Ein junger Mann schaut nachdenklich auf eine Pillenpackung
Nachhaltigkeitsbericht

Medikamente neu gedacht: Barmer setzt auf nachhaltige Partner

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Jessica Braun

Qualitätssicherung

  • Malin Eulitz (Team Arzneimittelrabattverträge und Recht, Barmer)

Die Produktion von Arzneimitteln hat einen erheblichen Anteil an den weltweiten Emissionen. Um die Hersteller stärker in die Verantwortung zu nehmen, hat die Barmer ein Verfahren initiiert, das Nachhaltigkeitskriterien zur Bedingung macht.

Arzneimittel sollen Menschen gesund machen. Sie belasten aber auch das Klima. Und der Klimawandel wiederum bedroht die Gesundheit. Die Barmer arbeitet deshalb darauf hin, die Wirkstoffe für ihre Versicherten nachhaltiger zu machen. Ein möglicher Hebel sind dabei die Verträge, die sie als Krankenkasse mit den pharmazeutischen Unternehmen schließt. Im Oktober 2021 entschied sich die Barmer hier für einen neuen Weg. Um die Versorgung der Versicherten mit Glatirameracetat zu organisieren, einem Wirkstoff, mit dem Multiple Sklerose behandelt wird, lud die Krankenkasse die herstellenden Firmen zu einem sogenannten Open House-Verfahren ein.

Nachhaltige Vorgaben für alle

In einem Open House Verfahren kann jede Firma, die bereit ist, den Wirkstoff zu den von der Barmer vorgegebenen Bedingungen zu liefern, darüber einen Vertrag mit der Krankenkasse abschließen. Der Vorteil für die Barmer: „Im Open-House-Verfahren können wir unsere Vorgaben etwas freier gestalten. Das erlaubte es uns, auch Nachhaltigkeitskriterien anzusetzen“, sagt Malin Eulitz, bei der Barmer im Team Arzneimittelrabattverträge und Recht.

Malin Lisa Eulitz

Malin Eulitz arbeitet im Team Arzneimittelrabattverträge und Recht bei der Barmer.

Um erfolgreich am Verfahren teilzunehmen, mussten die Unternehmen nun also nachweisen, dass sie sich entlang ihrer Lieferkette für Transparenz und Nachhaltigkeit einsetzen. Zum Beispiel, indem sie eine EcoVadis-Zertifizierung vorlegten. „EcoVadis ist eine weltweit anerkannte Bewertungsplattform für globale Lieferketten“, sagt Malin Eulitz „Nach unserer Vorgabe mussten die Unternehmen mindestens mit einer Bronze-Medaille bewertet und das entsprechende Zertifikat durfte nicht älter als zwei Jahre sein.“ Pharmazeutische Hersteller, die nicht mit EcoVadis zusammenarbeiten, hatten alternativ die Möglichkeit, ihren aktuellen Nachhaltigkeitsbericht einzureichen. Dieser gibt Auskunft über Aspekte wie Umwelt- und Klimaschutz, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung.

Arzneimittel aus umweltbewusster und ethischer Produktion

Seitdem hat die Barmer weitere Open House-Verfahren durchgeführt – mit konkretisierten Nachhaltigkeitskriterien. Eine Wirkstoffkombination, die als Gel bei Akne angewendet wird, enthält beispielsweise das Antibiotikum Clindamycin. Gelangen Antibiotika bei der Produktion ins Abwasser, kann dies dazu führen, dass Bakterien resistent werden. „Wir wollten deshalb eine möglichst umweltbewusste Produktion sicherstellen“, sagt Eulitz. Im Verfahren mussten die Unternehmen darum unter anderem Umweltzertifikate vorlegen, die sich speziell auf den Herstellungsprozess beziehen. Hierzu wurde die EcoVadis – Scorecard um die DIN ISO 14001 Norm und das EMAS Zertifikat als Eignungskriterien für dieses Open House-Verfahren erweitert.

„Klima- und Umweltschutz heißt für uns, die Gesundheit unserer Versicherten zu schützen. Gleichzeitig muss die Versorgung aber auch in Zukunft nachhaltig finanzierbar sein.“, so Eulitz. „Im Open House-Verfahren können wir auch auf den Preis Einfluss nehmen. Durch den Abschluss dieses Verfahrens wird für unsere Versicherten eine ökologische und zugleich wirtschaftliche Versorgung sichergestellt.“ Dies sei ein voller Erfolg: Ein Unternehmen habe sich sogar seine Produzenten eigens zertifizieren lassen, um teilnehmen zu können, sagt Malin Eulitz. Mit dem Open House-Ansatz setzt die Barmer ein wichtiges Zeichen: für eine umweltbewusste und ethische Produktion von Arzneimitteln – und für eine nachhaltigere Zukunft des Gesundheitswesens.

 

Nicole Gianeridis

Portrait: Nicole Gianeridis

Mit ihrem Team arbeitet Nachhaltigkeits-Referentin Nicole Gianeridis daran, dass die Barmer ihre Bilanz kontinuierlich verbessert.

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