Stilisierte Darstellung von Nieren-Krebszellen
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Nierenkrebs (Nierenzellkarzinom)

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Natalie Tutzer (Medical Writer, TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Utta Petzold (Dermatologin, Allergologin, Phlebologin, Barmer)

Nierenkrebs ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Krebsarten, die an verschiedenen Stellen der Niere auftreten können. In etwa 90 von 100 Fällen ist das Nierengewebe selbst betroffen, dann sprechen Mediziner von Nierenzellkrebs (Nierenzellkarzinom). In Deutschland erkranken jährlich etwa 15.000 Menschen neu an Nierenkrebs. Damit gehört Nierenkrebs zu den selteneren Krebsarten. Zum Vergleich: im selben Zeitraum erkranken etwa 64.000 Männer an Prostatakrebs und 70.000 Frauen an Brustkrebs. Männer erkranken im Durchschnitt mit 68 Jahren an Nierenkrebs, Frauen mit 72 Jahren. Im Folgenden finden Sie Informationen zu Symptomen, Diagnose, Behandlung und Lebenserwartung.

Was ist Nierenkrebs?

Nierenkrebs ist ein bösartiger Tumor in oder an der Niere. Ein Tumor besteht aus Krebszellen, die sich unkontrolliert und schneller teilen als normale Zellen und so gesundes Körpergewebe verdrängen. Einzelne Krebszellen können sich vom Tumor ablösen und über Blut- und Lymphbahnen in andere Organe streuen und dort neue Tumore (Metastasen) bilden.

Nierenzellkarzinome sind die am häufigsten vorkommenden Nierentumore. Es gibt auch andere Formen, wie zum Beispiel das Nierenlymphom.

Funktion der Niere

Die Niere ist ein bohnenförmiges Organ, von dem die meisten gesunden Menschen zwei besitzen. Sie sitzen links und rechts im hinteren Bauchraum. Die Hauptaufgabe der Niere ist es, das Blut zu reinigen und den Urin zu bilden. Das Organ besteht aus dem Nierenbecken und dem Nierengewebe.

Die sogenannten Nephrone im Nierengewebe funktionieren wie Filter und reinigen das Blut von Stoffwechselprodukten, Giftstoffen und überflüssigem Wasser. Der so gebildete Urin sammelt sich im Nierenbecken und gelangt von dort durch den Harnleiter zur Blase, aus der er schließlich über die Harnröhre ausgeschieden wird.

Wie merkt man, dass man Nierenkrebs hat? Symptome und Risikofaktoren

Viele Menschen mit Nierenkrebs haben vor der Diagnose keine Beschwerden. Symptome treten meist erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Dazu gehören:

  • rötliche Färbung des Urins
  • Appetitlosigkeit
  • Leistungsabfall
  • unbeabsichtigter Gewichtsverlust
  • „Flankenschmerz“: dumpfer Schmerz an der Seite, der in den Rücken ausstrahlen kann
  • anhaltendes, leichtes Fieber
  • neu aufgetretener Bluthochdruck
  • geschwollene Beine
  • Veränderungen bei den Blutwerten

Treten mehrere dieser Beschwerden für länger als zwei Wochen auf, sollten Sie sie ärztlich abklären lassen. Sie müssen jedoch nicht gleich Grund zur Sorge sein: Viele dieser Symptome sind unspezifisch und müssen nicht zwangsläufig auf ein Nierenzellkarzinom hinweisen.

Als Risikofaktoren für Nierenkrebs gelten:

Nierenkrebs Diagnose – Wie wird die Diagnose gestellt?

Obwohl sich Nierenkrebs in der Regel nicht frühzeitig durch spezifische Symptome bemerkbar macht und es in Deutschland auch keine systematischen Vorsorgeuntersuchungen gibt, wird Nierenkrebs häufig durch Zufall in einem frühen Stadium entdeckt. Durch mehrere Folgeuntersuchungen wird dann bestimmt, ob es sich tatsächlich um einen bösartigen Nierentumor handelt, wie groß er ist, ob und wie weit er gestreut hat und in welcher Geschwindigkeit er wächst.

In 75 von 100 Fällen wird Nierenkrebs früh festgestellt und ist dann meist sehr gut behandelbar. In den häufigsten Fällen wird er zufällig entdeckt, etwa bei einer Ultraschalluntersuchung zur Klärung anderer Beschwerden.

Technische, bildgebende Verfahren

Um Veränderungen in der Niere genauer zu erkennen, werden sogenannte bildgebende Verfahren eingesetzt. Das sind Untersuchungen, die Bilder vom Körperinneren erzeugen. Meist wird zunächst eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) durchgeführt, welche dann je nach Ergebnis durch eine Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT) ergänzt werden kann. Dies sind gute und sichere Verfahren, um einen Tumor im Rumpf zu bestimmen, auch wenn er teilweise verdeckt wird - wie es bei Tumoren in der Niere durch die Rippen sein kann.

Gewebeproben

Um den Tumor genauer zu bestimmen, können von ihm – oft ambulant – Gewebeproben entnommen (Biopsie) und unter dem Mikroskop untersucht werden (Histologie).

Neben der Bestätigung der Diagnose wird an dem Gewebe auch das Grading festgestellt. Das sagt aus, wie stark die Tumorzellen sich von gesundem Nierengewebe unterscheiden. Je ähnlicher die Krebszellen den normalen Nierenzellen sind, desto günstiger ist die Prognose für die Behandlung.
Das Ausbreitungsverhalten beschreibt, wie der Tumor sich in und außerhalb der Niere ausbreitet. Davon hängt ab, ob und wie gut er operativ entfernt werden kann.

Das Staging ist die Zusammenfassung aller Untersuchungen, um den Ausbreitungsgrad festzulegen. Diese Festlegung geschieht nach der international gültigen TNM-Klassifikation (Tumor/Lymphknoten (Node)/Metastasen).

Therapie von Nierentumoren

Für die Planung der weiteren Behandlung wird unterschieden, ob es sich um den (häufigeren) frühen Nierenkrebs handelt, der sich auf die Niere beschränkt, oder um den späten Nierenkrebs, der bereits gestreut hat. Neben Stadium und Art des Tumors spielen für die Therapiewahl noch andere Faktoren eine Rolle, weshalb hier Experten verschiedener Fachrichtungen eng zusammenarbeiten (Tumorboard).

Sehr wichtig ist beispielsweise auch der Allgemeinzustand der Erkrankten: Wenn diese bereits viel Gewicht verloren haben oder unter Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Herzproblemen leiden, kann das die Optionen für die Nierenzellkarzinom-Therapie einschränken.

Wenn der Tumor früh entdeckt wird, ist das Ziel der Behandlung, die Erkrankung zu heilen (kurative Behandlung). Wenn die Erkrankung schon zu weit fortgeschritten ist und der Nierenkrebs im Körper gestreut hat, versucht das Behandlungsteam, den Tumor möglichst lange zu kontrollieren und gleichzeitig die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten (palliative Behandlung).

Operation

Bei der kurativen Behandlung wird das frühe Nierenzellkarzinom in einer Operation möglichst vollständig entfernt. Je nach Größe, Lage und Wachstumsverhalten des Tumors werden bei dieser OP auch ein Teil der Niere (Teilresektion) oder die ganze Niere (totale Resektion) entfernt. Die Lebenserwartung ist in beiden Fällen vergleichsweise ähnlich. Die Lebensqualität der Patienten kann nach der organerhaltenden Operation allerdings besser sein.

Es gibt zwei Möglichkeiten für die Operation: Sie kann offen, mit einem längeren Schnitt im Bauchraum oder der Flanke, durchgeführt werden oder minimal-invasiv, über kleine Schnitte im Bauchraum oder der Flanke, durch die die Operationsinstrumente eingeführt werden („Schlüssellochtechnik“).

Anstatt das Tumorgewebe zu entnehmen, kann es auch lokal durch Hitze (Radiofrequenzablation) oder Kälte (Kryoablation) zerstört werden. Das ist eine Möglichkeit, wenn der Tumor sehr klein ist oder eine operative Entnahme aus anderen gesundheitlichen Gründen nicht in Frage kommt.

Immuntherapie

Krebszellen produzieren Signale, die das Abwehrsystem des Körpers blockieren. Bei der Behandlung einiger Krebsarten kommen daher seit Kurzem sogenannte Immuncheckpoint-Inhibitoren zur Anwendung. Durch verschiedene Substanzen werden die körpereigenen Abwehrzellen angeregt, veränderte Zellen (Krebszellen) zu zerstören.

Die für diese Immuntherapie zugelassenen Wirkstoffe unterscheiden sich allerdings erheblich hinsichtlich ihrer Ansprechraten (Häufigkeit von Tumorrückbildungen durch eine bestimmte Therapie ), Wirksamkeit und möglicher Nebenwirkungen. Eine höhere Wirksamkeit kann etwa mit einem größeren Risiko für schwere Nebenwirkungen einhergehen.

Daher ist die Wahl einer in Frage kommenden Therapie immer abhängig vom jeweiligen Krankheitsstadium und dem weiteren gesundheitlichen Zustand der jeweiligen Betroffenen. Die Entscheidung bezüglich einer in Frage kommenden Therapie sollte daher mit dem Patienten zusammen und nach Abwägung aller Argumente getroffen werden. 

Aktive Überwachung

Auch Abwarten kann eine Therapieoption darstellen. In diesem Fall wird der Tumor weder entfernt noch anderweitig behandelt. Stattdessen wird der Tumor aktiv überwacht, also sein Wachstum regelmäßig ärztlich kontrolliert. Diese Vorgehensweise kann zum Beispiel sinnvoll sein, wenn der Tumor sehr klein ist und langsam wächst. Aber auch der allgemeine körperliche Zustand und das Alter eines Patienten können gegen andere Therapien oder eine Operation sprechen, da diese dann für sie ein unnötig hohes Risiko darstellen.

Palliativmedizinische Behandlung

Wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, sorgt die Palliativmedizin dafür, dass Beschwerden wie Schmerzen der Patienten gelindert werden. Ihr Ziel ist es, möglichst lang eine möglichst hohe Lebensqualität zu erhalten. Dabei ist es besonders wichtig, unnötige Untersuchungen und Behandlungen zu vermeiden.

Eine gezielte Strahlentherapie kann das Wachstum von Knochenmetastasen verlangsamen. In Deutschland wird sie zur Behandlung eines Nierenkarzinoms im späten Stadium eingesetzt, um krankheitsbedingte Beschwerden zu verringern. Bei dieser Behandlung werden energiereiche (ionisierende) Strahlen eingesetzt, um die Krebszellen zu schädigen. Heilen lässt sich ein Nierenzellkarzinom durch eine Strahlentherapie nicht.

Erkrankte werden nicht nur therapeutisch und pflegerisch begleitet, auch soziale Aspekte spielen eine wichtige Rolle. Das Palliativteam hilft dabei, kraftspendende Lebensinhalte möglichst lange aufrechtzuerhalten.

Nierenkrebs: wie sind die Überlebenschancen?

Die Nierenkrebs-Prognose ist stark vom Krankheitsstadium abhängig. Ärzte unterscheiden zwischen dem frühen und späten Nierenkrebs. In 75 von 100 Fällen werden Nierenkarzinome früh festgestellt und sind dann sehr gut behandelbar. Die Prognose beim frühen Nierenzellkrebs ist vergleichsweise günstig, die Überlebensrate nach fünf Jahren mit etwa 76 Prozent relativ hoch.

Sollten sich die Krebszellen jedoch bereits im Körper verteilt und der Krebs Metastasen gebildet haben, ist eine Heilung oft nicht mehr möglich. Die Behandlung zielt dann darauf ab, vorhandene Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen möglichst lange zu erhalten.

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