Stilisierte Darstellung einer DNA-Doppelhelix
Krebs

Welche Ursachen und Risikofaktoren gibt es für Krebs?

Lesedauer unter 8 Minuten

Redaktion

  • Natalie Tutzer (Medical Writer, TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Utta Petzold (Dermatologin, Allergologin, Phlebologin, Barmer)

Krebs kann viele Ursachen haben. Er entsteht im komplexen Zusammenspiel von Lebensstil, Umwelteinflüssen, Vorerkrankungen und unserem täglichen Umfeld. Auch eine genetische Vorbelastung kann eine Rolle spielen, wenn Zellen unkontrolliert wachsen und Tumoren entstehen. Manchmal entsteht Krebs jedoch einfach ohne Grund – durch zufällige Fehler bei der Zellteilung. Daher kann man das Risiko, an Krebs zu erkranken, nicht vollständig ausschalten. Durch einen gesunden Lebensstil kann man jedoch das eigene Risiko deutlich verringern. 

Die Wissenschaft hat noch keine eindeutige Antwort darauf, warum Krebs entsteht. Es gibt Patienten, die nie geraucht haben, aber trotzdem an Lungenkrebs erkrankt sind. Andere haben hingegen schon jahrzehntelang viel geraucht, sind aber zum Glück bei bester Gesundheit geblieben. 

Manchmal nutzen wir solche Geschichten, um ungesunde Gewohnheiten zu rechtfertigen. Manchmal beruhigen wir damit unsere Angst vor einer Krebserkrankung. Tatsächlich spielt auch der Zufall eine nicht zu unterschätzende Rolle für die Krebsentstehung. Wer an Krebs erkrankt, ist daher nicht „einfach selbst schuld“ – die Ursachen einer Erkrankung sind ein komplexes Zusammenwirken verschiedener Einflüsse.

Sicher ist jedoch auch: Es gibt Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, nachweisbar erhöhen. Um diese geht es in diesem Beitrag.

Wie entsteht Krebs?

Biologisch betrachtet handelt es sich bei Krebs um entartete Zellen, die sich schneller teilen als gesunde Zellen. Eine solche bösartige Geschwulst, der sogenannte bösartige Tumor, wächst unkontrolliert und verdrängt gesunde Zellen. Einzelne Krebszellen können sich vom Tumor lösen und in andere Bereiche oder Organe des Körpers „streuen“. Dadurch können sich neue Tumoren (Metastasen) bilden. Das Immunsystem erkennt die Krebszellen nicht als krankhaft und geht nicht gegen sie vor.

Risikofaktoren für Krebs: Viele Faktoren, die das Risiko für Krebs erhöhen, sind vermeidbar

Risikofaktoren für Krebs: Viele Faktoren, die das Risiko für Krebs erhöhen, sind vermeidbar

Welchen Einfluss hat der Lebensstil auf das Krebsrisiko?

Rauchen

Der bekannteste Risikofaktor für fast jede Krebsart ist das Rauchen. Raucher haben ein deutlich erhöhtes Risiko für zahlreiche Krebserkrankungen, einschließlich Darm- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die bekannteste ist Lungenkrebs, an der Raucher acht Mal häufiger erkranken als Nichtraucher. Selbst Passivrauchen Zuhause oder am Arbeitsplatz kann das Krebsrisiko erhöhen.

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Ernährung, Alkohol und Bewegung

Was wir unserem Körper täglich zuführen, hat großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Wer häufig verarbeitete Fleischprodukte und rotes Fleisch sowie verkohlte Speisen oder verschimmeltes Essen zu sich nimmt, hat ein höheres Krebsrisiko. Bewegungsmangel und starkes Übergewicht können das Krebsrisiko ebenfalls erhöhen. Indem Sie durch eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Gemüse und Obst sowie durch Bewegung auf ein gesundes Körpergewicht achten, können Sie Krebs vorbeugen. 

Krebs vorbeugen mit Himbeeren und Feigen?

In sozialen Medien wird immer wieder behauptet, man könne eine Krebserkrankung vermeiden, indem man bestimmte Obstsorten, etwa Himbeeren oder Feigen, isst. Himbeeren und Feigen enthalten, wie viele andere Obstsorten auch, sekundäre Pflanzenstoffe – Antioxidantien, Flavonoide, Carotinoide und Polyphenole –, die ihnen Farbe und Aroma verleihen und sie vor Krankheiten schützen. Laborexperimente und Tierversuche haben gezeigt, dass diese Stoffe das Wachstum von Krebszellen hemmen oder diese zerstören können. Diese Effekte werden in zahlreichen Fachpublikationen beschrieben.

Dr. med. Susanne Weg-Remers vom Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums warnt jedoch vor falschen Schlussfolgerungen. Sie betont, dass die Vermarktung solcher Pflanzenstoffe als krebspräventive Mittel wissenschaftlich nicht haltbar sei: „Einen solchen Befund aus der Grundlagenforschung kann man nicht eins zu eins auf den Genuss der Lebensmittel durch den Menschen übertragen.“

Himbeeren, Feigen, verschiedene Kohlsorten oder Brokkoli seien in der Vergangenheit stark propagiert worden, es gebe aber andere Obst- und Gemüsesorten, die ebenso gesundheitsfördernd sein können. Der Ärztin zufolge sollte man „nicht nur Himbeeren und Feigen essen, sondern wirklich bunt durch den Gemüsegarten und Obstgarten je nach Saison.“

Familiäre Krebsbelastung

Manche Krebserkrankungen und Krebsarten können in der Familie liegen. Gene, die mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergehen, können vererbt werden. Haben nahe Verwandte wie die Eltern oder Großeltern etwa Darmkrebs oder Brustkrebs, kann man selbst ebenfalls ein erhöhtes Risiko haben. Dann können regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen dabei helfen, eine Erkrankung möglichst früh zu entdecken.

Einige solcher „Krebs-Gene“ sind bereits bekannt, etwa BRCA1 und BRCA2, die zu Brustkrebs führen können. Bei Verdacht kann man durch medizinische Tests herausfinden, ob man selbst solche Gene trägt. Ist das der Fall, bedeutet das nicht, dass Krebs ausbrechen muss, sondern dass man ein erhöhtes Risiko dafür hat. Ob man den Test durchführen lassen möchte, ist eine sehr persönliche Entscheidung. Haben Sie Verwandte mit Krebserkrankungen, können Sie mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt über Ihr Krebsrisiko sprechen.

Können Umwelteinflüsse ein Risikofaktor für eine Krebserkrankung sein?

UV-Strahlen

Kurzwellige, ultraviolette (UV-)Strahlen können dazu führen, dass normale Zellen zu Krebszellen werden. Dies gilt sowohl für Sonnenlicht als auch für Solarien. Sie können auf Dauer das Erbgut der Haut verändern (Mutationen), etwa nach vermehrten Sonnenbränden. Ist die DNA beschädigt, kann es passieren, dass Zellen unkontrolliert wachsen - es entsteht Hautkrebs.

Giftstoffe

Wer am Arbeitsplatz regelmäßig Kontakt mit bestimmten Schadstoffen und chemischen Substanzen hat, kann ein höheres Krebsrisiko haben. Asbest ist für etwa 80 Prozent der berufsbedingten Krebserkrankungen verantwortlich. Mit diesem darf mittlerweile zwar nicht mehr gebaut werden, bei Sanierungs- oder Abrissarbeiten kann man dennoch mit ihm in Kontakt kommen. 

Weitere potentiell krebserregende Stoffe (Karzinogene) am Arbeitsplatz sind beispielsweise Schwermetalle, Chrom, Nickel, Benzol, Diesel oder auch Holzstaub. Menschen in Risikoberufen können sich schützen, indem sie Sicherheitsvorschriften befolgen und beispielsweise geeignete Atemschutzmasken tragen.

Es gibt auch einige Mythen um Karzinogene. Beispielsweise wird Amalgam in Zahnfüllungen, elektromagnetischer Strahlung aus Handys oder Aluminium in Deodorants nachgesagt, sie würden das Entstehen von Tumoren begünstigen. Belastbare wissenschaftliche Beweise gibt es dafür nicht.

Strahlenbelastung

Bestimmte medizinische Diagnosemethoden und Therapien nutzen energiereiche, sogenannte ionisierende Strahlung. Zu diesen Methoden gehören beispielsweise Röntgen-Untersuchungen oder eine Strahlentherapie gegen Tumoren. Vor ihrem Einsatz werden Risiko und Nutzen gegeneinander abgewogen: Ärzte sollten einem begründeten Verdacht zwar nachgehen, unnötige Prozeduren aber vermeiden. Doppelte Untersuchungen, etwa durch einen Arztwechsel, können vermieden werden, indem der Patient alte Röntgenaufnahmen mitbringt.

Radon ist ein radioaktives Gas, das ganz natürlich überall vorkommt. Es sammelt sich in Höhlen, Bergwerken oder Stollen an. Durch unversiegelte Bodenplatten kann es auch in Gebäudekeller vordringen. In Deutschland reicht meist schon kräftiges Durchlüften aus, um die Radonkonzentration in Innenräumen stark abzusenken. Werden Souterrain-Räume wie Werkstätten, Hobbyräume oder gar Schlafzimmer in betroffenen Gebieten hingegen ungenügend gelüftet, besteht ein erhöhtes Krebsrisiko.

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Wie hängen Infektionen und Krebserkrankungen zusammen?

Krebs ist nicht ansteckend. Es gibt jedoch Formen von Krebs, die durch eine Infektion ausgelöst werden können, beispielsweise mit Humanen Papillomaviren (HPV). Anders ist der Zusammenhang bei dem HIV-Virus: Die Infektion selbst erhöht nicht das persönliche Krebsrisiko, eine ausgebrochene AIDS-Erkrankung schwächt jedoch das Immunsystem des Körpers – ein höheres Krebsrisiko ist die Folge.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, Kinder gegen bestimmte infektiöse Krankheiten impfen zu lassen, um sie vor bestimmten Krebserkrankungen zu schützen. Diese sind die Hepatitis B-Impfung für Neugeborene und später die HPV-Impfung bei Kindern und Jugendlichen.

Können psychische Erkrankungen Auswirkungen auf das Krebsrisiko haben?

Auch andauernder Stress und psychische Erkrankungen werden von vielen Menschen als Risikofaktoren für Krebs betrachtet. Es gibt jedoch bisher keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass seelische Probleme die direkte Ursache einer Krebserkrankung sein können.

Unter einer Einschränkung: Menschen, die gestresst, unglücklich oder depressiv sind, neigen öfter zu einem ungesunden Lebensstil: Patienten essen öfter industriell verarbeitete Speisen, trinken mehr Alkohol und rauchen eher. Diese ungesunde Lebensweise steigert wiederum durchaus das Risiko für manche Krebsarten. Wer an Depressionen leidet, nimmt außerdem seltener an Früherkennungsuntersuchungen teil oder ignoriert unter Umständen erste Warnhinweise auf eine Erkrankung.

Aus ähnlichen Gründen wird diskutiert, ob Armut und Krebs zusammenspielen. Arme Menschen tragen unter Umständen ein höheres Krebsrisiko, da sie öfter rauchen und Alkohol trinken. Fehlende Bildung kann außerdem dazu beitragen, dass die Lebensmittel einer gesunden Ernährung unbekannt sind oder in der täglichen Ernährung vernachlässigt werden.

Ein gesunder Lebensstil schade nicht

Ein gesundes Leben hat viele Vorteile für Körper und Seele, die über die Krebsprävention hinausgehen: Regelmäßige Bewegung, abwechslungsreiche Ernährung und ausreichend Entspannung wirken sich positiv auf unsere gesamte Lebensqualität aus.

Plädoyer für die Krebsfrüherkennung

Da Krebs auch von den Genen und dem Zufall abhängt, können regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen dabei helfen, ihn zumindest früh zu entdecken. Denn je früher Krebs erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Krebs frühzeitig erkennen und wirksam vorsorgen

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Krebsvorsorge


Da mit den Jahren das Risiko für eine Krebserkrankung steigt, sind ab einem bestimmten Alter regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen sinnvoll. Für Frauen ist dies etwa die Mammographie, also die Röntgenuntersuchung der Brust, für die Brustkrebsfrüherkennung im Alter zwischen 50 und 69 Jahren (alle zwei Jahre). Für Männer wird ab 45 Jahren eine jährliche Untersuchung der Prostata empfohlen. Aber: Auch Männer können an Brustkrebs erkranken.

Sind nahe Verwandte an Krebs erkrankt, trägt man unter Umständen ein höheres Risiko, selbst zu erkranken. Bei manchen Krebsarten können Ärzte bei Verdacht durch einen Gentest feststellen, ob jemand das belastete Gen trägt. Es gibt Gründe für und gegen einen solchen Test, über die Sie mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt sprechen können, wenn Sie Krebsfälle in der Familie haben.

Woher stammt unser bisheriges Wissen über die Krebsentstehung?

Tatsächlich ist es oft schwer, einen eindeutigen Grund für die Entstehung von Krebs festzustellen. Wissenschaftler beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der Frage, was Krebs auslöst.

Die Wissenschaft, die sich mit der Verbreitung und den Ursachen von Krankheiten beschäftigt, ist die Epidemiologie. Sie nutzt die mittlerweile große Menge an Daten und Informationen aus den sogenannten Krankheitsregistern, um Schlüsse über Risiken und Einflussfaktoren zu ziehen. 

So kann man sagen: Ist jemand diesen oder jenen Faktoren ausgesetzt, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung an dieser oder jener Art von Krebs. Weitere Wissenschaftsbereiche helfen dabei, dann sicherzustellen, dass dieser Zusammenhang wirklich „kausal“ ist, also nicht aus Zufall besteht. Beispielsweise in der Pathophysiologie suchen Forscher verschiedener Fachrichtungen unter anderem nach den Ursachen von Schäden an Zellen und Erbgut, die wiederum Krebs auslösen.

Auf manche Faktoren wie Genetik oder Zufall haben wir keinen Einfluss. Andere, wie unseren Lebensstil, können wir ändern. So können wir unser Risiko verringern, an Krebs zu erkranken. Dabei helfen auch diese Tipps: wie Sie Krebs vorbeugen können.

Literatur und weiterführende Informationen

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