Nahrungsergänzungsmittel, Cremes und Peelings: Kosmetikhersteller werben mit unterschiedlichsten Produkten, die gegen „hormonelle Akne“ helfen sollen. Die Medizin kennt diesen Begriff aber nicht. Wie ist das zu verstehen? Gibt es hormonelle Akne dennoch? Und wie werden entzündliche Pickel und Mitesser wirksam behandelt? Die Antworten – und eine Spurensuche.
Was ist hormonelle Akne?
Auch wenn die Kosmetikindustrie, Lifestyle-Magazine sowie Influencer und Influencerinnen mit dem Schlagwort „hormonelle Akne“ Werbung für spezielle Hautpflegeprodukte machen, die gegen die vermeintliche Hautkrankheit helfen sollen: In der Fachliteratur findet sich die „hormonelle Akne“ nicht. Stattdessen beschreibt die Medizin viele verschiedene Akne-Arten, die unter anderem hormonell bedingt sein können.
Die Entstehung von Akne wird durch Bakterien, eine erhöhte Aktivität der Talgdrüsen und eine Verhornung der Haarfollikel gefördert. Eine Akne kann sowohl durch körpereigene (endogene) als auch durch äußere (exogene) Ursachen bedingt sein. Mögliche endogene Ursachen sind genetische oder hormonelle Faktoren. Zu den exogenen Ursachen zählen Umwelteinflüsse wie Temperatur, Feuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und Umweltverschmutzung sowie Ernährung, Stress, Rauchen und bestimmte Medikamente und Kosmetika. Manche exogenen Ursachen können endogene Ursachen auslösen oder verstärken, zum Beispiel, wenn Stress den Hormonhaushalt beeinflusst.
Die Beiträge zum Thema hormonelle Akne richten sich oft an Jugendliche in der Pubertät. Leiden sie an Akne, sprechen Fachleute von der gewöhnlichen Akne (Akne vulgaris), die entsprechend dem vorherrschenden Hautsymptom in Acne comedonica (Mitesser), Acne papulopustulosa (Papeln, Pusteln) und Acne conglobata (hochentzündliche Abszesse, Fisteln) unterteilt ist. Hormone können wie beschrieben an der Entstehung dieser Hautkrankheiten beteiligt sein – allerdings trifft das auch auf andere Akne-Arten zu, zum Beispiel auf die Erwachsenen-Akne (Acne tarda) und die Neugeborenen-Akne (Acne neonatorum).
Der verallgemeinernde Begriff „hormonelle Akne“ fasst also willkürlich einzelne Arten der Akne zusammen, bei deren Entstehung die Hormone eine wichtige Rolle zu spielen scheinen.
Wie lässt sich hormonell bedingte Akne erkennen?
Allein anhand der äußeren Symptome können Betroffene nicht feststellen, ob und in welchem Maße eine Akne hormonelle Ursachen hat. Klarheit darüber bringt nur die hautärztliche Diagnose. Ob und in welchem Maße ein veränderter Hormonhaushalt eine Akne verursacht hat, kann Ihre Hautärztin oder Ihr Hautarzt zum Beispiel mit einer Hormonuntersuchung feststellen.
Als Faustregel gilt: Je stärker ausgeprägt die Symptome sind, desto dringlicher sollten Sie eine ärztliche Diagnose einholen. Das gilt zum Beispiel, wenn viele entzündliche Pickel auftreten und Pusteln über längere Zeit nicht abheilen (mittelschwere Akne).
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Hormonelle Akne: Symptome bei Jugendlichen und Erwachsenen
Wenn umgangssprachlich von den Anzeichen der „hormonellen Akne“ die Rede ist, handelt es sich aus medizinischer Sicht oft um die Akne-Symptome von Jugendlichen oder erwachsenen Frauen. Akne äußert sich bei Jugendlichen wie Erwachsenen ähnlich, jedoch an unterschiedlichen Körperstellen: Die Mitesser (Komedone), Knötchen (Papeln) und Eiterbläschen (Pusteln) betreffen in der Pubertät vor allem die T-Zone im Gesicht. Dieser Bereich umfasst die Breite der Stirn und führt über die Nase bis zum Kinn. Doch auch Schultern, Brust und Rücken zeigen mitunter Irritationen. Die Erwachsenen-Akne (Acne tarda) tritt dagegen bei Männern überwiegend am Rumpf, bei Frauen häufig an Unterkiefer und Kinn, also U-förmig im Gesicht verteilt, auf.
Wie verläuft Akne bei Jugendlichen und Erwachsenen?
Während Jungen in der Pubertät wesentlich häufiger als Mädchen eine Akne entwickeln, betrifft die Erwachsenen-Akne vor allem Frauen. Laut der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft hat etwa jede vierte Frau zwischen 25 und 45 Jahren eine Acne tarda. In einigen Fällen verschlimmern sich die Akne-Symptome besonders vor der Periode als Teil eines Prämenstruellen Syndroms (PMS).
Die Schwere einer Akne variiert sowohl in jungen Jahren als auch später von Person zu Person. Bei erwachsenen Frauen verläuft die Krankheit meist leicht bis mittelschwer. Diese Erwachsenen-Akne zeichnet sich häufig durch viele entzündliche Hautveränderungen in Form von Knötchen (Papeln) aus. Bei der Pubertäts-Akne treten verstärkt Mitesser (Komedone) auf.
Wie lässt sich hormonell bedingte Akne behandeln?
Die Behandlung einer Akne richtet sich vor allem nach dem Schweregrad der Symptome. Lassen Sie eine Akne unbedingt von einer Hautärztin oder einem Hautarzt behandeln, denn eine ungeeignete Therapie verschlimmert gegebenenfalls die Akne-Symptome bis hin zu bleibenden Narben.
Die Medizin unterscheidet bei Akne zwei Behandlungswege: Bei leichter Akne erfolgt die Behandlung meist äußerlich mit Cremes, Gels oder Lotionen. Um mittelschwere bis schwere hormonell bedingte Akne von innen zu bekämpfen, erhalten Betroffene in manchen Fällen zusätzlich oder alternativ eine medikamentöse Behandlung.
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Kann die richtige Hautpflege bei hormonell bedingter Akne helfen?
Ja, mit einer gewissenhaften Hautpflege und den richtigen Hautpflegeprodukten können Sie die Symptome einer leichten Akne lindern. Bleiben Sie dabei geduldig und konsequent: Die ersten sichtbaren Erfolge zeigen sich frühestens nach ein paar Wochen bis wenigen Monaten nach der erstmaligen Anwendung.
Für die tägliche Reinigung der von Akne betroffenen Haut und umliegender Hautpartien eignen sich:
- Seifenfreie Reinigungsmittel
- Antibakterielle Waschlotionen
- Öl-in-Wasser-Emulsionen
- Feuchtigkeitsspendende Gele (Hydrogele)
Zur äußerlichen Behandlung von Akne kommen unter anderem Hautpflegeprodukte mit den folgenden Wirkstoffen zum Einsatz:
- Benzoylperoxid: bekämpft akneauslösende Bakterien und wirkt der Verhornung entgegen
- Azelainsäure: wirkt antibakteriell, antientzündlich und gegen die Verhornung
- Retinoide: unterstützen als Creme, Gel oder Salbe die Hauterneuerung
Manche Hautpflegeprodukte, insbesondere solche mit Azelainsäure und Benzoylperoxid, können bei längerer Anwendung zu Rötungen, Spannungen und Missempfinden führen, da sie die Haut stark austrocknen. Je nach Körperregion kann diese Reaktion eventuell unterschiedlich ausgeprägt sein, da beispielsweise Haut im Gesicht dünner und empfindlicher ist als die auf dem Rücken. Präparate sollten daher in schrittweiser Steigerung, idealerweise über mehrere Wochen, zur Anwendung kommen, damit die Haut sich an die Wirkstoffe gewöhnen kann.
Wie lässt sich hormonell bedingte Akne von innen bekämpfen?
Medikamente zum Einnehmen werden vor allem bei einer mittelschweren oder akuten Akne eingesetzt. Die Hautärztin oder der Hautarzt verschreibt Ihnen ein passendes Präparat.
- Antibiotika erzielen eine Besserung nach mehreren Wochen bis Monaten der Einnahme.
- Hormonpräparate wirken am besten in Kombination mit einem geeigneten Hautpflegemittel.
- Retinoid-Tabletten haben die höchste Wirksamkeit, aber häufig auch starke Nebenwirkungen. Sie können zu trockener Haut sowie trockenen Schleimhäuten und Haaren führen. Daher kommen sie oft erst zum Einsatz, wenn andere Mittel nicht geholfen haben.
Besonders wichtig: Retinoide können zu Fehlbildungen von Embryonen führen. Daher müssen Frauen während der Therapie auf eine strikte Verhütung achten – über vier Wochen nach Ende der Medikamenteneinnahme hinaus.
Hormonell bedingte Akne mit Hormonpräparaten behandeln
Hat eine Akne nachweislich vor allem hormonelle Ursachen (Hormonuntersuchung), liegt die Behandlung mit Hormonpräparaten theoretisch auf der Hand. Doch ob und welche Hormonpräparate bei Akne geeignet sind, kommt auf den Einzelfall an. Ratsam ist eine Zusammenarbeit von Haut- und Frauenärztinnen beziehungsweise -ärzten, insbesondere bezüglich der Verschreibung von Verhütungspillen.
Zur Behandlung von Akne bei Mädchen und Frauen haben hierzulande nur bestimmte Wirkstoffkombinationen eine Zulassung:
- Ethinylestradiol und Cyproteronacetat
- Ethinylestradiol und Chlormadinonacetat
- Ethinylestradiol und Dienogest
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) empfiehlt Frauen zudem, erst dann auf ein Hormonpräparat gegen Akne zurückzugreifen, wenn Hautpflegemittel und Antibiotika zum Einnehmen keine Wirkung gezeigt haben. Außerdem wirken Hormonpräparate verhütend. Deshalb sollten Betroffene sie nur anwenden, wenn sie keinen Kinderwunsch haben – oder wenn sie ohnehin ein hormonelles Verhütungsmittel nutzen, zum Beispiel die Pille.
Bei Jungen und Männern kommen als systemische Medikation nur Antibiotika und Retinoide zum Einsatz.
Welche Ursachen hat die hormonell bedingte Akne?
Hormonelle Veränderungen finden vor allem in der Pubertät und im späteren Erwachsenenalter statt. Daher liegt es in diesen Lebensphasen nahe, den sich wandelnden Hormonhaushalt als Ursache für eine Akne zu betrachten. Die Wissenschaft diskutiert jedoch auch andere Aspekte, die unabhängig von Alter und Geschlecht der Betroffenen zu einer Akne führen können. Dazu gehören genetische Faktoren, Einflüsse des Immunsystems und eine zu einseitige, kohlenhydratreiche Ernährung.
Akne durch hormonelle Schübe in der Pubertät
In der Pubertät reifen die Körper von Jungen und Mädchen zu denen von Erwachsenen heran. An diesem Prozess wirken unter anderem die Sexualhormone mit. Beide Geschlechter bilden sowohl weibliche (Progesteron, Östrogen) als auch männliche Hormone (Androgene), jedoch in unterschiedlicher Menge.
Diese hormonelle Umstellung löst unter Umständen Akne aus, denn die verstärkte Bildung von Androgenen in der Pubertät regt bei Jungen und Mädchen die Haut dazu an, mehr Fett (Talg) zu produzieren. Eine Verhornung der Talgdrüse führt dazu, dass der Talg nicht richtig abfließen kann. Er sammelt sich stattdessen in der Talgdrüse an. Ein Mitesser entsteht. Entzündet sich der Mitesser, entwickelt er sich zu einem typischen Akne-Pickel (Papel, Pustel).
Spätestens am Ende der Pubertät, wenn sich der Hormonhaushalt dem jeweiligen Geschlecht entsprechend eingependelt hat, verschwinden die Akne-Symptome in den meisten Fällen von selbst. Daher auch der Name Pubertäts-Akne.
Akne durch Hormonumstellungen bei erwachsenen Frauen
Ist die Ursache für eine Erwachsenen-Akne bei Frauen die Überproduktion von Androgenen, sprechen Fachleute von der androgenetischen Akne (Acne androgenetica). Besteht die Akne jedoch seit der Pubertät, spricht die Medizin von einer persistierenden Akne.
Bei Frauen können verschiedene Anlässe zu hormonellen Schwankungen und einem unausgewogenen Hormonhaushalt führen. Diese hormonellen Veränderungen verschlimmern unter Umständen eine bestehende Akne oder begünstigen eine neue Akne. Hierzu haben sich in der Medizin ebenfalls spezielle Fachbegriffe etabliert:
- Postkontrazeptive Akne: nach dem Absetzen der Pille
- Schwangerschaftsakne: zu Beginn einer Schwangerschaft
- Peri- oder postmenopausale Akne: vor oder während der Wechseljahre
- Menstruations-Akne, zyklische Akne: vor und während der Periode
Hormonelle Störungen und weitere Ursachen von Akne
Weitere Einflüsse, die den Hormonhaushalt verändern und so die Entstehung von Akne begünstigen können, sind:
- Stress: Adrenalin und Noradrenalin steigern die Produktion von männlichen Hormonen (Androgenen) und lösen bestimmte Entzündungsprozesse in der Haut aus, die die Funktion der Talgdrüsen beeinträchtigen.
- Medikamente/Hormonbehandlungen: Anabolika (synthetische Form des männlichen Hormons Testosteron) und Kortison gehören zu den Wirkstoffen, die in den Hormonhaushalt eingreifen und Akne begünstigen können.
- Auch Mittel gegen Epilepsie sollen als Nebenwirkung Akne hervorrufen können.
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Außerdem kann eine Akne im Rahmen von hormonellen Erkrankungen und Syndromen auftreten, zum Beispiel:
- Apert-Syndrom
- Hyperandrogenismus-Insulinresistenz-Acanthosis nigricans (HAIR-AN)
- Hyperplasie (CAH)
- Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)
- Prämenstruelles Syndrom (PMS)
- Seborrhoe-Akne-Hirsutismus-Alopezie-Syndrom (SAHA)
- Pyogene-Arthritis-Pyoderma-gangernosum-Akne-Syndrom (PAPA)
- Synovitis-Akne-Pustulose-Hyperostose-Osteitis-Syndrom (SAPHO)
Auch bestimmte Verhütungsmittel beeinflussen den Hormonhaushalt und lösen so unter Umständen eine Akne aus. Dazu gehört zum Beispiel die Hormonspirale. Internationale Forschungen haben dagegen belegt, dass die Einnahme der Pille Akne-Beschwerden lindert. Allerdings sind nicht alle Pillen für die Behandlung von Hautsymptomen zugelassen.
Hormonelle Akne: Fazit
Eine Akne kann viele Ursachen haben – hormonelle Veränderungen sind nur eine davon. Bei der Behandlung der Hautkrankheit kommt es vor allem auf die Schwere der Akne-Symptome und den individuellen Krankheitsverlauf an.