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RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus): Symptome, Therapie und Impfung

Lesedauer

unter 9 Minuten

Redaktion

  • Oliver Treubel (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung

  • Dr. Clara Neuhaus (Molekularbiologin, Content Fleet GmbH)
  • Dr. med. Madeleine Zinser (Ärztin, Content Fleet GmbH)

Das Respiratorische Synzytial-Virus wird im allgemeinen Sprachgebrauch meist abgekürzt als RS-Virus, als RSV oder nicht ganz korrekt auch als RSV-Virus. Das weltweit verbreitete Virus überträgt sich von Mensch zu Mensch meistens über die Tröpfcheninfektion, also über Niesen und Husten. Es dringt dann in die Atemwege vor. Dieser Überblick verrät, welche Symptome nach einer RSV-Infektion häufig auftreten, wie diese behandelt werden und wie sich einer Ansteckung und einem schweren Krankheitsverlauf vorbeugen lässt.

Auf einen Blick

  • Ansteckung: Wie Erkältungsviren und Influenzaviren verbreiten sich auch die RS-Viren hauptsächlich über die Tröpfcheninfektion (Niesen und Husten).
  • Symptome: Die Symptome einer RSV-Infektion unterscheiden sich bei Kindern und Erwachsenen mitunter stark: Vor allem Neugeborene und Säuglinge haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.
  • Diagnose: Ärztinnen und Ärzte erfassen für ihre Diagnosestellung die typischen Symptome nach einer RSV-Ansteckung und setzen für den Erregernachweis PCR-Tests und Antigen-Schnelltests ein.
  • Therapie: Eine ursächliche Therapie gegen das Respiratorische Synzytial-Virus gibt es bislang nicht, aber belastende Symptome wie Husten und Fieber lassen sich wirksam behandeln. Bei schweren Verläufen kann eine Sauerstofftherapie angezeigt sein.
  • Impfung: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für Neugeborene und Säuglinge sowie für Menschen ab 75 Jahren beziehungsweise ab 60 Jahren bei erhöhtem Risiko eine RSV-Prophylaxe mit den jeweils zugelassenen Impfmöglichkeiten.

Was verbirgt sich hinter dem Respiratorischen Synzytial-Virus und wie ansteckend ist es?

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist wie Erkältungsviren und Influenzaviren hochansteckend und wird hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion übertragen. Eine Person steckt sich in aller Regel dadurch an, dass eine infizierte Person in der Nähe hustet oder niest. Aber auch eine Ansteckung über virusbehaftete Hände und Oberflächen ist möglich, vermutet die Wissenschaft. 

Ein Baby liegt unter einer Decke, greift den Finger einer erwachsenen Person und richtet seinen Blick in deren Richtung

In den ersten zwei Lebensjahren machen fast alle Kinder mindestens eine RSV-Infektion durch.

Gelangt das RS-Virus über die Nase oder den Mund in die oberen Atemwege, dienen ihm die dortigen Schleimhäute als Eintrittstore in den Organismus. Das RSV nistet sich in spezielle Zellen (Epithelzellen) der Atemwege ein und nutzt diese als Wirte, um sich schnell zu vermehren und auszubreiten.

Wie Erkältungsviren und Influenzaviren haben auch RS-Viren in den Herbst- und Wintermonaten Saison: In den Monaten November/Dezember bis März/April kommt es zu den meisten Ansteckungen, der Ansteckungsgipfel liegt meist im Januar und Februar.

Dass das RSV hochansteckend ist, verdeutlicht folgender Fakt: Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres haben fast alle Kinder mindestens eine Infektion mit dem RS-Virus durchgemacht. Das RSV stellt bei älteren Säuglingen und Kleinkindern den am häufigsten nachgewiesenen Erreger bei Erkrankungen der unteren Atemwege dar. Da nach einer Infektion keine langfristige Immunität gegen das Respiratorische Synzytial-Virus besteht, kann man sich im Laufe seines Lebens immer wieder anstecken.

RS-Virus: Eine festgestellte Infektion ist meldepflichtig

Stellt eine Ärztin oder ein Arzt bei einer Patientin oder einem Patienten eine RSV-Infektion fest, so muss die Arztpraxis diese dem Gesundheitsamt melden –  gemäß Infektionsschutzgesetz § 7 Abs. 1 Nr. 38a IfSG.

Welche Symptome treten infolge einer RSV-Infektion auf?

Zwischen der Ansteckung mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus und dem Ausbruch der Erkrankung vergehen zwei bis acht Tage, im Durchschnitt fünf Tage. Dabei treten mitunter sehr unterschiedliche Symptome auf, abhängig vom Alter der betroffenen Person und von ihrem allgemeinen Gesundheitszustand.

RSV-Infektion bei gesunden Erwachsenen

Erwachsene mit einem intakten, also gut funktionierenden Immunsystem bemerken mitunter überhaupt nichts von einer Ansteckung mit dem RS-Virus oder es kommt zu einer unkomplizierten Infektion der oberen Atemwege mit Erkältungssymptomen wie Husten, einer verstopften Nase und körperlicher Schwäche. Die Betroffenen halten dies oft für Anzeichen einer Erkältung.

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RSV-Infektion bei Kindern

Bei der ersten Infektion mit dem RS-Virus, die fast alle Kinder innerhalb ihrer ersten zwei Lebensjahre durchmachen, kommt es so gut wie immer zu ausgeprägteren Symptomen. Als erste Anzeichen zeigen sich meist eine laufende Nase, Husten und Niesen, begleitet von verringertem Appetit. Fieber tritt bei Kindern ebenfalls häufig auf, auch schon bei leichteren Verläufen. 

Innerhalb einiger Tage greift die Infektion bei etwa jedem zwanzigsten Kind von den oberen auf die unteren Atemwege mit Lunge und Bronchien über. Sie führt dann zu einem produktiven (schleimigen), manchmal sogar keuchhustenartigen Husten. Ein schwerer Krankheitsverlauf macht mitunter einen Krankenhausaufenthalt mit Beatmung notwendig. Bei den meisten Kindern bleibt eine RSV-Infektion aber auf die oberen Atemwege beschränkt, also auf den Nasen- und Rachenbereich.

RSV: Neugeborene und Säuglinge besonders gefährdet

Bei Neugeborenen – insbesondere bei Frühgeborenen – und bei Säuglingen besteht bei einer RSV-Infektion in den ersten Lebensmonaten ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Eine Lungenentzündung und eine Bronchiolitis – eine Entzündung der kleinsten Verästelungen der Bronchien – stellen mögliche Folgen dar. 

Ärztinnen und Ärzte achten bei der Untersuchung auf Fieber, schleimigen Husten und auf weitere Anzeichen wie Atemprobleme, einen geschwächten Allgemeinzustand und Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme, zum Beispiel Erbrechen.

Bei Verdacht auf RSV frühzeitig in die Praxis

Leidet Ihr Baby unter Erkältungssymptomen wie Husten, verstopfter Nase und Fieber, sollte eine Ärztin oder ein Arzt die Krankheitszeichen untersuchen. Mit der Barmer Arztsuche finden Sie Mediziner oder Medizinerinnen in Ihrer Nähe.

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RSV-Infektion bei Menschen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf

Neben Frühgeborenen, Neugeborenen und Säuglingen gibt es weitere Risikogruppen für einen schweren Krankheitsverlauf nach einer RSV-Infektion. Dazu zählen insbesondere:

  • Personen mit bestehenden Lungenerkrankungen, Herzerkrankungen und Herzfehlern
  • Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem, etwa aufgrund einer medikamentösen Unterdrückung des Immunsystems nach einer Transplantation
  • Personen mit Trisomie 21 (frühere Bezeichnung: Down-Syndrom)
  • Menschen ab 60 Jahren

Diagnose: Wie stellen Ärztinnen und Ärzte eine RSV-Infektion fest?

Ärztinnen und Ärzte fragen im ersten Schritt ihrer Diagnostik nach den Beschwerden und führen eine körperliche Untersuchung durch. Weil typische Symptome wie Husten und Fieber grundsätzlich aber ebenso von anderen Erregern wie Influenzaviren oder dem Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht werden, lässt sich eine RSV-Infektion nur durch einen direkten Erregernachweis im Labor gesichert feststellen. Zur Verfügung stehen hier PCR-Tests und Antigen-Schnelltests, ganz ähnlich den Tests, die im Rahmen der Coronapandemie allgemeine Bekanntheit erlangten. Für beide Testverfahren reicht ein Nasen-Rachen-Abstrich.

Ein Mann im höheren Alter sitzt auf einem Sofa und hustet in seine Armbeuge

RS-Virus: Ältere Menschen haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. 

Bei gesunden Erwachsenen verläuft eine RSV-Infektion meist entweder symptomlos oder mit erkältungsähnlichen Symptomen, die nach einigen Tagen von selbst abklingen. Das Respiratorische Synzytial-Virus kann bei Risikogruppen wie Säuglingen, älteren und immungeschwächten Menschen schwere Krankheitsverläufe verursachen, die bis hin zu lebensbedrohlicher Atemnot führen können. Eltern und pflegende Personen sollten daher bei vermeintlichen Erkältungssymptomen auch an die Möglichkeit einer RSV-Infektion denken und mit den Betroffenen frühzeitig die Arztpraxis aufsuchen.

RSV-Infektion: Wann ist der Erregernachweis notwendig?

Ärztinnen und Ärzte führen nicht automatisch einen Erregernachweis durch, sobald ein Verdacht auf eine RSV-Infektion besteht. Denn bei den meisten Erwachsenen mit gesundem Immunsystem bleibt die Infektion auf erkältungsähnliche Symptome beschränkt, die rein symptomatisch, also erregerunabhängig behandelt werden.

Müssen Patientinnen und Patienten aber aufgrund von Atemwegssymptomen in einem Krankenhaus behandelt werden, sollte vor der Aufnahme eine Erregertestung erfolgen. So lassen sich bei Bedarf rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, die eine Ausbreitung des RS-Virus und anderer möglicher Erreger im Krankenhaus verhindern.

Therapie: Wie wird eine Infektion mit dem RS-Virus (RSV) behandelt?

Eine ursächliche Behandlung, die das RS-Virus aus dem Körper vertreibt oder zügig abtötet, gibt es bislang nicht. Die typischen Symptome einer RSV-Infektion wie Husten und Fieber lassen sich aber medizinisch behandeln, damit sie weniger belastend sind. Darüber hinaus können Patientinnen und Patienten selbst dazu beitragen, dass es ihnen bei einer RSV-Infektion bald wieder besser geht.

Zu den Möglichkeiten der symptomatischen Behandlung gehören unter anderem:

  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Wie bei einer Erkältung und einer Grippe sollten Betroffene auch bei einer RSV-Infektion über den Tag verteilt genug trinken, zum Beispiel Wasser und ungesüßte Kräuter- und Früchtetees.
  • Nasentropfen und -spülungen auf Salzbasis können dazu beitragen, dass eine verstopfte Nase schneller wieder frei wird. 
  • Abschwellende Nasensprays und -tropfen sorgen kurzfristig für eine verbesserte Nasenatmung, sie sollten aber nicht länger als einige Tage angewendet werden.
  • Schmerzstillende Medikamente und fiebersenkende Mittel lassen sich ebenfalls einsetzen, wenn die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt dies für sinnvoll erachtet.
  • Weil Antibiotika gegen Viren wie das Respiratorische Synzytial-Virus nicht wirken, sind sie nur dann sinnvoll, wenn sich infolge der Virusinfektion auch eine bakterielle Infektion eingestellt hat.

Schwere Verläufe: Stationäre Überwachung und Behandlung

Bei schweren Krankheitsverläufen, bei denen die RSV-Infektion auch die unteren Atemwege betrifft, kann die Atmung behindert und die Sauerstoffversorgung zu gering sein. Kinder und Erwachsene mit einer verringerten Sauerstoffsättigung im Blut müssen im Krankenhaus überwacht werden und eine Sauerstofftherapie und/oder eine Atemunterstützung mit einer speziellen Maske erhalten. In schweren Fällen kann eine künstliche Beatmung notwendig sein.

Hygienemaßnahmen und Impfung: Wie kann man sich vor dem RS-Virus schützen?

Die Coronapandemie hat gezeigt, dass konsequente Hygiene- und Schutzmaßnahmen ein wichtiges und wirksames Mittel zur Vorbeugung vor einer Ansteckung mit hochinfektiösen Viren darstellen. Wie beim Coronavirus SARS-CoV-2 handelt es sich auch bei dem RS-Virus um ein hochansteckendes Virus, das meist durch Niesen und Husten, wahrscheinlich aber auch durch Kontaktinfektion übertragen wird – beispielsweise über Hände und Oberflächen. Die Hygienemaßnahmen, die sich in der Coronapandemie bewährt haben, tragen daher auch dazu bei, das Risiko einer Ansteckung mit dem RS-Virus zu mindern:

  • Kontakt zu erkrankten Personen vermeiden: Hat sich eine Person mit dem RS-Virus infiziert, bleibt sie für etwa drei bis acht Tage infektiös. In dieser Zeit sollte die Person nach Möglichkeit den direkten Kontakt mit anderen meiden.
  • Hände regelmäßig waschen: Händewaschen trägt dazu bei, das Risiko einer Kontaktinfektion zu verringern. Lassen sich die Hände in bestimmten Situationen nicht waschen, sollten Augen, Nase und Mund möglichst nicht mit den Händen berührt werden.
  • Antivirale Desinfektion: Zur Desinfektion von Oberflächen gibt es in Drogerien und Supermärkten einfach anzuwendende Hygienesprays und Desinfektionstücher, die auch gegen Viren wirken.
  • Mund-Nasen-Schutz: Ein eng anliegender Mund-Nasen-Schutz reduziert das Risiko einer Tröpfcheninfektion (Ansteckung durch Husten oder Niesen) zum Beispiel bei Bahnfahrten.
  • Regelmäßig lüften: Das regelmäßige und gründliche Lüften von Wohnräumen senkt ebenfalls das Risiko für Atemwegsinfektionen.

Wichtig zu wissen: Auch wenn sich die oben genannten Hygiene- und Schutzmaßnahmen als wirksam erwiesen haben, senken sie das Risiko einer Ansteckung nicht auf null.  

Für einen zusätzlichen Schutz vor einer Infektion mit dem RS-Virus und vor einem schweren Krankheitsverlauf stehen mittlerweile Impfungen zur Verfügung:

Für Menschen ab 75 Jahren und für Menschen ab 60 Jahren mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf sowie für Personen, die in Pflegeeinrichtungen leben, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine einmalige Impfung. Diese Impfung sollte vor Beginn der RSV-Saison erfolgen, also im Spätsommer oder zum Herbstbeginn.

Für Neugeborene und Säuglinge empfiehlt die STIKO eine RSV-Prophylaxe mit dem Antikörper Nirsevimab. Diese Impfung sollte idealerweise vor Beginn der ersten RSV-Saison durchgeführt werden. Während der RSV-Saison im Winter geborene Säuglinge können schon kurz nach der Geburt den Impfschutz erhalten. Kinder mit einem erhöhten Risiko für schwere RSV-Verläufe, etwa aufgrund von chronischen Lungenerkrankungen, sollten im zweiten Lebensjahr erneut eine Impfung bekommen.

Kostenübernahme für RSV-Impfungen

Die Barmer übernimmt die Kosten für RSV-Impfungen für Erwachsene ab 75 Jahren. Auch Menschen im Alter von 60 bis 74 Jahren erhalten die Impfung kostenlos, wenn sie an einer schweren Grunderkrankung leiden oder in einer Pflegeeinrichtung leben. Für Neugeborene und Säuglinge übernimmt die Barmer eine RSV-Prophylaxe mit dem Antikörper Nirsevimab. Kinder, die ein erhöhtes Risiko für schwere RSV-Erkrankungen haben, sollten im zweiten Lebensjahr erneut eine Impfung erhalten.

Darüber hinaus kommt in manchen Fällen eine Impfung mit einem zugelassenen proteinbasierten Impfstoff auch für Schwangere zum Schutz des Kindes sowie für Erwachsene mit geschwächtem Immunsystem infrage. Da es hierzu aber keine Impfempfehlungen seitens der Ständigen Impfkommission (STIKO) gibt, hängen diese Impfentscheidungen immer von der persönlichen Patientensituation ab.

Wenden Sie sich bei Fragen zu allen empfohlenen und individuell sinnvollen Schutzimpfungen wie der RSV-Impfung und der Grippeschutzimpfung (Influenza) an Ihre Hausarztpraxis.