Wie viele Menschen arbeiten im Homeoffice? Was sind die größten Herausforderungen für die mobile Arbeit? Und was ist wichtig, um unter den Bedingungen von New Work gesund und leistungsfähig zu bleiben? Die zweite Befragung zu unserer Studie social health@work zeigt: Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass mehr Beschäftigte digital arbeiten als je zuvor und die Einstellung zu mobiler Arbeit hat sich durch Corona deutlich verändert.
Die wichtigsten Ergebnisse der 2. Befragungswelle
- Die Akzeptanz für mobile Arbeit steigt
Viele Beschäftigte können sich vorstellen, auch in Zukunft mobil zu arbeiten. Eine hybride Arbeitsform im Rhythmus von Büroarbeit und Homeoffice stellt für viele Beschäftigte ein realistisches Zukunftsszenario dar. - Die Kommunikation verlagert sich ins Digitale
Durch die Pandemie hat sich die Nutzung der Kommunikationskanäle stark verändert. Der Verlust an persönlichen Kontakten wird durch den virtuellen Austausch wie etwa Videokonferenzen kompensiert. - Digitale Kompetenz ist gut für die Gesundheit
Stress und Schlafprobleme haben vor allem bei Beschäftigten mit geringer digitaler Kompetenz zugenommen. Wer digitale Kanäle kompetent nutzt, berichtet damit auch weniger über gesundheitliche Beschwerden. - Arbeit und Privates lassen sich schwer trennen
Eine zentrale Herausforderung für die Arbeit zu Hause ist die Abgrenzung von Arbeits- und Privatleben. Mobil Beschäftigte berichten zunehmend über Konflikte zwischen Arbeit und Privatleben, vor allem je mehr Kinder im eigenen Haushalt leben. - Das Gefühl von Einsamkeit und Isolation wächst
Viele mobil Beschäftigte geben an, sich durch die Arbeit im Homeoffice isoliert zu fühlen. Einem Drittel aller Befragten fehlt der persönliche Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. - Der Zusammenhalt im Team ist gefährdet
Mobile Arbeit und physische Distanz stellen eine Gefahr für die soziale Zugehörigkeit und die Chancengleichheit dar. Die Zusammengehörigkeit im Team wird durch ein Übermaß an mobiler Arbeit in Frage gestellt.
Am liebsten beides: Zwei Tage ins Büro, zwei Tage zu Hause
Die zweite Befragungswelle zur Studie social health@work fand im Januar und Februar 2021 statt – rund ein Jahr nach Ausbruch des Coronavirus. Im Vergleich zur ersten Befragung ist festzustellen: Der Anteil der (teilweise) mobilen Beschäftigten ist seit Beginn der Pandemie von 56,5 Prozent auf 59,5 Prozent gestiegen.
Der Anteil der nicht mobilen Beschäftigten parallel von 43,5 Prozent auf 40,5 Prozent gesunken. 78,6 Prozent aller Befragten arbeiten von zu Hause aus, 8,9 Prozent direkt bei ihren Kunden, 4,8 Prozent in Transportmitteln, 2,6 Prozent an öffentlichen Orten und 5,1 Prozent an anderen Orten. Unsere Studie zeigt damit, wie stark die erzwungenen Mobilitätseinschränkung zur Eindämmung der Corona-Pandemie zur Zunahme der Zeit im Homeoffice geführt hat.
Wie hat Corona ihre Einstellung zu mobiler Arbeit verändert? Rund zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie sich vorstellen könnten, auch zukünftig mobil zu arbeiten. 74,9 Prozent der Beschäftigten sind der Ansicht, dass ihre Arbeit für mobile Arbeit geeignet ist. Viele Beschäftigte können sich eine hybride Arbeitsform im Verhältnis 2:3 (Büroarbeit zu mobiler Arbeit) als realistisches Zukunftsszenario vorstellen. Für die Forscher der Universität St.Gallen ein klarer Hinweis, dass die Akzeptanz von mobiler Arbeit steigt.
Digitale Vernetzung: Kommunikation in kontaktarmen Zeiten
Welche Kommunikationskanäle werden im Homeoffice genutzt und wie unterscheidet sich die Kommunikation von mobilen und nicht mobilen Beschäftigten? Im Durchschnitt nutzen mobil Beschäftigte laut Befragung 8,6 Stunden pro Woche für die Kommunikation mit Kollegen und Kolleginnen. Die Telefonate nahmen insgesamt um 3,7 Prozent zu, Videokonferenzen gar um 42,4 Prozent.
Somit zeigt sich, dass mobile Arbeit zu einem noch festeren Bestandteil des Arbeitsalltags vieler Beschäftigter in Deutschland geworden ist und dass der zunehmende Verlust an persönlichen Kontakten durch virtuellem Austausch kompensiert wird. Inwiefern die neu gewonnenen Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Kommunikationsmitteln die Arbeitswelt auch nach der Pandemie verändern, bleibt offen.
Potenzial für Konflikte: Berufliches und Privates abgrenzen
Welche Veränderung für die Gesundheit und Performanz von Beschäftigten ist nach einem Jahr Corona zu spüren? Ein zunehmendes Problem für mobil Beschäftigte ist es, klare Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben zu ziehen. Gemeint ist damit die Fähigkeit, die eigene Zeit zu strukturieren und dies etwa klar zu kommunizieren.
Beschäftigte, die im Homeoffice arbeiten, berichten im Durchschnitt über mehr Konflikte als Beschäftigte, die nicht mobil tätig sind – abhängig davon wie viele Kinder im eigenen Haushalt leben. Das deutet darauf hin, dass ein erfolgreiches und konsequentes Abgrenzungsmanagement über einen längeren Zeitraum stark von den familiären Umständen beeinflusst wird.
Andererseits schätzen sie ihre psychologische Sicherheit zu beiden Befragungszeitpunkten höher ein als nicht mobile Beschäftigte. Die Unterschiede zwischen beiden Gruppen blieben über die Zeit stabil. Damit bestärken die Befunde aus der zweiten Befragung die Ergebnisse der ersten Studie.
Virtuelle Teams: Wie lässt sich Zusammengehörigkeit fördern?
Was der zweite Studienbericht außerdem zeigt: Durch die soziale Distanz machen sich reduzierte Zugehörigkeit und Chancengleichheit bemerkbar. Eine besondere Herausforderung für Führungskräfte. So geben 23,5 Prozent der (teilweise) mobil Beschäftigten in Deutschland an, das Gefühl zu haben, sich von anderen isoliert zu fühlen. Ganzen 32,5 Prozent der Befragten fehlt Gesellschaft. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass ein Übermaß an mobiler Arbeit und die damit einhergehende physische Distanz zur Arbeitsstätte und den Kollegen besonders eine Gefahr für die soziale Zugehörigkeit und die Chancengleichheit darstellt.
Mobile Beschäftigung verlange nach einer Veränderung des Führungsverhaltens, so die Forscher. Es zeige sich, dass sich Branchen, die besonders stark von den Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie betroffen sind, in hohem Maße verändern mussten und dies auch getan haben. Die schnelle Zunahme der Marktnachfrage habe so etwa vermehrt zu virtuellen Angeboten geführt. Von Beschäftigten positiv wahrgenommen werde etwa, wenn Unternehmen und Führungskräfte die latente Erwartung nach Anwesenheit im Büro reduzierten und die Fähigkeiten ausbauten, sich das virtuelle Umfeld nutzbar zu machen.