- Nahrungsmittelallergie: Ursachen und wie sie entstehen kann
- Nahrungsmittelallergie und Nahrungsmittelintoleranz: Die Unterschiede
- Nahrungsmittelallergie: Symptome
- Häufige Auslöser
- Welche Nahrungsmittelallergie ist besonders gefährlich
- Kreuzallergie: Pollenallergiker entwickeln oft Lebensmittelallergie
- Was hilft bei einer Kreuzallergie?
- Haben Kinder andere allergische Beschwerden als Erwachsene?
- Warum nehmen Nahrungsmittelallergien zu?
- Diagnose – Eine Lebensmittelallergie erkennen
- Behandlung: Was kann man gegen eine Lebensmittelallergie tun?
Ein großer Milchkaffee zum Frühstück, ein knackiger Apfel in der Pause – das klingt selbstverständlich, kann Menschen mit einer Nahrungsmittelallergie aber krank machen. Die Lebensmittelallergie ist eine besondere Form der Nahrungsmittelunverträglichkeit. Dabei reagiert das Immunsystem auf eigentlich harmlose Eiweiße. Die allergische Reaktion erschwert den Alltag und kann sogar lebensbedrohlich werden.
Nahrungsmittelallergie: Ursachen und wie sie entstehen kann
Ohne Nahrung können wir nicht existieren, schließlich liefert sie dem Körper lebenswichtige Nähr- und Vitalstoffe. Doch genau gegen dieses Kraftfutter wehrt sich der Organismus bei einer Lebensmittelallergie.
Aufgrund einer Fehlsteuerung, deren Ursache noch nicht geklärt ist, reagiert das Immunsystem auf harmlose Lebensmittel. Es stuft sie, nach dem ersten Kontakt, als gefährlich ein und bildet Antikörper gegen sie. Diesen Vorgang nennt man „Sensibilisierung“. Kommt der Körper dann erneut mit dem Nahrungsmittel in Berührung, gibt es eine Abwehrreaktion. Je nach Art und Menge des Allergens kann die Reaktion schwach oder sehr heftig ausfallen.
Rund fünf Prozent der Deutschen reagieren allergisch auf ein oder mehrere Nahrungsmittel, so Zahlen des RKI. Damit reiht sich die Nahrungsmittelallergie an vierter Stelle der häufigsten allergischen Erkrankungen ein, hinter Heuschnupfen, Asthma bronchiale und Kontaktekzemen. Meist beschränkt sie sich auf wenige Lebensmittel, Allergiker haben so nur einen oder wenige „wunde Punkte“.
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Betroffene sollten aufpassen, was etwa der Gastgeber bei einer Einladung serviert oder welche Zutaten im Keks stecken, der im Café neben der Tasse liegt. „Diese Unsicherheit mindert die Lebensqualität enorm“, sagt Prof. Dr. Eva Untersmayr-Elsenhuber vom Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien. „Viele Nahrungsmittelallergiker lassen aus Angst zu viel weg und haben daher in manchen Fällen sogar Mangelerscheinungen.“
Nahrungsmittelallergie und Nahrungsmittelintoleranz: Die Unterschiede
Eine Allergie wird im Unterschied zu einer nicht allergisch bedingten Intoleranz über das Immunsystem, genauer über Antikörper vom Typ Immunglobulin E (IgE) vermittelt: Der Körper bekämpft eigentlich harmlose Substanzen mit verschiedenen Immunreaktionen. Schon kleinste Mengen des Lebensmittels können zu heftigen Beschwerden führen.
Bei einer Nahrungsmittelintoleranz dagegen kann der Organismus beispielsweise bestimmte Nahrungsbestandteile nicht richtig abbauen. Die Symptome einer IgE-vermittelten Überempfindlichkeitsreaktion – etwa Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfall – können denen einer Intoleranz ähneln.
Eine Mischform zwischen Allergie und Autoimmunerkrankung ist die Glutenunverträglichkeit (Zöliakie oder Sprue genannt), bei der glutenhaltige Getreide Darmentzündungen auslösen können.
Nahrungsmittelallergie: Symptome
Die Anzeichen für eine Lebensmittelallergie sind vielfältig und reichen von Juckreiz bis hin zu einem allergischen (oder anaphylaktischen) Schock, der echte Lebensgefahr bedeutet. Die Anaphylaxie kann innerhalb von Minuten zu Atemnot, Kreislaufstillstand und Organversagen führen.
Folgende Symptome können bei einer Lebensmittelallergie auftreten:
- Mundbereich: Schwellung, Jucken, Kribbeln, Brennen
- Magen-Darm-Bereich: Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blähungen
- Hals-Nasen-Ohren-Bereich: Husten, Atemnot, Asthma
- Haut: Ausschlag, Juckreiz, Quaddeln, Pusteln
- Herz-Kreislauf-System: Im Extremfall Anaphylaxie (akute systemische Reaktion mit Symptomen einer allergischen Sofortreaktion, die den ganzen Organismus erfassen kann und potenziell lebensbedrohlich ist.)
Wer bemerkt, dass er auf ein Nahrungsmittel mit Schwellungen oder Atemnot reagiert, sollte sofort vor allem eines tun: Das allergieauslösende Lebensmittel meiden – also nicht weiter essen und es auch in der nächsten Zeit nicht wieder essen – und einen Arzt aufsuchen bzw. den Notarzt rufen, da eine Anaphylaxie sehr schnell in einen Schock übergehen kann.
Das bedeutet: Immer aufpassen, was auf den Teller kommt, Lebensmitteltabellen und Inhaltslisten studieren. Denn die allergischen Beschwerden können bei häufigerem Verzehr von entsprechenden Nahrungsmitteln noch stärker ausfallen.
Häufige Auslöser
Grundsätzlich kann – wie bei anderen Allergien auch – jede Substanz allergische Beschwerden auslösen. Bestimmte Lebensmittel lösen häufiger allergische Reaktionen aus.
Pflanzliche Nahrungsmittel:
- Nüsse
- Obstsorten (Äpfel, Kiwis, Bananen, Pfirsiche, Kirschen, Aprikosen)
- Gemüsesorten (Sellerie, Karotten, Paprika)
- Sojaprodukte (Milch, Joghurt)
- Getreide
- Gewürze
Tierische Nahrungsmittel:
- Kuhmilch (auch andere Milchsorten wie Ziegenmilch)
- Hühnereier
- Fisch
- Meeresfrüchte
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Welche Nahrungsmittelallergie ist besonders gefährlich
Die Erdnussallergie ist sehr gefährlich, da schon geringe Mengen des Allergens bei Betroffenen einen anaphylaktischen Schock verursachen können. Auch auf andere Lebensmittel, nicht nur auf Erdnüsse, kann das Immunsystem allergisch und heftig reagieren.
Bei den ersten Anzeichen einer Lebensmittelallergie sollte man unbedingt zum Arzt gehen, da die Heftigkeit der Reaktionen sogar noch zunehmen kann, wenn sie nicht behandelt wird. Der Arzt stellt zudem fest, ob die Diagnose Allergie beim Betroffenen tatsächlich zutrifft. (Mehr zur Behandlung einer Lebensmittelallergie erfahren Sie unten).
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Kreuzallergie: Pollenallergiker entwickeln oft Lebensmittelallergie
„Viele Menschen kennen eine leichtere Nahrungsmittelallergie nur zu gut: die Kreuzallergie“, sagt Allergologin Prof. Dr. Eva Untersmayr-Elsenhuber. Die Kreuzallergie sei die im Erwachsenenalter am häufigsten getestete Lebensmittelallergie und betrifft vor allem Heuschnupfen-Geplagte. „Etwa 60 Prozent von ihnen entwickeln sie zusätzlich.“
Dabei ist sie eigentlich ein Irrtum: Das Immunsystem verwechselt die Allergene. Eiweiße, die den Heuschnupfen auslösen, haben eine molekulare Ähnlichkeit mit Lebensmitteln wie Steinobst, Soja, Nüssen, Gemüse. Daher reagiert der Körper heftig: Beim Biss in den Apfel oder in den Pfirsich schwillt die Lippe an, juckt der Gaumen oder verengt sich die Luftröhre, so dass das Atmen schwerer fällt.
Die allergischen Beschwerden sind denen einer Lebensmittelallergie sehr ähnlich. Meist bleibt es allerdings bei einer leichten Reaktion, die nach einigen Minuten wieder verschwindet – manchmal kommt es aber auch zu Beschwerden in Form von schwerer Atemnot oder einem anaphylaktischen Schock.
Was hilft bei einer Kreuzallergie?
Einige Verhaltensweisen mildern die allergische Reaktion bei einer Kreuzallergie ab oder lassen sie gar nicht erst entstehen:
- Lebensmittel erhitzen, die eine Kreuzallergie auslösen könnten: Einen Apfelkuchen, oder ein Kirschkompott können Allergiker meist gut essen.
- Unterschiedliche Sorten probieren, denn der Allergengehalt in den Lebensmitteln unterscheidet sich stark: So sind in einigen Apfelsorten weniger wirkungsstarke Allergene enthalten als in anderen.
- Den Obstsalat im Restaurant selbst zusammenstellen, oder bei der Bestellung darauf hinweisen, welche Obstsorten nicht vertragen werden. Alkohol kann die Reaktion verstärken: also lieber auf das Glas Wein zum Obstteller verzichten.
- Die Kreuzallergie kann schlimmer werden, wenn der Pollenflug gerade stark ist.
- Sport macht empfindlicher: Vor, nach und während dem Sport keine allergieauslösenden Lebensmittel essen.
- Stress und sonstige Belastung vermeiden.
- Haben Frauen ihre Periode oder ändert sich aus anderen Gründen der Hormonspiegel im Körper, kann die Reaktion stärker oder schwächer ausfallen.
- Risikofaktor Asthma: Allergisches Asthma sollte gut behandelt werden, es kann sich durch eine Kreuzallergie verschlechtern.
- Auf Medikamente achten: Es gibt viele Arzneimittel, die für Allergiker ungeeignet sind. Sollten Sie regelmäßig bestimmte Medikamente einnehmen, klären Sie bitte mit Ihrem Arzt oder Apotheker ab, inwiefern sich diese auf bestehende Allergien auswirken können.
Haben Kinder andere allergische Beschwerden als Erwachsene?
Welches Essen Beschwerden auslöst, ist auch eine Frage des Alters: Säuglinge und Kinder vertragen eher keine Milch (meist Kuhmilch), Eier, Weizen, und Nüsse. Erwachsene hingegen reagieren häufiger auf Stein- und Kernobst wie Äpfel, Aprikosen oder Pfirsiche, Gemüse, und Meeresfrüchte. „Im Laufe des Lebens können sich die Allergien aber verändern und verschieben, sie können ab- oder zunehmen, verschwinden oder entstehen“, sagt Immunologin Prof. Dr. Eva Untersmayr-Elsenhuber. „Auch die hormonelle Lage bei Frauen beeinflusst, wie intensiv die Reaktion ausfällt.“
Warum nehmen Nahrungsmittelallergien zu?
Immer mehr Menschen leiden unter allergischen Erkrankungen, die Zahlen aus verschiedenen europäischen Ländern, den USA, aber auch Asien sind eindeutig. „In vielen Ländern sind die Zahlen über die vergangenen Jahrzehnte kontinuierlich angestiegen“, sagt Prof. Dr. Eva Untersmayr-Elsenhuber, „auch die Krankenhausaufenthalte von Kindern aufgrund von Allergien haben zugenommen.“
Vermutlich verstärken die Lebensumstände in modernen Industrieländern das Problem: Die gesteigerte Hygiene, Umweltbelastungen, der Klimawandel und die damit einhergehende Veränderung der Pflanzenwelt sowie die Globalisierung des Lebensmittelmarkts sind nur einige der Aspekte, die nach heutigem Wissensstand mit der Ausbreitung von Allergien zusammenhängen.
„Bei den Nahrungsmittelallergien beobachten wir auch bei uns eine starke Zunahme der Erdnussallergie“, erklärt Untersmayr-Elsenhuber. „Der Grund dafür sind vermutlich veränderte Ernährungsgewohnheiten – die Menschen essen andere Nahrungsmittel, zum Beispiel die in den USA beliebte Erdnussbutter.“
Diagnose – Eine Lebensmittelallergie erkennen
Wer nicht sicher ist, welches Lebensmittel die Lippe anschwellen ließ, sollte unbedingt ein Ernährungstagebuch führen, rät Prof. Dr. Eva Untersmayr-Elsenhuber. Darin könne man genau dokumentieren, was man isst und so dem Auslöser auf die Spur kommen. Dabei ist es hilfreich, soweit möglich auf industriell stark verarbeitetes Essen zu verzichten und Gerichte mit wenigen Zutaten zu bevorzugen. Mit dem Ernährungstagebuch sollte man einen Allergologen aufsuchen und ihm die Beschwerden schildern.
Der Arzt sucht in der ersten Diagnostik per Haut- oder Bluttest nach dem Auslöser. Falls länger danach gesucht werden muss, kann ein Provokationstest weitere Hinweise geben.
Wie läuft ein Hauttest ab?
Mit einem Pricktest werden meist Pollen-, Hausstaubmilben-, Tierhaar- oder auch Lebensmittelallergie festgestellt. Der Arzt gibt die Allergene dabei in flüssiger Form tröpfchenweise auf die Haut. Mit einer feinen Nadel sticht er sie in die Haut ein. Eine Allergie-Neigung zeigt sich innerhalb kurzer Zeit durch rote, juckende Quaddeln. Nicht immer stehen bei Lebensmittelallergien alle Allergene als Pricklösung zur Verfügung. Der Arzt behilft sich daher mit einem Prick-to-Prick-Test: Er sticht mit der Lanzette in das verdächtige Lebensmittel und gibt es unter die Haut des Patienten.
Wie funktioniert ein Bluttest?
Ist der Hauttest nicht eindeutig, wird das Blut zu Rate gezogen. Es enthält Antikörper, die eine Allergie anzeigen können: Spezifische IgE-Antikörper richten sich gegen bestimmte Allergene, daher zeigen sie, ob der Körper gegen ein Allergen sensibilisiert ist. Der Bluttest ist vor allem bei Hauterkrankungen, bei Säuglingen, Kleinkindern oder hochallergischen Patienten eine Lösung, wenn bei ihnen ein Hauttest nicht möglich ist – weil sie sich zu stark wehren würden oder weil die allergische Symptomatik auf der Haut zu heftig ausfallen könnte. Es dauert jedoch mehrere Stunden oder Tage, bis ein Ergebnis vorliegt.
Neben den IgE-Tests werden auf dem Markt laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) auch mitunter teure IgG-Tests vertrieben, die angeblich nicht allergische Lebensmittelunverträglichkeiten nachweisen sollen. Für die Feststellung von Nahrungsmittelintoleranzen sind diese nach Ansicht der Europäischen Akademie für Allergologie und Klinische Immunologie (EAACI) jedoch nicht geeignet.
Was ist ein Provokationstest?
Bei einem Provokationstest wird der Körper im wahrsten Sinne des Wortes provoziert. Das verdächtige Allergen wird mit dem Körper in Kontakt gebracht und soll eine eindeutige Reaktion auslösen. Provokationstestungen dienen auch zum Ausschluss einer Allergie-Diagnose, insbesondere wenn Anamnese, Haut- und Labortest nicht übereinstimmen oder nicht eindeutig ausfallen.
Behandlung: Was kann man gegen eine Lebensmittelallergie tun?
„Die wirksamste Behandlung einer Nahrungsmittelallergie ist derzeit immer noch das Weglassen“, fasst Prof. Dr. Eva Untersmayr-Elsenhuber zusammen. „Die allergieauslösende Substanz – sofern man diese kennt – wird also vom Speiseplan gestrichen.“ Bei einigen Allergien wie der Erdnussallergie ist das besonders wichtig, bei ihr können schon kleinste Spuren zu schweren Reaktionen führen. Meist verschreibt der Allergologe ein Notfallset. Dieses sollten Allergiker immer bei sich tragen.
Das Notfallset für Allergiker besteht aus:
- Antihistaminikum (flüssig /Tropfen)
- Adrenalin-Autoinjektor
- Kortison-Präparat
- gegebenenfalls ein Bronchien-erweiterndes Spray
Das Kortisonpräparat oder Antihistaminikum bremst die Immunantwort und unterdrückt so die allergische Reaktion. Ein Asthma-Spray erweitert die Bronchien und erleichtert so das Atmen. Kommt es zu schwerwiegenden Symptomen durch einen anaphylaktischen Schock, kann eine Adrenalinspritze (Adrenalin-Autoinjektor) lebensrettend sein.
Rufen Sie bei bekannter Allergie bereits bei Anzeichen einer beginnenden Reaktion (Quaddeln, Schwellung von Lippe und Gesicht, Kribbeln im Mund/Rachen, Schwindel, u. a.) den Notarzt (112). Auch wenn die Adrenalininjektion geholfen hat, muss unbedingt der Notarzt gerufen werden, da ein erneutes Auftreten anaphylaktischer Symptome nach Abflauen der Medikamentenwirkung nicht ausgeschlossen ist.