Die Frage nach der Organspende ist für viele Menschen schwierig zu beantworten, denn sie bedeutet, dass man sich mit der eigenen Sterblichkeit befassen muss. Es ist jedoch wichtig, für sich persönlich eine Entscheidung zu treffen und diese zu dokumentieren. Dabei gilt: Es gibt keine richtige oder falsche Antwort auf die Frage "Organspende, ja oder nein?".
Warum ist eine Entscheidung wichtig?
Liegt im Fall eines irreversiblen Hirnfunktionsausfalls (Hirntod) kein dokumentierter Wille vor, müssen die Angehörigen entscheiden, ob die verstorbene Person Organe spendet. Zusätzlich zur Trauer kann das eine enorme Belastung für sie darstellen und sie in dieser Ausnahmesituation überfordern.
Grund dafür, dass diese Entscheidung getroffen werden muss, ist der Bedarf an Spenderorganen: In Deutschland standen 2021 etwa 8.700 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. 4.600 davon wurden neu auf die Liste genommen. 826 Menschen sind gestorben, während sie auf ein Spenderorgan warteten.
Finden sich hingegen geeignete Spender, ist die Organtransplantation ein etabliertes Behandlungsverfahren mit hoher Erfolgsaussicht. Viele Organempfänger und -empfängerinnen leben mit ihrem Organ über viele Jahre bis Jahrzehnte weiter.
Organtransplantationen folgen strengen Regeln
Die Organentnahme und -transplantation folgen in Deutschland strengen Regeln und werden genau kontrolliert. Das Transplantationsgesetz wurde 2012 umfassend überarbeitet, um die Aufnahme auf die Wartelisten und die Verteilung an Organempfänger stärker zu überwachen. Die Gesetze entsprechen den Vorgaben der Bundesärztekammer. Zwei Kommissionen prüfen und überwachen regelmäßig alle beteiligten Institutionen. Welche Empfängerinnen und Empfänger welche gespendeten Organe erhalten, richtet sich rein medizinisch vor allem nach Dringlichkeit und Erfolgsaussicht.
Der Hirntod ist nicht umkehrbar
Der Hirntod ist der unumkehrbare Ausfall aller Hirnfunktionen. Der Hirntod muss vor der Organentnahme zweifelsfrei feststehen. Die Diagnostik dazu folgt strengen Regeln und wird von zwei unabhängigen Fachärzten durchgeführt. Sie sind dafür speziell qualifiziert und führen verschiedene festgeschriebene Untersuchungen über mehrere Stunden oder Tage hinweg durch. Daher gilt der Hirntod als eine der sichersten Diagnosen der Medizin.
Menschen, die hirntot sind, sind im medizinischen Sinne verstorben. Der Ausfall aller Hirnfunktionen ist nicht umkehrbar. Die Durchblutung der Organe wird für eine mögliche Organspende durch Medikamente und künstliche Beatmung aufrechterhalten. Ansonsten würde infolge des Hirntods das Herz-Kreislauf-System zusammenbrechen und die Organe wären nicht mehr funktionsfähig. Lehnen Menschen ab, ist die Organspende ausgeschlossen.
Menschen, die einer Organspende zustimmen, werden im medizinischen Notfall genauso gut versorgt wie Menschen, die sie ablehnen. Ärzte legen mit dem hippokratischen Eid einen Schwur ab, der das Leben ihrer Patienten zur höchsten Priorität macht. Erst mit der Feststellung des unumkehrbaren Hirnfunktionsausfalls wird die Entscheidung über die Organspende relevant.
Jede und jeder sollte eine Entscheidung treffen
Die Entscheidung zur Organspende ist persönlich und individuell. Es ist wichtig, dass jeder Mensch eine Entscheidung über die Organspende trifft – egal, wie diese ausfällt. Jeder Mensch kann und sollte seine oder ihre persönliche Entscheidung im Organspendeausweis, einer Patientenverfügung oder im Organspende-Register rechtskräftig festhalten. Im Organspendeausweis können einzelne Organe oder Gewebe zur Spende freigegeben oder ausgeschlossen werden.
Sie können den Organspendeausweis einfach herunterladen und ausdrucken, online bestellen oder in vielen Apotheken und Arztpraxen mitnehmen.