Eine Frau muss niesen
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Hyposensibilisierung – Hilfe bei Allergien

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Redaktion

  • Barmer

Qualitätssicherung

  • Nadja Dörr (Barmer)

Juckende Haut oder tränende Augen sind typische Merkmale einer Allergie. Eine Hyposensibilisierung kann helfen, die Allergiesymptome zu verringern, den Arzneimittelbedarf zu senken und die Entwicklung von Asthma zu verhindern. Sie ist auch unter dem Begriff Desensibilisierung, spezifische Immuntherapie (SIT), Allergen-Immuntherapie (AIT) oder umgangssprachlich als Allergieimpfung bekannt.

Die Hyposensibilisierung ist eine Behandlungsmöglichkeit, die etwa bei Allergien gegen Pollen (Baumpollen, Gräser-, Getreide- oder Kräuterpollen), Hausstaubmilben oder Insektengift (Wespen- und Bienengift) hilft. Das Immunsystem wird dabei an die Allergieauslöser gewöhnt. Eine Hyposensibilisierung dauert mindestens 3 bis 5 Jahre. Die Therapie-Allergene werden als Sublingualtabletten oder Tropfen (sublinguale Immuntherapie, kurz SLIT) eingenommen oder unter die Haut gespritzt (subkutane Immuntherapie, kurz SCIT).

Wie läuft eine Hyposensibilisierung ab?

Zu Beginn der Behandlung wird der Arzt zunächst einen Allergietest machen. Die anschließende Hyposensibilisierung erfolgt meist in zwei Phasen. 

In der Steigerungsphase wird das Allergen in steigender Dosierung bis zur Erhaltungsdosis entweder gespritzt (SCIT) oder als Sublingualtabletten bzw. Tropfen (SLIT) zugeführt. Während dieser Phase gewöhnt sich der Körper allmählich an die Allergene. In der Erhaltungsphase wird über einen längeren Zeitraum eine konstante Dosis der Allergene verabreicht.

Die Hyposensibilisierung kann zur Toleranz gegen das betreffende Allergen führen oder – wie bei der Mehrzahl der Patienten – eine nachhaltige, deutliche Minderung der Symptome bewirken.

Bei Allergien gegen bestimmte Arzneimittelwirkstoffe besteht bislang keine Möglichkeit zur Hyposensibilisierung. 

Welche Formen der Hyposensibilisierung gibt es?

Man unterscheidet zwei Arten der Hyposensibilisierung – je nachdem wie die Allergen-haltigen Arzneimittel verabreicht werden:

  • Die sublinguale Immuntherapie (SLIT) ist eine moderne Methode der Hyposensibilisierung mit schnell löslichen Tabletten oder Tropfen. Diese Behandlung erfolgt sublingual, d. h. "unter der Zunge". Dabei nehmen die Patienten die Allergene über die Mundschleimhaut auf. Gerade für Kinder ist das die angenehmere Behandlung – allerdings sind nicht alle Arzneimittel für die SLIT zur Anwendung bei Kindern zugelassen.
  • Bei der subkutanen Immuntherapie (SCIT) werden die Allergene durch den Arzt oder die Ärztin unter die Haut gespritzt.

Bei einer Hyposensibilisierung mit Spritzen sind also regelmäßige Besuche in der Arztpraxis nötig. Das Allergen wird am Anfang, in der Steigerungsphase, in kürzeren Abständen gespritzt – je nach Präparat zwischen drei Tagen bis zwei Wochen. Später, in der Erhaltungsphase, verlängern sich die Intervalle auf vier bis acht Wochen. Bei der sublingualen Immuntherapie werden die Tropfen oder Tabletten täglich selbst eingenommen.

Wann sollte man eine Hyposensibilisierung beginnen?

Eine Hyposensibilisierung ist vor allem dann erfolgreich, wenn die Allergie erst vor Kurzem aufgetreten ist und nur wenige Allergien zu behandeln sind. Sie ist sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen möglich.

Eine Hyposensibilisierung kann auch während der Pollensaison begonnen werden, etwa wenn man unter Heuschnupfen leidet. Manche befürchten, dass die Behandlung dann belastender ist und zu mehr Allergiebeschwerden führt. Studien zeigen aber, dass die Nebenwirkungen vergleichbar sind mit einer Hyposensibilisierung, die im Winter gestartet wird.

Welche Nebenwirkungen gibt es bei der Hyposensibilisierung?

Die Nebenwirkungen einer Hyposensibilisierung sind meist harmlos und nur von kurzer Dauer. Eine Behandlung ist selten notwendig. Da dem Körper eine Substanz zugeführt wird, auf die er normalerweise allergisch reagiert, treten häufiger örtliche Reaktionen wie leichter Hautausschlag an der Einstichstelle auf. Aber auch Niesen, tränende Augen, Juckreiz, Schwellungen im Mund, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder leichte asthmatische Beschwerden können vorkommen.

Starke Nebenwirkungen treten nur in seltenen Fällen auf. Sollte dies der Fall sein, kann die Dosis des Allergens verringert werden. Zudem ist es ratsam, auch andere mögliche Ursachen für die Nebenwirkungen gemeinsam mit Ihrem Arzt abzuklären.

In sehr seltenen Fällen kann eine Hyposensibilisierung eine heftige allergische Reaktion auslösen, die anaphylaktische Reaktion. Dabei kann es zu starkem Juckreiz, Übelkeit sowie Atem- und Kreislaufbeschwerden bis hin zum anaphylaktischen Schock kommen. Diese Symptome müssen sofort ärztlich behandelt werden.

Welcher Arzt führt die Hyposensibilisierung durch?

Wenden Sie sich an Ihren Haus- bzw. Kinderarzt, an einen Lungen-, HNO- oder Hautarzt oder an spezielle Allergologen, wenn Sie an einer Hyposensibilisierung interessiert sind.

Werden die Kosten für eine Hyposensibilisierung von der Barmer übernommen?

Ja, die Hyposensibilisierung ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Barmer übernimmt die Kosten. Es fällt lediglich die für Arzneimittel übliche Zuzahlung an.

Ihre Vorteile bei einer Hyposensibilisierung

  • Keine Kosten: Die Barmer bezahlt die Behandlung durch eine Hyposensibilisierung für Sie.
  • Zeitlich flexibel: Eine Hyposensibilisierung kann z. B. während der Pollensaison begonnen werden, aber auch in der Winterzeit.