- Was passiert im Körper bei einem anaphylaktischen Schock?
- Anaphylaxie und anaphylaktischer Schock: Welche Symptome treten auf?
- An welchen Symptomen erkennen Laien einen allergischen Schock?
- Was sind die Ursachen für einen allergischen Schock?
- Wie ist der Verlauf beim allergischen Schock?
- Was tun bei einem anaphylaktischen Schock?
- Wie kann ich mir bei einem anaphylaktischen Schock selbst helfen?
- Wenn es darauf ankommt: Das Notfallset korrekt anwenden
- Therapie des anaphylaktischen Schocks – was tun Rettungskräfte im Ernstfall?
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Ein anaphylaktischer Schock, auch allergischer Schock genannt, ist eine schwere Form einer allergischen Reaktion. Sie kann lebensbedrohliche Symptome wie Atemnot und starken Blutdruckabfall hervorrufen – und sogar zu einem Kreislaufstillstand führen. Ein allergischer Schock ist immer ein Notfall. Welche Auslöser es gibt, wie Sie vorbeugen können und was im Notfall zu tun ist.
Was passiert im Körper bei einem anaphylaktischen Schock?
Der anaphylaktische Schock ist eine schwere Form der Anaphylaxie – einer starken allergischen Reaktion, die den gesamten Organismus erfassen kann. Bei einer solchen allergischen Sofortreaktion reagiert das Immunsystem besonders heftig auf normalerweise harmlose Stoffe und schüttet entzündungsfördernde Botenstoffe aus, besonders Histamin. Das Histamin lässt etwa die Schleimhäute anschwellen und erweitert die Blutgefäße Bei einem anaphylaktischen Schock handelt es sich um eine Maximalform einer solchen Reaktion – mit lebensbedrohlichen Folgen: von Bewusstlosigkeit bis zum Kreislaufstillstand.
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Anaphylaxie und anaphylaktischer Schock: Welche Symptome treten auf?
Eine Anaphylaxie äußert sich durch verschiedene Symptome an Haut und Schleimhäuten, in den Atemwegen, im Verdauungstrakt und Herz-Kreislauf-System. Die Reaktionen sind in der Medizin meist in vier Schweregrade eingeteilt:
- Bei leichten Formen kommt es zu Juckreiz, Hautrötungen, Quaddeln und Schwellungen der Haut.
- Wenn Symptome an den anderen Organsystemen hinzukommen, handelt es sich bereits um einen schwereren Verlauf. Symptome können etwa Übelkeit und Erbrechen sein, eine laufende Nase, Heiserkeit und Atemnot sowie Herzrasen, Herzrhythmusstörungen und ein niedriger Blutdruck.
- Diese Symptome können sich verschlimmern: Eine Kehlkopfschwellung oder ein Verkrampfen der Atemwegsmuskulatur können zu Atemnot führen, ein Kreislaufschock kann entstehen. Die schwere allergische Reaktion ist zu einem anaphylaktischen Schock geworden. Außerdem kann Durchfall und eine Blaufärbung der Schleimhäute hinzukommen.
- Im schlimmsten Fall führt der anaphylaktische Schock zu einem Atem- und Kreislaufstillstand.
An welchen Symptomen erkennen Laien einen allergischen Schock?
Wenn Sie selbst betroffen sind oder mit Menschen zusammenleben, die ein erhöhtes Risiko für einen allergischen Schock haben, sollte Sie die ersten Anzeichen dafür kennen:
- Juckreiz im Genitalbereich, Mund, Kopfbereich und an den Handflächen
- Unbestimmte Angstgefühle, Kopfschmerzen, Desorientierung
- Flächenhafte Hautrötung (Flush), Quaddeln an der Haut (Urtikaria), Schwellungen (Quincke-Ödem)
- Brennen an Zunge und Gaumen, Kratzen im Hals, Husten, Kloßgefühl im Hals, Schluckbeschwerden
- Bauchkrämpfe, Übelkeit
- Blutdruckabfall
- Schwindel und Schwäche
Die Symptome können in unterschiedlicher Weise gleichzeitig oder nacheinander auftreten. Es treten auch nicht unbedingt alle Symptome auf.
Kleinkinder können oft nicht sagen, was mit ihnen passiert, aber ihr Verhalten verändert sich. Sie zeigen Unruhe, Rückzugsverhalten und Ängstlichkeit.
Was sind die Ursachen für einen allergischen Schock?
Die Ursache für einen anaphylaktischen Schock ist die fehlgesteuerte Immunreaktion auf eigentlich harmlose Substanzen wie Nahrungsmittel oder Insektengifte. Auf diese Auslöser, auch Allergene genannt, reagiert das Immunsystem innerhalb von wenigen Sekunden oder Minuten mit einer Entzündungsreaktion, die lebensbedrohlich sein kann. Die häufigsten Auslöser sind: Nüsse, Hühnereier, Sellerie und Meeresfrüchte, außerdem Insektengifte (zum Beispiel von Wespen). Auch Medikamente können ein Auslöser sein, zum Beispiel Antibiotika oder bestimmten Schmerz- oder Narkosemittel. Im Kindesalter sind die häufigsten Auslöser einer anaphylaktischen Reaktion Nahrungsmittel. Im Erwachsenenalter hingegen stehen an erster Stelle der Auslöser Insektengifte und Arzneimittel.
Gut zu wissen: Nicht jede Person beispielsweise mit einer Nussallergie bekommt kurz nach dem Verzehr von Nüssen einen allergischen Schock. Eine anaphylaktische Reaktion kann sich auch in einer schwächeren Form zeigen, etwa mit Juckreiz oder Übelkeit.

Insektengifte gehören zu den häufigsten Auslösern für einen anaphylaktischen Schock.
Wie ist der Verlauf beim allergischen Schock?
Die Symptome einer anaphylaktischen Reaktion setzen meist akut ein und können sehr rasch fortschreiten. Es kann innerhalb von Minuten zu einer Verstärkung der Symptome bis zum lebensbedrohlichen allergischen Schock kommen.
Die Reaktion kann ebenso spontan zum Stillstand kommen, jedoch ist die Dynamik nicht vorhersehbar. Es ist sogar möglich, dass Symptome auch nach anfänglich erfolgreicher Behandlung wieder auftreten. Außerdem gibt es Verläufe, bei denen die Symptome verzögert und nicht sofort auftreten. Bei der Fleischallergie beispielsweise beginnen die Symptome erst Stunden nach dem Verzehr von rotem Fleisch. Auch bei der weit verbreiteten Erdnussallergie beträgt die Zeit vom Verzehr bis zum Auftreten der Symptome oft fast eine Stunde.
Was tun bei einem anaphylaktischen Schock?
Wenn eine Person in Ihrer Nähe einen anaphylaktischen Schock erleidet, leisten Sie bitte, so gut Sie können, Erste Hilfe. Benachrichtigen Sie als Erstes über die Notrufnummer 112 den Rettungsdienst und sagen Sie kurz: Wo befinden Sie sich? Wer ruft an, was ist geschehen? Wie viele Betroffene gibt es? Und warten Sie bitte auf Rückfragen. Kümmern Sie sich um die betroffene Person und beruhigen Sie sie. Bei einem Kreislaufstillstand, den Sie daran erkennen, dass eine Person nicht mehr atmet und keinen Puls aufweist, ist eine sofortige Reanimation erforderlich.
Wie kann ich mir bei einem anaphylaktischen Schock selbst helfen?
Wenn Sie wissen, dass Ihr Organismus eine anaphylaktische Reaktion nach einem bestimmten Reiz zeigt, sollten Sie im Alltag das auslösende Allergen bestmöglich vermeiden. Lassen Sie sich ein Notfallset verordnen und die Anwendung erklären.

Ein Notfallset aus der Apotheke kann Betroffenen bei einem allergischen Schock das Leben retten.
Was ein Notfallset meist enthält:
- Adrenalin zur Selbstinjektion in den Muskel (als Autoinjektor) – Das Hormon hebt den Blutdruck an und erweitert die Atemwege.
- Ein kortisonhaltiges Medikament (zumeist in flüssiger Form zum Einnehmen) – Kortison bremst Entzündungsreaktionen.
- Ein Antihistaminikum (als Tablette oder flüssig) – Es wirkt dem Botenstoff Histamin entgegen.
- Ein Spray, das gegen die Atemnot hilft (etwa bei bekanntem Asthma bronchiale, und gegebenenfalls auch Adrenalin zur Inhalation – Das Spray und das Adrenalin weiten die Atemwege und lassen sie abschwellen.
- Eine Anleitung und einen Anaphylaxie-Pass
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Bei einem anaphylaktischen Schock geht es um Minuten. Rasches und sachgemäßes Handeln ist unbedingt notwendig. Die Notfallmedikamente sollten Menschen mit Anaphylaxie-Risiko gleich zu Beginn der schweren allergischen Reaktion anwenden. So können Sie einen lebensbedrohlichen Verlauf frühzeitig verhindern.
Personen, die bereits einmal einen allergischen Schock hatten, sollten ein Notfallset und ihren Allergiepass immer bei sich tragen. Eltern allergischer Kinder sollten sich zudem mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen am Kind vertraut machen.
Wie Sie Risikofaktoren für einen allergischen Schock reduzieren können
Bestimmte Faktoren können einen anaphylaktischen Schock fördern, einige davon können Sie selbst beeinflussen. Zu den sogenannten Augmentationsfaktoren zählen etwa Stress, körperliche und psychische Belastungen, Infektionen, Alkohol und bestimmte Arzneistoffe wie Ibuprofen. Diese Faktoren so gut es geht zu meiden, kann den Schweregrad einer anaphylaktischen Reaktion mindern. Das bedeutet: Ein schwerer Verlauf wird unwahrscheinlicher.
Wenn es darauf ankommt: Das Notfallset korrekt anwenden
In einer Notsituation kann jede Minute zählen – es geht darum, die richtigen Schritte in der richtigen Reihenfolge durchzuführen. Erfahren Sie, wie Sie bei einem anaphylaktischen Schock das Notfallset korrekt anwenden.
Wichtig: Treten Symptome wie Kreislaufbeschwerden, Herzrasen und Luftnot als Zeichen einer schweren Reaktion auf, muss als erstes Adrenalin injiziert werden.
- Adrenalin injizieren: Nach Entfernung möglicher Sicherheitskappen drücken Sie den Autoinjektor aus dem Notfallset an die Außenseite des Oberschenkels (gegebenenfalls auch durch leichte Kleidung hindurch) und betätigen den Auslöseknopf. Halten Sie den Injektor noch für weitere 10 Sekunden an den Oberschenkel. Massieren Sie vorsichtig die Injektionsstelle.
- Richtig lagern: Hat die betroffene Person Atemnot, sollten Sie sie aufrecht hinsetzen. Hat sie Kreislaufbeschwerden, sollte sie hingelegt werden, und bei Bewusstlosigkeit in die stabile Seitenlage gebracht werden.
- Notruf absetzen: 112 wählen und die Rettungskräfte informieren.
- Weitere Medikamente aus dem Notfallset einsetzen: Jetzt ist es Zeit, entsprechend der Anleitung im Notfallset weitere Notfallmedikamente wie ein Antihistaminikum oder Kortison zu geben.
Bei einer beginnenden anaphylaktischen Reaktion ohne Atemwegs- oder Kreislaufsymptome können Sie zunächst auch nur den Notruf tätigen sowie der betroffenen Person das Antihistaminikum und Kortison zur Einnahme reichen. Den Autoinjektor sollten Sie für den Fall einer Verschlechterung jedoch bereithalten.
Therapie des anaphylaktischen Schocks – was tun Rettungskräfte im Ernstfall?
Neben Medikamenten, die den Kreislauf stabilisieren, die allergische Reaktion dämpfen oder die Atmung erleichtern sollen, haben Fachleute auch Sauerstoff gegen die Atemnot und zusätzliche kreislaufstabilisierende Infusionen zur Hand. Bei einem Kreislaufstillstand führen sie eine Reanimation durch und leiten gegebenenfalls zudem eine künstliche Beatmung ein.