Manche Krankheiten äußern sich bei Frauen anders als bei Männern. Auch in der Therapie kann das Geschlecht die Heilungschancen beeinflussen. Zu oft gilt jedoch: eine Medizin für alle. Mit ihrer Kampagne #Ungleichbehandlung möchte die Barmer dafür sensibilisieren.
Gleicher Schulabschluss, vergleichbarer Karriereweg – und dennoch weniger Lohn als die männlichen Kollegen. So sieht die Realität für viele deutsche Arbeitnehmerinnen aus. Sechs Prozent verdienen diese im Durchschnitt weniger pro Stunde. Das ist nicht gerecht. Bei gleicher Leistung sollten Männer und Frauen auch gleich bezahlt werden.
Manchmal ist Gleichbehandlung aber auch ungerecht: zum Beispiel in der Medizin. Dort werden geschlechtsspezifische Unterschiede bislang noch zu wenig berücksichtigt. Im Herbst 2021 machte die Barmer mit einer deutschlandweiten Aufklärungskampagne auf dieses Defizit im Gesundheitswesen aufmerksam. Thesen wie „Die Gleichbehandlung von Männern und Frauen muss aufhören“ oder „Frauen haben keine Gleichbehandlung verdient“ gewährleisteten dabei die Aufmerksamkeit im Straßenbild und den Sozialen Medien. Der Nachsatz „Deshalb setzen wir uns für eine geschlechtersensible Medizin ein“ richtete den Fokus auf die Gendermedizin.
Diese bezieht bei der Behandlung das Geschlecht mit ein. Denn geschlechtsspezifische Unterschiede bestimmen mit, wie sich bestimmte Krankheiten manifestieren – in manchen Fällen aber auch, wie Therapien anschlagen oder wie stark Nebenwirkungen ausfallen. In der Gesundheitsversorgung blieb dies zu lange unbeachtet: „In Forschung und Lehre ist der Durchschnittsmensch in aller Regel immer noch männlich. Das muss sich ändern!“, sagt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer. Zwar ist bekannt, dass Krankheitssymptome geschlechterbedingt variieren. Studien zeigen jedoch, dass eine Frau mit starken Schmerzen länger in der Notaufnahme warten muss als ein Mann. Sie erhält auch seltener wirksame Schmerzmittel. Ein Mann fortgeschrittenen Alters hingegen, der mit einem Knochenbruch eingeliefert wird, hat geringere Chancen auf eine rechtzeitige Osteoporose-Diagnose und angemessene Behandlung. In beiden Fällen kann dies schwere gesundheitliche Folgen haben.
Im Bereich „Gesundheit verstehen“ auf der Webseite der Barmer werden unter dem Schlagwort „Ungleichbehandlung“ Faktoren beleuchtet, die im Gesundheitssystem einen Unterschied machen: seien es geschlechtsspezifische Symptome, Vorurteile über angebliche „Männer-“ oder „Frauenkrankheiten“ oder Datenlücken in der Forschung. Diese müssen stärker berücksichtigt werden – auch in der medizinischen Ausbildung. Indem sie aufklärt und informiert, will die Barmer Patientinnen und Patienten ermutigen, sich aktiv mit der Gendermedizin auseinanderzusetzen. Es ist Zeit, über #Ungleichbehandlung zu sprechen. Damit sich die Versorgung verbessert – für Frauen, Männer und intergeschlechtliche Menschen.
Literatur:
- Esther H Chen, Frances S Shofer, Anthony J Dean, Judd E Hollander, William G Baxt, Jennifer L Robey, Keara L Sease, Angela M Mills: Gender disparity in analgesic treatment of emergency department patients with acute abdominal pain
- SSRN (Social Science Research Network): The Girl Who Cried Pain: A Bias Against Women in the Treatment of Pain
Interview: Unsere Versicherten aktiv stärken
Wie die Barmer Transparenz lebt und fördert, erklären Mitarbeiterin Peggy Graehn und Geschäftsbereichsleiter Michael Hübner im Interview.
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