Eine Frau steht in der Küche und trinkt ein Glas Wein.
Impfungen

Alkohol nach der Impfung? Besser nicht!

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Dr. Monique Amey-Özel (Biologin, medproduction GmbH)
  • Dr. med. Martin Waitz (Arzt, medproduction GmbH)

Darf ich nach der Impfung Alkohol trinken? Wie verhalte ich mich vor und nach dem “Piks” richtig? Steigt möglicherweise das Risiko für Nebenwirkungen, wenn ich direkt im Anschluss nach dem Impfen ein Glas Alkohol trinke? Das sind häufig gestellte Fragen. Die Antworten darauf finden Sie hier.

Masern, Mumps, Röteln, Grippe, Hepatitis, COVID-19: Gegen viele Krankheiten gibt es wirksame Impfstoffe. Allerdings ranken sich um das Thema Impfen Mythen und Gerüchte, nicht zuletzt seit der Corona-Pandemie. Hier bedarf es gesundheitlicher Aufklärung zur Wirkung von Impfungen auf das Immunsystem. 

So viel ist (heute) sicher: Die menschliche Abwehr kann Impfstoffe sehr gut verarbeiten und in Abwehrmechanismen umsetzen. Aber wie geht unser Immunsystem damit um, wenn es sich nicht nur mit einem Impfstoff, sondern auch mit Alkohol auseinandersetzen muss? Verstärken sich möglicherweise die Nebenwirkungen, oder fällt der Impfschutz schwächer aus?

Was passiert, wenn Alkohol auf ein robustes Immunsystem trifft?

Im alltäglichen Umgang mit unzähligen Krankheitserregern aus der Umwelt ist unsere körpereigene Abwehr weitaus mehr gefordert als durch die vergleichsweise geringe Anzahl geschwächter Erreger in Impfstoffen. Unser Immunsystem kommt auch mit Genussmitteln wie Alkohol zurecht, je nach Alkoholmenge ist es jedoch eingeschränkt: Es verarbeitet Impfungen selbst dann, wenn wir anschließend ein Glas Rotwein genießen. Solange wir also nur geringe Mengen Alkohol konsumieren, trägt ein gesundes Abwehrsystem durch Alkohol nach der Impfung keine Schäden davon. Es ist jedoch empfohlen, sich nach einer Impfung zu schonen und möglichst keine Giftstoffe wie Alkohol zu sich zu nehmen.

Schon Paracelsus, ein Schweizer Arzt und Alchemist, wusste vor 500 Jahren: „Allein die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei.“

In größeren Mengen ist allerdings von Alkohol – egal ob nach einer Impfung oder im Alltag – auf jeden Fall abzuraten. Wer beispielsweise einen Liter Wein pro Woche trinkt, bewegt sich schon an der Grenze zum Alkoholismus.

Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) wirkt sich der Konsum von Alkohol negativ auf das Körpergewicht und die Fettverteilung aus: Bei Studienteilnehmerinnen, die längere Zeit täglich mehr als zwei Gläser Alkohol zu sich nahmen, stellte das Forscherteam durchschnittlich anderthalb Zentimeter mehr Taillenumfang fest als bei Frauen, die keinen Alkohol tranken oder nur sehr geringe Mengen konsumierten. 

Bei den männlichen Studienteilnehmern, die viel Alkohol konsumierten, nahm das gefährliche Bauchfett zwar „nur“ um 1,1 Zentimeter zu. Dafür war ihr Körpergewicht durchschnittlich insgesamt höher als das der Männer, die wenig oder gar nichts tranken. Der BMI der Vieltrinker lag bei 28,3 – Wenigtrinker hatten einen BMI von 27,3.

Übrigens: Auch Übergewicht kann sich bei bestimmten Impfungen negativ auf den Impfschutz auswirken.

Alkohol? Besser nicht nach der Impfung: Eine Gruppe von jungen Menschen stößt mit einem Glas Wein an.

Ein Glas Wein zu besonderen Anlässen ist unproblematisch für das Immunsystem. Übermäßiger Genuss von Alkohol ist jedoch schädlich und kann die Impfwirkung beeinträchtigen.

Impfung und Alkohol

Gibt es einen Einfluss von Alkohol auf Impfschutz und Immunantwort?

Ja, Alkohol hat einen Einfluss auf die Immunantwort und schwächt das Immunsystem. Das gilt nicht nur für regelmäßigen Alkoholkonsum. Die Forschung zeigt, dass Alkoholexzesse ebenfalls das Immunsystem beeinträchtigen.

Geringe Mengen Alkohol haben nach heutigem Wissensstand zwar keinen Einfluss auf eine erfolgreiche Impfung und den Impfschutz. Allerdings handelt es sich bei Alkohol um ein Zellgift. Einen „unbedenklichen“ Konsum gibt es nicht. Als „risikoarm“ gilt der Genuss von Alkohol, wenn sich gesunde Erwachsene an gewisse Grenzwerte halten.

 Dann stufen Expertinnen und Experten das gesundheitliche Risiko als niedrig ein. Sie empfehlen Frauen, höchstens ein sogenanntes Standardglas Alkohol pro Tag zu sich nehmen. Bei Männern liegt die als risikoarm eingestufte Menge bei zwei Standardgläsern täglich. Zusätzlich ist eine Konsumpause von mindestens zwei Tagen pro Woche empfohlen, damit aus dem Genusstrinken keine Gewohnheit wird.

Was bedeutet „Standardglas“?

Als Standardglas gelten 10 - 12 Gramm Alkohol:

0,3 Liter Bier,
0,125 Liter Wein,
0,1 Liter Sekt oder
0,04 Liter beziehungsweise 40 Milliliter Schnaps

In größeren Mengen als diesen schwächt Alkohol den Körper – und wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus. So kann permanenter mäßiger, aber auch akuter Alkoholkonsum uns nicht nur anfälliger für Infektionen machen, sondern auch unsere Lebenserwartung verkürzen. Die Effekte von Alkohol auf die Wirksamkeit von Impfstoffen unterscheiden sich von Impfstoff zu Impfstoff:

  • Impfungen gegen Hepatitis A und Hepatitis B wirken trotz starkem Alkoholgenuss ähnlich gut wie bei nüchternen geimpften Personen.
  • Dafür kann Alkohol die Wirkung einer Pneumokokkenimpfung schmälern: In einer Studie produzierte das Immunsystem von Alkoholikerinnen und Alkoholikern weniger Antikörper als das von Menschen ohne Alkoholabhängigkeit.
  • Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung weist darauf hin, dass Alkohol das Immunsystem beeinträchtigen kann: „Besonders starker Alkoholkonsum kann die Immunantwort bei Infektionen einschränken und bei Impfungen möglicherweise auch die Verträglichkeit und Wirksamkeit der Impfung beeinflussen.“

Darf man nach der Impfung Alkohol trinken?

Unsere Empfehlung lautet: Trinken Sie in den ersten Tagen nach einer Impfung möglichst keinen Alkohol. Falls Sie nicht komplett auf den Konsum von Alkohol verzichten möchten, belassen Sie es bei einem Standardglas Wein oder Bier. Denn der Körper kann nach einer Impfung schlechter Antikörper bilden, wenn er damit beschäftigt ist, größere Mengen Alkohol abzubauen.

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Wie sieht es mit der Corona-Impfung und Alkohol aus?

Es gibt bislang keine Studienergebnisse dazu, wie Alkohol sich auf die Corona-Impfung auswirkt. Die verfügbaren Impfstoffe sind noch zu jung.

Zusätzlich zu den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna sind EU-weit aktuell die Vektor-Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson zur Impfung gegen das Corona-Virus zugelassen. Seit Februar 2022 steht zusätzlich das proteinbasierte Vakzin Nuvaxovid des US-amerikanischen Herstellers Novavax zur Verfügung.

Auch wenn kleine Alkoholmengen vor einer Impfung vermutlich keinen Einfluss haben, empfiehlt es sich, auf Nummer sicher zu gehen und auch am Tag vor der Covid-19-Impfung insbesondere auf hohe Alkoholmengen zu verzichten. Dies gilt besonders, wenn Sie sich nach der Impfung schlapp fühlen und Fieber haben oder bereits vorher wissen, dass Sie zu Impfreaktionen neigen.

Wenn Sie ein paar Tage keinen Alkohol konsumieren, verhindern Sie mit Sicherheit, dass die Verträglichkeit und die Wirksamkeit der Corona-Impfung durch Alkohol beeinflusst wird. So schützen Sie Ihren Körper davor, dass er weiter geschwächt wird und sich eventuelle Nebeneffekte des Impfstoffs verstärken.

Verzichten Sie darum auf Alkohol vor und nach der Covid-Impfung.

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Kann Übergewicht den Impfschutz schmälern?

Wer über einen längeren Zeitraum viel Alkohol konsumiert, riskiert ein höheres Körpergewicht. Beeinflusst Übergewicht auch unsere Immunantwort bei einer Impfung?

Unser Immunsystem braucht – wie alle Organe –Energie, um effektiv zu arbeiten. Als Energielieferanten sind vor allem Kohlenhydrate und Fette entscheidend. Viele Menschen ernähren sich allerdings zu genussvoll und energiereich. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland ist übergewichtig, fast ein Viertel stark übergewichtig (adipös). Ab einem Body-Maß-Index (BMI) von über 30 kg/m² liegt Adipositas (Fettleibigkeit) vor.

Medizinisch ist das problematisch: Das Immunsystem von stark übergewichtigen Personen reagiert träger als das von normalgewichtigen Menschen und schützt den Körper nach einer Impfung möglicherweise schlechter. Der Konsum von Alkohol verschärft das Problem. Das Krankheitsrisiko steigt bei geringerem Impfschutz.

Genau wie beim Konsum von Alkohol, ist Mäßigung beim Verzehr von Zucker und Fett sinnvoll, um Krankheiten vorzubeugen. Als besonders gefährlich gilt in Zusammenhang mit Übergewicht das innere Bauchfett (Viszeralfett).

Zur Berechnung Ihres BMI teilen Sie Ihr Körpergewicht (in Kilogramm) durch Ihre Körpergröße (in Meter zum Quadrat). Beispielsweise hat eine 23-jährige Frau bei einem Gewicht von 95 Kilogramm und einer Körpergröße von 1,75 m einen BMI von 31. Damit ist sie als übergewichtig einzustufen.

Sie möchten Ihren BMI prüfen? Nutzen Sie zur Berechnung einfach den BMI-Rechner.

Geringerer Impfschutz nachgewiesen – wann steigt das Risiko bei übergewichtigen Menschen?

  • Hepatitis-Impfung: Die Forschung zeigt, dass ein erhöhter BMI bei der Impfung auf Hepatitis A und Hepatitis B zu einer verringerten Immunantwort führt. Erstmalig wurde eine eingeschränkte Immunantwort 1985 nachgewiesen, nachdem adipöses Klinikpersonal weniger gut auf eine Hepatitis-B-Impfung reagiert hatte.
  • Grippe-Impfung: 25 Jahre später zeigten Daten zur saisonalen Grippe, dass stark übergewichtige Personen ein erhöhtes Risiko für grippeähnliche Infektionen und Erkrankungen sowie dadurch ausgelöste Komplikationen hatten. Vermutet wird in diesem Zusammenhang auch, dass bei übergewichtigen Menschen die Viren tiefer in die Lunge eindringen und Erkrankungen nicht so gut bekämpft werden können.
  • Impfung gegen Tetanus und Tollwut: In zwei weiteren Studien nahm der impfstoffinduzierte Antikörperschutz gegen Tetanus und Tollwut bei adipösen Kindern und adipösen jungen Erwachsenen ab.

Ob es einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und der Wirksamkeit der Corona-Impfung gibt, ist wissenschaftlich bislang nicht geklärt. Genau wie bei der Frage nach den Auswirkungen von Alkohol nach besteht hier weiterer Forschungsbedarf bei den Corona-Impfstoffen. Offenbar sind stark übergewichtige Kinder und Erwachsene nach bestimmten Impfungen schlechter geschützt vor Erkrankungen – ein Umstand, dem eine ausgewogene Ernährung entgegenwirken kann.

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