearl-Index von Kupferspirale und Kupferkette

Die Kupferspirale und die Kupferkette (jeweils Pearl-Index 0,1 bis 1) kommen ebenfalls ohne Hormone aus. Beide werden in der Frauenarztpraxis in die Gebärmutter eingeführt und können dort mehrere Jahre bleiben.

Pearl-Index chemischer Verhütungsmittel

Chemische Verhütungsmittel bremsen die Spermien aus oder töten sie ab. Es gibt sie in Form von Zäpfchen, Tabletten, Gels und Cremes. Die Mittel werden vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt. Der Pearl-Index liegt zwischen 18 und 28. Sie sollten zusätzlich ein Diaphragma verwenden, um die Sicherheit zu erhöhen.

Pearl-Index des Koitus interruptus

Der Begriff „Koitus interruptus“ oder „Rausziehen“ bedeutet übersetzt so viel wie „unterbrochener Geschlechtsverkehr“: Der Mann zieht direkt vor dem Orgasmus seinen Penis aus der Scheide. Dadurch kommen die Spermien nicht in Kontakt mit der weiblichen Schleimhaut – so zumindest die Theorie. Aber: Schon vor dem Orgasmus kann Samenflüssigkeit aus dem Penis austreten. Außerdem erfordert der Koitus interruptus große Selbstbeherrschung. Der Pearl-Index beim „Rausziehen“ liegt zwischen 4 und 20 – es gibt weitaus praktischere und wirksamere Methoden, zu verhüten.

Pearl-Index der natürlichen Familienplanung (NFP)

Wenn Sie als Frau Ihren eigenen Körper gut kennen und beobachten, können Sie vorhersagen, an welchen Tagen Ihres Zyklus Sie fruchtbar sind. Die sogenannte natürliche Familienplanung (NFP) eignet sich zur Verhütung, aber auch, um die Chancen einer Schwangerschaft zu erhöhen. Dazu wird täglich die Körpertemperatur gemessen und die Beschaffenheit des Zervixschleims kontrolliert. Kombinieren Sie diese Techniken (symptothermale Methode), können Sie gut zwischen fruchtbaren und unfruchtbaren Tagen unterscheiden. Die NFP hat daher einen Pearl-Index von 0,4 bis 12.

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Mit dem Barmer-Eisprungrechner können Sie einfach und schnell Ihren Eisprung und Ihre fruchtbaren Tage berechnen.

Pearl-Index von Vasektomie und Sterilisation

Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie keine Kinder (mehr) bekommen möchten, kommt die endgültige Verhütung infrage: die Sterilisation. Bei der Sterilisation des Mannes, auch Vasektomie genannt, sind die Risiken geringer und der Eingriff deutlich einfacher. Auch die Wirksamkeit ist etwas höher: Der Pearl-Index der Vasektomie liegt bei 0,1, der Pearl-Index der Sterilisation der Frau liegt bei 0,5. Ist eine Sterilisation medizinisch notwendig, werden die Kosten von der Barmer übernommen. 

Literatur und weiterführende Informationen

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