- Was ist eine Wochenbettdepression?
- Was sind mögliche Ursachen einer Wochenbettdepression?
- Wie erkennt man eine Wochenbettdepression?
- Wie lange dauert eine Wochenbettdepression?
- Was sind mögliche Folgen einer Wochenbettdepression?
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einer Wochenbettdepression?
- Die richtige Anlaufstelle
- Ergänzende Tipps und Hinweise für Betroffene
Die Geburt ist überstanden und die frisch gebackene Familie in ihr Zuhause zurückgekehrt. Jetzt beginnt eine der schönsten Zeiten des Lebens, eine Phase des Neubeginns, des Kennenlernens. Soweit die Vorstellung vieler Eltern. Aber was, wenn sich bei Mutter oder Vater statt Glücksgefühlen vor allem Niedergeschlagenheit, Erschöpfung und tiefe Traurigkeit ausbreiten – und das über mehrere Wochen? Dann kann eine Wochenbettdepression dahinterstecken. Wie sich die psychische Erkrankung vom Babyblues unterscheidet, welche Ursachen diskutiert werden und was Betroffenen in dieser Situation helfen kann.
Was ist eine Wochenbettdepression?
Eltern durchlaufen in den ersten Wochen nach der Geburt viele Höhen und Tiefen und erleben eine Menge unterschiedlicher Emotionen. Dazu gehört oftmals auch der sogenannte Babyblues – eine Zeit mit leichten und kurz anhaltenden Stimmungsschwankungen, Gefühlen der Sorge, Unzufriedenheit und Erschöpfung. Das Stimmungstief hält meist nicht länger als zwei Wochen nach der Geburt an.
Demgegenüber dauert eine Wochenbettdepression mindestens zwei Wochen. Fachkreise sprechen gemäß Definition auch von einer postpartalen Depression. „Postpartal“ bedeutet „nach der Geburt“. Die Bezeichnung „postnatale Depression“ hält sich im Sprachgebrauch hartnäckig, ist aber falsch.
Bei der Wochenbettdepression handelt es sich, anders als beim Babyblues, um eine ernst zu nehmende depressive Erkrankung. Sie tritt in der Regel zwei bis acht Wochen nach der Geburt auf, kann aber auch noch bis zu einem Jahr nach der Geburt des Kindes einsetzen. Die postpartale Depression tritt plötzlich oder schleichend auf. Eine Auswertung von 291 Studien aus 56 Ländern deutet darauf hin, dass weltweit etwa 17,7 Prozent der Frauen von einer Wochenbettdepression betroffen sind. Aber: Auch Männer können an dieser Form der Depression erkranken. Schätzungsweise ist das bei 10 Prozent der Väter innerhalb des ersten Jahres nach der Entbindung der Fall.
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Was sind mögliche Ursachen einer Wochenbettdepression?
Warum es zu einer postpartalen Depression kommt, ist nicht gänzlich geklärt. DIE eine Ursache scheint es nicht zu geben. Vielmehr führen nach bisherigen Erkenntnissen verschiedene Faktoren zu der Entstehung einer Wochenbettdepression. Dazu zählen:
- Veränderungen des Hormonspiegels nach der Entbindung
- Vorgeschichte mit Depressionen oder Angstzuständen
- Depressionen oder psychische Erkrankungen in der Familiengeschichte
- Probleme mit einem Säugling (Schreikind oder andere Herausforderungen)
- emotionale Belastungen wie der Tod eines geliebten Menschen oder familiäre Probleme
- Risikoschwangerschaft oder Not-Kaiserschnitt
- physisches oder psychisches Trauma wie häusliche Gewalt
- schwierige Beziehung zum Partner oder zur Partnerin
- finanzielle oder berufliche Probleme
- Isolation und Mangel an sozialer Unterstützung
Wichtig: Auch ohne die genannten Faktoren ist die Geburt eines Kindes ein lebensveränderndes Ereignis, das manchmal Depressionen auslösen kann. Vielleicht leiden Sie an Schuldgefühlen oder machen sich Vorwürfe. Aber: Sie können nichts für Ihre Erkrankung. Die Wochenbettdepression kann jede und jeden treffen und ist auf kein Versäumnis zurückzuführen.
Das Risiko für eine Wochenbettdepression im Blick behalten
Falls in der Vergangenheit bereits eine depressive Erkrankung aufgetreten ist, besteht ein erhöhtes Risiko für eine Wochenbettdepression. In solchen Fällen sollte zum Beispiel die werdende Mutter ihren Gynäkologen oder ihre Gynäkologin darüber informieren. Es gilt, psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen und mit verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten gegenzusteuern.
Wie erkennt man eine Wochenbettdepression?
In der herausfordernden Zeit nach der Geburt können Eltern verunsichert sein und fragen sich vielleicht: Habe ich eine Wochenbettdepression? Grundsätzlich ähneln die Symptome der postpartalen Depression denen einer Depression. Hinzukommt, dass Betroffene häufig Probleme im Umgang mit dem Neugeborenen haben und ihm gegenüber zum Beispiel starke Schuldgefühle entwickeln.
Einige der häufigsten Anzeichen einer Wochenbettdepression sind:
- Gefühle von Hoffnungslosigkeit
- Angstzustände oder Panikattacken
- anhaltende tiefe Traurigkeit und unkontrolliertes Weinen
- nachlassende Freude oder nachlassendes Interesse an Dingen, die zuvor Spaß bereitet haben
- übermäßige Reizbarkeit, Wut oder Unruhe
- Gefühle von Schuld, Wertlosigkeit oder Hilflosigkeit
- chronische Müdigkeit oder starke Ermüdbarkeit
- Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, sich zu erinnern oder Entscheidungen zu treffen
- Schlafstörungen (auch wenn das Baby schläft)
- ungewöhnliche Veränderungen des Appetits oder ungeplante Gewichtsveränderungen
- körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Krämpfe oder Verdauungsprobleme, die keine eindeutige körperliche Ursache haben und auch durch Behandlung nicht verschwinden
- Schwierigkeiten, eine emotionale Bindung zum Baby aufzubauen
- anhaltende Zweifel, für das Baby sorgen zu können
- Angst, mit dem Baby allein gelassen zu werden
- Gedanken an den Tod oder daran, sich oder dem Baby zu schaden
Dennoch: Wie sich eine Wochenbettdepression äußert, kann sich von Person zu Person stark unterscheiden. Während einige Betroffene zum Beispiel vermehrt mit starken Selbstzweifeln zu kämpfen haben, beklagen andere vor allem Schlafstörungen.
Hohe Dunkelziffer vermutet
Fachleute schätzen, dass viele Fälle einer Wochenbettdepression unentdeckt bleiben. Ein möglicher Grund: Scham und Schuldgefühle der Betroffenen sorgen dafür, dass sie sich nicht trauen, mit jemandem über ihre Gedanken und Gefühle zu sprechen. Die Depression bleibt in der Folge unerkannt.
Wie lange dauert eine Wochenbettdepression?
Die Dauer einer Wochenbettdepression kann von Person zu Person variieren. Meistens verschwinden die Symptome bei einer geeigneten Behandlung nach wenigen Monaten. In seltenen Fällen dauert die postpartale Depression auch länger an und wird chronisch.
Wichtig zu wissen: Bei einer erneuten Schwangerschaft besteht die Möglichkeit, dass es wieder zu einer Wochenbettdepression kommt: Etwa die Hälfte der betroffenen Frauen entwickelt nach der nächsten Entbindung erneut eine postpartale Depression.
Was sind mögliche Folgen einer Wochenbettdepression?
Eine Wochenbettdepression ist für Betroffene eine starke Belastung. Es kann ihnen schwerfallen, den Alltag zu bewerkstelligen und sich um sich selbst zu kümmern. Bleibt die Wochenbettdepression unbehandelt, kann sie sich zu einer chronischen Erkrankung entwickeln und die Betroffenen dauerhaft belasten.
Manchmal können Personen mit einer postpartalen Depression zudem Probleme haben, eine emotionale Verbindung zu ihrem Kind aufzubauen. Bei schweren Wochenbettdepressionen etwa können sie seine Bedürfnisse mitunter nicht gut erkennen und erfüllen. Kurzfristig sind dann beim Kind zum Beispiel Schlafprobleme möglich. Langfristig kann die Entwicklung des Kindes leiden, sofern Betroffene keine Unterstützung erhalten. Auch auf die Partnerschaft kann die Wochenbettdepression negativen Einfluss haben.
Sollten bei Ihnen in der Zeit nach der Geburt Anzeichen einer Depression auftreten, gilt daher: Nehmen Sie diese ernst und holen Sie sich frühzeitig Hilfe. Schämen Sie sich nicht und fürchten Sie nicht, dass andere Ihre Gefühle verurteilen. Depressionen nach einer Geburt sind ein bekanntes Phänomen und es gibt sicher keinen Gedanken, den andere Eltern in Ihrer Situation nicht auch schon einmal gedacht haben. Sie sind nicht allein und können auf die professionelle Unterstützung Ihrer behandelnden Expertinnen und Experten vertrauen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einer Wochenbettdepression?
Postpartale Depressionen können belastend und beängstigend sein. Es gibt aber unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten, die Betroffenen helfen können. Mit der geeigneten professionellen Unterstützung genesen die meisten Menschen wieder vollständig. Die Wochenbettdepression gilt daher als nahezu 100 Prozent heilbar.
Die Behandlung der postpartalen Depression umfasst in der Regel eine Psychotherapie, eine medikamentöse Behandlung oder eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten. Ob nur eine Therapie oder zusätzlich auch Arzneimittel angeordnet werden, ist vom Schweregrad der Wochenbettdepression abhängig:
- Psychotherapeutische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie, systemische Therapie und tiefenpsychologische Psychotherapie haben das Ziel, Betroffenen bei der Bewältigung der Krankheitssymptome zu unterstützen. Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen klären zum Beispiel über die Erkrankung auf und helfen, Gewohnheiten zu ändern, die zur Depression beitragen. Oftmals sind auch der Partner oder die Partnerin in die Therapie mit eingebunden. Unter Umständen kann auch der Aufenthalt in einer Klinik mit einer speziellen Eltern-Kind-Abteilung ratsam sein.
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- Bei einer starken Ausprägung der Symptome ist eine medikamentöse Therapie mit sogenannten Antidepressiva wie etwa selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern eine weitere Therapieoption. Stillt die Mutter, wählen Ärzte und Ärztinnen Medikamente, die nicht in die Muttermilch übergehen.
Wichtig: Haben Betroffene Suizidgedanken, leben sie bereits mit einer anderen psychischen Erkrankung und weisen sie eine starke Funktionsbeeinträchtigung auf, ist die Aufnahme in eine psychiatrische Klinik erforderlich. Starke Funktionsbeeinträchtigungen bedeuten zum Beispiel, dass es Betroffenen nicht möglich ist, einzukaufen.
Hilfe in Notfällen
In akuten Notfällen beispielsweise bei drängenden und konkreten Suizidgedanken wenden Sie sich an die nächste psychiatrische Klinik oder wählen Sie den Notruf unter der Telefonnummer 112.
Die richtige Anlaufstelle
Welcher Arzt oder welche Ärztin kann helfen, wenn Symptome einer Wochenbettdepression auftreten? Eine erste mögliche Anlaufstelle ist die Hausarztpraxis, ebenso geeignet ist eine gynäkologische oder psychotherapeutische Praxis.
Da Hebammen Schwangere auch noch nach der Geburt betreuen, sind sie weitere wichtige Ansprechpersonen.
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Ergänzende Tipps und Hinweise für Betroffene
Viele Menschen mit einer postpartalen Depression fragen sich: Was kann ich neben Psychotherapie und medikamentöser Therapie selbst tun? Wir haben einige Maßnahmen und Tipps zusammengestellt, die Ihnen dabei helfen können, die Erkrankung besser zu bewältigen.
- Suchen Sie sich Hilfe im Alltag: Bei einer postpartalen Depression kann konkrete Unterstützung im Alltag die Betroffenen entlasten, etwa beim Einkaufen oder Putzen. Mögliche Ansprechpartner sind Familienangehörige, Freunde und Freundinnen.
- Tauschen Sie sich aus: Sie müssen Ihre Erkrankung nicht mit sich selbst ausmachen. Zusätzlich zur Psychotherapie kann es helfen, mit Familie und befreundeten Personen über Gefühle und Sorgen zu sprechen. In speziellen Mütter- und Selbsthilfegruppen können Sie sich zudem über Ihre Erkrankung austauschen und Hilfe im Umgang mit Ihrem Kind erhalten. Erkundigen Sie sich bei Interesse bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin nach entsprechenden Kontaktdaten.
- Seien Sie gut zu sich: Mit einem Säugling und depressiven Gedanken rücken die eigenen Bedürfnisse schnell in den Hintergrund. Aber: Besonders in dieser Zeit sollten Sie gut auf sich achten und beispielsweise genug essen und trinken. Frisch gebackene Eltern haben es mit vielen Veränderungen zu tun und stellen oft hohe Erwartungen an sich selbst. Seien Sie nicht zu streng mit sich und geben Sie sich Zeit, um sich in die neue Situation einzufinden.
- Kommen Sie in Bewegung: Körperliche Aktivität kann depressive Symptome verringern und das Selbstvertrauen stärken. Ratsam sind vor allem Ausdauersportarten wie Radfahren und Walken. Untersuchungen legen zudem nahe, dass Yoga eine Wochenbettdepression positiv beeinflussen kann. Bevor Sie loslegen: Sprechen Sie sich mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ab, um sich nicht zu überlasten.