- Diese Rolle spielt Cortisol im Körper
- Wenn das körpereigene Cortisol zu hoch ist: Mögliche Symptome
- Symptome bei leicht erhöhtem Cortisol
- Symptome bei stark erhöhtem Cortisol (Cushing-Syndrom)
- Cortisol-Tipps auf TikTok: Oft zu einseitig
- Ursachen für einen zu hohen oder zu niedrigen Cortisolspiegel
- Cortisol senken: Diese Möglichkeiten gibt es
- Cortisol messen: Welche Werte normal sind
Ihr Gesicht ist zu rund, der Bauch auch, und um 3 Uhr nachts wachen Sie scheinbar grundlos auf? Dann ist Ihr Cortisol zu hoch – das behaupten jedenfalls manche Influencer in den sozialen Medien. Stimmt das wirklich? Was ist Cortisol überhaupt und wie lässt es sich senken? Alles, was Sie über Cortisol wissen müssen.
Diese Rolle spielt Cortisol im Körper
Cortisol ist ein wichtiges Hormon und gehört neben Adrenalin und Noradrenalin zu den Stresshormonen. Der Körper schüttet sie vermehrt in Stresssituationen aus – etwa wenn ein Fahrrad mit Top-Speed auf Sie zufährt und Sie ausweichen müssen oder Ihre Chefin kurz vor Feierabend noch dringend Ihre Hilfe für ein kritisches Projekt benötigt. Bei körperlichem und psychischem Stress meldet das Gehirn an die Nebennierenrinde: Cortisol erhöhen. Das Hormon sorgt dafür, dass wir schnell Energie freisetzen, mit der wir die Herausforderung meistern.
Über den Blutkreislauf verteilt wirkt Cortisol an vielen Stellen im Körper. Das Hormon
- hemmt Entzündungen,
- erhöht den Blutzuckerspiegel und die Verfügbarkeit von Zucker im Gehirn,
- kurbelt den Fettstoffwechsel an und beeinflusst den Stoffwechsel von Kohlenhydraten und Proteinen,
- erhöht den Blutdruck,
- beeinflusst unseren Schlaf-Wach-Zyklus.
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Wenn das körpereigene Cortisol zu hoch ist: Mögliche Symptome
In der Regel normalisiert sich der Cortisolspiegel nach einem Anstieg wieder von selbst. Bleibt der hohe Cortisolwert jedoch langfristig bestehen, kann dies negative Auswirkungen auf den Körper haben. Ist das Cortisol zu hoch, sind unregelmäßige Zyklen ein mögliches Symptom bei Frauen.
Symptome bei leicht erhöhtem Cortisol
Mögliche Symptome für einen dauerhaft erhöhten Cortisolspiegel sind beispielsweise:
- Verdauungsstörungen
- Kopfschmerzen
- Schlafprobleme
- Gewichtszunahme
- Gedächtnisprobleme
- Depression
- Reduzierte Libido
- Anfälligkeit für Infekte
Symptome bei stark erhöhtem Cortisol (Cushing-Syndrom)
Wenn der Cortisolspiegel über Jahre sehr stark erhöht ist – medizinische Fachleute sprechen vom Cushing-Syndrom – treten schwerwiegende Symptome auf, die sich zu Krankheiten entwickeln können. Das Cushing-Syndrom kann sich auf folgende Arten bemerkbar machen:
- Fettpolster um die Schulterblätter
- Rundliches Gesicht
- Akne
- Schlechte Wundheilung
- Bluthochdruck
- Hoher Blutzuckerspiegel bis zu Diabetes
- Starkes Haarwachstum am Körper (bei Frauen)
- Violette bis rote Dehnungsstreifen an Bauch, Hüfte und Brüsten
- Muskelschwäche an den Oberarmen, Oberschenkeln und dem Gesäß
- Osteoporose (Verlust von Knochenmasse), Knochenbrüche
Es kommt sehr selten vor, dass der Körper dermaßen viel Cortisol produziert. Pro Jahr erkranken nur ein bis zwei von 100.000 Personen am Cushing-Syndrom. Falls Sie ein Cushing-Syndrom bei sich vermuten, sollten Sie das dringend ärztlich abklären lassen.
Cortisol-Tipps auf TikTok: Oft zu einseitig
Im sozialen Netzwerk TikTok kursieren zahlreiche Videos, die Cortisol zur Ursache vieler Erkrankungen und Symptome erklären: „Wenn du nachts zwischen 2 und 4 Uhr wach wirst, ist dein Cortisol zu hoch“ oder „Hartnäckiges Bauchfett? Dein Cortisol ist schuld“. Doch so einfach ist das nicht. Es stimmt zwar, dass erhöhtes Cortisol Schlafstörungen verursachen kann. Aber Sie können nachts auch aufwachen, weil ein lautes Auto vor Ihrem Fenster vorbeigefahren ist oder Ihr Partner oder Ihre Partnerin sich im Bett umgedreht hat. Und das hartnäckige Pölsterchen am Bauch? Das kann auch eher an der Ernährung liegen.
Der Hype um erhöhtes Cortisol ist ein Social-Media-Trend: Scrollen Sie nur lange genug durch TikTok, werden Sie ein Video finden, in dem Influencer und vermeintliche Gesundheitsexperten Umstände beschreiben, die Sie auch an sich selbst beobachten und an denen Cortisol schuld sein soll. Neben nächtlichem Aufwachen ist ein weiteres Beispiel das „Cortisol Face“, also Cortisol-Gesicht: Frauen zeigen ältere Bilder von sich mit rundlicherem Gesicht und behaupten, das lag an zu hohem Cortisol – um dann Produkte zu verkaufen, die angeblich Cortisol senken. Das ist nicht sinnvoll.
In Extremfällen kann stark erhöhtes Cortisol (Cushing-Syndrom) zwar zu einem runden Gesicht führen, die Betroffenen haben dann aber zusätzlich weitere schwerwiegende Symptome. Ursache ist meist ein Tumor oder die Einnahme sehr hoch dosierter Cortison-Medikamente über längere Zeit. Für ein vorübergehend etwas aufgequollenes Gesicht gibt es jedoch zahlreiche harmlosere Gründe, darunter Alkoholkonsum, der Verzehr sehr salziger Lebensmittel oder eine Pollenallergie.
Ursachen für einen zu hohen oder zu niedrigen Cortisolspiegel
Ist der Cortisolspiegel über längere Zeit zu hoch, hat das negative Auswirkungen auf den Körper. Dann sollten Sie der Ursache auf den Grund gehen, die aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommen kann.
- Chronischer Stress: Zu wenig Schlaf, Termindruck in der Arbeit, Angst vor der Zukunft – stehen wir ständig unter Spannung, kann unser Körper das erhöhte Cortisol nicht mehr herunterregeln.
- Medikamente: Cortison-Präparate wirken wie Cortisol beziehungsweise seine Vorstufe Cortison. Sie kommen unter anderem bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie dem systemischem Lupus erythematodes und der rheumatischen Arthritis zum Einsatz. Werden die Medikamente über einen längeren Zeitraum sehr hoch dosiert angewendet, kann das zum Cushing-Syndrom führen.
- Tumor: Tritt das Cushing-Syndrom auf, ohne dass die betroffene Person Cortisonpräparate nimmt, ist meistens ein Tumor der Grund. Er kann in der Nebennierenrinde, wo Cortisol produziert wird, oder an anderen Organen sitzen. In den meisten Fällen verursacht ein gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse (benignes Hypophysenadenom) die Symptome.
- Krankheiten: Alkoholsucht, fortgeschrittene Nierenerkrankungen, Essstörungen wie Magersucht und weitere Erkrankungen können ebenfalls das Cortisol steigen lassen.
- Schwangerschaft: Bei Schwangeren sind erhöhte Cortisolwerte normal. Das Stresshormon scheint zur Gehirnentwicklung des Kindes beizutragen.
Umgekehrt kann der Körper auch zu wenig Cortisol produzieren. Fachleute sprechen dann von der Addisonschen Krankheit. Häufige Beschwerden sind beispielsweise Müdigkeit, Schwäche, niedriger Blutdruck und Gewichtsverlust. Grund kann eine Autoimmunkrankheit sein, bei der der Körper Zellen in der Nebenniere, in der Cortisol produziert wird, angreift und zerstört. Auch Infektionskrankheiten wie Tuberkulose und Meningokokken können dazu führen, dass die Nebenniere nicht korrekt arbeitet.
Cortisol senken: Diese Möglichkeiten gibt es
Ein leicht erhöhter Cortisolspiegel wird zumeist durch Stress verursacht. Dann ist Stressabbau das beste Hausmittel, um das Cortisol zu senken. Stress lässt sich im Leben nicht immer vermeiden, doch wir können lernen, besser damit umzugehen und uns nicht von Stress vereinnahmen zu lassen. Die folgenden Maßnahmen können helfen, Stress zu reduzieren und Cortisol abzubauen.
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- Soziale Kontakte pflegen: Zeit mit geliebten Menschen verbringen, die Sie zum Lachen bringen, ist immer eine gute Idee – auch um das Cortisol zu senken. Ein Hobby kann Ihnen ebenfalls guttun.
- Entspannungsmethoden praktizieren: Tai-Chi, Yoga und andere Verfahren wirken sich positiv auf den Kreislauf aus und verbessern die Körperwahrnehmung. So werden Sie resilienter gegen Stress.
- Ausgewogen ernähren: Abwechslungsreiche Mahlzeiten mit viel frischem Gemüse tun dem Körper gut und senken Stress. Achten Sie besonders darauf, nicht zu viel Zucker zu sich zu nehmen. Außerdem sollten Sie abends auf Koffein verzichten, um besser zu schlafen.
- Für guten Schlaf sorgen: Ausreichend erholsamer Schlaf kann den Cortisolspiegel positiv beeinflussen. Eine entspannte Abendroutine unterstützt das.
- Nicht rauchen: Menschen, die rauchen, haben eher erhöhte Cortisollevel als Nichtraucherinnen und Nichtraucher. Abgesehen davon gibt es viele weitere gesundheitliche Argumente, sich von der Zigarette zu verabschieden.
- Bewegung in den Alltag einbauen: Schon ein flotter Spaziergang lässt uns tiefer atmen und lockert unsere Muskeln. Aber jede Art von sportlicher Aktivität trägt dazu bei, Stress und damit Cortisol abzubauen.
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Wenn Stress nicht der zugrundeliegende Faktor ist, sondern eine Erkrankung das Cortisol steigen lässt, sollte diese grundlegend behandelt werden.
Cortisol messen: Welche Werte normal sind
Bevor Sie sich damit auseinandersetzen, wie Sie am besten Cortisol abbauen: Sprechen Sie mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt, ob das überhaupt nötig ist. Bei Symptomen wie Bluthochdruck (vor allem bei jungen Menschen) oder Gewichtszunahme oder -abnahme ist es zunächst sinnvoll, den Cortisolspiegel zu messen, um mögliche zugrundeliegende Erkrankungen auszuschließen. Das ist per Blut-, Urin- oder Speichelprobe möglich.
Wichtig zu wissen: Der Laborwert ist immer nur eine Momentaufnahme. Unser Körper gibt das Stresshormon nicht gleichmäßig ab, sondern der Cortisolspiegel verändert sich – auch ohne Stresssituationen – typischerweise im Laufe des Tages: Ungefähr zwischen 7 und 8 Uhr morgens ist er am höchsten, denn Cortisol macht uns wach. Dann nimmt die Cortisol-Konzentration im Blut ab und ist nachts zwischen 2 und 4 Uhr am niedrigsten, um im Anschluss wieder anzusteigen.
Als Normalwerte gelten bei Erwachsenen:
- Blutentnahme zwischen 6 und 10 Uhr: 140–600 nmol/l
- Blutentnahme zwischen 20 und 24 Uhr 20–170 nmol/l
Das Cortisollevel lässt sich auch im Speichel bestimmen, der Wert ist allerdings um ein Vielfaches niedriger. Und Urinproben werden nicht zu bestimmten Tageszeiten ermittelt, sondern es wird 24 Stunden lang Urin gesammelt und dann der Tagesdurchschnittswert daraus bestimmt.
Liegt Ihr Cortisolwert über oder unter dem Normbereich, lassen Sie sich davon erst einmal nicht verunsichern. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber. Einzelne Laborwerte sind häufig nicht aussagekräftig, sondern werden im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt.
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