Vater hält die Hände seines neugeborenen Kindes
Geburt

Wochenbett: Was Väter für die erste Zeit nach der Geburt wissen sollten

Lesedauer unter 9 Minuten

Redaktion

  • babyclub.de

Qualitätssicherung

  • Daniela Beerens (Gesundheitsinformation, Barmer)
  • Sophia Wels (Hebamme)

Die erste Zeit mit dem Baby kann auch frisch gebackenen Vätern einiges abverlangen, bis sie in ihre Vaterrolle hineingewachsen sind. Wie Sie in der Zeit des Wochenbetts Ihre Partnerin unterstützen und die vielen neuen Aufgaben bewältigen, lesen Sie hier.

Wie Väter ihre Partnerin während des Wochenbetts unterstützen können

Nach der Geburt des Kindes ist für Ihre Partnerin im Wochenbett erst einmal Schonung angesagt. Sie muss sich jetzt von der anstrengenden Geburt erholen und daran gewöhnen, rund um die Uhr einen kleinen Menschen mit all seinen Bedürfnissen bei sich zu haben. Auch das Stillen erfordert für manche Frau und das Baby ein wenig Übung. 

Der Beckenboden der frisch gebackenen Mutter ist für längeres Sitzen und Stehen noch zu schwach. Auch schwer heben darf sie nicht. Sie hat eventuell Nachwehen und Schmerzen, wenn sie genäht werden musste oder einen Kaiserschnitt hatte. Auch der Hormonhaushalt muss sich nun erst wieder einpendeln. Letzteres kann der Grund dafür sein, wenn Ihre Partnerin starke emotionale Schwankungen hat. Das Wochenbett ist alles in allem oftmals eine belastende Zeit der Umstellung für Ihre Partnerin – körperlich und seelisch.

Andererseits ist das Wochenbett auch eine ganz besondere und einzigartige Zeit, die Sie beide lange in Erinnerung behalten und nicht so einfach vergessen werden. Seien Sie deshalb nicht nur körperlich, sondern auch emotional anwesend, um diese wichtige erste Zeit mit dem gemeinsamen Baby nicht zu verpassen und gebührend zu genießen. Ihr Kind wird so schnell groß werden und diese Zeit kommt nie wieder.

Den Haushalt schmeißen

Ein frisch gebackener Vater kann seine Partnerin während des Wochenbetts unter anderem unterstützen, indem er jetzt weitgehend den Haushalt und das Kochen übernimmt. Hier kann es hilfreich sein, schon vor der Geburt des Kindes Essen vorzukochen und für die Zeit direkt nach der Geburt einzufrieren. 

Was den Haushalt betrifft, sollten Sie sich (vorab) gut mit Ihrer Partnerin absprechen, denn diese hat möglicherweise andere Vorstellungen als Sie von einer aufgeräumten und sauberen Wohnung, in der man sich wohlfühlt. Fühlen Sie sich deshalb in Ihre Partnerin ein und übernehmen Sie Aufgaben, die sie selbst vorübergehend nicht erledigen kann. 

So steigern Sie nicht nur den Wohlfühlfaktor, sondern vermeiden auch Stress und Meinungsverschiedenheiten. Entlastung schaffen übrigens auch Vorratskäufe (möglichst vor der Geburt) – egal ob beispielsweise bei Lebensmitteln oder Hygieneartikeln.

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Papierkram erledigen und Kontakte pflegen

Am besten regeln Sie auch den „Papierkram“ und die ToDos nach der Geburt wie beispielsweise Behördengänge – dafür wird Ihre Partnerin nämlich wohl so gar keinen Kopf haben. Letzteres gilt vielleicht auch für die Kommunikation mit Bekannten, Verwandten oder anderen Personen. 

Vertrösten Sie Besucher bei Bedarf auf später, um Ihrer Partnerin und dem Baby so (zunächst) einen „Schutzraum“ zu schaffen. Wenn Besuch ins Haus steht, bringt der im Idealfall diesmal was zum Essen mit und nimmt Ihnen so Vorbereitungsstress. 

Achten Sie darauf, dass die Besucher nur so lange bleiben, wie es für Mutter und Kind vertretbar und dienlich ist – und seien Sie diesbezüglich für mögliche Signale Ihrer Partnerin empfänglich. Gegebenenfalls sorgen Sie freundlich dafür, dass der Besuch sich verabschiedet.

Babypflege: Wickeln und Co.

Machen Sie sich frühzeitig mit dem Thema Wickeln und Babypflege vertraut. So können Sie nicht nur Ihre Partnerin entlasten, wenn diese beispielsweise Schlaf benötigt, sondern auch die Nähe zum Baby genießen. Vielleicht haben Sie noch ältere Kinder, die versorgt und betreut werden müssen und für die Sie sich nun Zeit nehmen können, die Sie im Alltag sonst nie hatten – Ihre Partnerin wird es Ihnen danken. 

Für Geschwisterkinder ist das Wochenbett ihrer Mutter mit dem kleinen Schwesterchen oder Brüderchen ebenfalls eine Zeit der Neuerung, in der gegebenenfalls ein offenes Ohr, Zeit und Einfühlungsvermögen der Eltern gefragt sind. Vielleicht möchten die „Großen“ aber auch Oma und Opa oder Freunde besuchen – auch Ihre Organisation einer solchen Betreuung schafft Entlastung.

Verständnis für die Partnerin

Seien Sie im Hinblick auf Ihre Partnerin verständnisvoll und geben Sie ihr Zeit, auch wenn Sie nicht alle Gefühle oder Gedanken nachvollziehen können. Reden Sie miteinander über das, was Sie bewegt, denn für alle Familienmitglieder ist die Umstellung nicht immer leicht.

Der Rundumservice, den Sie jetzt leisten, kann auch Sie einiges an Nerven und Schlaf kosten. Schnell an Ihre Grenzen kommen Sie, wenn Sie währenddessen noch jeden Tag arbeiten gehen. Am besten ist es daher, nach der Geburt möglichst Urlaub – am besten zwei Wochen oder mehr – zu nehmen, in Elternzeit zu gehen oder sich durch Großeltern, Familie oder Freunde Hilfe zu organisieren. Das reduziert den Stress und Sie haben mehr Zeit für Ihre nun neu entstandene Familie.

Die Rollen der Väter nach der Geburt

Frisch gebackene Väter müssen eine ganze Reihe von Rollen ausfüllen – beispielsweise die des Vaters, Alleinverdieners oder Hausmanns. Manche Aufgaben sind ungewohnt und entsprechen nicht unbedingt dem klassischen Männerbild. 

Schon während der Schwangerschaft werden angehende Väter oft mit typischen Klischees konfrontiert: Väter arbeiten nur noch für das Kind, Väter haben für nichts anderes mehr Zeit als für den Nachwuchs und die Familie – und in Bezug auf Sexualität werden Sie sich erst einmal einschränken müssen.

Die neue Verantwortung der Vaterrolle sowie die vielen weiteren Rollen, die es auszufüllen gilt, sind sicherlich eine große Umstellung. Auch die damit verbundenen Sorgen sind ohne Zweifel nicht völlig unbegründet. Aber im Vatersein steckt auch eine riesige Chance, sich weiterzuentwickeln und sich in dieser Lebensphase neu zu definieren. 

Dabei müssen Sie nicht von Anfang an in allem perfekt sein, sondern können und dürfen nach und nach in die neuen Rollen hineinwachsen – so wie die Mutter auch.

Nähe der Väter zu Mutter und Neugeborenem

Es kann sein, dass Sie Ihre Partnerin in der Zeit des Wochenbetts oftmals kaum wiedererkennen. Häufig fehlt frisch gebackenen Müttern jetzt die Zeit und Energie, um ihrem Partner in dem Maße Zuwendung zu schenken, wie er es vorher gewohnt war, oder er es sich gerade wünscht. Wenn Ihre Partnerin das Baby stillt und versorgt, fühlen Sie sich möglicherweise außen vor – oder vielleicht sogar als Störenfried. Solche Sorgen sind allerdings unbegründet, denn auch Sie als Vater haben in der Zeit des Wochenbetts ihren Platz.

Umso wichtiger ist es, dass auch Sie eine liebevolle Bindung zum Neugeborenen aufbauen. Bei Mama ergibt sich das leichter, da sie das Kind schon während der Schwangerschaft im Bauch gespürt hat. 

Aber auch Sie können dem Baby schon gleich nach der Geburt körperliche Nähe geben, indem sie es zum Beispiel auf Ihren Oberkörper legen. Außerdem können Sie Aufgaben beim Versorgen des Babys wie Wickeln, Baden oder gegebenenfalls auch Fläschchen geben, übernehmen und ihm so nahe sein. Das ist sowohl für Sie, als auch für das Kind und Ihre Partnerin ideal.

Papa werden – Partner bleiben

Nach den Strapazen der Geburt muss sich der Körper der Frau erst einmal wieder regenerieren, eventuelle Geburtswunden oder der Kaiserschnitt müssen in Ruhe verheilen. Zum Wundgefühl kommt die hormonelle Umstellung nach der Geburt und auch der Schlafmangel. 

Für eine Pause in Bezug auf Sexualität gibt es also vielerlei Gründe. Druck und Drängeln helfen da wenig. Stattdessen sollten Sie anderweitig in Kontakt mit Ihrer Partnerin bleiben: miteinander reden, zärtlich sein und Geduld haben.

Achten Sie darauf, dass Sie neben den Rollen als Mama und Papa weiterhin ein Paar bleiben. Sprechen Sie über Ihre gegenseitigen Erwartungen, Befürchtungen, Wünsche und Bedürfnisse. So bleibt auch die Partnerschaft nicht auf der Strecke und Sie können die erste Zeit mit dem Baby gut gemeinsam meistern.

Wochenbettdepression bei Vätern

Viele Mütter haben einige Tage nach der Geburt eine depressive Verstimmung, bei manchen entwickelt sich gar eine Wochenbettdepression. Doch auch Väter packt oft die Schwermut, wenn die neue Situation über ihre Kräfte und Nerven hinausgeht. Während die postnatale Depression bei Frauen meistens in der ersten Zeit nach der Geburt auftritt, erkranken Männer meist erst drei bis sechs Monate nachdem das Baby auf der Welt ist.

Das Risiko für eine Wochenbettdepression ist erhöht, wenn schon früher im Leben Depressionen vorkamen, wenn die Partnerin ebenfalls an einer Wochenbettdepression leidet sowie bei einem allgemein schlechten Gesundheitszustand. Ein wichtiger Faktor ist auch der subjektiv empfundene Stress. Häufig sind außerdem Probleme in der Beziehung zur Partnerin oder zum Kind der Grund.

Eine postnatale Depression kann sich typischerweise in einer niedergeschlagenen Stimmung, bleierner Müdigkeit, Gefühlen von Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit oder innerer Leere äußern. Ein oft auftretendes Kennzeichen ist die Lustlosigkeit gegenüber Dingen, die früher Freude bereitet haben. 

Häufig haben Betroffene kein Selbstvertrauen, stattdessen können Schuldgefühle aufgrund von Gereiztheit oder Gleichgültigkeit gegenüber der Partnerin oder dem Kind sowie Gefühle von Wertlosigkeit und Überforderung auftreten. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu Suizidgedanken kommen. Körperlich kann sich eine Depression in Schlafstörungen, Verspannungen sowie Magen- und Herz-Kreislauf-Problemen äußern.

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Eine postnatale Depression wirkt sich nicht nur auf den einzelnen Betroffenen, sondern auch auf die Partnerin sowie den Nachwuchs, und damit auf die ganze Familie, aus. Der Nachwuchs entwickelt in Folge häufig emotionale Probleme oder zeigt Verhaltensauffälligkeiten und weniger Sozialkompetenz. 

Dabei sind jüngere Kinder stärker betroffen als ältere. Und auch zwischen Jungen und Mädchen gibt es Unterschiede: Jungs sind dann oft hyperaktiv, aggressiver und ungehorsamer. Mädchen sind dagegen meistens eher ängstlich und traurig. Die Folgen können sich bis ins Erwachsenenalter ziehen, sodass der Nachwuchs auch später noch anfälliger für Aggressionen, Angststörungen und Depressionen sein kann.

Es ist also wichtig, eine Depression – egal ob bei Mutter oder Vater – frühzeitig zu erkennen und auch zu handeln. Viele Männer neigen dazu, nicht über Probleme zu sprechen und sie eher mit sich selbst auszumachen. 

Doch ist es in diesem Fall angebracht, sich mit der Partnerin, Familie oder Freunden auszusprechen und professionelle Hilfe von außen zu suchen. Eine Depression lässt sich in der Regel gut behandeln. Erste Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis. Die Hausärztin beziehungsweise der Hausarzt vermittelt Betroffene dann bei Bedarf an entsprechende Fachdisziplinen weiter.

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Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie auch in unserem Themen-Special zu Psychischen Erkrankungen.

  • babyclub.de (Juli 2020): Wenn Papa nicht mehr glücklich ist
  • Brigitte Wilmes-Mielenhausen: Das Paar-Buch für Eltern. Wie Sie die Liebe lebendig halten (2007)
  • Dr. med. Helmut W. Mallmann: Schwangerschaftsratgeber für Männer (2003)

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