Ein Urologe bespricht sich mit einem jungen Patienten am Tablet
Prävention und Vorsorge

Urologen bieten mehr Vorsorge, als oft gedacht wird

Lesedauer unter 5 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Utta Petzold (Dermatologin & Allergologin bei der Barmer)

"Männerarzt" werden Urologen oft umgangssprachlich genannt. Dabei ist ein Drittel der Patienten weiblich. Bei der Krebsfrüherkennung sind sie jedoch vor allem für Männer der erste Ansprechpartner.

In den Wartezimmern von Urologinnen und Urologen sitzen bei Weitem nicht nur Männer. Das Spezialgebiet der Urologie sind die ableitenden Harnwege, also von der Niere bis zum äußeren Ende der Harnröhre – und das betrifft alle Geschlechter. Frauen sind aufgrund ihrer Anatomie sogar wesentlich anfälliger für Blasenentzündungen. Außerdem ist es falsch, dass Urologen nur Probleme behandeln, die erst ab einem bestimmten Alter auftreten. "Wir behandeln Patienten aller Altersgruppen", sagt Dr. Axel Schroeder, Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Urologen.

Wann sollten Kinder zum Urologen?

Bei Neugeborenen behandeln Urologen vor allem Missbildungen im Urogenitaltrakt wie Fehlbildungen an Blase und Niere. Es kommt auch vor, dass bei männlichen Neugeborenen noch nicht beide Hoden aus der Leiste in den Hodensack abgeglitten sind. Solch ein Hodenhochstand ist anfangs nicht weiter besorgniserregend, denn die beweglichen Hoden können auch in den ersten sechs Lebensmonaten noch an den richtigen Platz wandern.

Der Kinderarzt untersucht deshalb bei den U-Untersuchungen auch ganz genau die Hoden und überweist die Eltern bei Bedarf zum Urologen. Denn wenn die Hoden zu lange in der Leiste verweilen, kann dies die Fertilität, also Fruchtbarkeit, beeinträchtigen. Auch steigt die Gefahr für Hodenkrebs – nicht nur auf der betroffenen Seite, sondern auf beiden. Daher ist es wichtig, zwischen dem sechsten und dem zwölften Lebensmonat eine Hormontherapie oder korrigierende Operation durchzuführen.

Im Kleinkindalter ist auch eine Verklebung der Vorhaut nicht ungewöhnlich. Fachleute bezeichnen eine Vorhautverengung auch als Phimose. Meistens verursacht sie keinerlei Beschwerden und bildet sich zwischen dem dritten und fünften Geburtstag von allein zurück. Es können jedoch auch Probleme beim Wasserlassen auftreten. Bei einigen Kindern ist der Harnstrahl geschwächt oder verdreht, bei anderen bläht sich die Vorhaut ballonartig auf.

Auf keinen Fall sollten Eltern dann versuchen, die Vorhaut mit Gewalt zurückzuschieben. Stattdessen sollten sie einen Urologen aufsuchen. Dieser prüft vorsichtig, ob sich die Vorhaut ganz oder teilweise über die Eichel zurückschieben lässt. Sollte dies nicht der Fall sein, so kann bei einer leichten Verengung eine kortisonhaltige Salbe angewandt werden, bei schwereren Fällen auch eine Operation notwendig sein.

Bei Kindern, die im Schulalter noch einnässen, ist ebenfalls der Urologe der richtige Ansprechpartner. Er klärt ab, ob eventuell eine organische Störung dahintersteckt, wenn Kinder nicht ihrem Alter entsprechend die Blase kontrollieren können.

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Spezielle Jungensprechstunde für Teenager

Noch relativ unbekannt ist die Jungensprechstunde, mit der viele Urologinnen und Urologen Teenager erreichen wollen und in der sie ihnen auch die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) anbieten.  Diese Viren verursachen bei Männern in erster Linie unangenehme Feigwarzen, die unbehandelt in seltenen Fällen auch zu Krebs entarten können. Bei Frauen können sie Gebärmutterhalskrebs auslösen.

"Es ist wichtig, die Jungen zu impfen, bevor sie sexuell aktiv werden", erklärt Schroeder. "Nur wenn möglichst viele Jungen gegen HPV geimpft werden, kann eine Herdenimmunität entstehen. Auf diese Weise wird durch die Vermeidung von Feigwarzen auch die Prävention von Gebärmutterhalskrebs bei Frauen unterstützt." Die HPV-Impfung wird bis zum 18. Geburtstag von der Krankenkasse übernommen – egal ob beim Kinderarzt oder in der Jungensprechstunde bei der Urologin oder beim Urologen.

Besonders bei Jugendlichen kann es außerdem zur Hodentorsion (Hodenverdrehung) kommen. Das bedeutet, dass der Samenstrang, an dem der Hoden hängt, sich korkenzieherartig aufdreht. Meistens passiert das beim Sport oder beim Spielen – bei entsprechender anatomischer Veranlagung aber auch im Schlaf. „Viele Jungen schämen sich und sagen ihren Eltern nicht gleich, wenn sie starke Schmerzen haben“, berichtet Axel Schroeder. 

Dabei ist die Hodentorsion ein echter urologischer Notfall und die Behandlung sollte so schnell wie möglich erfolgen – am besten innerhalb von vier bis sechs Stunden. Ein Urologe kann mithilfe einer Ultraschalluntersuchung leicht feststellen, ob eine Hodentorsion die Ursache für die Schmerzen ist. Weil in den meisten Fällen operiert werden muss, sollte man am besten gleich eine Klinik aufsuchen.

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Prostatakrebs-Früherkennung rettet Leben

Auch unabhängig davon, ob sie Schmerzen haben, sollten junge Männer ihre Hoden regelmäßig abtasten, am besten einmal im Monat. Hodenkrebs gehört zwar zu den seltenen Krebserkrankungen, tritt aber überdurchschnittlich oft bei jungen Männern auf. Wird er rechtzeitig erkannt, ist er gut heilbar.

„Bei starken Schmerzen oder Blut im Urin kommen die Leute von allein“, sagt Axel Schroeder. Dabei sollte man die Fachärzte auch aufsuchen, um möglichst frühzeitig Krebs zu entdecken – und zu heilen. Anders als beim Abtasten der Hoden können krankhafte Vergrößerungen oder Veränderungen an der Prostata nur Spezialisten sicher erkennen.

Eine regelmäßige Krebsfrüherkennung der Geschlechtsorgane beim Urologen beginnt für Männer ab dem 45. Lebensjahr und bezieht insbesondere die Prostata mit ein. Prostatakrebs ist mit etwa 65.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland die häufigste Tumorart bei Männern und die dritthäufigste, die zum Tode führt.

Die Früherkennungsuntersuchung beginnt mit dem Patientengespräch, um herausfinden, ob Beschwerden vorliegen oder ob in der Familie bereits Fälle von Prostatakrebs aufgetreten sind. Wenn Vater, Großvater oder Onkel bereits an Prostatakrebs erkrankt waren, ist das Risiko deutlich erhöht, selbst davon betroffen zu sein. Vor dem Arztbesuch sollte man also herausfinden, ob solch eine Krankengeschichte in der Familie vorliegt.

Anschließend beginnt die körperliche Untersuchung. Der Urologe begutachtet die äußeren Genitalien und tastet die Prostata ab. Dafür legt der Patient sich mit angewinkelten Beinen auf eine Liege. Der Arzt kann nun mit dem Zeigefinger durch den Enddarm die Rückseite der Prostata erfühlen. Unregelmäßigkeiten wie Verhärtungen können ein Anzeichen für Prostatakrebs sein. Auch das Abtasten der Lymphknoten ist Teil der Früherkennungsuntersuchung, die Männern ab 45 Jahren jährlich angeboten wird.

Die Bestimmung des PSA – prostataspezifischen Antigens – ist als Früherkennungsmethode nicht ausreichend aussagekräftig. Je nach Befund kann aber die wiederholte Bestimmung des PSA über einen längeren Zeitraum dabei helfen, einen Krankheitsverlauf besser einzuschätzen. In diesen Fällen wird der Wert dann aber aus medizinischen Gründen bestimmt, nicht aber im Rahmen einer Früherkennungsuntersuchung.

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