Junges Paar sitzt mit einer Gitarre am Strand
Sexualität

Was ist Sex?

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Doreen Brumme (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Anja Braunwarth

Was ist Sex? Drei Fakten zur Sexualität in Deutschland

Häufigkeit

In Deutschland haben Menschen ab 18 Jahren im Schnitt vier- bis fünfmal im Monat, also etwa einmal pro Woche Sex.

Orientierung

82 Prozent der Frauen und 86 Prozent der Männer hierzulande beschreiben sich als ausschließlich heterosexuell. 

Sexpraktiken

Die häufigsten Sexpraktiken heterosexueller Paare sind hierzulande klassischer Geschlechtsverkehr und Oralsex (Sex mit dem Mund).

Biologisch betrachtet ist Sex ein mechanischer Akt zur Fortpflanzung. Für die Psychologie ist Sex ein komplexes Verhalten, um Gefühle, Beziehungen und Identität auszudrücken. Und die Soziologie schreibt Sex gesellschaftliche Werte zu. Machen Sie sich am besten selbst ein Bild: Was ist Sex? Hier kommen spannende Sex-Fakten.

5,4 Minuten. So lange dauert der reine Geschlechtsakt im Schnitt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die unter Sex die Zeitspanne vom Eindringen eines Penis in eine Vagina bis hin zum Samenerguss versteht. Doch ist Sex nicht viel mehr als der bloße Geschlechtsakt? Was ist Sex? Warum zählen auch Kuscheln, Streicheln und Küssen zum Sex? Und was macht Sex mit Kopf und Körper? 

Was ist Sex?

Mit dem Begriff „Sex“ ist meist Geschlechtsverkehr gemeint – ganz gleich, ob dieser hetero- oder homosexuell ist. Den Begriff „Sex“ hat die deutsche Sprache über das Altfranzösische aus dem Lateinischen übernommen. Dort bedeutet „sexus“ übersetzt „Geschlecht“. Dieser Begriff wiederum hat mehrere Bedeutungen: Er meint einerseits das biologische Geschlecht oder auch die Geschlechtsidentität, etwa weiblich, männlich oder divers. Andererseits wird „Geschlecht“ als Kurzform für den Begriff „Geschlechtsorgan“ verwendet, also etwa für Vagina oder Penis.

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Definition: Was bedeutet Geschlechtsverkehr?

Lange war mit dem Begriff „Geschlechtsverkehr“ vor allem der rein biologische Geschlechtsakt gemeint, den Frau und Mann mit ihren primären Geschlechtsteilen vollziehen, um eine Familie zu gründen. Dabei wird der steife (erigierte) Penis in die Vagina eingeführt. Alternative Bezeichnungen für den Geschlechtsverkehr sind beispielsweise Sex, Geschlechtsakt, Beischlaf oder Koitus.

Inzwischen beziehen sich die Begriffe „Sex haben“ oder „Geschlechtsverkehr“ nicht mehr nur auf den biologischen Geschlechtsakt. Sie umfassen heute viele Spielarten von sexuellem Lustgewinn – unabhängig davon, wie viele Personen oder welche Geschlechter beteiligt sind.

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Was ist Sex? Sexuelle Orientierung und Anziehung sind vielfältig und sehr individuell.

Wie geht Sex: Was gehört alles dazu?

Zum Sex gehören sämtliche Aktivitäten, die sexuell erregen. Erregend wirkt mitunter schon ein Blick, ein Wort, eine Berührung oder ein Kuss – also sexuelle Aktivitäten, an denen die primären Geschlechtsteile Penis und Vulva/Vagina nicht beteiligt sind.

Weitere sexuelle Praktiken sind:

  • Das Stimulieren bis hin zum Orgasmus mit der Hand, mit dem Mund oder mit Hilfsmitteln wie sogenannten Sexspielzeugen – das gilt für den eigenen Körper genauso wie für den Körper der Sexualpartnerinnen und -partner.
  • Beim Sex mit dem Mund (sogenannter Oralverkehr) treffen üblicherweise Mund und Penis oder Mund und Vulva/Vagina aufeinander.
  • Beim Analverkehr wird der Penis in den Anus eines anderen Menschen eingeführt. 

In Deutschland sind laut einer Studie des Universitätskrankenhauses Eppendorf (Hamburg) die meistpraktizierten heterosexuellen Sexualpraktiken der klassische Geschlechtsverkehr und der Oralverkehr.

Sex dient nicht nur zur Fortpflanzung. Er erfüllt einen körperlichen und einen emotionalen Zweck und ist ein wichtiges Kommunikations- und Bindemittel in Beziehungen zwischen Menschen – und ist sogar gesund.

Gut zu wissen: Auch wenn Sex ein Aufreger ist – damit sich sexuelle Lust entwickeln kann, ist zunächst ein gewisses Maß an Entspannung nötig. Ständiger Stress hingegen kann die Libido, also das sexuelle Verlangen, ausbremsen

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Was ist Safer Sex?

Beim Sex können Haut und Schleimhäute verletzt werden. Über solche Verletzungen sind Krankheitserreger leicht übertragbar, das gilt etwa für die Erreger von Geschlechtskrankheiten. Um das zu verhindern, gilt es, sich und die Sexualpartnerinnen und -partner wirksam zu schützen. 

Dafür gibt es verschiedene Maßnahmen, die unter dem Begriff „Safer Sex“, auf Deutsch: „Sicherer Sex“, zusammengefasst werden. Zu den wirksamsten Maßnahmen gehören Kondome für den Penis und Dental Dams (sogenannte Lecktücher) für die Vulva/Vagina. Sie verhindern, dass beim Sex (Vaginalsex, Oralsex, Analsex) Körperflüssigkeiten und Blut übertragen werden.

Weil Kondome auch verhindern, dass der männliche Samen (Sperma) beim Sex in die Vagina gelangt, dienen diese zudem als Verhütungsmittel: Sie schützen vor einer Schwangerschaft.

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Was passiert beim Sex?

Sex ist ein „Aufreger“: Er erregt von Kopf bis Fuß. Auslöser dafür sind unsere Sinneswahrnehmungen – und zwar auf jeder Ebene: Ein bestimmter Geruch oder auch der Geschmack der Haut kann genauso erregend sein wie eine Berührung oder ein Stöhnen.

Diese reizvollen Sinneswahrnehmungen wecken sexuelle Lust. Sie geht mit einer zunehmenden Anspannung einher – instinktiv streben sexuell erregte Menschen nach sexueller Befriedigung in ihrer höchsten Form: dem Orgasmus. 

Spannend: Die sexuelle Erregung ist einigen Menschen anzusehen – und zwar an den vergrößerten Pupillen. Außerdem ist die Erregung laut einer Studie der Max-Planck-Gesellschaft im Atem nachweisbar.

Was ist einvernehmlicher Sex?

Vorab: Sex sollte immer einvernehmlich sein. Das bedeutet, dass alle Beteiligten dem zustimmen, was beim Sex passiert. Diese Zustimmung muss freiwillig und eindeutig sein. Sie darf nicht erzwungen werden. Und alle Beteiligten können sie jederzeit zurückziehen. 

Was passiert beim Orgasmus? Vier Schritte zum Höhepunkt

Einen Orgasmus erlebt zwar jeder Mensch individuell. Doch die Wissenschaft hat vier typische Phasen ausgemacht, die jede und jeder auf dem Weg zum Höhepunkt durchläuft:

  1. Erregungsphase: Die sexuelle Erregung flammt auf, nachdem sexuelle Reize wahrgenommen wurden. Sie bringt das Herz dazu, schneller zu schlagen. Infolgedessen erhöht sich der Puls. Beim weiblichen Körper lässt die Erregung Brustwarzen, Klitoris und Vulvalippen (veraltete Bezeichnung: Schamlippen) anschwellen, beim männlichen die Brustwarzen und den Penis.
  2. Plateauphase: Während die Erregung sich zeitweise auf einem hohen Niveau hält, spannen sich die Muskeln weiter an. Puls und Blutdruck steigen noch höher. Brustwarzen, weibliche Brüste, Vulvalippen sowie Penis schwellen weiter an. Vagina und Penis sondern Sekrete ab.
  3. Orgasmus: Der Orgasmus ist eine Empfindung höchster Lust, die sexuelle Spannung entlädt sich. Die Haut wird maximal durchblutet, das Herz schlägt mit hoher Frequenz (bei Selbstbefriedigung etwas langsamer als beim Sex mit anderen), der Blutdruck steigt und auch die Atmung beschleunigt sich. Die Muskeln in der Genital- und Analregion ziehen sich unwillkürlich und rhythmisch zusammen (sogenannte Kontraktion). Sowohl der weibliche als auch der männliche Körper können ejakulieren: Während der weibliche Körper eine klare Flüssigkeit absondert, kommt es bei Männern zum Samenerguss.
  4. Entspannungsphase: Nach dem Orgasmus klingt die Erregung ab – und mit ihr die Anzeichen dafür: Herzschlag und Atmung normalisieren sich wieder. Wobei sich der männliche Körper deutlich schneller abregt als der weibliche. Es dauert dann eine Weile, bis er wieder in den Zustand der Erregung kommen kann. Der Großteil der männlichen Sexualpartner braucht nach dem Orgasmus eine Pause, bevor er eine weitere Runde Sex starten kann.

Wer glaubt, dass Sex vor allem körperlich ist, irrt: Sex ist zunächst Kopfsache, dann wird er körperlich. Denn es ist das Gehirn, das die sexuellen Reize verarbeitet, die die Sinne fluten. Es versetzt erst sich selbst und dann den ganzen Körper in einen erregenden Rauschzustand. Dieser Rausch lässt sich übrigens mit dem vergleichen, den Drogen wie Heroin auslösen.

Wie steuert das Gehirn die Erregung beim Sex?

Nur ein kleiner Teil des Gehirns ist dafür maßgeblich verantwortlich: der Hypothalamus. Er veranlasst, dass alle Hormone in der Reihenfolge und Dosis ausgeschüttet werden, die für einen Orgasmus nötig sind. Während des Orgasmus erreicht auch die Hirnaktivität ihren Höhepunkt.

Die folgenden Hormone sind wesentlich für das sexuelle Erlebnis verantwortlich – sowohl körperlich als auch psychisch:

  • Adrenalin und Noradrenalin: Die beiden Hormone steigern den Herzschlag und damit die Durchblutung des Körpers.
  • Testosteron: Das Hormon weckt sowohl bei Männern als auch bei Frauen die sexuelle Lust.
  • Östrogen: Das Hormon sorgt unter anderem dafür, dass der Körper beider biologischer Geschlechter besser durchblutet wird.
  • Dopamin: Es heißt auch Glückshormon – Dopamin überflutet den Körper bei einem Orgasmus regelrecht. Es sorgt für das oben genannte Rauschgefühl und macht glücklich. 
  • Oxytocin: Das sogenannte Kuschelhormon Oxytocin wird beim und nach dem Orgasmus freigesetzt. Unter seinem Einfluss ziehen sich die Gebärmutter im weiblichen und der Samenleiter im männlichen Körper zusammen. Nach dem Sex weckt Oxytocin Gefühle wie Vertrautheit und Bindung.
  • Prolaktin: Das sogenannte Entspannungshormon schüttet der Körper ebenfalls nach dem Orgasmus aus. Es bremst die erregende Wirkung des Dopamins, indem es für Ruhe und Befriedigung sorgt.
  • Serotonin: Auch das Hormon Serotonin ist als Glückshormon bekannt. Nach dem Sex macht es zufrieden und entspannt.

Literatur und weiterführende Informationen

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