- Auf einen Blick
- Was ist eine Mittelohrentzündung und welche Formen gibt es?
- Was sind die typischen Symptome einer Mittelohrentzündung?
- Wie entsteht eine Mittelohrentzündung?
- Wie lange dauert eine Mittelohrentzündung?
- Wie erfolgt die Diagnose einer Mittelohrentzündung?
- Welche Behandlung ist bei Mittelohrentzündungen möglich?
- Vorbeugung einer Mittelohrentzündung: Was Sie selbst tun können
- Weiterführende Links
Plötzliche, pochende Ohrenschmerzen belasten, rauben Konzentration und Schlaf. Vielleicht kommen auch ein Druckgefühl im Ohr und ein schlechteres Hörvermögen hinzu. Diese Symptome deuten auf eine akute Mittelohrentzündung, die häufigste Form der Mittelohrentzündung. Was verursacht die Infektion des Hörapparats? Warum sind Kleinkinder besonders häufig betroffen und wie lässt sich eine Mittelohrentzündung behandeln?
Auf einen Blick
- Symptome: Bei einer Mittelohrentzündung kommt es zu starken Ohrenschmerzen, Druckgefühl und Hörminderung, unter Umständen auch Fieber. Kleinkinder zeigen Unruhe, weinen und greifen sich häufig ans Ohr.
- Ursachen: Die Infektion entsteht meist als Folge von Erkältungen, bei denen Viren oder Bakterien ins Mittelohr gelangen.
- Verlauf: Typischerweise verläuft eine Mittelohrentzündung akut über zwei bis drei Tage, dann lassen die Symptome nach.
- Diagnose: Es erfolgt eine ärztliche Untersuchung, unter anderem per Otoskop – einem Instrument, mit dem sich der äußere Gehörgang und das Trommelfell auf sichtbare Anzeichen einer Entzündung untersuchen lassen.
- Therapie: Die Behandlung einer Mittelohrentzündung umfasst die Linderung der Symptome durch Schmerzmittel, abschwellende Nasentropfen und abwartendes Beobachten. Bei Bedarf, insbesondere bei starkem Fieber und schwerem Verlauf mit bakterieller Ursache, erfolgt die Gabe von Antibiotika.
ICD-Code für Mittelohrentzündungen: H66
ICD-Codes benennen medizinische Diagnosen einheitlich und stehen auf elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAU). Diese finden Sie zum Beispiel im Online-Portal oder in der App Ihrer Krankenkasse.
Was ist eine Mittelohrentzündung und welche Formen gibt es?
Eine Mittelohrentzündung (medizinisch: Otitis media) ist eine entzündliche Erkrankung des Mittelohrs, also des Bereichs hinter dem Trommelfell. Die häufigste Form ist die akute Otitis media, die einmalig oder wiederkehrend (rezidivierend) auftritt. Dabei kann sich zusätzlich ein sogenannter Paukenerguss entwickeln, eine Flüssigkeitsansammlung hinter dem Trommelfell.
Chronische Formen der Mittelohrentzündung, die länger als sechs Wochen anhalten, sind:
- Otitis media mesotympanalis, eine Schädigung des zentralen Trommelfellbereichs infolge einer anhaltenden oder wiederkehrenden Entzündung
- Chronische Schleimhauteiterung im Mittelohr
- Otitis media epitympanalis, auch Cholesteatom genannt, eine Knocheneiterung im Mittelohr infolge einer anhaltenden oder wiederkehrenden Entzündung
Die meisten Betroffenen erkranken an einer akuten Mittelohrentzündung – insbesondere Kleinkinder zwischen dem 6. und 18. Lebensmonat. Über zwei Drittel aller Kinder hatten bis zum Abschluss des dritten Lebensjahres mindestens eine Mittelohrentzündung. Bei etwa der Hälfte von ihnen kam es zu drei oder mehr Infektionen. Bis zum siebten Lebensjahr nimmt die Anzahl der Erkrankungen ab. Aber auch Jugendliche und Erwachsene können von einer Mittelohrentzündung betroffen sein, allerdings gibt es kaum Zahlen über die Häufigkeit. Bei Jugendlichen liegt sie höher als bei Erwachsenen, die Fallzahlen nehmen mit zunehmendem Alter ab.
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Was sind die typischen Symptome einer Mittelohrentzündung?
Bei einer Mittelohrentzündung zeigen sich vor allem diese Symptome, überwiegend einseitig:
- Plötzlich einsetzende, pulsierende und starke Ohrenschmerzen
- Druckgefühl im Ohr
- Fieber
- Hörminderung auf dem betroffenen Ohr
- Allgemeines Krankheitsgefühl
Manchmal können auch Schwindel und Ohrgeräusche (Tinnitus) auftreten.
Bei Säuglingen und Kleinkindern zeigt sich Fieber häufiger als bei Erwachsenen. Da sie ihre Beschwerden gar nicht oder nur unzulänglich artikulieren können, zeigen Säuglinge und Kleinkinder vor allem Verhaltensauffälligkeiten wie häufiges Greifen an das betroffene Ohr, Unruhe, Weinen, Schlafstörungen und Trinkschwäche.
Wo liegt das Mittelohr?
Das menschliche Ohr besteht aus drei Bereichen: dem äußeren Ohr, dem Mittelohr und dem Innenohr. Zum äußeren Ohr gehören die Ohrmuschel und der Gehörgang bis zum Trommelfell. Beim Mittelohr handelt es sich um einen mit Luft gefüllten Hohlraum im Schläfenbein, der durch das Trommelfell vom äußeren Gehörgang getrennt ist. Hier befinden sich die drei kleinsten Knochen des menschlichen Körpers: Hammer (Malleus), Amboss (Incus) und Steigbügel (Stapes). Diese Kette von Gehörknöchelchen überträgt die Schwingungen des Trommelfells zum Innenohr.
Das Mittelohr ist über die Eustachische Röhre (Tuba auditiva) mit dem Nasenrachenraum verbunden. Diese Verbindung sorgt für den Druckausgleich und die Belüftung des Mittelohrs. Im Innenohr befinden sich schließlich das eigentliche Hörorgan, die Hörschnecke (Cochlea), und das Gleichgewichtsorgan.
Wie entsteht eine Mittelohrentzündung?
Eine Mittelohrentzündung entsteht meist infolge einer Erkältung oder Nasennebenhöhlenentzündung. Durch diese Erkrankungen können Krankheitserreger (Viren und Bakterien) über die Eustachische Röhre ins Mittelohr aufsteigen. Die häufigsten Erreger sind:
- Grippeviren
- RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus)
- Bakterien wie Pneumokokken und Haemophilus influenzae
Virale Infekte können auch Wegbereiter für bakterielle Erreger sein, da das Immunsystem durch die Virenabwehr geschwächt ist und Bakterien leichter in den Körper gelangen. Die meisten Fälle von Mittelohrentzündungen treten in den Herbst- und Wintermonaten auf, wenn auch Erkältungskrankheiten häufiger sind.
Auch über eine Verletzung des Trommelfells können Erreger in das Mittelohr gelangen, etwa durch die unsachgemäße Nutzung von Wattestäbchen.
Risikofaktoren für eine Mittelohrentzündung sind ein geschwächtes Immunsystem, Rauchen beziehungsweise Passivrauchen, vergrößerte Rachenmandeln und in seltenen Fällen allergische Reaktionen. Bei Babys und Kleinkindern ist die Eustachische Röhre kürzer und weiter als bei Erwachsenen, Erreger finden so leichter den Weg in das Mittelohr.
Wie lange dauert eine Mittelohrentzündung?
Die meisten akuten Mittelohrentzündungen heilen innerhalb von zwei bis drei Tagen von selbst ab, ohne weitere Folgen. Wenn sich infolge der Mittelohrentzündung ein Paukenerguss bildet, also eine Flüssigkeits- und Eiteransammlung im Mittelohr, kann der dadurch entstehende Druck zu einem Riss im Trommelfell führen, durch den Flüssigkeit austreten kann. Dieser schließt sich in der Regel innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen von allein.
Tritt eine Mittelohrentzündung wiederholt auf, ist von einer rezidivierenden Otitis media die Rede. Hält sie über mehrere Wochen an, hat sich eine chronische Otitis media entwickelt.
Anhaltende Mittelohrentzündungen verursachen unter Umständen Komplikationen wie eine Mastoiditis. Dann entzündet sich der Warzenfortsatz, der knöcherne Bereich hinter der Ohrmuschel. Es kommt zu Schmerzen, unbehandelt droht eine Schädigung des Knochens und eine Ausbreitung der Entzündung auf das Hör-und Gleichgewichtsorgan sowie die Hirnhaut. Eine weitere Gefahr von länger anhaltenden Infektionen sind dauerhafte Hörminderungen.
Wie erfolgt die Diagnose einer Mittelohrentzündung?
In dem einleitenden Gespräch, der Anamnese, fragen Ärztinnen und Ärzte zunächst Beschwerden und Krankheitsverlauf ab und erfassen Vorerkrankungen sowie Risikofaktoren. Zudem tasten sie den Bereich rund um das Ohr ab.
Die zentrale Untersuchungsmethode bei Verdacht auf eine Mittelohrentzündung ist die Überprüfung des Trommelfells mithilfe eines Otoskops. Mit diesem Instrument lassen sich der äußere Gehörgang und das Trommelfell betrachten. Bei einer Mittelohrentzündung erscheint das Trommelfell nicht gräulich, sondern rosafarben oder stark gerötet. Diese Verfärbung entsteht, da durch die veränderten Druckverhältnisse infolge einer schlechten Durchlüftung das Trommelfell nach innen gewölbt ist und die Blutgefäße erweitert sind. Hat sich hinter dem Trommelfell ein wässriger Erguss gebildet, schimmert dieser durch das Trommelfell. Ist das Sekret eitrig, drückt es das Trommelfell nach außen. Auch ein Riss im Trommelfell kann so erkannt werden.
Blockaden der Nasennebenhöhlen durch geschwollene Schleimhäute verschlechtern die Belüftung des Mittelohrs und begünstigen eine Infektion. Mittels einer endoskopischen Untersuchung lassen sich diese Blockaden erkennen und möglicherweise behandeln, etwa durch abschwellende Nasensprays. Endoskope können starre längliche Instrumente mit einem optischen Linsensystem oder flexible Schläuche mit einer Minikamera sein. Sie werden zur Betrachtung des Naseninnenraums von den untersuchenden Ärztinnen und Ärzten vorsichtig in die Nase eingeführt. Seltener nutzen sie auch eine Ultraschalluntersuchung.
Im Fall einer wiederkehrenden akuten Otitis media können Hörtests auf verstärkte Hörminderungen hinweisen.
Bei einer anhaltenden Mittelohrentzündung kann es notwendig sein, zwischen einer bakteriellen und viralen Ursache zu unterscheiden, da Bakterien sich unter Umständen mit Antibiotika behandeln lassen. Schnell steigendes Fieber, starke Schmerzen, eine deutliche Hörminderung und die Beteiligung beider Ohren deuten auf eine bakterielle Entzündung. Ein möglicher Erreger lässt sich durch eine Laboruntersuchung der austretenden Flüssigkeit wie Blut oder Eiter bestimmen.
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Welche Behandlung ist bei Mittelohrentzündungen möglich?
Die Behandlung einer Mittelohrentzündung richtet sich nach dem Schweregrad, dem Alter der Patientin oder des Patienten und dem Verlauf der Erkrankung:
Bei sonst guter körperlicher Verfassung steht die Linderung der Symptome im Mittelpunkt, in erster Linie durch die Gabe von Schmerzmitteln. Gleichzeitig sollen die Erkrankten im Bett bleiben und viel trinken. Abschwellende Nasensprays haben keinen Einfluss auf die Mittelohrentzündung, befreien aber verstopfte Atemwege und verbessern die Belüftung der Eustachischen Röhre, sodass das angesammelte Sekret leichter abfließt. Ein Druckausgleich durch versuchtes Ausatmen durch die zugehaltenen Nasenlöcher unterstützt in vielen Fällen das Abfließen. Ergänzend können naturheilkundliche Behandlungen wie Zwiebelwickel und die Inhalation von Salbeitee zur Anwendung kommen. Deren Nutzen ist aber wissenschaftlich nicht nachgewiesen.
Eine Antibiotikatherapie kann bei bakteriellen Mittelohrentzündungen helfen, ist aber nur in bestimmten Fällen empfohlen. Dazu zählen starkes Fieber und/oder beidseitige Entzündungen bei Babys und Kleinkindern unter zwei Jahren. Hier ist eine sofortige Behandlung mit Antibiotika erforderlich. Gleiches gilt für Menschen mit schweren Grunderkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem, bei denen die Mittelohrentzündung schwere Symptome wie starkes Fieber zeigt.
Zur Nachsorge sollten Kontrolluntersuchungen nach Abklingen der akuten Symptome erfolgen, in deren Rahmen auch das Hörvermögen und – bei Kindern – die Sprachentwicklung überprüft werden.
Vorbeugung einer Mittelohrentzündung: Was Sie selbst tun können
Gerade Eltern fragen sich, wie sie das Risiko einer Mittelohrentzündung bei ihren Kindern verringern können. Folgende Vorbeugemaßnahmen sind empfohlen:
- Babys das Fläschchen nicht im Liegen geben: Die Position kann dazu führen, dass Flüssigkeit in die Eustachische Röhre gelangt.
- Babys möglichst stillen: Muttermilch stärkt das Immunsystem des Kindes und schützt so auch vor Mittelohrentzündungen.
- Babys und Kleinkindern möglichst selten einen Schnuller geben: Vermutlich verändert das Saugen an einem Schnuller die Druckverhältnisse im Bereich des Rachens und der Ohren und begünstigt so die Entstehung einer Mittelohrentzündung.
- Rauchfreies Umfeld für Babys und kleine Kinder gewährleisten: Passivrauchen stellt einen Risikofaktor für Mittelohrentzündungen dar.
- Belüftung des Mittelohrs bei Erkältung verbessern: Rechtzeitig abschwellende Nasensprays verwenden. Präparate nicht länger als eine Woche nutzen, da die Nasenschleimhaut sonst ohne Hilfe nicht mehr abschwillt.
- Empfohlene Impfungen wahrnehmen: Durch die zunehmende Verbreitung von Impfungen, etwa gegen Haemophilus influenzae und Pneumokokken, ist die Erkrankungsrate von Otitis media im Kindesalter gesunken.
Weiterführende Links
- Gesundheitsinformation (Abruf am 17.12.2024): Mittelohrentzündung
- Gesund.bund.de (Abruf am 17.12.2024): Akute Mittelohrentzündung
- HNO-Ärzte im Netz (Abruf am 17.12.2024): Mittelohrentzündung