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Chlamydien: Übertragung, Symptome und Therapie

Lesedauer

unter 8 Minuten

Redaktion

  • Constanze Löffler (Wissenschaftsjournalistin, Ärztin)

Qualitätssicherung

  • Annette Mittmann (Gynäkologie, Psychotherapie, Psychoonkologie - medproduction GmbH )

Chlamydien sind weit verbreitet und gehören zu den häufigen sexuell übertragbaren Infektionskrankheiten. Die Erreger gelten als besonders tückisch, denn in vielen Fällen wissen Betroffene nicht, dass sie sich damit angesteckt haben – weil oft gar keine Symptome auftreten. Wenn sich Chlamydien jedoch bemerkbar machen, führen sie zu Entzündungen im Intimbereich, an den Augen oder im Darm. Sie können unbehandelt bei Frauen sogar zur Unfruchtbarkeit führen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie sich gegen die Bakterien schützen können, wann ein Chlamydien-Test sinnvoll ist und bei welchen Anzeichen Sie wachsam sein sollten.

Um welche Arten von Chlamydien geht es hier?

Im deutschsprachigen Raum steckt man sich am wahrscheinlichsten mit Chlamydia trachomatis an. Die Bakterien können zu verschiedenen Krankheitsbildern führen:

  • Infektionen der Harn- und Geschlechtsorgane 
  • einer Bindehautentzündung und 
  • der Geschlechtskrankheit Lymphogranuloma venereum

Die Beschwerden werden von bestimmten Untergruppen (Serotypen) des Bakteriums hervorgerufen: Clamydia trachomatis D-K und L1-L3. Die häufig auftretenden Untergruppen werden in diesem Artikel näher betrachtet. Wenn Chlamydien in Deutschland diagnostiziert werden sind es in den allermeisten Fällen Bakterien dieser Untergruppe. Diese wird über Geschlechtsverkehr sowie vor, während und kurz nach der Entbindung im Geburtskanal übertragen.

Daneben gibt es die Untergruppen A-C, die zu Beschwerden am Auge bis hin zur Erblindung führen können. Sie kommen vor allem in den Tropen vor und werden dort hauptsächlich von Fliegen weitergegeben.

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Diese Arten von Chlamydien sind bekannt

Chlamydien-ArtÜbertragungswegAuswirkung
Chlamydia trachomatis Serovaren A-C (kommen vor allem in den Tropen vor)Hauptsächlich über Fliegen und SchmierinfektionBeschwerden am Auge, die bis zur Erblindung führen können
Chlamydia trachomatis Serovaren D-KGeschlechtsverkehr; vor, während und kurz nach der EntbindungHarnwegs- und Geschlechtsorgan-Infektion; Bindehautentzündung
Chlamydia trachomatis Serovaren L1-L3Geschlechtsverkehr; vor, während und kurz nach der EntbindungLymphogranuloma venereum (Geschlechtskrankheit)
Chlamydia pneumoniaeTröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch (Einatmen bakterienhaltiger Tröpfchen oder Speichelkontakt)akute und chronische Infektionen der Atemwege
Chlamydia psittaciTröpfcheninfektion von Tier zu Mensch (Einatmen von Sekreten infizierter Vögel oder Berührung der Tiere)grippeähnliche Erkrankung, die häufig in eine Lungenentzündung mündet

Wie viele Menschen sind von Chlamydien betroffen?

Chlamydien kann man sich leicht beim Sex einfangen, gerade weil viele Menschen gar nicht wissen, dass sie infiziert sind. Deshalb gehören Chlamydien zu den häufigsten sexuell übertragenen Krankheiten weltweit und sind auch hierzulande weit verbreitet.

Die genaue Zahl der Betroffenen ist unbekannt, da Chlamydien hierzulande nur im Bundesland Sachsen meldepflichtig sind. Fachleute gehen von 300.000 Ansteckungen pro Jahr in Deutschland aus.

Besonders häufig stecken sich sexuell aktive Jugendliche und junge Erwachsene an. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) infizieren sich am häufigsten Frauen zwischen 16 und 19 Jahren und Männer zwischen 20 und 24 Jahren mit Chlamydien. Medizinische Fachgesellschaften schätzen Frauen zwischen 15 und 25 Jahren als Hochrisikogruppe ein. Zudem stecken sich laut RKI im Schnitt auch mehr Männern, die Sex mit Männern haben, sowie Sexarbeiterinnen mit Chlamydien an.

Wie kann ich mich mit Chlamydien anstecken?

Die Bakterien werden sehr leicht beim Sex übertragen, wenn man sich nicht schützt. Sie sitzen in den Schleimhäuten von Penis, Scheide und Enddarm. Auch Sperma, Urin und Scheidenflüssigkeit können Bakterien enthalten. Daher kann man sich auch über eine Schmierinfektion anstecken, zum Beispiel wenn infiziertes Sekret aus Scheide oder Penis über die Finger ins Auge gelangt.

Ein junges Paar liegt im Bett und küsst sich zärtlich

Chlamydien werden beim Sex durch verschiedene Körperflüssigkeiten übertragen. Kondome, Femidome und Lecktücher können vor einer Übertragung schützen.

Früher standen Chlamydien im Verdacht, über Badewasser im Schwimmbad übertragen zu werden. Die dadurch ausgelöste, seltene Krankheit heißt Schwimmbadkonjunktivitis. Inzwischen gehen Fachleute davon aus, dass auch diese Infektion infolge einer Ansteckung beim Sex entsteht.

Ein Test auf Chlamydien gehört zur Routineuntersuchung bei Schwangerschaft

Um Komplikationen vor und nach der Schwangerschaft möglichst auszuschließen können Barmer-Versicherte Schwangere einen kostenlosen Chlamydientest machen. Denn: Die Erreger können vor und nach der Geburt zur Gefahr für Baby und Mutter werden: Zwischen 60 und 70 Prozent aller infizierten Schwangeren stecken ihr Neugeborenes an. Mögliche Komplikationen beim Kind reichen von der Bindehaut- bis zur Lungenentzündung. Fällt der Test positiv aus, werden Schwangere mit bestimmten Antibiotika gezielt behandelt. Auch Barmer-Versicherte, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, können sich auf Chlamydien testen lassen.

Was sind die ersten Anzeichen von Chlamydien?

Oft bleibt eine Ansteckung mit Chlamydien unbemerkt: Bei Männern treten im Schnitt in 50 Prozent der Fälle und bei Frauen zu 80 Prozent keine Symptome auf. Ansonsten kann sich eine Infektion durch zahlreiche Anzeichen bemerkbar machen.

Beschwerden treten meist in den ersten ein bis drei Wochen nach der Ansteckung auf. Wenden Sie sich für eine Untersuchung an eine hausärztliche, eine gynäkologische oder urologische Praxis, Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird entscheiden, ob ein Test sinnvoll ist.

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Welche Symptome zeigen Frauen?

Bei Frauen bleiben Chlamydien weitaus häufiger unbemerkt als bei Männern. Sie sollten bei folgenden Symptomen wachsam sein, die auch unspezifisch auftreten können: 

  • Brennen, Jucken, Schmerzen beim Sex und beim Urinieren
  • Eitriger vaginaler Ausfluss 
  • Zwischenblutungen
  • Entzündungen am Enddarm und im Rachen

Worunter Männer leiden

Auch Männer zeigen typische Symptome bei einer Infektion mit Chlamydien. Dazu gehören:

  • Brennen, Jucken, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und beim Urinieren
  • eitriger Ausfluss am Penis
  • schmerzhafte Schwellung der Hoden
  • Entzündungen am Enddarm und im Rachen 
  • Prostata- oder Nebenhodenentzündung

Symptome bei Männern und Frauen

Gelangen die Chlamydien über die Hände in die Augen, kann das zu einer Bindehautentzündung führen. Mitunter verursachen sexuell übertragene Chlamydien das Lymphogranuloma venereum (LGV). Die Erkrankung kommt allerdings vor allem in tropischen Gebieten vor, in westlichen Ländern ist sie selten. Nach einer unscheinbaren Hautläsion (Bläschen) schwellen die Lymphknoten in Leiste, Oberschenkelbereich und Becken stark an und die Darmschleimhaut ist massiv entzündet. Betroffene fühlen sich durch Fieber, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen sehr krank. Männer erkranken fünf- bis zehnmal häufiger als Frauen.

Ursache und Symptome der LGV können mithilfe von Antibiotika gut behandelt werden. Die Medikamente töten die Bakterien in der Regel ab, so dass die Infektionen in den allermeisten Fällen gut abheilen.

Unbehandelt treten schwere Entzündungen im Darm, im Analbereich sowie an den äußeren Geschlechtsorganen auf. Auch Gelenksentzündungen, Lungen- und Leberprobleme können Folgen sein.

Was sind die Folgen von Chlamydien?

Chlamydien können bei Frauen auch zu chronischen Unterleibsentzündungen und -schmerzen führen. Dadurch können die Eileiter verkleben, was eine Eileiterschwangerschaft begünstigen oder sogar zur Unfruchtbarkeit führen kann.

Zur Sicherheit: Einfach und kostenlos testen lassen

Chlamydien bleiben oft unerkannt und können im äußersten Fall zur Unfruchtbarkeit führen. Daher können sich Barmer-versicherte Frauen bis zum abgeschlossenen 25. Lebensjahr einmal pro Jahr kostenfrei auf Chlamydien untersuchen lassen.

Wie werden Chlamydien diagnostiziert?

Die Bakterien können leicht nachgewiesen werden. In der Praxis oder im Labor geben Sie dazu gewöhnlich einfach eine Urin- oder Spermaprobe ab, die anschließend auf die Erreger untersucht wird. Möglicherweise nimmt Ihr Arzt oder Ihre Ärztin stattdessen einen Abstrich der betroffenen Schleimhaut. Wenn die Gelenke schmerzen, kann das ein Hinweis auf deine Chlamydien-Infektion sein. Sollten solche Beschwerden auftreten, kann an der betroffenen Stelle mit einer Spritze Gelenkwasser entnommen werden, um es auf die Erreger zu prüfen.

Gut zu wissen: Die Kosten für diese Untersuchungen trägt die Barmer, wenn Anzeichen für eine Infektion bestehen oder bei Partnern Chlamydien nachgewiesen wurden.

Zwar werden Tests mittlerweile auch für zu Hause angeboten, doch die sind häufig nicht verlässlich. Experten raten daher von Selbsttests aus der Apotheke oder dem Internet ab.

Ist es schlimm, wenn man Chlamydien hat?

Viele Menschen sind von Chlamydien betroffen. Umso wichtiger ist es, ihre Verbreitung zu bremsen. Betroffene können dazu beitragen, indem sie allen Sexualpartner der vergangenen 60 Tage von der Infektion berichten. Das kann sehr unangenehm sein, ist jedoch wichtig. Da Chlamydien hoch ansteckend sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese unwissentlich angesteckt wurden. Zudem wird dadurch das Risiko gesenkt, sich nach einer erfolgreichen Behandlung erneut unbemerkt beim Partner oder der Partnerin anzustecken.

Wie können Chlamydien behandelt werden?

Die Bakterien sind gut mit Antibiotika behandelbar, wenn sie früh entdeckt werden. Die Ärztin oder der Arzt entscheidet abhängig vom Chlamydienstamm und der Schwere der Erkrankung, mit welchen Arzneimitteln behandelt wird. Die Behandlung dauert zwischen ein und drei Wochen. Oft lassen die Beschwerden schon nach einigen Tagen nach. Dennoch ist es wichtig, dass die Tabletten bis zum Schluss eingenommen werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass nicht alle Erreger abgetötet wurden und Antibiotika unwirksam werden und gar nicht mehr helfen.

Um den Erfolg der Therapie zu kontrollieren, wird frühestens 28 Tage nach dem Ende der Behandlung noch einmal auf Chlamydien getestet. Während der Behandlung ist es besser, auf Sex zu verzichten, weil die Bakterien noch weitergeben werden könnten. Der Partner oder die Partnerin sollte unbedingt getestet und sicherheitshalber behandelt werden, damit es später nicht zu einer erneuten Ansteckung kommt.

Wie kann ich mich vor Chlamydien schützen?

Kondome schützen am besten gegen Chlamydien. Sie bieten zwar keinen hundertprozentigen Schutz, verringern aber durch ihre Barrierefunktion das Risiko deutlich, sich bei Vaginal-, Anal- und Oralverkehr anzustecken. Auch so genannte Femidome, also Frauenkondome, die die Scheide auskleiden, sowie Lecktücher können die Übertragung der Erreger verringern.

Regelmäßige Tests im Fall wechselnder Sexualpartner helfen, Infektionen frühzeitig zu erkennen und schützen so vor Folgeerkrankungen wie etwa Unfruchtbarkeit bei Frauen oder eine Prostataentzündung bei Männern. Zudem verhindern regelmäßige Tests, dass Sexualpartner angesteckt werden. Eine Impfung gegen Chlamydien gibt es bislang nicht.

Weiterführende Informationen:

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