Nesselsucht ist eine der häufigsten Hautkrankheiten. Die Hautveränderungen zählt man zu den allergischen Erkrankungen. Kleine, meist gerötete Quaddeln überziehen einzelne Körperstellen wie das Gesicht oder den ganzen Körper. Sie jucken und brennen, ähnlich wie nach dem Kontakt mit Brennnesseln. Nesselsucht kann jeden treffen: Kinder und Erwachsene, Schwangere und Babys. Keine Sorge: Nesselsucht ist nicht ansteckend. Sie lässt sich durch eine gewisse Achtsamkeit im Alltag oft verhindern und mit Medikamenten gut behandeln. Lassen Sie sich ärztlich beraten, falls eine Nesselsucht wiederholt auftreten sollte.
Auf einen Blick
- Symptome: Typische Symptome der Nesselsucht sind Juckreiz, Rötungen und Hautausschlag.
- Ursachen: Bekannte Auslöser der Nesselsucht sind Wärme, Kälte, Druck und Scherkräfte wie sie beispielsweise beim Scheuern der Haut entstehen. Auch Medikamente sowie Lebensmittel und Zusatzstoffe können eine Nesselsucht verursachen.
- Verlauf: Die akute Nesselsucht verschwindet nach ein paar Stunden, Tagen und maximal sechs Wochen verschwindet. Die chronischen Variante dauert mindestens sechs Wochen an.
- Diagnose: Durch persönliche Gespräche und Spezialuntersuchungen können Ärzte die Art der Nesselsucht ermitteln. Eine chronische induzierbare Nesselsucht wird beispielsweise durch sogenannte Provokationstests diagnostiziert.
- Therapie: In den meisten Fällen setzen Ärzte bei Nesselsucht moderne Antihistaminika ein. Konkrete Auslöser der Krankheit wie Infektionen und/oder Entzündungen lassen sich ursächlich behandeln. Sind Stress und psychische Belastungen Ursachen oder Verstärker, sind Entspannungsverfahren und psychotherapeutischer Rat hilfreich.
- Vorsorge: Bei Nesselsucht gilt es, die Ursachen sowie physikalische Stimuli wie Druck, Wärme, Kälte und Licht zu vermeiden.
Was genau ist Nesselsucht?
Die Nesselsucht ist eine häufige Hauterscheinung, die sich mit typischen Symptomen äußert: Juckreiz, Rötungen und Hautausschlag. Etwa jeder fünfte Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens Nesselsucht, auch Quaddelsucht oder Nesselfieber genannt. Es gibt verschiedene Arten der Nesselsucht: solche, die ohne erkennbaren Anlass auftreten, und andere, die von Auslösern begünstigt werden. Bekannte Ursachen sind
- Wärme,
- Kälte,
- Druck und
- Scherkräfte wie sie beim Reiben, Kratzen oder Scheuern der Haut entstehen oder
- Lebensmittel und darin enthaltene Zusatzstoffe.
Spontane Formen ohne erkennbaren Anlass treten zwei- bis dreimal häufiger auf.
Hautärztinnen und Hautärzte in Ihrer Nähe finden
Mit der BARMER Arztsuche finden Sie schnell die passenden Spezialistinnen und Spezialisten für Ihre Gesundheitsfragen.
Zur Arztsuche
Fachleute unterscheiden außerdem zwischen einer akuten Nesselsucht, die nach ein paar Stunden, Tagen bis maximal sechs Wochen verschwindet, und einer chronischen Variante, die mindestens sechs Wochen andauert. Akute Formen sind weitaus häufiger: Sie treten zehn- bis hundertmal öfter auf als chronische Formen.
Eine Sonderform der Nesselsucht ist das Angioödem, was „Gefäßschwellung“ bedeutet. Der Begriff ist allerdings irreführend, denn nicht die Gefäße schwellen an, sondern Schichten in der Tiefe von Haut und Schleimhäuten. Das steht im Gegensatz zur Nesselsucht, die nur oberflächlich auftritt.
Beide Hauterscheinungen können jeweils allein oder kombiniert auftreten. Schätzungsweise vier von zehn Patienten mit einer Nesselsucht entwickeln neben Quaddeln auch tiefe Haut- und Schleimhautschwellungen. Bis zu zehn Prozent haben ausschließlich Angioödeme.
Wie äußert sich ein Angioödem?
Beim Angioödem schwellen tiefere Hautschichten an. Häufig ist das Gesicht mit den Augenlidern, Lippen, Zunge und Gesichtshaut betroffen. Aber auch die Genitalien oder Extremitäten können anschwellen. Manchmal ist das so schlimm, dass Betroffene kaum auftreten oder nicht mehr richtig zugreifen können oder dass im Gesicht die Augen zuschwellen. Treten Bauchkrämpfe und Durchfälle auf, ist die Darmwand mitbetroffen.
Gefährlich wird es, wenn die oberen Luftwege wie Zungengrund und Kehlkopf stark anschwellen und die Atmung behindern. Dann sollten Sie unbedingt den Notruf wählen. Mit speziellen Notfallmedikamenten lässt sich die Schwellung gut behandeln. Sollten Sie so eine Situation schon mal erlebt haben, gehen Sie zu ihrer Ärztin oder ihrem Arzt und lassen Sie sich für die Zukunft ein Notfallset verschreiben.
Wie unterscheiden sich Quaddeln und Angioödem?
Quaddeln bei einer Nesselsucht weisen die folgenden Merkmale auf:
• Schwellungen der oberflächlichen Haut, die unterschiedlich groß sein können und von einem geröteten Rand umgeben sind
• Juckreiz, gelegentlich auch Brennen
• schnelle Rückbildung innerhalb von ein bis 24 Stunden
Typisch für das Angioödem sind diese Symptome:
• plötzliche, ausgeprägte Schwellung der tieferen Hautschichten; häufig sind die Schleimhäute beteiligt wie Rachen, Lippen
• gelegentliche Schmerzen, nur selten Juckreiz
• langsamere Rückbildung, die bis zu 72 Stunden dauert
Wie äußert sich Nesselsucht?
Charakteristisch für die Nesselsucht sind Quaddeln, die die Haut bedecken und jucken – ähnlich wie nach einer Berührung mit Brennnesseln. Das erklärt auch die medizinische Bezeichnung Urtikaria (lateinisch: urtica = „Brennnessel“).
Die Quaddeln können Körperstellen wie Gesicht, Rücken, Beine und Hals oder die gesamte Körperoberfläche bedecken. Die Schwellungen sind unterschiedlich groß und erinnern an eine allergische Reaktion. Allerdings haben nur wenige Menschen mit einer Nesselsucht eine diagnostizierte Allergie.
Abgesehen davon, dass die Quaddeln teilweise als ästhetisches Problem wahrgenommen werden, können sich Betroffene schlapp und krank fühlen und Gelenkbeschwerden oder Muskelschmerzen, ähnlich wie bei einer Grippe oder einer starken Erkältung, entwickeln. Sie fühlen sich nicht mehr so zufrieden im Leben und sind in Job, Studium und Schule weniger belastbar.
Nesselsucht bei Kindern
Etwa jedes fünfte Kind bis zum Alter von 18 Jahren zeigt Symptome für Nesselsucht. Bei Kindern tritt der Hautausschlag meist plötzlich auf und klingt gewöhnlich innerhalb weniger Tage ab. Kinder können auch Angioödeme entwickeln; oft schwellen Lippen oder Lider an. Häufige Ursachen der Nesselsucht bei Kindern sind Infekte wie Erkältungen, Mittelohr- oder Rachenentzündungen, aber auch Unverträglichkeiten gegen bestimmte Nahrungs- und Arzneimittel. Normalerweise ist Nesselsucht bei Kindern harmlos; es treten nur ein Hautausschlag oder die Schwellungen auf, die man auch zu Hause behandeln kann.
Sollten bei Kindern zusätzlich zu Nesselsucht und/oder Angioödem bedrohliche Symptome wie Atemnot oder Kreislaufschwäche auftreten, müssen diese sofort ärztlich behandelt werden.
Ihr kostenfreier Newsletter für ein gesünderes Leben
Jetzt unverbindlich anmelden und monatlich Gesundheitsthemen mit wertvollen Tipps erhalten und über exklusive BARMER-Services und -Neuigkeiten informiert werden.
Newsletter abonnieren
Was kann eine Nesselsucht auslösen?
Nesselsucht kann ohne bestimmte Ursache auftreten. Experten kennen aber auch spezielle Ursachen wie
- Arzneimittel
- Nahrungsmittel und darin enthaltene Zusätze wie Farb-, Aroma- und Konservierungsstoffe
- physikalische Faktoren wie UV-Licht, Kälte, Wärme oder Druck
- akute oder chronische Infekte und Infektionen
- Autoimmunerkrankungen
Weiterhin können hormonelle Störungen, psychische Belastungen und Stress eine Rolle spielen. Im Gegensatz zu Nahrungsmitteln verursachen Waschmittel oder Körperpflegeprodukte wie Shampoos, Cremes oder Duschgels trotz zahlreicher Zusätze fast nie eine Nesselsucht.
Wenn eine Nesselsucht entsteht, schlägt das Immunsystem grundlos Alarm
Die typischen Symptome der Nesselsucht entstehen, weil sogenannte Mastzellen Botenstoffe ausschütten. Der bekannteste Botenstoff ist Histamin, aber auch Heparin, Serotonin, Hyaluronsäure und Lipidmediatoren gehören dazu. Mastzellen sind weiße Blutkörperchen und gehören zur Immunabwehr. Normalerweise geben sie die Botenstoffe als Antwort auf Erreger ab, die in den Organismus eindringen.
Bei der Nesselsucht werden die Zellen aus bislang unbekannten Gründen aktiviert, ohne dass es dafür einen Anlass gibt. Experten sprechen von „autoimmunen Mechanismen“ – einer Art Überreaktion der körpereigenen Abwehr. Die Gewebehormone haben zur Folge, dass die Gefäßwände durchlässiger werden und sich Flüssigkeit im Gewebe sammelt. Folge sind die typischen Symptome der Nesselsucht wie Schwellungen, Juckreiz und Hautrötung. Moderne Forschungen lassen vermuten, dass der Nesselsucht ein weitaus komplexeres Geschehen als nur die Ausschüttung von Histamin aus Mastzellen zugrunde liegt, das zahlreiche andere Mechanismen einschließt.
Wie kommen Ärzte der Nesselsucht auf die Spur?
Aufwendige Allergietests oder eine sonstige ausführliche Diagnostik sind bei akuten Formen der Nesselsucht nicht notwendig. Mitunter kann eine Nesselsucht allerdings Monate bis Jahre anhalten. Sollten Sie länger als sechs Wochen unter den Quaddeln leiden, lassen Sie sich am besten von einem Arzt oder einer Ärztin gründlich untersuchen, der oder die auf allergische Erkrankungen spezialisiert ist. So lässt sich eine chronische Nesselsucht diagnostizieren oder ausschließen.
Sie als Betroffene können dabei helfen, die richtige Diagnose zu finden. In einem Beschwerdetagebuch können Sie notieren, an welchen Tagen Sie Nesselsucht entwickelt haben, wie viele Quaddeln Sie zählen und wie sehr Sie der Juckreiz belastet. Das Tagebuch hilft auch dabei, mögliche Ursachen der Nesselsucht zu finden. Notieren Sie alle Medikamente, Nahrungsmittel und Getränke, die Sie zu sich nehmen, ebenso wie besondere Ereignisse wie Stresssituationen oder psychische Belastungen.
Die Ärzte können durch persönliche Gespräche und durch Spezialuntersuchungen die Art der Nesselsucht ermitteln, unter der Sie leiden. Die chronische induzierbare Nesselsucht wird beispielsweise durch sogenannte Provokationstests diagnostiziert, die dem Nachweis von Lebensmittel- und Arzneimittelallergien dienen. Dafür nehmen Sie das verdächtige Medikament oder Nahrungsmittel unter ärztlicher Aufsicht zu sich, anschließend wird geprüft, ob Sie die typischen Quaddeln entwickeln. Auch andere Ursachen wie Infekte oder begünstigende Faktoren wie Stress lassen sich ermitteln. Der Arzt oder die Ärztin wird mit Ihnen gemeinsam besprechen, welche Möglichkeiten der Behandlung es gibt.
Wie bekomme ich die Nesselsucht weg?
Ziel der Behandlung einer Nesselsucht ist es immer, die Beschwerden und Symptome zu lindern. Die Behandlung fußt auf zwei Säulen:
- Ursachen vermeiden, die zur Nesselsucht führen
- Beschwerden medikamentös und mit Hausmitteln lindern
Welche Auslöser sollte ich meiden?
Bei akuter und chronischer induzierbarer Nesselsucht gilt es, bekannte Ursachen zu vermeiden. Das gelingt bei manchen dieser Trigger gut, bei anderen weniger. Menschen, die wissen, welche Nahrungsmittel, Zusatzstoffe oder Medikamente bei ihnen zur Nesselsucht führen, sollten auf diese verzichten. Dabei können Ernährungsberatung und ein Diätplan sowie eine veränderte Medikation helfen. Ebenso gilt es, physikalische Stimuli wie Druck, Wärme, Kälte und Licht zu vermeiden.
Wie kann man Auslöser behandeln?
Konkrete Auslöser einer Nesselsucht wie Infektionen und/oder Entzündungen lassen sich ursächlich behandeln. Dazu gehören beispielsweise Entzündungen der Magenschleimhaut mit Helicobacter pylori oder Infektionen mit Parasiten. Sind Stress und psychische Belastungen Ursachen oder Verstärker einer Nesselsucht, sind Entspannungsverfahren und psychotherapeutischer Rat hilfreich.
Kostenlos Stress abbauen mit der HelloBetter App
Reduzieren Sie ungesunden Stress und werden Sie gelassener im Alltag. Bei Bedarf erhalten Sie Unterstützung von psychologischen Coaches. BARMER-Mitglieder nutzen die App zwölf Monate kostenfrei.
Jetzt mit HelloBetter stressfrei starten
Wenn man die Nesselsucht behandelt, geht das am besten mit Medikamenten
Es gibt zahlreiche Medikamente, die bei Nesselsucht helfen. Welches der Arzt oder die Ärztin einsetzt, hängt vom Ausmaß der Beschwerden ab und davon, wie gut Sie darauf ansprechen. Es gilt die Devise: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. In den meisten Fällen setzen Ärzte sowohl bei akuter als auch bei chronischer Nesselsucht moderne Antihistaminika ein, auch Antiallergika genannt. Die Mittel stabilisieren die Mastzellen und verhindern, dass sie Histamin und andere Gewebsbotenstoffe freisetzen – und mildern so Hauterscheinungen und Juckreiz. Geeignet sind Präparate der zweiten Generation, die meist nicht müde machen.
Bei ausbleibender Besserung können Behandler die Dosis von Antihistaminika der Leitlinie zufolge bis auf das Vierfache steigern. Sollten auch hochdosierte Antihistaminika Ihre Beschwerden nicht bessern, können Ärzte bei chronischer Nesselsucht ohne erkennbare Ursachen den Antikörper Omalizumab verschreiben. Der Wirkstoff blockiert gezielt ein Schlüsselmolekül der allergieähnlichen Reaktion und verhindert dadurch Quaddeln und Juckreiz. Das Mittel wird auch bei Nesselsucht eingesetzt, die durch Kälte oder Scherkräfte ausgelöst wird. Omalizumab hat die Situation vieler Patienten verbessert, ist jedoch nicht immer wirksam. Bleibt die Behandlung erfolglos, stehen weitere Medikamente wie Montelukast oder Ciclosporin zur Verfügung, die das überaktive Immunsystem bremsen.
Salben mit Glukokortikoiden bessern vor allem den Juckreiz.
Wofür brauche ich ein Notfallset?
Patienten, bei denen zusammen mit der Nesselsucht schon einmal Lippen oder die Zunge angeschwollen sind und die Atemnot hatten, sollten immer ein Notfallset dabeihaben. Das verschreibt die Ärztin oder der Arzt. Die Kombination von Medikamenten für den Notfall besteht aus:
- einem Antihistaminikum,
- einer Trinkflasche eines kortisonhaltigen Medikaments und
- einem Spray zum Inhalieren, das Adrenalin enthält.
Den genauen Gebrauch des Notfallsets bespricht der Arzt mit Ihnen, wenn er es Ihnen verschreibt.
Welche Hausmittel bei Nesselsucht helfen können
Hausmittel können die Behandlung ergänzen. Ausgenommen bei der Form der Nesselsucht, die durch Kälte ausgelöst wird, ist ein wirksames wie einfaches Mittel das Kühlen:
- mit feuchten Umschlägen,
- mittels einer erfrischenden Dusche oder einem kurzen Vollbad,
- durch Einreiben der Hautstellen mit einem kühlenden Gel, das beispielsweise Menthol enthält.
Umschläge mit Kamille können die Hautreizungen lindern. Ringelblumensalbe wirkt entzündungshemmend, indem sie die Blutgefäße verengt. Sie können auch Natron oder Backpulver mit etwas Wasser zu einer Paste vermischen, die Sie auf die juckenden Stellen geben. Alternativ können Sie eine halbe Tasse Natron ins Badewasser geben.
Auch Essig gilt als wirksames Hausmittel bei Nesselsucht. Es wird angenommen, dass er den Säureschutzmantel der Haut stabilisiert und dass die Haut dadurch möglicherweise weniger empfindlich auf die Reizungen reagiert. Den Essig dürfen Sie nur hochverdünnt im Verhältnis ein Esslöffel pro Liter Wasser verwenden. Sie können ein kurzes Vollbad nehmen, gereizte Hautstellen direkt betupfen oder ein Tuch darin tränken, das Sie anschließend auf die betroffenen Stellen legen.