- Was ist Schluckauf überhaupt?
- Wie lange kann Schluckauf dauern?
- Ursachen: Wie entsteht Schluckauf?
- Welche Krankheiten können hinter Schluckauf stecken?
- Schluckauf in der Schwangerschaft
- Schluckauf im Schlaf
- Was hilft gegen Schluckauf?
- Hausmittel gegen akuten Schluckauf
- Wie behandelt man einen chronischen Schluckauf?
- Kann man Schluckauf vorbeugen?
Dieses lästige Hicksen: Schluckauf kommt irgendwie immer in einem ungelegenen Moment – im Konzert, im Video-Meeting oder beim Essen mit Freunden. Meist verschwindet er wieder so schnell, wie er kam. Dennoch ist der Singultus, wie er medizinisch bezeichnet wird, unangenehm. Was ist Schluckauf eigentlich, welche Ursachen hat er und welche Tricks helfen wirklich dagegen?
Ein Glas kaltes Wasser zu schnell getrunken, hastig zu viel Luft geschluckt oder eine rohe Karotte geknabbert – schon ist er da: Schluckauf. Dieses merkwürdige Hicksen ist manchmal witzig, manchmal nervig, doch wenn es zu lange dauert, kann es richtig weh tun.
Was ist Schluckauf überhaupt?
Bei einem Schluckauf (lateinisch Singultus) verkrampft sich plötzlich das Zwerchfell, der flache Atemmuskel zwischen Brust- und Bauchhöhle. Dadurch atmet man unwillkürlich und schnell ein. Gleichzeitig verschließt sich die Stimmritze im Kehlkopf – das ist die Öffnung zwischen den beiden Stimmbändern. Der Atemstrom wird abrupt unterbrochen, so entsteht das Hicksgeräusch. Der Begriff Schluckauf ist im Grunde irreführend, da das Geräusch ja nicht durch Schlucken entsteht.
Welchen Sinn und Zweck das Hicksen hat, weiß man nicht genau. Schluckauf kommt bei Erwachsenen, Kindern und bereits bei Föten im Mutterleib vor. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Männer eher betroffen sind als Frauen.
Wie lange kann Schluckauf dauern?
Man unterscheidet Schluckauf nach seiner Dauer:
- akuter Schluckauf, ein Schluckaufanfall, kann bis zu 48 Stunden dauern
- als chronischen Singultus bezeichnet man Schluckauf, wenn er über 48 Stunden andauert. Er kann aber auch bis zu einem Monat anhalten oder wiederkehren.
- hartnäckiger Singultus, wenn der Schluckauf länger als einen Monat anhält
Kurze Episoden von Schluckauf, wie sie jeder kennt, sind häufig und ungefährlich. Meist dauern sie nur wenige Minuten und vergehen von selbst wieder. Doch auch bei gesunden Menschen kann ein Schluckauf mal etwas länger dauern, zum Beispiel zwei Tage und sogar mehr als einen Monat.
Wie lange dauerte der längste Schluckauf?
Der längste Schluckauf soll laut Guinness Buch der Rekorde 68 Jahre gedauert haben. Der US-Amerikaner Charles Osborne bekam angeblich im Jahr 1922 Schluckauf, als der damals 28-Jährige ein Schwein anhob, um es vor dem Schlachten zu wiegen. Vermutlich ist ihm dabei ein kleines Blutgefäß im Gehirn geplatzt.
Der Schluckauf verging nicht nach kurzer Zeit, sondern blieb. Charles Osborne hickste etwa 40-mal pro Minute, selbst im Schlaf, bei seiner zweiten Hochzeit und beim Essen. Dennoch führte er ein weitgehend normales Leben. Er hatte zwei Ehefrauen und zeugte acht Kinder. Mit der Zeit wurde der Schluckauf schwächer, bis er schließlich im Jahr 1990 wie von Zauberhand plötzlich ganz aufhörte. Nur ein Jahr später starb Osborne im Alter von 97 Jahren – nach schätzungsweise 430 Millionen Hicksern.
Lange Singultus-Episoden sind selten und meist steckt eine Erkrankung dahinter. Diese Episoden können körperlich und psychisch sehr belastend sein. Oft entwickeln die Betroffenen Depressionen, sie nehmen stark ab und schlafen schlecht.
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Ursachen: Wie entsteht Schluckauf?
Ärztinnen und Ärzte wissen nicht sicher, warum und wie es zu Schluckauf kommt. Vermutlich ist der Schluckauf ein reflektorischer Bewegungsablauf, also ein Reflex, der von bestimmten Nervenstrukturen unwillentlich ausgelöst wird. Dabei sind Nerven wie der Phrenikusnerv beteiligt, die das Zwerchfell motorisch steuern und zur unwillkürlichen Muskelkontraktion führen. Außerdem spielen auch Nerven wie der Vagusnerv eine Rolle, die Informationen vom Körper ans Gehirn liefern. Im Gehirn selbst sind wahrscheinlich verschiedene Regionen wie der Hirnstamm an der Entstehung des Reflexes beteiligt. Eine gängige Theorie ist, dass bestimmte Reize den Schluckaufreflex auslösen, wie beispielsweise eine Magenspiegelung oder ein gedehnter Magen.
Bei gesunden Menschen können Gründe für einen akuter Schluckauf sein:
- Dehnung des Magens (durch zu schnelles Essen oder Trinken kohlensäurehaltiger Getränke; endoskopische Untersuchungen des oberen Gastrointestinaltraktes)
- Aufnahme zu heißer, zu kalter oder zu scharfer Speisen
- übermäßigen Alkoholgenuss (häufig ebenfalls mit einer Magendehnung verbunden)
Oft kommt es auch bei Hektik oder in einer geselligen Runde zu Schluckauf, wenn man alles gleichzeitig macht: essen, trinken, lachen, reden. Studien haben zudem gezeigt, dass Schluckauf oft mit einer abnehmenden Kohlendioxidkonzentration im Blut einhergeht – zum Beispiel, wenn jemand hyperventiliert, also Panik hat. Auch eine Refluxerkrankung – also ein Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre – kann Ursache für Schluckauf sein.
Welche Krankheiten können hinter Schluckauf stecken?
Meist ist Schluckauf harmlos und verschwindet von selbst wieder. Hält der Schluckauf länger als 48 Stunden an oder kommt immer wieder, spricht man von chronischem Schluckauf. Man sollte ihn medizinisch abklären lassen. Daneben gibt es den hartnäckigen Schluckauf, der mehr als einen Monat lang anhält.
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Schluckauf kann verschiedene Ursachen haben – er kann durch Medikamente, Infektionen oder Stoffwechselveränderungen entstehen. Sie sind aber sehr selten. Chronischer Schluckauf kann in seltenen Fällen durch eine Lungenentzündung oder nach einer Operation an Brust oder entstehen. Ganz selten können ein Hirntumor oder ein Schlaganfall der Grund sein.
Geht akuter Schluckauf mit Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen und/oder Sehstörungen einher, könnte das ein Alarmsignal für einen Schlaganfall oder ein anderes neurologisches Problem sein. Dann sollte man sofort den Notruf unter der Nummer 112 alarmieren.
Ein Schluckauf bewegt die Welt
Einen aufsehenerregenden Fall von Schluckauf gab es im Jahr 2006: Christopher Sands aus dem britischen Lincolnshire musste seinen Beruf als Musiker und Sänger einer Rockband aufgeben, weil er ständig Schluckauf hatte – alle zwei Sekunden. Er experimentierte verzweifelt, um den Schluckauf wieder loszuwerden: Luft anhalten, Kopfstand, Hausmittel wie Essig mit Zucker, Kopfmassagen, Akupunktur, Ayurveda-Kuren, Yoga, Sauerstoffkammern – und suchte Rat bei einem halben Dutzend Ärzte. Sands wurde am Magen operiert, weil er einen Reflux zur Speiseröhre hatte.
Doch dies hat den Schluckauf nicht beseitigt. Drei Jahre lang konnte Sands kein Mittel gegen sein Hicksen finden. Weltweit nahmen Menschen Anteil an seinem Schicksal. Der Schluckauf war zeitweise so schlimm, dass er nicht mehr richtig atmen konnte und sogar manchmal ohnmächtig wurde. Außerdem hatte er erhebliche Schlafschwierigkeiten. Erst 2009 stellte ein japanischer Arzt in einer TV-Show die richtige Diagnose: ein Tumor am Hirnstamm, der auf das Zentralnervensystem drückte und so den Schluckauf ausgelöst hatte. Sands wurde operiert und der Schluckauf war Geschichte.
Schluckauf in der Schwangerschaft
Bereits ungeborene Babys können im Bauch der Mutter Schluckauf haben – und das sogar ziemlich häufig. Dann hüpft der ganze Bauch. Forschende spekulieren, ob der Schluckauf eventuell dazu dient, die Atmung zu trainieren, bevor sie das Baby wirklich braucht. Möglicherweise verhindert der Schluckauf aber auch das Eindringen von Fruchtwasser in die Lunge. Eventuell ist das Hicksen also ein Relikt aus unserer Zeit im Mutterleib.
Auch nach der Geburt haben Babys oft Schluckauf. Warum weiß man noch nicht genau, aber vielleicht drückt der Schluckauf die Luft aus dem Magen und schafft so Platz für die Milch.
Die werdende Mutter leidet hingegen seltener unter Schluckauf, denn in der Schwangerschaft nimmt die Häufigkeit von Schluckauf ab. Anders ist es rund um den Eisprung – dann müssen Frauen häufiger hicksen.
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Schluckauf im Schlaf
Ganz selten leiden Menschen auch unter Schluckauf im Schlaf. Nur wenige Studien haben dieses Phänomen bisher untersucht. Meist steckt eine organische Ursache dahinter, die unbedingt bei der Ärztin oder beim Arzt abgeklärt werden sollte. Der nächtliche Schluckauf durchdringt alle Schlafstadien, mal ist er stärker, mal schwächer. Manche Betroffene schlafen schlecht und sind morgens müde. Der Schluckauf hat aber nichts mit Atemaussetzern im Schlaf (Schlafapnoe) zu tun.
Was hilft gegen Schluckauf?
Hausmittel gegen akuten Schluckauf
Meist muss man gar nichts tun, ein akuter Schluckauf hört in der Regel von selbst auf. Dennoch ist das ständige Hicksen ziemlich nervig, vor allem wenn man zum Beispiel in einer Vorlesung sitzt oder telefonieren will. Deshalb kursieren zahlreiche Tipps und Tricks, wie man den Schluckauf wieder loswird. Die meisten funktionieren jedoch nicht zuverlässig. Manchmal ist es Zufall, dass der Schluckauf aufhört. Was am besten wirkt, muss jeder für sich selbst herausfinden.
- Vorsichtiges Ziehen an der Zunge
- Vorsichtiges Reiben der Augäpfel
- Tief ein- und ausatmen
- Luft anhalten
- Schnelles Trinken von Wasser
- Schlucken von Kristallzucker oder Eiswasser
- Erschrecken
- Ablenkung
- Nase schnäuzen
Erfindungen gegen Schluckauf
Neurochirurgen aus Texas haben ein Saugrohr mit einem Druckventil an der Spitze entwickelt, mit dem Schluckauf-Betroffene Wasser aus einem Glas trinken. Dabei muss man stärker saugen als mit einem normalen Trinkhalm, denn das Ventil öffnet sich erst bei einem Druck von 100 cm Wassersäule (bei Kindern: 50 cm Wassersäule). So betätigt man das Zwerchfell stärker, die Stimmlippen verschließen sich. Außerdem wird laut Entwicklern der Vagus- und der Phrenicusnerv gleichzeitig aktiviert. Das Saugrohr wurde an 290 Personen getestet, von denen die Mehrheit mindestens einmal im Monat kurze Episoden von Schluckauf hatte. Bei knapp 90 Prozent der Teilnehmenden war der Schluckauf weg, nachdem sie den besonderen Trinkhalm benutzt hatten.
Wie behandelt man einen chronischen Schluckauf?
Anamnese
Geht man wegen eines lang andauernden Schluckaufs zur Ärztin oder zum Arzt, führt sie oder er eine ausführliche Anamnese durch. Relevant ist dabei vor allem, wie lange der Singultus schon anhält, welche Hausmittel ausprobiert wurden oder ob man vor Kurzem krank war oder operiert wurde. Die Ärztin oder der Arzt fragt auch nach folgenden Symptomen:
- Refluxerkrankung
- Schwierigkeiten beim Schlucken
- Husten, Fieber oder Schmerzen im Brustkorb
- Neurologische Symptome (zum Beispiel Kopfschmerzen, Probleme beim Laufen, Reden oder Sehen)
- Medikamente
- Alkoholkonsum
Danach folgt eine genaue körperliche Untersuchung, die für jede Patientin und jeden Patienten sehr individuell ist: zum Beispiel eine Untersuchung von Hals und Rachen, des äußeren Gehörgangs und der Stimmbänder, eine Blutentnahme, ein EKG, Röntgenaufnahmen, ein Ultraschall des Bauches oder eine Computertomographie der Brust und des Gehirns. Es wird bei Bedarf nach Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren, einer Magenentzündung oder einem Rückfluss von Magenflüssigkeit gesucht.
Therapie bei chronischem Schluckauf
Wird keine offensichtliche Ursache gefunden, kann eine Reihe von Medikamenten den Schluckauf lindern oder sogar ganz verschwinden lassen. So kann etwa eine Anti-Reflux-Therapie helfen.
Der Einsatz von Baclofen, ein Mittel gegen erhöhte Muskelspannung, und Metoclopramid, ein Medikament gegen Übelkeit, hat sich in Studien als wirksam erwiesen. Diese Medikamente werden oft zusammen eingesetzt. Baclofen ist das Mittel der Wahl, aber auch andere Medikamente sind möglich. Wenn sich auch nach oben genannter Diagnostik und mehreren Untersuchungen keine Ursache finden, stehen viele verschiedene Medikamente zur Wahl.
Tritt der Schluckauf nach einem Schlaganfall auf, kann neben Medikamenten auch Akupunktur helfen, wie Studien gezeigt haben. In den vergangenen Jahren wurde in einzelnen Fällen zudem versucht, den Vagusnerv zu stimulieren.
Wenn Medikamente nicht funktionieren, können Ärztinnen und Ärzte einen der Phrenicusnerven blockieren, indem sie geringe Mengen des Lokalanästhetikums Procain hineinspritzen. Wenn der Schluckauf trotz erfolgreicher Nervenblockierung wiederkehrt, kann der Nerv chirurgisch durchtrennt werden (Phrenikotomie). Aber selbst dieses Verfahren bringt nicht in allen Fällen eine Heilung. Weitere Therapien können sein: Hypnose, Psychotherapie, elektrische Phrenikusstimulation, Phrenikusschrittmacher. Viele dieser Verfahren bergen Gefahren und sind sehr radikal. Sie werden nur in Betracht gezogen, wenn alle anderen Therapien ausgeschöpft sind.
Es gibt keine offiziellen Leitlinien für die Behandlung von Schluckauf. Die meisten der genannten Methoden beruhen auf Fall- und Erfahrungsberichten. Die Beendigung einer Schluckauf-Episode kann für die Ärztin oder den Arzt eine große Herausforderung darstellen, sie verbessert die Lebensqualität der Betroffenen aber enorm.
Kann man Schluckauf vorbeugen?
Leider nicht wirklich. Wenn man jedoch bemerkt, dass man zu Schluckauf neigt, wenn man schnell oder im Gehen isst oder rohe Karotten knabbert, dann sollte man hier umdenken. Eventuell kann es helfen, nicht zu viel Luft beim Essen zu verschlucken, also langsam zu essen, und auf Alkohol zu verzichten.