Mann sitzt vor einem Laptop und wirkt gestresst
Psychische Erkrankungen

Burnout-Syndrom: Welche Symptome sind typisch, welche Behandlung gibt es?

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Oliver Treubel (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung

  • Viktoria Vida (Psychologin, Master of Science)

Burnout: Symptome und Behandlung

Was ist ein Burnout?

Wurde der Begriff Burnout in den 1970er-Jahren nur für das „Ausbrennen“ in Sozialberufen verwendet, steht er heute für einen Erschöpfungszustand infolge von chronischem Stress – im Beruf und darüber hinaus.

Welche Burnout-Anzeichen gibt es?

Weil ein Burnout medizinisch betrachtet keine Krankheit ist, gibt es auch keine diagnostischen Kriterien – aber Anzeichen: Energielosigkeit, Distanzierung von der Arbeit, verringerte Leistungsfähigkeit.

Wie wird Burnout behandelt?

Die Behandlung ist davon abhängig, welche Anforderungen im Alltag die meisten Probleme bereiten und warum: Meistens spielen äußere Ursachen und die jeweiligen persönlichen Eigenschaften eine Rolle.

Stress lass nach!“ – diesen Wunsch haben wir alle von Zeit zu Zeit. Zum Glück sieht es in der Regel schon am nächsten Tag wieder besser aus. Werden aber Stress und Anspannung zum Dauerzustand, kann sich eine anhaltende Erschöpfung und innere Leere einstellen – ein „Ausgebranntsein“, auch bekannt als das Burnout-Syndrom. Nur: Gilt dieser Burnout unter Fachleuten überhaupt als echte Erkrankung? Welche Symptome sind typisch bei Burnout und welche Behandlung gibt es?

Burn out“ heißt ausbrennen: Doch was ist ein Burnout genau?

Bereits in den 1970er-Jahren prägte der US-amerikanische Psychotherapeut Herbert Freudenberger den Begriff „Burnout“. Er beschrieb damit konkret ein „Ausbrennen“ bei Menschen in sozialen Berufen als Folge ihrer tagtäglich hohen Belastungen. Konkret meinte er damit eine tiefe Erschöpfung und eine zunehmende emotionale Distanzierung der Betroffenen von ihrer Tätigkeit. Heute wird der Begriff Burnout-Syndrom – kurz: Burnout – sehr viel weiter gefasst: als Folge belastender Lebensumstände und ständiger Überforderung in einem breitgefächerten beruflichen Kontext und darüber hinaus.

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1981, nur ein paar Jahre nach Freudenbergers Begriffskreation, entwickelte die US-Psychologin Christina Maslach einen Fragebogen zur Erfassung des Schweregrads eines Burnout-Syndroms: das Maslach-Burnout-Inventar (MBI).

Demnach ist der Burnout grundsätzlich gekennzeichnet durch:

  • Emotionale Erschöpfung, die sich unter anderem mit Symptomen wie Müdigkeit, Niedergeschlagenheit und einer Unfähigkeit zu entspannen äußern kann
  • Depersonalisation – ein Zustand, der vor allem mit einer inneren Distanz zur beruflichen Tätigkeit und negativen oder gar zynischen Gefühlen in Bezug auf die Arbeit einhergeht
  • Einschränkung der persönlichen Leistungsfähigkeit

Eine Person leidet umso stärker an einem Burnout, je ausgeprägter die emotionale Erschöpfung und Distanz zur Arbeit sind und je geringer die individuelle Leistungsfähigkeit ist. 

Stress im Dauerzustand, aber kein Zusammenbruch - Expertinnen und Experten nutzen hierfür immer öfter den Begriff Burn-on.

Wichtig zu wissen: Das Burnout-Syndrom ist bis heute keine medizinisch anerkannte Krankheit beziehungsweise anerkannte psychische Störung, es gibt dafür auch keine international anerkannten Diagnosekriterien. Ganz anders ist das bei der Depression und bei Angststörungen: Hier gibt es festgelegte Diagnosekriterien unter Berücksichtigung klar definierter Symptome.

Das Burnout-Syndrom ist folglich nicht zu verwechseln mit solchen klar definierten psychischen Erkrankungen. Jedoch ist ein Burnout alles andere als Einbildung: Wird er als solche abgetan und bleibt er zu lange unbehandelt, kann der anhaltende Zustand der Erschöpfung und inneren Leere die Entstehung psychischer Erkrankungen wie Depression und körperlicher Probleme wie Bluthochdruck und Tinnitus fördern und bedingen.

Wenden Sie sich daher bei Anzeichen anhaltender Erschöpfung an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt, um einem Burnout rechtzeitig gegenzusteuern.

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Was sind häufige Symptome des Burnout-Syndroms?

Beim Burnout-Syndrom wird nicht nur von Symptomen, sondern oft auch von Anzeichen oder einem „Burnout-Erleben“ gesprochen. Ob man von Symptom, Anzeichen oder von Hinweisen spricht: Generell gibt es keine klar abgegrenzten und allgemein geltenden Kennzeichen, die ein Burnout-Syndrom klar und eindeutig definieren. 

Dennoch gibt es bestimmte Symptome, die im Zusammenhang mit dem Burnout-Syndrom häufig genannt werden.

Zu diesen Anzeichen eines Burnouts gehören insbesondere:

  • Erschöpfung und Energielosigkeit
  • Müdigkeit und Schlafstörungen
  • Körperliche Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen, Übelkeit, Magen-Darm-Probleme
  • Konzentrationsschwäche und Gedächtnisprobleme
  • Verringertes Selbstwertgefühl
  • Gleichgültigkeit, Entfremdung vom Kollegenkreis
  • Zynismus und Bitterkeit
  • Partnerschafts- und/oder Familienprobleme

Darüber hinaus führt der konstante Anspannungszustand zu einem Hormonhaushalt im Dauerstress. Das beeinträchtigt vor allem die normale Funktion des Immunsystems, aber auch das Sexualleben kann durch die hormonellen Auswirkungen von Dauerstress und Burnout in Mitleidenschaft gezogen werden – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. 

Junger Mann sitzt aufrecht in seinem Bett und kann nicht schlafen

Anhaltende Erschöpfungszustände, Müdigkeit und Schlafstörungen gehören zu den häufigen Anzeichen für einen Burnout.

Burnout bei Frauen vs. Burnout bei Männern: Welche Unterschiede gibt es? 

Offiziell berichten mehr Frauen als Männer über starke Belastung durch chronischen Stress. Laut Schätzungen sind ebenso mehr Frauen (5,2 Prozent) als Männer (3,3 Prozent) von Burnout betroffen. Warum es diese Geschlechterdifferenz gibt, darauf hat die wissenschaftliche Forschung noch keine Antwort. Ob sich zudem die Anzeichen eines Burnouts zwischen Frauen und Männern unterscheiden, lässt sich nicht beurteilen, solange es keine einheitlich festgelegten Diagnosekriterien gibt.

Vom Stress in den Burnout: Welche Ursachen hat die chronische Erschöpfung?

Auf dem Weg in einen Burnout werden eigene Bedürfnisse immer weniger wahrgenommen, soziale Kontakte mehr und mehr vernachlässigt und eine gesunde Balance zwischen Belastung und Entspannung (Stichwort: Work-Life-Balance) aus den Augen verloren. Aber welche Ursachen führen eigentlich dazu, dass jemand derart „ausbrennt“?

Als äußere Ursachen für die Entstehung eines Burnouts gelten unter anderem übermäßiger Leistungs- und Zeitdruck, die fehlende Würdigung erbrachter Leistungen, schwierige Arbeitsverhältnisse, die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes sowie insgesamt anhaltender Stress mit stetiger Überforderung.

Doch ein Burnout entsteht nicht allein aufgrund äußerer Umstände. Hinzu kommen potenziell Burnout-fördernde persönliche Eigenschaften wie ein hohes Verantwortungsbewusstsein, ein ausgeprägtes Bedürfnis, anderen zu gefallen, sowie sehr hohe Ansprüche an sich selbst (Stichwort: Perfektionismus) und oft auch eine Neigung zu Selbstzweifeln.

Es ist folglich immer eine individuelle Kombination externer und persönlicher Faktoren, die bestimmt, ob und wann sich ein Burnout einstellt. Oder anders ausgedrückt: Ein Burnout entsteht aufgrund einer zu großen Kluft zwischen den Anforderungen im Alltag und den persönlichen Bewältigungsmöglichkeiten.

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Wie wird ein Burnout festgestellt?

Dadurch, dass es keine allgemein anerkannte Definition und keine medizinischen Diagnosekriterien des Burnout-Syndroms gibt, gestaltet sich die klare Diagnose eines Burnouts oft als schwierig. Es existieren zwar unterschiedliche Fragebögen zur Selbstauskunft. Es ist jedoch umstritten, ob Fragebögen tatsächlich dazu geeignet sind, ein Burnout-Syndrom zu messen und von anderen Beschwerdebildern abzugrenzen. 

Der am häufigsten genutzte Fragebogen ist das oben bereits erwähnte Maslach-Burnout-Inventar, das für unterschiedliche Berufsgruppen zur Verfügung steht. Von Burnout-Tests im Internet ist dagegen abzuraten. Sie sind nicht geeignet, ein Burnout-Syndrom zu identifizieren.

Daher gilt: Sollten Sie bei sich Anzeichen eines Burnouts feststellen, ist ein Arztbesuch unbedingt zu empfehlen – zumal hinter den Burnout-typischen unspezifischen Symptomen wie ständige Müdigkeit oder Schlafstörungen auch andere Ursachen wie eine Depression oder körperliche Erkrankungen stecken können, die ärztlich untersucht und behandelt werden sollten.

Hilfe bei Burnout: Welche Behandlung kann helfen?

Das Thema „Ausgebrannt sein“ ist oft mit der Vorstellung verbunden, dass es genügt, mal wieder länger zu schlafen oder wieder mal Urlaub zu machen. Dies kann so stimmen, wenn dadurch eine nachhaltige Regeneration erreicht wird und sich danach nicht wieder eine anhaltende Erschöpfung einstellt. Wichtig zu wissen: Verbirgt sich hinter der anhaltenden Erschöpfung eine psychische Störung wie eine Depression, bedarf es einer gezielten Therapie, zu der psychotherapeutische, medikamentöse und unterstützende Behandlungsmaßnahmen gehören können. 

Bei der Behandlung eines Burnouts geht es grundsätzlich darum, die oben erwähnte Kluft zwischen den Anforderungen im Alltag und den persönlichen Bewältigungsmöglichkeiten bestmöglich zu verkleinern. Welche Maßnahmen in der individuellen Patientensituation hierfür geeignet sind, besprechen Betroffene mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt und bei Bedarf mit einer psychotherapeutischen Fachkraft. 

Auch ein Aufenthalt in einer psychosomatisch-psychotherapeutischen Klinik kann infrage kommen: Für Patientinnen und Patienten mit Burnout-Syndrom gibt es eigene Therapieprogramme zur berufsbezogenen Stressbewältigung. Teil einer Burnout-Therapie können auch solche Maßnahmen sein, die sich in der Verminderung von Stressbelastungen allgemein bewährt haben. 

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Wichtig: Professionelle Hilfe ist bereits bei ersten Anzeichen eines Burnouts sinnvoll, denn nur Fachkräfte können vorliegende Beschwerden richtig einordnen. Die in unserem (Medien-)Alltag häufige Vermengung von Stress, Burnout und Depression führt mitunter zur Verharmlosung einer psychischen Erkrankung und kann zu einer völlig falschen Behandlung führen. Daher ist es immer wichtig, die Anzeichen einer Überlastung, Erschöpfung oder anhaltender gedrückter Stimmung ernst zu nehmen und mit professioneller Hilfe die Ursachen zu ergründen.

Stressbelastung reduzieren, bevor sich ein Burnout-Syndrom entwickelt

In vielen Fällen kann ein Burnout vermieden werden, wenn die Gefahr rechtzeitig gebannt wird. Um Dauerstress mit anhaltender Erschöpfung vorzubeugen und das persönliche Burnout-Risiko zu verringern, können Sie selbst einiges tun.

Einige Maßnahmen, die dazu beitragen, vor zu hoher Stressbelastung und Überforderung zu schützen:

  • Achten Sie auf Ihre Work-Life-Balance mit ausreichenden Entspannungs- und Erholungsphasen.
  • Setzen Sie Prioritäten und lernen Sie, auch einmal "Nein" zu sagen.
  • Legen Sie bewusst Pausen ein, auch von der ständigen Informationsflut (zum Beispiel keine Job-E-Mails am Wochenende lesen).
  • Sich regelmäßig bewegen trägt zu einer insgesamt guten Gesundheit bei und macht es leichter, innerlich abzuschalten.
  • Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte, denn Familie und Freundschaften können viel Kraft geben.

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