Krankheiten A-Z

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom): Ursachen, Symptome und Therapie

Lesedauer

unter 16 Minuten

Redaktion

  • Catharina Gerber (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung

  • Anna Stamm (Gynäkologin)

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 4.600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Oft führen bestimmte sexuell übertragbare Viren bei Betroffenen zu bösartigen Zellveränderungen am Muttermund. Werden sie früh erkannt, lässt sich die Krebserkrankung oft erfolgreich behandeln.

Auf einen Blick

  • Ursachen: Als Hauptursache von Gebärmutterhalskrebs gilt eine Infektion mit bestimmten Humanen Papillomviren (HPV). Sie kann zu bösartigen Zellveränderungen führen.
  • Symptome: Gebärmutterhalskrebs führt im Frühstadium meist zu keinen Symptomen. Im fortgeschrittenen Stadium können etwa ungewöhnliche Blutungen auftreten. 
  • Verlauf: Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich in der Regel langsam und schleichend. Bevor die Krebserkrankung auftritt, bilden sich zumeist Krebsvorstufen.
  • Diagnose: Ein auffälliger Zellabstrich vom Muttermund ist das erste Indiz für eine Krebserkrankung. Mit einer Zellprobe wird der Grad der Erkrankung ermittelt.
  • Therapie: Je nach Stadium der Krebserkrankung kann bei Betroffenen eine Operation, Bestrahlung und/oder Chemotherapie nötig sein.
  • Vorsorge: Mit Maßnahmen wie einer HPV-Impfung und regelmäßigen gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen lässt sich das Risiko für Gebärmutterhalskrebs senken.

Was ist Gebärmutterhalskrebs?

Beim Gebärmutterhalskrebs handelt es sich um eine Krebserkrankung, bei der sich im unteren Bereich der Gebärmutter, dem Gebärmutterhals (Cervix uteri), ein Tumor entwickelt hat. Medizinerinnen und Mediziner sprechen auch von einem Zervixkarzinom.

Eine an Krebs erkrankte Frau wird von ihrer Schwester umarmt

Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich meist schleichend. Bevor die Krebserkrankung auftritt, kommt es an den Zellen des Gebärmutterhalses zu Veränderungen – Fachleute sprechen von Dysplasien.

Der Gebärmutterhals verbindet den oberen Teil der Gebärmutter (Gebärmutterkörper) und den oberen Teil der Vagina (Scheide). Im Inneren ist der Gebärmutterhals mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Die Schleimhaut besteht im äußeren Teil des Gebärmutterhalses aus flachen Zellen, den sogenannten Plattenepithelzellen. Im tieferen Gebärmutterhals ist die Schleimhaut mit Drüsenzellen (Adenozellen) ausgekleidet. Sie produzieren einen Schleim, der die Gebärmutter vor Keimen aus der Scheide schützen soll.

Besonders am Übergang zwischen den beiden Schleimhauttypen kann es zu Zellveränderungen, Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs und letztlich bösartigen Tumoren kommen. Fachleute bezeichnen diesen Bereich auch als Transformationszone. Selten entsteht auch an den Schleimhautzellen des Muttermundes Krebs. Je nachdem, aus welchem Zelltyp der Krebs entsteht, unterscheiden Fachleute zwei Typen von Gebärmutterhalskrebs:

  • Plattenepithelkarzinom: Dieser häufige Typ bildet sich an den Plattenepithelzellen, die den äußeren Teil des Gebärmutterhalses bedecken.
  • Adenokarzinom: Ein seltener Typ, bei dem der Krebs aus Drüsenzellen entsteht, die das Innere des Gebärmutterhalses auskleiden. 
    Manchmal tritt auch eine Mischform aus Plattenepithel- und Adenokarzinom auf.

Gebärmutterkörperkrebs: Krebs im oberen Bereich der Gebärmutter

Neben dem Gebärmutterhalskrebs gibt es den Gebärmutterkörperkrebs, auch Endometriumkrebs genannt. Diese Krebsart betrifft die Schleimhaut im oberen Teil der Gebärmutter (Gebärmutterkörper) und unterscheidet sich stark vom Gebärmutterhalskrebs. 

Verlauf von Gebärmutterhalskrebs

Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich meist langsam und schleichend. Bevor die Krebserkrankung auftritt, kommt es an den Zellen des Gebärmutterhalses zu Veränderungen – Fachleute sprechen von Dysplasien. Diese Veränderungen werden als Krebsvorstufen von Gebärmutterhalskrebs angesehen.

Leichte oder mittelgradige Dysplasien sind in der Regel unbedenklich. Sie können sich zurückbilden und sind noch nicht in der Lage, zu streuen und in andere Gewebe einzuwachsen. Aus der Hälfte aller hochgradigen Dysplasien kann sich Schätzungen zufolge jedoch Gebärmutterhalskrebs entwickeln, wenn sie nicht operativ entfernt werden. Bösartige Zellen vermehren sich im Falle von Gebärmutterhalskrebs unkontrolliert – und ein Tumor entsteht. Dieser kann in tiefere Gewebeschichten einwachsen und zum Beispiel auch in den Gebärmutterkörper drängen.

Sind neben dem Gebärmutterhals zusätzlich umliegende Lymphgefäße von den Krebszellen befallen, besteht die Gefahr, dass sie sich über den Lymphstrom zu den Lymphknoten im kleinen Becken bewegen und Tumorabsiedlungen (Metastasen) entstehen. Zur Erklärung: Das kleine Becken ist ein Abschnitt des Beckens. Bei Frauen liegen darin Enddarm, Harnblase, Eierstöcke, Gebärmutter und Vagina. Manchmal dringen die Krebszellen auch in Blutgefäße ein und gelangen über das Blut in entferntere Organe wie die Lunge, wo sie Metastasen bilden können.

Ihr Newsletter für ein gesünderes Leben

Jetzt unverbindlich anmelden und monatlich Gesundheitsthemen mit wertvollen Tipps erhalten und über exklusive Barmer-Services und -Neuigkeiten informiert werden.

Newsletter abonnieren

Stadien von Gebärmutterhalskrebs

Zur Einteilung des Stadiums von Gebärmutterhalskrebs gibt es verschiedene Systeme. Die nach der Internationalen Vereinigung für Gynäkologie und Geburtshilfe (Fédération Internationale de Gynécologie et d'Obstétrique) benannte FIGO-Klassifikation verwendet Ziffern und Buchstaben, um den Gebärmutterhalskrebs in Krankheitsstadien einzuteilen.

  • Stadium 0: Dabei handelt es sich um Krebs im Frühstadium. Fachleute sprechen auch von einer Dysplasie oder CIN (cervikalen intraepithelialen Neoplasie). Der Tumor wächst nur in den oberen Gewebeschichten des Gebärmutterhalses, kann sich zurückbilden und ist nicht in der Lage zu streuen.
  • Stadium I: Der Tumor ist in diesem Stadium lediglich im Gebärmutterhals zu finden.
  • Stadium IA: Der Tumor ist sehr klein und nur unter dem Mikroskop zu erkennen. Er wird in diesem Stadium mikroinvasives Karzinom genannt.
  • Stadium IB: Der Tumor ist etwas größer und mit bloßem Auge erkennbar. Fachleute bezeichnen ihn als makroinvasives Karzinom. Ist ein Tumor bereits tiefer als fünf Millimeter ins Gewebe vorgedrungen, aber nur mikroskopisch erkennbar, wird er auch in dieses Stadium eingeordnet.
  • Stadium II: Das Karzinom hat in die oberen zwei Drittel der Vagina oder auf das Gewebe um die Gebärmutter herum gestreut. Die Beckenwand und das untere Drittel der Scheide sind nicht betroffen.
  • Stadium IIA: Der Tumor hat sich auf die oberen zwei Drittel der Scheide ausgebreitet. Das Gewebe um die Gebärmutter herum ist tumorfrei.
  • Stadium IIB: Der Krebs hat sich vom Gebärmutterhals auf das Gewebe um die Gebärmutter herum ausgeweitet.
  • Stadium III: Der Tumor hat sich auf das untere Drittel der Vagina und/oder auf die Beckenwand ausgedehnt und/oder Lymphknoten befallen und/oder verursacht Nierenprobleme.
  • Stadium IIIA: Das untere Drittel der Vagina ist vom Krebs betroffen, aber die Beckenwand ist krebsfrei.
  • Stadium IIIB: Der Krebs hat sich auf die Beckenwand ausgebreitet und/oder der Tumor ist so groß geworden, dass er einen oder beide Harnleiter blockiert. In diesem Stadium kann der Tumor auch dazu führen, dass eine oder beide Nieren vergrößert sind oder nicht mehr funktionieren.
  • Stadium IV: Der Gebärmutterhalskrebs hat über das Becken hinaus gestreut und zum Beispiel auf die Schleimhaut der Blase oder des Rektums (letzter Abschnitt des Verdauungssystems) oder andere Körperteile übergegriffen.
  • Stadium IVA: Der Krebs hat sich auf nahe gelegene Beckenorgane wie die Blase oder das Rektum ausgebreitet.
  • Stadium IVB: Der Krebs hat in andere Teile des Körpers gestreut, zum Beispiel in die Leber, die Lunge, Knochen oder entfernter gelegene Lymphknoten.

Was sind die Ursachen von Gebärmutterhalskrebs?

Als Hauptursache von Gebärmutterhalskrebs gilt eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV). Die meisten Menschen infizieren sich in ihrem Leben mit diesen Viren, von denen es etwa 200 verschiedene Typen gibt. Etwa 40 davon werden sexuell übertragen – also beim Geschlechtsverkehr oder durch Hautkontakt im Intimbereich. Die Erreger gelangen über kleine Verletzungen der Schleimhaut in die Zellen und können dort Infektionen verursachen. Die meisten davon kann das Immunsystem kontrollieren, sie klingen innerhalb von ein oder zwei Jahren von allein ab und bleiben ohne Folgen. 

Computerillustration von Humanen Papillomviren

Eine Infektion mit HP-Viren gilt als Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs.

Bestimmte HPV-Typen können jedoch Zellenveränderungen verursachen, aus denen sich eine Krebsvorstufe oder Gebärmutterhalskrebs entwickelt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge können besonders die HPV-Typen 16 und 18 bösartige Tumorerkrankung nach sich ziehen. Sie gelten daher auch als Hochrisikotypen.

Infektionen mit diesen gefährlichen HP-Viren sind häufig, aber nicht jede infizierte Frau bekommt Gebärmutterhalskrebs. Untersuchungen zeigen: Weniger als eine von 100 Frauen, die mit den Hochrisikotypen HPV 16 und HPV 18 infiziert ist, erkrankt im Laufe ihres Lebens an Gebärmutterhalskrebs. Einige Risikofaktoren können jedoch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass eine Person mit einer Hochrisiko-HPV-Infektion Gebärmutterhalskrebs entwickelt. Dazu zählen:

  • langfristige Einnahme hormoneller Verhütungsmittel (Pille)
  • Rauchen
  • Geburt vieler Kinder
  • Infektionen mit anderen sexuell übertragbaren Erregern im Genitalbereich wie Chlamydien und Herpes simplex
  • geschwächtes Immunsystem zum Beispiel aufgrund von immununterdrückenden Medikamenten zur Therapie von Rheuma oder Multipler Sklerose
  • früher Beginn der sexuellen Aktivität
  • viele Sexualpartnerinnen oder -partner

Um das Risiko für eine Krebserkrankung des Gebärmutterhalses zu senken, sollten Frauen Infektionen mit HPV vermeiden. Das gilt auch für andere sexuell übertragbare Erreger. Kondome können das Ansteckungsrisiko senken, eine Infektion aber nicht zuverlässig verhindern. Raucherinnen wird geraten, ihren Tabakkonsum zu beenden und so ihr Krebsrisiko zu minimieren. 

Die sogenannte HPV-Impfung schützt wirksam vor den Hochrisiko-Typen HPV 16 und 18 und senkt damit das Risiko für Gebärmutterhalskrebs. 

Wer kann sich mit einer HPV-Impfung schützen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung von Mädchen wie auch Jungen zwischen neun und 14 Jahren, also vor dem ersten Sexualkontakt. Denn: Bereits beim ersten Mal, Oralverkehr und beim Petting kann es zu einer HPV-Infektion kommen.

Jungen sollten die Impfung auch erhalten, weil sie dadurch andere Menschen vor einer Ansteckung schützen und die HP-Viren bei ihnen unter anderem Tumoren im Mund-Rachen-Bereich hervorrufen können. Ungeimpften Jugendlichen, die über 14 Jahre alt sind, rät die STIKO, die Impfung schnellstmöglich nachzuholen. Unabhängig von der STIKO Empfehlungen können auch Menschen in anderen Altersgruppen von einer Impfung profitieren. Noch Ungeimpfte sollten ihre Ärztin oder ihren Arzt darauf ansprechen.

Oberarm eines Mädchens mit hautfarbenem Heftpflaster

Die HPV-Impfung kann das Risiko von behandlungsbedürftigen Krebsvorstufen am Gebärmutterhals senken.

Barmer-Versicherte können sich kostenlos und länger gegen HPV impfen lassen

Barmer-Versicherte können sich bis zum 26. Geburtstag gegen HPV impfen lassen. Es fällt noch nicht einmal eine Zuzahlung an.

Mehr zur HPV Impfung

Wichtig: Die meisten Fälle von Gebärmutterhalskrebs werden zwar durch die Hochrisiko-Typen HPV 16 und 18 verursacht, vor denen eine Impfung schützt. Es gibt aber noch mindestens 13 weitere Hochrisiko-Typen, die zu Gebärmutterhalskrebs führen können. Eine Impfung bietet damit keinen hundertprozentigen Schutz. Geimpfte Frauen sollten daher regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen bei ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen vereinbaren.

Welche Symptome können bei Gebärmutterhalskrebs auftreten?

Im Frühstadium verursacht Gebärmutterhalskrebs in der Regel keine Symptome. Meist treten Beschwerden erst auf, wenn sich die Krebszellen schon ausgebreitet haben. Dann sind folgende Symptome möglich: 

  • ungewöhnliche vaginale Blutungen, etwa nach der letzten Regelblutung in den Wechseljahren oder nach dem Geschlechtsverkehr sowie Zwischenblutungen bei jüngeren Frauen
  • ungewöhnlicher, übelriechender Ausfluss 
  • Schmerzen im Unterbauch
  • Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang
  • unnormale Müdigkeit
  • unerklärlicher Gewichtsverlust
  • Schwellungen in den Beinen

Achtung: Diese Symptome können auch auf andere Erkrankungen als Gebärmutterhalskrebs zurückzuführen sein. Betroffene sollten bei derartigen Beschwerden ihre Ärztin oder ihren Arzt kontaktieren, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Mit der Barmer-Arztsuche finden Sie schnell Frauenarztpraxen in Ihrer Nähe.

Wie wird Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert?

Beim Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs führen Frauenärztinnen und Frauenärzte verschiedene Untersuchungen durch. Zunächst erfragen sie im Gespräch mögliche Risikofaktoren für eine Krebserkrankung des Gebärmutterhalses. Im Rahmen einer Tastuntersuchung prüfen Ärztinnen und Ärzte zudem, ob sich etwa an Bauchdecke, Gebärmutterkörper und Gebärmutterhals Auffälligkeiten zeigen.

Ein weiterer Schritt zur Diagnose von Gebärmutterhalskrebs ist der Pap-Test. Er gilt als das zentrale Element bei der Früherkennung dieser Krebserkrankung, bevor es zu Beschwerden kommt. Die Frauenärztin oder der Frauenarzt entnimmt dabei mit einem Wattestäbchen, einer kleinen Bürste oder einem kleinen Spatel einen Zellabstrich vom Gebärmutterhals. Auf diese Weise lassen sich abnorme Zellveränderungen feststellen, die einen ersten Hinweis auf eine Krebserkrankung liefern können. Die Bezeichnung Pap-Test geht auf einen Arzt des Teams zurück, das diese Methode in den USA einst mit entwickelt hat: George Papanicolaou.

Ärztinnen und Ärzte können zudem einen Test auf Humane Papillomviren durchführen lassen. Dieser Test untersucht die Zellen auf eine Infektion mit Hochrisiko-HPV-Typen, die Gebärmutterhalskrebs verursachen können. Ab einem Alter von 35 Jahren ist er zusammen mit dem Pap-Test routinemäßig alle drei Jahre vorgesehen.

Sind Tastuntersuchung, Pap- und HPV-Test auffällig, führen Medizinerinnen und Mediziner weitere Untersuchungen durch, um den Gebärmutterhalskrebs zu diagnostizieren. Sie betrachten mithilfe eines speziellen Mikroskops (Kolposkop) die Schleimhaut des Gebärmuttermundes und der Scheide auf Veränderungen. Stoßen sie dabei auf kleine und gut abgrenzbare Gewebeveränderungen, entfernen sie diese oft direkt. Zudem können sie auffälliges Gewebe entnehmen, das im Labor auf Krebszellen untersucht wird. Stellen Medizinerinnen und Mediziner dabei Krebsvorstufen (Dysplasien oder auch CIN genannt) fest, können sie das genaue Stadium ermitteln. Je nach Ergebnis entscheiden sie, ob eine operative Behandlung nötig ist oder zunächst keine Therapie erfolgen muss.

Stufen der Dysplasien im Blick

Fachleute unterscheiden bei Gewebeveränderungen am Muttermund drei verschiedene Stufen:

  • CIN 1: Die Zellveränderungen sind leicht ausgeprägt und bilden sich bei etwa der Hälfte der betroffenen Frauen von allein zurück.
  • CIN 2: Es kommt zu mittelschweren Zellveränderungen. Sie bilden sich bei etwas mehr als einem Drittel der Betroffenen zurück.
  • CIN 3: Bei dieser Stufe sind die Zellveränderungen weit fortgeschritten. Die Krebsvorstufe befindet sich im Übergang zum Karzinom. Bleibt eine Behandlung aus, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich daraus invasiver Gebärmutterhalskrebs entwickelt.

Haben Medizinerinnen und Mediziner Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert, ermitteln sie mit weiteren Untersuchungen unter anderem, wie weit sich der Tumor ausgebreitet hat und ob in anderen Körperteilen bereits Metastasen entstanden sind. Sie prüfen zum Beispiel per Ultraschall, ob Niere und Leber befallen sind, oder ermitteln mithilfe von Röntgenaufnahmen, ob sich in der Lunge Tumorabsiedlungen gebildet haben. Eine Bauchspiegelung, Computertomographie oder Kernspintomographie kann ebenfalls nötig sein.

Wie erfolgt die Behandlung von Gebärmutterhalskrebs?

Wenn Gebärmutterhalskrebs festgestellt und die Tumorausbreitung ermittelt wurde, erstellen Ärztinnen und Ärzte einen Behandlungsplan. Bei der Wahl der Therapie spielen verschiedene Faktoren wie die Größe des Tumors und das Alter der Betroffenen eine wichtige Rolle. Zudem ist entscheidend, ob die Patientin noch einen Kinderwunsch hat. An der Erstellung des Behandlungsplans wirken Ärztinnen und Ärzte aus verschiedenen Fachgebieten mit.

Operation bei Gebärmutterhalskrebs

In frühen Stadien des Gebärmutterhalskrebses (wie auch bei der Krebsvorstufe) gilt eine Operation als die wichtigste Behandlungsmöglichkeit. Medizinerinnen und Mediziner entfernen dabei das Tumorgewebe und/oder Lymphknoten, die von Tumorzellen besiedelt sind.

Ist der Tumor noch sehr klein, kann das Operationsteam das betroffene Gewebe kegelförmig ausschneiden (Konisation) – mit Laser, Skalpell oder elektrischer Schlinge. Meist schabt die Operateurin oder der Operateur in diesem Zuge auch die Gebärmutterschleimhaut von Gebärmutterhals und -höhle ab, um auszuschließen, dass sich auch dort keine bösartigen Zellen befinden. Patientinnen erhalten eine kurze Narkose oder eine örtliche Betäubung des Gebärmutterhalses. Für sie ist nach einem solchen Eingriff noch eine Schwangerschaft möglich.

Bei Bedarf kann unter Vollnarkose auch ein Teil des Gebärmutterhalses entfernt werden – etwa, wenn ein Konisation nicht ausreicht. Die Medizin spricht von einer Trachelektomie. Nach diesem Verfahren ist es für Betroffene ebenfalls noch möglich, schwanger zu werden.

Besteht kein Kinderwunsch mehr, raten Ärztinnen und Ärzte dazu, die Gebärmutter komplett zu entfernen. Auch wenn der Tumor bereits tiefer in umliegendes Gewebe wuchert, wird die Gebärmutter unter Vollnarkose meist ganz entfernt. Häufig entfernen Operateurinnen und Operateure auch die umliegenden Lymphknoten, in die der Gebärmutterhalskrebs oft streut. Bei Frauen nach den Wechseljahren werden meist auch Eierstöcke und Eileiter entnommen. Die Operation kann über einen Bauchschnitt oder minimalinvasiv per Bauchspiegelung erfolgen.

Strahlentherapie bei Gebärmutterhalskrebs

Neben der Operation ist die Strahlentherapie (auch Radiotherapie) eine weitere wichtige Behandlungsmöglichkeit bei Gebärmutterhalskrebs. Medizinerinnen und Mediziner lenken bei einer Strahlentherapie hochenergetische Röntgenstrahlung auf das Tumorgewebe. Das Ziel: die Zellkerne der Krebszellen derart zu schädigen, dass sie sich nicht mehr teilen können und absterben.

Die Strahlentherapie kann zum Einsatz kommen, wenn der Krebs bereits in benachbartes Gewebe hineingewachsen ist und mit einer Operation nicht vollständig entfernt werden konnte. Um die Tumorzellen zu zerstören, kann die Bestrahlung von innen und außen erfolgen. Das bedeutet: Bei der Bestrahlung von innen wird eine Strahlenquelle in die Gebärmutterhöhle oder Scheide gesetzt, bei der anderen Variante der Beckenraum der Betroffenen von außen bestrahlt. In der Regel kommen die beiden Bestrahlungstechniken gemeinsam zum Einsatz.

Chemotherapie bei Gebärmutterhalskrebs

Eine weitere Behandlungsoption bei Gebärmutterhalskrebs ist eine Chemotherapie. Dabei werden Patientinnen zellwachstumshemmende Medikamente (Zytostatika) über eine Vene verabreicht. Sie sollen die Zellteilung der Krebszellen und damit die Ausbreitung des Krebses verhindern.

Da diese zellwachstumshemmenden Medikamente die Krebszellen gegenüber der Strahlentherapie empfindlicher machen, kommen sie meist gemeinsam mit der Bestrahlung zum Einsatz. Fachleute sprechen von einer Radiochemotherapie. Expertinnen und Experten empfehlen die Radiochemotherapie als Standardbehandlung bei bestimmten Stadien der Krebserkrankung statt einer Operation, da diese Therapieform weniger belastend ist. Eine Chemotherapie kann aber auch allein angewandt werden – etwa, um in fortgeschrittenen Krankheitsstadien Metastasen zu behandeln.

Auch an die psychische Gesundheit denken

Eine Krebserkrankung ist eine schwere Belastung für den Körper und die Psyche. Betroffene mit Gebärmutterhalskrebs sollten daher nicht zögern, sich psychosoziale und psychoonkologische Unterstützung zu suchen.

Früherkennung: Gibt es ein Gebärmutterhalskrebs-Screening?

Lange Zeit galt Gebärmutterhalskrebs hierzulande als die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Auch dank der Etablierung von Früherkennungsuntersuchungen wie dem Gebärmutterhalskrebs-Screening liegt die Krebsart nun auf Platz 14. Ziel des Screenings ist es, Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses frühzeitig zu erkennen und bei Bedarf zu entfernen. Zudem gilt es, Gebärmutterhalskrebs im frühen Stadium zu identifizieren, da er dann in der Regel leichter zu behandeln ist.

Im Rahmen des Gebärmutterhalskrebs-Screenings haben Frauen im Alter von 20 bis 34 Jahren jährlich Anspruch auf eine gynäkologische Untersuchung. Das bedeutet: Die Gynäkologin oder der Gynäkologe erkundigt sich bei der Patientin nach ihrer Krankheitsgeschichte und fragt zum Beispiel nach außergewöhnlichen Blutungen. Zudem führt sie oder er eine gynäkologische Tastuntersuchung durch und prüft, ob sich zum Beispiel am Gebärmutterhals Auffälligkeiten zeigen.

Außerdem macht die Frauenärztin oder der Frauenarzt den oben beschriebenen Pap-Test. Mit diesem Zellabstrich vom Gebärmutterhals lassen sich auffällige Zellveränderungen und Krebsvorstufen identifizieren, die behandelt werden können, bevor sie sich zu Krebs entwickeln.

Wichtig: Ist das Ergebnis des Pap-Tests auffällig, hat eine Frau nicht automatisch Krebs. Dahinter kann zum Beispiel auch eine Entzündung stecken oder eine HPV-Infektion, die wieder ausheilt. Ist der Befund auffällig, sind daher erst einmal weitere Untersuchungen nötig.

Bei Frauen ab 35 Jahren führen Ärztinnen und Ärzte neben dem Pap-Test alle drei Jahre einen Test auf Humane Papillomviren durch. Dieser Test zeigt an, ob die Zellen des Gebärmutterhalses mit Hochrisiko-HPV-Typen infiziert sind, die Gebärmutterhalskrebs verursachen können. Sind Pap- und HPV-Test unauffällig, erfolgt der nächste Abstrich erst wieder nach drei Jahren. Bei einem auffälligen Befund folgen weitere Untersuchungen.

Auch hier gilt: Selbst bei einem positiven HPV-Test muss es nicht zu Gebärmutterhalskrebs kommen. Maximal zwei bis drei Prozent aller HPV-Infektionen führen tatsächlich zu einer solchen Krebserkrankung – sofern die Vorstufen nicht frühzeitig behandelt werden. Ist der Test negativ, ist eine gefährliche Vorstufe oder Gebärmutterhalskrebs nahezu ausgeschlossen.

Auf die Gesundheit achten zahlt sich aus: Barmer Bonusprogramm

Nehmen Sie Untersuchungen zur Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung wahr. Wenn Sie für Ihre Gesundheit aktiv sind, können Sie im Jahr bis zu 150 Euro mit dem Barmer Bonusprogramm kassieren.

Barmer Bonusprogramm

Wie sind die Heilungschancen bei Gebärmutterhalskrebs?

Betroffene fragen sich nach der Diagnose Gebärmutterhalskrebs, wie die Heilungschancen stehen. Grundsätzlich gilt: Gebärmutterhalskrebs ist vor allem in einem frühen Stadium gut behandelbar. Befindet sich der Gebärmutterhalskrebs in einem Vor- oder Frühstadium, können Ärztinnen und Ärzte ihn meist heilen. Letztlich hängen Krankheitsverlauf und die Heilungschancen bei Gebärmutterhalskrebs aber von vielen verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen:

  • Krebsstadium: Wie groß ist der Tumor und hat er sich bereits über den Gebärmutterhals hinaus ausgebreitet?
  • Tumortyp des Gebärmutterhalskrebses: Liegt ein Plattenepithelkarzinom oder Adenokarzinom vor?
  • Alter und Gesundheitszustand der Betroffenen

Zudem ist entscheidend, ob Medizinerinnen und Mediziner den Krebs neu diagnostiziert haben oder ob er wieder aufgetreten ist.

5-Jahres-Überlebensrate bei Gebärmutterhalskrebs

Um den voraussichtlichen Verlauf einer Erkrankung wie Gebärmutterhalskrebs einzuschätzen, verwenden Fachleute die 5-Jahres-Überlebensrate. Sie zeigt im Vergleich zur Gesamtbevölkerung an, wie viel Prozent der Patientinnen mit der gleichen Art und dem gleichen Stadium von Gebärmutterhalskrebs fünf Jahre nach der Krebsdiagnose noch leben.

Es gilt: Wird Gebärmutterhalskrebs in einem frühen Stadium diagnostiziert, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 91 Prozent. Das bedeutet, dass nach fünf Jahren noch über 90 Prozent der betroffenen Frauen leben. Wird die Krebserkrankung diagnostiziert, nachdem der Krebs bereits auf nahe gelegene Gewebe oder Organe ausgebreitet hat, liegt die Rate bei 60 Prozent. Haben die Krebszellen zum Zeitpunkt der Diagnose schon auf entferntere Regionen des Körpers übergegriffen, beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate 19 Prozent.

Wichtig: Diese Daten werden aus großen Personengruppen ermittelt und sind nicht eins zu eins übertragbar. Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt kann den Verlauf der Krebserkrankung am besten abschätzen – unter Berücksichtigung individueller Faktoren. 

Zertifizierung

Auf unsere Informationen können Sie sich verlassen. Sie sind hochwertig und zertifiziert.