- Definition: Wann liegt Bluthochdruck vor?
- Welcher Blutdruck ist bei Kindern und Jugendlichen normal?
- Tabelle: Grenzwerte für Blutdruck nach Alter
- Wie viele Kinder und Jugendliche sind betroffen?
- Mögliche Folgen: Wie gefährlich ist Bluthochdruck?
- Ursachen: Wie entsteht Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen?
- Ursachen der primären Hypertonie
- Ursachen der sekundären Hypertonie
- Weitere Risikofaktoren
- Symptome: Welche Beschwerden weisen bei Kindern und Jugendlichen auf Bluthochdruck hin?
- Unspezifische Symptome
- Hypertensive Krise und hypertensiver Notfall
- Diagnose: Wie wird Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen festgestellt?
- Vorsorgeuntersuchungen
- Einzelne Blutdruckmessung
- 24-Stunden-Blutdruckmessung
- Therapie: Wie wird Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen behandelt?
- Gewicht reduzieren
- Viel bewegen
- Bildschirmzeit einschränken
- Rauchfrei leben
- Ausreichend schlafen
- Gesund ernähren
- Salzarm essen
- In bestimmten Fällen: Medikamente
- Prävention: Wie lässt sich Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen vorbeugen?
Geht es um Bluthochdruck, denken wir meist an die typischen Risikofaktoren: Übergewicht, Bewegungsmangel, Stress – und höheres Alter. Doch auch Kinder und Jugendliche sind immer häufiger von der eigentlich typischen Erwachsenenkrankheit betroffen. Das Tückische daran: Bluthochdruck verursacht meist keine Beschwerden, kann aber gefährliche Folgen haben. Damit es später nicht zu lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Komplikationen kommt, muss hohem Blutdruck frühzeitig entgegengewirkt werden.
Definition: Wann liegt Bluthochdruck vor?
Wenn Kinder mit hochrotem Kopf auf dem Sportplatz dem Ball hinterherjagen oder sie vor Klassenarbeiten aufgeregt sind, steigt ihr Blutdruck. Das ist in der Regel kein Grund zur Sorge, denn dahinter stecken ausgeklügelte Mechanismen, mit denen der Körper den Blutdruck an die jeweilige Gegebenheit anpasst. Bedenklich wird es, wenn die Werte auch in Ruhephasen nicht wieder absinken. Dann spricht man von Bluthochdruck oder arterieller Hypertonie. Dabei liegt der Druck in den Arterien dauerhaft über einem bestimmten Schwellenwert.
Welcher Blutdruck ist bei Kindern und Jugendlichen normal?
Der Blutdruck umfasst immer zwei Werte. Der erste gibt den Druck in den Gefäßen an, wenn sich das Herz zusammenzieht (systolischer Blutdruck); der zweite Wert entspricht dem Gefäßdruck, wenn der Herzmuskel erschlafft (diastolischer Blutdruck).
Bei Kindern und Jugendlichen wird der Blutdruck anhand von Referenzwerten eingeordnet, wie sie etwa das Robert Koch-Institut abhängig von Geschlecht, Alter und Körpergröße zur Verfügung stellt. Diese Grenzen basieren auf der Verteilung der Blutdruckwerte in der jungen Bevölkerung und werden statistisch festgelegt.
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Tabelle: Grenzwerte für Blutdruck nach Alter
Die Grenzwerte für erhöhten Blutdruck bei Kindern und Jugendlichen zeigt diese Tabelle. Werden ein oder beide Schwellen bei mehreren Messungen überschritten, liegt möglicherweise eine Hypertonie vor.
Grenzwerte für den systolischen und diastolischen Blutdruck (mmHg)
Alter (Jahre) | Jungen | Mädchen |
---|---|---|
3 | 110/70 | 109/71 |
4 | 110/70 | 110/71 |
5 | 111/71 | 111/71 |
6 | 111/71 | 112/72 |
7 | 113/72 | 114/72 |
8 | 114/73 | 115/73 |
9 | 116/74 | 117/74 |
10 | 118/75 | 119/75 |
11 | 120/76 | 122/76 |
12 | 124/77 | 124/76 |
13 | 127/78 | 126/78 |
14 | 132/80 | 127/76 |
15 | 136/82 | 128/80 |
Ab 16 | 140/90 | 140/90 |
Quelle: Deutsche Hochdruckliga (KIGGS-Daten, vereinfachte Darstellung)
Wie viele Kinder und Jugendliche sind betroffen?
Etwa drei Prozent der Jungen und Mädchen in Deutschland leiden unter Bluthochdruck. Adipöse Jugendliche sind einer Studie zufolge besonders häufig betroffen: Von ihnen hat jeder Vierte zu hohe Werte, während es bei Normalgewichtigen nur 1,4 Prozent sind.
Den Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Blutdruck beobachtet auch Professorin Elke Wühl, Vorstandsmitglied der Deutschen Hochdruckliga und Oberärztin in der Sektion Pädiatrische Nephrologie des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg: „Mit der steigenden Häufigkeit des Übergewichts nimmt auch der Anteil der Kinder mit Hypertonie zu.“
Mögliche Folgen: Wie gefährlich ist Bluthochdruck?
Wird Bluthochdruck nicht behandelt, kann er Gefäße und Organe schädigen. Langfristig steigt so das Risiko für Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Funktionsstörungen der Nieren oder Augen.
Auch wenn solche Folgen meist erst im Erwachsenenalter auftreten, können beginnende Schäden bereits bei Kindern vorkommen, sagt Wühl. „Wir sehen auch bei jungen Patienten und Patientinnen mit Bluthochdruck Warnzeichen wie eine krankhafte Verdickung des Herzmuskels oder Veränderungen des Augenhintergrundes.“
Ursachen: Wie entsteht Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen?
Ursachen der primären Hypertonie
Von einer primären Hypertonie spricht man, wenn keine andere Erkrankung zugrunde liegt und keine (organische) Ursache für den Bluthochdruck gefunden wird.
Die primäre Hypertonie kann durch äußere Faktoren wie die Lebensweise begünstigt werden. Als Risikofaktoren gelten etwa Übergewicht, Bewegungsmangel und hoher Salzkonsum. Dabei lässt sich eine familiäre Häufung beobachten: „Bei Kindern spielt das Umfeld eine wichtige Rolle“, erklärt Wühl, „denn sie teilen meist die Vorlieben ihrer Eltern. Wenn sich Mütter und Väter ungesund ernähren und lieber fernsehen als Sport treiben, begünstigt das die Entstehung von Bluthochdruck bei ihren Kindern.“
Ursachen der sekundären Hypertonie
Die sekundäre Hypertonie ist die Folge einer Grunderkrankung.
Die häufigste Ursache bei Kindern ist eine Nierenerkrankung, aber auch bestimmte Gefäßfehlbildungen am Herzen oder Erkrankungen der Schilddrüse können den Blutdruck in die Höhe treiben. Dabei gilt: „Je jünger ein Kind mit Bluthochdruck ist und je höher die Werte ausfallen, desto wahrscheinlicher liegt eine sekundäre Hypertonie vor“, sagt die Medizinerin. Dann sollte eine umfassende Abklärung erfolgen, um die Ursache feststellen und behandeln zu können.
Weitere Risikofaktoren
Neben einem ungünstigen Lebensstil und bestimmten Grunderkrankungen können bestimmte Arzneimittel das Risiko für Bluthochdruck erhöhen. „Das trifft zum Beispiel auf Medikamente gegen Asthma oder ADHS zu“, sagt Wühl.
Ebenso könne die Antibabypille einen Einfluss haben. Zu den Risikofaktoren gehören daneben Frühgeburtlichkeit, ein zu geringes Geburtsgewicht, Diabetes mellitus (Typ 1 und Typ 2), Schlafapnoe-Syndrom und Drogen- oder Nikotinkonsum.
Symptome: Welche Beschwerden weisen bei Kindern und Jugendlichen auf Bluthochdruck hin?
Unspezifische Symptome
Das Tückische ist: Bluthochdruck ist meist symptomlos. „Die Kinder spüren in der Regel nichts von ihrer Erkrankung“, sagt Wühl. „Und wenn doch, sind die Beschwerden häufig sehr unspezifisch.“ Diese Symptome können zum Beispiel auf Hypertonie hinweisen:
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Nasenbluten
- Sehstörungen
- Tinnitus
- Lern- oder Konzentrationsstörungen
Hypertensive Krise und hypertensiver Notfall
Greifbare Symptome treten meist erst auf, wenn der Blutdruck plötzlich massiv ansteigt. Bei einer hypertensiven Krise kann es unter anderem zu diesen Beschwerden kommen:
- Kopfschmerzen
- Sehstörungen
- Bewusstseinsstörungen
- Krampfanfälle
Bei einem hypertensiven Notfall handelt es sich hingegen um einen kritischen Blutdruckanstieg mit hochdruckbedingter Organschädigung. Akute Gefahr besteht dabei für das zentrale Nervensystem, das Herz-Kreislauf-System oder die Nierenfunktion. Ein hypertensiver Notfall ist lebensbedrohlich und bedarf einer sofortigen Behandlung.
Diagnose: Wie wird Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen festgestellt?
Vorsorgeuntersuchungen
Expertinnen und Experten empfehlen, den Blutdruck bei allen Kindern ab dem vierten Lebensjahr im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen zu messen. „In Deutschland wird das aber nicht regelmäßig gemacht“, beklagt Wühl. „Erst ab elf Jahren, bei der J1, ist die Blutdruckmessung fester Bestandteil der Vorsorgeuntersuchungen für Jugendliche.“
Bei unauffälligem Befund und niedrigem Risiko reichen Kontrollen im zweijährlichen Abstand. Lassen Sie sich in Ihrer Kinderarztpraxis zu möglichen Blutdruckkontrollen für Ihr Kind beraten.
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Einzelne Blutdruckmessung
Bei Kindern und Jugendlichen wird der Blutdruck in Ruhe und im Sitzen gemessen. „Es ist sehr wichtig, dass der Wert standardisiert ermittelt wird“, betont Wühl, „mit einem für Kinder geeigneten Gerät und passenden Manschetten.“ Dabei gilt:
- mindestens fünf Minuten Ruhe vor der Messung
- während der Messung nicht sprechen und nicht bewegen
- am besten drei Messungen im Abstand von ein bis zwei Minuten
- als Blutdruckwert das Mittel aus zweiter und dritter Messung notieren
Ein einmalig hoher Blutdruck ist noch kein Grund zur Sorge, denn gerade in der Arztpraxis fallen die Werte wegen der Aufregung häufig höher aus. „Den Weißkitteleffekt gibt es auch bei Kindern“, erklärt Wühl. „Deshalb ist es wichtig, die Messung zu wiederholen.“ Erst wenn die Werte auch bei Wiederholungen zu verschiedenen Zeitpunkten auffällig sind, erhärtet sich der Verdacht.
24-Stunden-Blutdruckmessung
Gesichert wird die Diagnose durch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung. „Die Langzeitmessung ist ab einem Alter von drei bis fünf Jahren durchführbar“, sagt Wühl. Dafür müsse man in der Regel einen Spezialisten aufsuchen.
Therapie: Wie wird Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen behandelt?
Um Organschäden und spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden, sollte der Blutdruck in den Normalbereich gesenkt werden. Bei einer milden Hypertonie kann es bereits ausreichen, den Lebensstil umzustellen.
Die wichtigsten Maßnahmen sind:
Gewicht reduzieren
Ein gesundes Körpergewicht wirkt sich günstig auf den Blutdruck aus. Eltern finden die BMI-Normwertkurven im Kinderuntersuchungsheft – auch U-Heft genannt. Für die Beurteilung des Gewichts Ihres Kindes ist die Kinderarztpraxis grundsätzlich immer ein guter Anlaufpunkt.
Viel bewegen
Kinder und Jugendliche sollten sich mindestens 60 Minuten pro Tag bewegen. Gegen Hypertonie hilft Ausdauersport wie Fahrradfahren, Schwimmen oder Joggen. Aber auch Laufspiele oder Trampolinspringen zählen zur Bewegung. Ist der Blutdruck sehr hoch, raten Experten von Kraftsport, Rudern und anderen hohen statischen Belastungen ab.
Bildschirmzeit einschränken
Das Sitzen vor dem Computer oder Tablet oder das Scrollen am Smartphone sollten möglichst kurz ausfallen. Das schafft mehr Zeit für Bewegung.
Rauchfrei leben
Eltern sollten nicht (in der direkten Umgebung) rauchen, denn das kann den Blutdruck ihrer Kinder erhöhen. Jugendliche profitieren von einer Raucherprävention bzw. -entwöhnung.
Ausreichend schlafen
Zu kurzer oder gestörter Schlaf steigert das Risiko für Bluthochdruck – auch bei Kindern und Jugendlichen. Deshalb ist eine gute Schlafhygiene wichtig.
Gesund ernähren
Eine abwechslungsreiche mediterrane Kost mit viel Gemüse, Obst und Ballaststoffen sowie wenig tierischem Fett und gesüßten Getränken unterstützt ein normales Körpergewicht und kann den Blutdruck senken. Maßgeschneiderte Ernährungsempfehlungen bei Hypertonie bietet die DASH-Diät (Dietary Approach to Stop Hypertension). Mit einfachen Tipps können Sie die Ernährung für Kinder und Jugendliche gesund und abwechslungsreich gestalten.
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Salzarm essen
Wird Kochsalz sparsam verwendet, kann dies den Blutdruck ebenfalls senken. Wurst, Käse und Fastfood sollten deshalb nur selten auf dem Speiseplan stehen.
In bestimmten Fällen: Medikamente
Liegt der Blutdruck sechs Monate nach Beginn der Lebensstiländerung noch immer über dem Grenzwert, kann eine medikamentöse Therapie notwendig sein. Bei sekundärer Hypertonie, Diabetes, sehr hohen Blutdruckwerten oder wenn Symptome auftreten auch schon früher.
„Bei Kindern und Jugendlichen werden die gleichen Medikamente wie bei Erwachsenen eingesetzt“, erklärt Medizinerin Wühl, „wobei manche Mittel erst ab einem bestimmten Alter zugelassen sind.“ Eine Herausforderung sei auch die Darreichungsform, denn kleine Kinder können noch keine Tabletten schlucken. Dann helfen zum Beispiel angemischte Säfte aus der Apotheke.
Prävention: Wie lässt sich Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen vorbeugen?
Für einen normalen Blutdruck spielt die Lebensweise eine entscheidende Rolle. Um hohem Blutdruck vorzubeugen, eignen sich dieselben Lebensstilmaßnahmen wie bei dessen Therapie.
Wühl empfiehlt Familien, auf gemeinsame und gesunde Mahlzeiten zu achten, nicht zu salzhaltigen Snacks oder Fastfood zu greifen und für ausreichend Bewegung und Schlaf sowie eine rauchfreie Umgebung zu sorgen. So eine Umstellung betreffe die ganze Familie, betont sie. „Man kann von Kindern nicht erwarten, dass sie alleine die Empfehlungen umsetzen. Eltern müssen da Vorbild sein.“