Mal kribbelt es am Ohr, mal an den Beinen, manchmal juckt sogar der Intimbereich. Egal, wo die Haut gern gekratzt werden möchte: Juckreiz kann unerträglich werden, selbst, wenn er nur von einem Mückenstich herrührt oder nach der Rasur entsteht. Wir zeigen, wieso er durch Kratzen noch schlimmer wird und wie man Juckreiz lindern kann.
Was ist Juckreiz?
Juckreiz ist lästig, kann regelrecht zur Qual werden. Warum er entsteht, weiß die Hautärztin Dr. Daniela Greiner-Krüger. „Es juckt, wenn Nerven in der Haut gereizt werden, etwa durch einen Insektenstich. Der Stich bewirkt, dass Histamin freigesetzt wird, was den Juckreiz auslöst.“ Juckreiz ist aber nicht gleich Juckreiz, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterscheiden zwei Arten dieser Sinnesempfindung:
- Akuter Juckreiz entsteht zum Beispiel nach einem Mückenstich und verschwindet nach kurzer Zeit wieder.
- Chronischer Juckreiz hält länger als sechs Wochen an und steht im Zusammenhang mit Erkrankungen.
Biologisch gesehen ist Juckreiz durchaus sinnvoll: Er macht uns darauf aufmerksam, dass mit unserer Haut oder unserem Körper im Allgemeinen etwas nicht in Ordnung ist.
Wann juckt die Haut mit Juckreiz?
Haut kann zum Beispiel in folgenden Situationen zu jucken beginnen:
- wenn sie zu intensiv oder zu wenig gewaschen wurde
- nach der Rasur
- wenn sie zu trocken ist
- bei Hauterkrankungen wie Ekzem, Nesselsucht (Urtikaria) (Neurodermitis oder Schuppenflechte (Psoriasis)
- bei Allergien (zum Beispiel gegen Nickel)
- bei Infektionskrankheiten wie Windpocken
- nach einem Insektenstich
- bei Floh- oder Lausbefall
- bei einem Sonnenbrand
- wenn eine Wunde heilt
- nach scharfem Essen
Seltener als Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte können auch innere Krankheiten oder psychische Erkrankungen der Grund für Juckreiz sein. Auf der Haut ist dabei – anders als bei den meisten Hauterkrankungen – nichts zu sehen, es entwickelt sich zum Beispiel kein Ausschlag. Trotzdem besteht mitunter Juckreiz am ganzen Körper. Zu den häufigsten „systemischen“ Erkrankungen, die Juckreiz verursachen können, gehören:
- chronische Nierenerkrankungen
- Diabetes mellitus
- Lebererkrankungen, die mit Gelbsucht einhergehen
- Funktionsstörungen der Schilddrüse (Über- oder Unterfunktion)
Mitunter ist Juckreiz auch ein Symptom für eine neurologische Erkrankung, zum Beispiel für Multiple Sklerose oder Polyneuropathie . Auch Krebserkrankungen, zum Beispiel Leukämien oder Morbus Hodgkin, können Juckreiz am ganzen Körper auslösen. Manche Menschen verspüren Juckreiz am ganzen Körper, wenn ihnen ein Arzt für eine bildgebende Untersuchung ein jodhaltiges Kontrastmittel gespritzt hat.
Die Symptome klingen meist von selbst wieder ab und müssen nicht weiter behandelt werden. Juckreiz am ganzen Körper kann auch auf Eisenmangel hindeuten – um das festzustellen, ist eine Blutuntersuchung notwendig.
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Juckreiz, dessen Grund eine psychische Erkrankung ist, heißt „psychogener Juckreiz“. Eine körperliche Ursache findet sich dann nicht. Ein Beispiel dafür ist das Gefühl, es würden Tiere in der Haut leben, der so genannte Dermatozoenwahn.
Umgekehrt kann chronischer Juckreiz Folgen für die Psyche haben: Wer zum Beispiel ständig Juckreiz am ganzen Körper hat, leidet an Schlafmangel und Erschöpfung und ist anfälliger für psychische Probleme. Krankheiten wie Schuppenflechte, Neurodermitis oder Nesselsucht werden zudem auch als „psychosomatische Dermatosen“ bezeichnet, weil sich ihre Symptome, darunter der Juckreiz, bei Stress verstärken. Nicht ohne Grund heißt die Haut im Volksmund „Spiegel der Seele“.
Juckreiz in der Nacht
Und warum ist Juckreiz oft nachts am schlimmsten, wenn man im Bett liegt und eigentlich schlafen will? Hautärztin Greiner-Krüger erklärt das so: „Weil in der Nacht die Umgebungsreize fehlen. Man kann sich dann voll auf seinen Körper konzentrieren – und auf das Jucken.“ Vor allem Juckreiz am ganzen Körper ist nachts sehr unangenehm und lässt Betroffene kaum zur Ruhe kommen.
Achtung: Manche Lebensmittel verstärken Juckreiz
Enthalten Lebensmittel viel Histamin, dann verstärken sie alle Arten von Juckreiz, die durch Histamin ausgelöst werden. Reichlich Histamin steckt zum Beispiel in Thunfisch, Lachs, Shrimps, Tomaten, Erdbeeren, Salami, Wein und Käse. „Wer nach einem Tag in der Natur also viele Mückenstiche hat, sollte auf den Meeresfrüchteteller am Abend eher verzichten, um die Qual nicht noch zu vergrößern“, rät Hautärztin Dr. Daniela Greiner-Krüger.
Welche Stellen jucken am häufigsten?
Theoretisch kann es an jeder Stelle des Körpers zu jucken beginnen. Je nach Ursache oder Grunderkrankung sind jedoch unterschiedliche Körperregionen typisch. Am häufigsten müssen sich Menschen hier kratzen:
- an den Händen
- an den Füßen
- an den Beinen und Knien
- an den Armen und Ellbogen
- im Intimbereich (zum Beispiel an der Scheide)
- am After
- am Ohr
- im Gesicht
- am Auge
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Warum Kratzen alles nur noch schlimmer macht
Die gereizten Nervenfasern in der Haut leiten die Information, dass es juckt, ans Gehirn weiter. Dort entsteht das Verlangen, sich zu kratzen. Kratzen hilft auch – weil es als Schmerzreiz den Juckreiz zunächst überlagert.
Studien, bei denen Wissenschaftler Histamin auf die Haut von Probanden auftrugen, zeigen beispielsweise, dass der Juckreiz direkt nach dem Kratzen für einige Sekunden ganz nachlässt. Doch juckende Haut mit den Fingernägeln zu malträtieren, bringt nur kurzfristig Erleichterung, weiß Greiner-Krüger: „Durch das Kratzen wandern Mastzellen in die Haut ein, was den Juckreiz noch verstärkt.“
Wie lässt sich Juckreiz lindern?
Besser als Kratzen ist es, die gereizten Nervenfasern sofort mit Kälte zu beruhigen, rät Greiner-Krüger: Legt man ein Kühlpack oder eine Getränkedose auf die juckende Stelle, überlagert das den Juckreiz und das Gehirn nimmt den Juckreiz nicht mehr wahr. Allerdings sollte auf die Haut nie direkt Eis bringen – am besten Sie schützen Ihre Haut dann mit einem Tuch. Es gibt auch Cremes, die den Kühleffekt nachahmen, weil sie Menthol oder Pfefferminze enthalten. Greiner-Krüger rät, sie im Kühlschrank zu lagern, um die Wirkung zu verstärken.
In der Apotheke gibt es weitere Salben gegen Juckreiz. Sie enthalten sogenannte Antihistaminika, das Betäubungsmittel Polidocanol oder Capsaicin, das Chili so scharf macht. In der richtigen Dosierung reizen diese Salben die Schmerzfasern ein wenig, so dass es sich wie eine Kühlung anfühlt – das Gehirn wird auch hier vom Juckreiz abgelenkt.
Bei verletzter oder kranker Haut ist allerdings nicht jede Salbe geeignet – wer sich nicht sicher ist, sollte in der Apotheke oder einen Hautarzt um Rat fragen. Bei Insektenstichen oder kleinen Quaddeln hilft außerdem die gezielte Anwendung von Wärme. Mit speziellen elektrischen „Stiften“ (gibt es zum Beispiel in der Apotheke) wird die Haut für einige Sekunden auf ungefähr 50 Grad erwärmt – in dieser Hitze zerfällt das Histamin und der Juckreiz lässt nach.
Manche Betroffene lindern ihren Juckreiz auch mit kurzen kalten Duschen oder feuchten Umschlägen mit gekühltem Schwarztee. Doch Vorsicht: Zuviel Wasser auf der Haut trocknet sie aus und verursacht – Juckreiz. Atmungsaktive, luftige Kleidung lindert zwar nicht den Juckreiz, reizt geplagte Haut aber zumindest nicht noch zusätzlich.
Wenn man weiß, was den Juckreiz ausgelöst hat, ist es natürlich sinnvoll, diesen Auslöser in Zukunft zu meiden: häufiges Waschen der Haut, scharfes Essen oder den Kontakt mit Allergenen.
Juckreiz: Wann zum Arzt?
In den meisten Fällen ist es nicht nötig, mit Juckreiz zum Arzt oder zur Ärztin zu gehen – zum Beispiel, wenn er von einem Insektenstich herrührt oder von zu trockener Haut. Tritt der Juckreiz jedoch zusammen mit unerklärlichem Gewichtsverlust, starker Abgeschlagenheit, nächtlichen Schweißausbrüchen, Taubheit der Haut oder Kribbeln auf, ist das ein Alarmzeichen und ein Arztbesucht ratsam: Dann kann eine schwere Erkrankung dahinterstecken.
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Übermäßiger Durst oder eine Gelbverfärbung der Haut deuten ebenfalls auf behandlungsbedürftige Ursachen hin. Auch unerklärlicher Juckreiz am ganzen Körper, der nicht nach kurzer Zeit wieder vergeht, sollte ein Arzt untersuchen. Die Hausarztpraxis ist zunächst die richtige Anlaufstelle und kann nach ersten Untersuchungen gegebenenfalls zu einem Facharzt überweisen.