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Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)

Lesedauer

unter 8 Minuten

Redaktion

  • Katja Matthias (Medical Writer, TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Utta Petzold (Dermatologin, Allergologin, Phlebologin, Barmer)

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine eher seltene Krebsart. Jedes Jahr erhalten nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts etwa 19.000 Personen in Deutschland die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. Das sind statistisch betrachtet 23 von 100.000 Menschen. Männer und Frauen erkranken etwa gleich häufig. Die meisten Erkrankten sind bereits älter, das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 75 Jahren.

Zunächst verursacht Bauchspeicheldrüsenkrebs kaum Beschwerden. Daher wird die Krankheit oft erst erkannt, wenn sie bereits fortgeschritten ist. Das erschwert die Behandlung und wirkt sich negativ auf die Heilungsaussichten aus. Viele Tumoren in der Bauchspeicheldrüse wachsen schnell und breiten sich in kurzer Zeit über das Blut oder die Lymphbahnen im Körper aus. Es gibt aber auch langsam wachsende Tumoren in der Bauchspeicheldrüse. Hier sind die Behandlungsaussichten besser.

 

Warum gibt es kein Früherkennungsprogramm für Bauchspeicheldrüsenkrebs?

Bisher konnte die Medizin keine gute Methode finden, um Bauchspeicheldrüsenkrebs frühzeitig zu erkennen. Die Ergebnisse sind oft nicht genau genug und beunruhigen die Untersuchten unter Umständen unnötig. Daher werden keine Untersuchungen zur Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs speziell empfohlen und es gibt kein gesetzliches Programm dafür.

Lage und Funktion der Bauchspeicheldrüse (Pankreas)

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) liegt in der Bauchhöhle zwischen Magen und Wirbelsäule. Sie ist etwa 15 cm lang und besteht aus drei Bereichen: einem Kopf, einem Körper und einem Schwanz. Dicht daneben sind andere Organe wie Leber, Gallenblase, Magen und Darm. Zwei lebenswichtige Aufgaben übernimmt die Bauchspeicheldrüse:

  • Sie stellt Verdauungssäfte für den Darm her (jeden Tag etwa 1,5 l)
  • Sie bildet Hormone, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren (Insulin und Glukagon)

Symptome für Bauchspeicheldrüsenkrebs

Am Anfang verursacht Bauchspeicheldrüsenkrebs in der Regel keine Beschwerden. Oft treten Symptome erst auf, wenn die Krankheit bereits fortgeschritten ist und andere Organe in Mitleidenschaft gezogen hat. Diese Beschwerden sind jedoch häufig sehr allgemein und können auf viele Krankheiten hinweisen. Symptome können sein:

  • anhaltende Schmerzen im oberen Bauch oder Rücken
  • Verdauungsstörungen, unangenehm riechende Durchfälle
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Appetitmangel
  • ungewollter starker Gewichtsverlust
  • Blutzuckerschwankungen bis hin zu Diabetes mellitus
  • Schwäche
  • Gelbsucht

Die Bauchspeicheldrüse liegt unmittelbar vor der Wirbelsäule, daher können von ihr ausgehend auch Rückenschmerzen auftreten. Diese verstärken sich in der Regel beim Liegen auf dem Rücken.

Verdauungsstörungen stellen sich ein, wenn die Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Verdauungssäfte produzieren und diese an den Darm abgeben kann. Auch eine fehlende Insulinproduktion und ein dadurch hervorgerufener Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), kann auf Probleme mit der Bauchspeicheldrüse hinweisen.

Wenn Menschen über 50 eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) haben, deren Ursache unklar ist, kann es sich um ein Anzeichen für Bauchspeicheldrüsenkrebs handeln. Das Gleiche gilt bei plötzlichem Auftreten einer Gelbsucht, also wenn die Haut oder das Weiß der Augen sich gelblich färben.

Grundsätzlich gilt: Suchen Sie sich ärztlichen Rat, wenn Beschwerden ohne klare Ursache über längere Zeit anhalten (zwei bis vier Wochen). Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt kann die Symptome abklären oder weitere Untersuchungen bei Fachärzten veranlassen.

Therapieformen und Behandlungsverlauf

Kein Tumor ist wie der andere, daher wird jede Behandlung individuell geplant. Die sorgfältige Planung findet in der Regel in einer sogenannten Tumorkonferenz (Tumorboard) statt. In diesen Besprechungen beraten Fachärztinnen und -Fachärzte aus den Bereichen Pathologie, Chirurgie, Onkologie, Gastroenterologie und Strahlentherapie und prüfen die Therapiemöglichkeiten. Entscheidende Fragen sind:

  • Wie weit ist der Krebs fortgeschritten? (Stadium der Erkrankung)
  • Wie wird die erkrankte Person die Therapien voraussichtlich verkraften? (Allgemeinzustand)
  • Gibt es andere Erkrankungen, die die Behandlung beeinflussen? (Vorerkrankungen, Begleiterkrankungen)

In einem ausführlichen Gespräch erklärt anschließend eine Ärztin oder ein Arzt die Therapieoptionen dem Erkrankten und – idealerweise – einer weiteren Begleitperson. Die Begleitperson hilft dem Patient oder der Patienten später dabei, das Gespräch zu rekapitulieren und die Informationen für sich weiter zu verwerten. Außerdem kann sie eine wichtige psychische Stütze in einer solch schwierigen Situation sein. Der gewählte Behandlungsweg sollte in jedem Fall abgestimmt sein und zu den persönlichen Bedürfnissen des oder der Erkrankten passt.

Eine Operation ist in der Regel die einzige Möglichkeit, Bauchspeicheldrüsenkrebs zu heilen. Dabei wird die Bauchspeicheldrüse ganz oder teilweise entfernt. Es kann auch nötig sein, angrenzende Organe wie Zwölffingerdarm, Gallenblase oder Milz ganz oder teilweise herauszunehmen. Allerdings ist eine Operation nicht immer sinnvoll. Das Ziel der Operation ist es, den Krebs vollständig zu entfernen. Hat sich der Tumor jedoch bereits weit ausgebreitet, ist das nicht mehr möglich. Studien haben gezeigt, dass die Belastungen und Risiken durch eine Operation in diesen Fällen größer sind als der mögliche Nutzen. Daher empfehlen die Fachleute nur einem von fünf Erkrankten eine Operation.

Häufig schließt sich an die Operation eine Chemotherapie an. Sie hat das Ziel, eine Neubildung von Tumorzellen (Rezidiv) zu verhindern und die Heilungsaussichten zu verbessern. Eine Chemotherapie kann in manchen Fällen auch vor der Operation eingesetzt werden, um einen Tumor zu verkleinern, damit er besser operiert werden kann.

Die Chance geheilt zu werden, ist bei Bauchspeicheldrüsenkrebs geringer als bei manchen anderen Krebserkrankungen. Eine von zehn erkrankten Personen lebt fünf Jahre nach der Diagnose noch (Fünf-Jahres-Überlebensrate). Ist der Tumor bereits zu groß oder hat er sich in andere Organe ausgebreitet, ist eine Heilung nicht wahrscheinlich. Wenn Bauchspeicheldrüsenkrebs streut, finden sich Absiedlungen des Tumors (Metastasen) oft in Lunge, Leber oder Knochen. Medikamente können das Tumorwachstum bremsen und das Leben verlängern. Diese Behandlungen können aber auch belastend sein. Auch hier gilt, dass diese Behandlungen nicht eingesetzt werden sollten, wenn der Schaden, der entstehen kann, den Nutzen überwiegt.

Wenn keine Heilung möglich ist, bedeutet das nicht, dass es keine Behandlungsmöglichkeiten gibt. Das Ziel der Behandlung ist jedoch ein anderes: Hier stehen die Bedürfnisse des Erkrankten und seine Lebensqualität im Vordergrund. Es geht darum, Beschwerden wie Schmerzen oder Unwohlsein zu lindern. Auch psychische Unterstützung (Psychoonkologie) kann helfen. In dieser Situation ist es besonders wichtig, dass alle gewählten Therapien zur körperlichen und seelischen Verfassung des Erkrankten und zu seinen Wünschen passen.

Klinische Studien

Unter Umständen haben Menschen, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt sind, die Möglichkeit an einer klinischen Studie teilzunehmen. Die Medizin arbeitet ständig daran, bessere Therapiemöglichkeiten zu finden und die Überlebensaussichten zu erhöhen. Gut durchgeführte klinische Studien tragen dazu bei, die Versorgung erkrankter Menschen zu verbessern. Die Teilnahme an einer klinischen Studie kann Ihnen eventuell Zugang zu neuen Behandlungsmöglichkeiten eröffnen. Sprechen Sie mit Ihren Ärzten und Ärztinnen über diese Möglichkeit und wägen Sie Vor- und Nachteile sorgfältig ab.

Ernährung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Wenn im Zuge der Operation die Bauchspeicheldrüse oder Teile davon entfernt werden, hat das in der Regel Auswirkungen auf die Ernährung. Wenn die benötigten Verdauungssäfte nicht mehr in der Bauchspeicheldrüse produziert werden können, müssen diese Enzyme durch Medikamente ersetzt werden. Zudem kann es sein, dass bestimmte Nahrungsmittel (zum Beispiel fettreiche Kost) nicht mehr bekömmlich sind.

Auch Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) kann auftreten, wenn die Teile der Bauchspeicheldrüse entfernt werden, in denen der Körper Insulin herstellt. Dann ist mindestens eine Anpassung der Ernährung notwendig, oft aber auch die zusätzliche Gabe von Insulin. Eine Ernährungsberatung ist in solchen Fällen sehr empfehlenswert.

Pankreaskrebs-Diagnose

Am Anfang der Diagnosestellung steht in der Regel das Gespräch, in dem die Ärztin oder der Arzt den Ratsuchenden nach seinen Beschwerden, nach eventuellen Vorerkrankungen und zu seiner Situation befragt. Es folgen körperliche Untersuchungen. Dazu gehört zum Beispiel auch eine Blutuntersuchung. Das Blut kann in Bezug auf bestimmte Stoffe erhöhte Werte aufweisen und damit auf eine Tumorerkrankung hinweisen. Diese Stoffe nennt man Tumormarker. Für Bauchspeicheldrüsenkrebs bestimmt man zum Beispiel Carbohydrate-Antigen 19-9, kurz CA 19-9.

Bildgebende Verfahren spielen bei der Diagnose eine wichtige Rolle. Dazu zählen Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) sowie Ultraschall (Sonografie). Wenn der Bauch „geschallt“ wird, kann diese Untersuchung von außen oder auch „von innen“ (Endosonografie) beispielsweise im Rahmen einer Magen-Darmspiegelung erfolgen.

Auch die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) kann helfen, die Diagnose zu sichern. Diese Biopsie erfolgt häufig in Verbindung mit einer Bauchspiegelung (Laparoskopie). Dabei wird über einen kleinen Bauchschnitt eine Kamera an einem Stab in den Bauchraum eingebracht, um die genaue Ausdehnung und Lage eines Tumors bestimmen zu können.

Um Fernmetastasen festzustellen werden manchmal zusätzliche Ultraschallaufnamen des Bauchraumes (Abdomensonographie) oder Computertomographieaufnahmen des Bauchraumes gemacht. Zusätzlich kann der Brustraum geröntgt (Röntgen-Thorax) werden. In manchen Fällen macht man auch eine Magnetresonanztomographie oder eine Computertomographie des Brustraumes (Thorax-CT).

Mit Hilfe der Aufnahmen vom Bauchraum in Verbindung mit den Analysen von Blut und Gewebe können Fachleute erkennen, ob ein bösartiger Tumor vorliegt und wie weit er sich eventuell ausgebreitet hat, in welchem Stadium sich der Tumor also befindet (Staging). Entscheidend dafür sind die Größe des Tumors, ob Lymphknoten befallen sind und ob es bereits Tumorabsiedlungen an anderen Stellen des Körpers (Metastasen) gibt. Das Staging ist die Grundlage für die Behandlungsplanung.

Risikofaktoren mindern durch gesunde Lebensweise

Es ist unklar, warum genau Bauchspeicheldrüsenkrebs entsteht. Lebensgewohnheiten wie Rauchen, Übergewicht oder Alkoholkonsum können das Risiko erhöhen. Auch der Verzehr von Zucker und geräucherten oder gegrillten Speisen steht unter Verdacht. Der häufige Kontakt mit Schadstoffen (zum Beispiel Pestizide, chlorierte Kohlenwasserstoffe, Chromverbindungen, Kraftstoffdämpfe) scheint Bauchspeicheldrüsenkrebs ebenfalls zu begünstigen.

Auch bestimmte (zum Teil sehr seltene) Erkrankungen haben einen Einfluss. Häufige Fälle von Bauchspeicheldrüsenkrebs in der eigenen Familie erhöhen das persönliche Risiko.

Mögliche Risikofaktoren für Bauchspeicheldrüsenkrebs sind:

  • Rauchen
  • Starkes Übergewicht
  • Sehr hoher Alkoholkonsum
  • Chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Familiäre Belastung (mindestens zwei erkrankte Verwandte ersten Grades, also Eltern, Kinder oder Geschwister)
  • Seltene vererbte Krankheitsbilder (zum Beispiel familiäres atypisches multiples Muttermal- und Melanom-Syndrom (FAMMM), BReast CAncer-2-Mutation (BRCA-2-Mutation))

Einige dieser Faktoren können Sie selbst aktiv beeinflussen. Wenn Sie etwas unternehmen möchten, um Ihr Krebsrisiko zu senken, können Sie auf Ihre Ernährung achten sowie Tabak und Alkohol meiden. Das kann nicht nur vor Bauchspeicheldrüsenkrebs schützen, sondern ist allgemein gut für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden. Auch wenn diese Information wahrscheinlich nicht neu für Sie ist – richtig ist sie immer wieder.

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