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Bandscheibenvorfall: Ursachen, Symptome und Behandlung

Lesedauer

unter 9 Minuten

Redaktion

  • Ricky Heimberg (Content Creator (Medical), TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Marina Müller-Bernhard (Humanmedizinerin)

Wenn ein Bandscheibenvorfall Schmerzen oder Empfindungsstörungen auslöst, liegt das an den Nerven nahe der Wirbelsäule, die irritiert werden. Häufig erholt sich der Körper von allein, manchmal ist aber auch eine Schmerztherapie notwendig. Eine Operation muss zum Beispiel durchgeführt werden, wenn es durch die Nervenschädigung zu Lähmungserscheinungen, zu einer Inkontinenz oder zu Problemen bei der Darmentleerung gekommen ist. Erfahren Sie, wie eine Bandscheibenhernie entsteht, wie sie behandelt wird und welche Vorsorgemaßnahmen es gibt.

Auf einen Blick

  • Symptome: Es können Rücken-, Nacken- und Schulterschmerzen, seltener auch Schmerzen im Bauch und in der Brust auftreten. Arme oder Beine können kribbeln oder die Schmerzen strahlen dorthin aus. Schwere Verläufe sind durch Lähmungen und Darm- oder Blasenschwäche (Inkontinenz) gekennzeichnet.
  • Ursachen & Risikofaktoren: Der altersbedingte Verschleiß der Bandscheiben führt dazu, dass diese anfälliger für Verletzungen sind. Mangelnde Bewegung, Übergewicht und andere Faktoren können dies begünstigen.
  • Verlauf: Ein Bandscheibenvorfall äußert sich häufig durch Schmerzen im Rücken oder Nacken, die teilweise länger anhalten. Er kann aber auch schmerzfrei verlaufen.
  • Diagnostik: Sie erfolgt meist durch eine Befragung sowie eine ausführliche körperliche Untersuchung. Bei schweren Verläufen oder starken Beschwerden kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz.
  • Therapie: Eine konservative Therapie mit Schmerzmitteln und Physiotherapie oder eine Operation der betroffenen Bandscheibe mit anschließender Reha kann den betroffenen Nerv entlasten und die Beschwerden lindern.
  • Vorsorge: Eine Kräftigung von Rücken- und Bauchmuskulatur, Bewegung im Alltag, Gewichtsreduktion und eine rückenschonende Belastung können einem Bandscheibenvorfall vorbeugen.

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Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Die Bandscheiben sitzen zwischen den Wirbelkörpern und bilden sozusagen die „Stoßdämpfer“ der Wirbelsäule. Sie bestehen aus einem Faserring aus Knorpelgewebe und einem gelartigen Kern.

Zu sehen ist eine Illustration eines Bandscheibenvorfalls

Ein Bandscheibenvorfall kann Rücken-, Nacken- und Schulterschmerzen verursachen. Seltener kommt es zu Schmerzen im Bauch und in der Brust.

Bei einem Bandscheibenvorfall drückt sich ein Teil der Bandscheibe aus dem Zwischenraum der Wirbelkörper heraus. Dieser Teil kann auf die Nerven drücken, die nahe der Wirbelsäule verlaufen. Diese sogenannten Rückenmarksnerven sind unter anderem für das Gefühlsempfingen und die Kraft in Armen und Beinen zuständig. Daher kann ein Bandscheibenvorfall auch zu Beschwerden an Armen und Beinen führen.

Wieso heißt es „Bandscheibenvorfall“?

Bei einem Bandscheibenvorfall wölbt sich die Bandscheibe entweder aus dem Raum zwischen zwei Wirbelkörpern heraus (Protrusion) oder der Faserring reißt, sodass der gelartige Kern der Bandscheibe austritt (Prolaps). Das Gewebe tritt also aus dem Zwischenraum hervor – es „fällt vor“.

Symptome: Wie macht sich ein Bandscheibenvorfall bemerkbar?

Welche Symptome ein Bandscheibenvorfall verursacht, ist unterschiedlich. Je nachdem, auf welcher Höhe der Wirbelsäule die betroffene Bandscheibe sitzt und wie sich die Schädigung auswirkt, können die Schmerzen in Arme oder Beine ausstrahlen. Es ist aber auch möglich, dass ein Bandscheibenvorfall lediglich Rücken- oder Nackenschmerzen verursacht, die nicht ausstrahlen. Ein leichter Bandscheibenvorfall bleibt manchmal sogar komplett unbemerkt und es fehlen eindeutige Anzeichen. Die Schmerzen können unterschiedlich stark sein und sich stechend oder einschießend anfühlen.

Je nach Schweregrad des Bandscheibenvorfalls kann es auch zu Empfindungsstörungen, die sich als Kribbeln oder Taubheitsgefühle äußern, kommen. Teilweise können auch eine Kraftminderung der Muskeln und Lähmungserscheinungen auftreten.

Bandscheibenvorfall an der Lendenwirbelsäule (LWS)

Viele Menschen haben schon einmal vom „Ischias“ gehört. Das ist der längste Nerv des menschlichen Körpers, der im Lenden-Kreuzbein-Bereich aus dem Rückenmark entspringt und auf beiden Seiten über das Gesäß in die Beine und die Füße verläuft. Mit Ischialgie ist ein Schmerzzustand gemeint, der durch Reizung oder Kompression des Ischiasnervs verursacht wird. Ein Prolaps in der Lendenwirbelsäule (kurz LWS) kann eine Ischialgie auslösen. Diese macht sich zum Beispiel durch einseitig ausstrahlende Schmerzen in ein Bein und den Fuß bemerkbar.

Ein Bandscheibenvorfall an der Lendenwirbelsäule verursacht unter Umständen auch Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen und außerdem eine Inkontinenz von Blase und Darm sowie sexuelle Funktionsstörungen (Cauda-Syndrom). Bei solchen Symptomen ist sofortige ärztliche Hilfe unbedingt notwendig, um bleibende Schäden zu verhindern.

Bandscheibenvorfall an der Brustwirbelsäule (BWS)

Nur etwa einer von 100 Bandscheibenvorfällen liegt im Bereich der Brustwirbelsäule (kurz BWS). Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls in der BWS sind oft unspezifisch: Es können Schmerzen im Rücken, manchmal auch in der Brust und im Bauch auftreten. Ein weiteres Symptom ist ein ringförmiger Schmerz um den Brustkorb, der auf Höhe des Vorfalls auftritt. Außerdem kommt es durch die geschädigte Bandscheibe in einigen Fällen zu neurologischen Ausfällen wie Sensibilitätsstörungen oder atypischen Bewegungs- und Koordinationsstörungen.

Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule (HWS)

Wenn ein Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule (kurz HWS) Symptome auslöst, äußern sich diese oft in Form von Schmerzen in Nacken, Schultern oder ausstrahlend in die Arme. Auch Gefühlsstörungen oder -ausfälle wie ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Armen oder Händen können auftreten. Ein weiteres Symptom kann beeinträchtigte Bewegungsfähigkeit durch Kraftminderung oder Lähmung der Arme sein. 

Anatomie: Wie ist der Rücken aufgebaut?

Wie ist unser Rücken genau aufgebaut? Wo liegt das Rückenmark und was sind eigentlich Spinalnerven? Diese Fragen werden in unserem Animationsvideo beantwortet. Ein Audiotranskript des Sprechertextes gibt es zum Download als PDF.

Ursachen: Wie kommt es zu einem Bandscheibenvorfall?

Die Ursachen für Bandscheibenvorfälle sind selten Unfälle oder Verletzungen. Meistens treten sie auf, weil die Bandscheiben mit dem Alter vermehrt verschleißen. Das ist als Teil des Alterungsprozesses normal. Die Bandscheiben verlieren über die Jahre an Elastizität und Flüssigkeit und können ihre Aufgabe als Stoßdämpfer der Wirbelkörper nicht mehr so gut erfüllen. Es entstehen außerdem kleine Risse im Faserring der Bandscheibe. Die Folge: Bei Belastung kann es sein, dass der gallertige Kern sich in die Risse vorwölbt oder ganz vorfällt.

Wie viele Menschen erkranken an einem Bandscheibenvorfall?

Wie viele Menschen in ihrem Leben einen Bandscheibenvorfall erleiden, ist nicht bekannt. Das liegt daran, dass manche Betroffene beschwerdefrei sind und den Bandscheibenvorfall nicht bemerken. Studien zeigen, dass ein großer Teil der Bevölkerung eine „auffällige“ Bandscheibe haben, jedoch keine Schmerzen. Nach Schätzungen haben einer bis drei von 100 Menschen im Laufe ihres Lebens einen Bandscheibenvorfall mit Beschwerden, wobei Männer doppelt so häufig betroffen sind wie Frauen.

Risikofaktoren: Was begünstigt einen Diskusprolaps?

Durch die Verschleißerscheinungen im Faserring der Bandscheibe treten Bandscheibenvorfälle ab dem 30. Lebensjahr häufiger auf. Mit zunehmendem Alter verlieren die Bandscheiben ihre Elastizität, wodurch Vorfälle etwa ab dem 50. Lebensjahr wieder seltener sind. Darüber hinaus gibt es andere Faktoren, die den Verschleiß und damit einen Bandscheibenvorfall begünstigen können: 

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Welchen Verlauf nimmt ein Bandscheibenvorfall?

Häufig beginnen die Beschwerden mit Schmerzen im Rücken oder Nacken. Sie können entweder sehr plötzlich (akut) auftreten oder schleichend beginnen. Wie lange diese bei einem Bandscheibenvorfall dauern, ist je nach Person unterschiedlich.

Oft nehmen Betroffene eine Schonhaltung ein, um die Schmerzen zu lindern. Damit ist gemeint, dass sie zur Vermeidung der Schmerzen eine Haltung annehmen, die für den normalen Bewegungsablauf nicht sinnvoll ist. Dadurch können weitere Symptome entstehen, wie zum Beispiel Verspannungen.

Liegen keine schweren neurologischen Ausfälle und keine Minderung der Muskelkraft vor, ist ein Bandscheibenvorfall gut therapierbar und muss nicht operiert werden. Vorrangig werden dabei die Schmerzen behandelt. Auch Aufklärung und Beratung sowie Physiotherapie und Rückenschule können zur Behandlung gehören.

Diagnostik: Wie stellen Ärztinnen und Ärzte einen Bandscheibenvorfall fest?

Zur Diagnose eines Bandscheibenvorfalls gehört eine Befragung zur medizinischen Vorgeschichte und zu den aktuellen Beschwerden (Anamnese). Eine körperliche Untersuchung mit Bewegungstests sowie Reflex- und Sensibilitätsprüfungen ist ebenfalls wichtig. Dabei wollen Ärztinnen und Ärzte herausfinden, ob eine Nervenreizung vorliegt, was auf einen Bandscheibenvorfall hinweisen kann.

Diagnosemethoden wie eine Magnetresonanztomografie (kurz MRT) sind bei Bandscheibenvorfällen meistens nicht sofort und manchmal auch gar nicht notwendig. Betroffene brauchen also keine Angst zu haben, direkt „in die Röhre“ zu müssen. 

Die MRT wird angewendet, wenn einer der folgenden Faktoren vorliegt: 

  • Gestörte Blasen- und/oder Darmfunktion (Inkontinenz)
  • stark ausstrahlende Schmerzen mit Gefühlsstörungen oder Kraftminderung der Muskeln
  • Anhalten der Beschwerden trotz Therapie

Wenn es zu Empfindungsstörungen, Kraftminderung oder Lähmungserscheinungen kommt, lässt sich ein Bandscheibenvorfall mithilfe spezieller Muskelfunktions- und Reflexprüfungen erkennen.

Andere Erkrankungen wie beispielsweise Knochenbrüche können ähnliche Symptome auslösen. Um eine eindeutige Diagnose zu stellen, können daher auch eine MRT- oder Röntgenuntersuchung bzw. eine Computertomografie zum Einsatz kommen. Eventuelle Knochenbrüche lassen sich so besser darstellen. 

Therapie: Wie behandeln Ärztinnen und Ärzte eine Bandscheibenherniation?

Die Therapie bei einem Bandscheibenvorfall richtet sich nach den individuellen Symptomen: Je nachdem, wie sich die Schädigung auswirkt und welche Folgen sich dadurch für die erkrankte Person ergeben, kann ein Bandscheibenvorfall konservativ (ohne Operation) oder operativ behandelt werden.

Konservative Behandlung eines Bandscheibenvorfalls

Die konservative Behandlung eines Bandscheibenvorfalls hat zwei Ziele: die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit der Betroffenen wiederherzustellen. Das geschieht durch schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente sowie Physiotherapie. Es gibt auch die Möglichkeit, ein Lokalanästhetikum direkt an die betroffene Nervenwurzel zu spritzen.

Menschen mit einem Bandscheibenvorfall neigen häufig dazu, den schmerzenden Rücken durch Sitzen oder Liegen übermäßig zu schonen. Möglichst zeitnah wieder körperlich aktiv zu sein, ist für die Genesung jedoch entscheidend. In der Physiotherapie erlernen Menschen einen normalen und gesunden Bewegungsablauf, ohne sich einerseits zu überlasten oder andererseits Fehl- und Schonhaltungen einzunehmen. Außerdem können sie so zukünftigen Beschwerden vorbeugen.

Operation eines Bandscheibenvorfalls

In einigen Fällen ist eine sofortige Bandscheiben-OP notwendig: 

  • wenn eine Inkontinenz der Blase oder des Darms vorliegt 
  • bei akuten und stärker werdenden Lähmungserscheinungen

In anderen Fällen kann eine Operation im Verlauf erwogen werden. In folgenden Fällen kommt eine Operation infrage: 

  • wenn die Beschwerden nach sechs bis zwölf Wochen unter konservativer Therapie nicht nachlassen 
  • bei leichten Lähmungserscheinungen

Bei der Operation entfernt das OP-Team den Teil der Bandscheibe, der den Nerv bedrängt.

Chirurgen und Chirurginnen können den Bandscheibenvorfall auf verschiedene Arten operieren:

  • Minimalinvasiv und mikroskopisch, als sogenannte Mikrodiskektomie unter einem speziellen Operationsmikroskop
  • Minimalinvasiv, per Endoskopie.
  • Offen, per Hautschnitt im konventionellen Operationsverfahren

Nach einer Bandscheiben-OP ist meistens ein kurzer Krankenhausaufenthalt von wenigen Tagen notwendig. Vier bis sechs Wochen später können Betroffene in der Anschlussrehabilitation (auch „Anschlussheilbehandlung“) beginnen, ihren Körper zu kräftigen, neuen Beschwerden vorzubeugen oder restliche Beeinträchtigungen zu behandeln.

In der Zeit der Rehabilitation und Nachsorge ist die begleitende Gabe von Schmerzmitteln möglich. Rehasport, körperliches Training und der Besuch einer Rückenschule sind ebenfalls sinnvolle Maßnahmen.

Bandscheibenvorfall: OP oder konservative Therapie: Kann ich selbst entscheiden?

Bei der Entscheidung über die Behandlung spielt nicht nur die Empfehlung der medizinischen Expertinnen und Experten eine Rolle. Auch die persönliche Präferenz der erkrankten Person wird berücksichtigt.

Kommen beide Therapieansätze infrage, erläutern Ärztinnen und Ärzte Vorteile und Nachteile der Möglichkeiten und beziehen die Wünsche der Betroffenen ein. So können sie gemeinsam eine Entscheidung für die individuell richtige Behandlung treffen.

Einem Bandscheibenvorfall vorbeugen: Was kann ich selbst tun?

Um das Risiko für einen Bandscheibenvorfall zu senken, ist es sinnvoll, den altersbedingten Verschleiß der Bandscheiben nicht zusätzlich zu verstärken und auf die eigene Rückengesundheit zu achten. 

Wird der Rücken stark beansprucht, beispielsweise beim Tragen von schweren Gegenständen, sollte das möglichst rückenfreundlich geschehen. Außerdem helfen eine gekräftigte Rücken- und Bauchmuskulatur, Bandscheibenvorfällen vorzubeugen. Tipps zur schnellen Selbsthilfe finden Betroffene im Beitrag zu akuten Rückenschmerzen.

Außerdem ist regelmäßige Bewegung hilfreich, vor allem für Menschen mit Berufen, in denen sie viel sitzen. Hier ist Abwechslung sinnvoll: etwa regelmäßiges Aufstehen und Herumgehen. Ein Arbeitsplatz, der sowohl Stehen als auch Sitzen ermöglicht, ist besonders fördernd für die Rückengesundheit. Sinnvoll ist es auch, bei Übergewicht abzunehmen, um die Druckbelastung der Bandscheiben zu verringern.

Eine Frau arbeitet im Stehen an ihrem Schreibtisch im Büro, um Beschwerden durch einen Bandscheibenvorfall zu lindern.

Ein Arbeitsplatz, der sowohl Stehen als auch Sitzen ermöglicht, fördert die Rückengesundheit und kann einem Bandscheibenvorfall vorbeugen.

Wem das nicht möglich ist, der kann das häufige Sitzen in der Freizeit ausgleichen: mit Sport und gezielten Bewegungsübungen.

  • Mit beginnenden Rückenbeschwerden zum Arzt oder zur Ärztin? Informieren Sie sich, wie Sie Ihren Besuch in der Arztpraxis bestmöglich vorbereiten.
  • Wie hängen Übergewicht und Bandscheibenvorfälle zusammen? Erfahren Sie, was das Gewicht mit dem Rücken und seiner Belastung zu tun hat.

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