Eine Ärztin spricht mit einem Patienten
Rückengesundheit

Diagnosemethoden bei Rückenschmerzen: Diese Maßnahmen können Ärzte und Ärztinnen durchführen

Lesedauer unter 3 Minuten

Redaktion

  • almeda GmbH

Qualitätssicherung

  • PD Dr. Med. Stephan Lorenz (Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin)
  • Dr. med. Ursula Marschall (Fachärztin für Anästhesie, Barmer)
  • Claudia Tobis (Barmer)

Hier erfahren Sie Wissenswertes über die Kontrolle mit dem Hämmerchen, die Aussagekraft von Blutwerten oder die eines Röntgenbildes.

Diagnose Rückenschmerzen: Die körperliche Untersuchung

Liegen keine Hinweise auf einen gefährlichen Verlauf (keine "Rote Flaggen") vor und schildern die Personen Beschwerden im Rücken ohne Hinweise auf eine Nervenkompression, brauchen erst einmal keine weiteren Untersuchungen durchgeführt zu werden. Die Beschwerden werden zunächst als "nichtspezifischer Kreuzschmerz" eingestuft und behandelt.

Liegen aber Warnhinweise für eine Nervenkompression (radikuläres Syndrom) vor, wird der Arzt auf Schmerzen, Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen, Muskelkraft und Reflexe testen. Die Sinneswahrnehmung am Bein wird beispielsweise durch Bestreichen der Haut und die Auslösung der Reflexe mit dem Reflexhämmerchen überprüft. Auffälligkeiten bei dieser neurologischen Untersuchung lassen auf den Ort der Nervenschädigung schließen, also das betroffene Segment der Wirbelsäule. Die Nerven, die das Rückenmark verlassen, versorgen je nach Segmenthöhe bestimmte Körperareale, somit auch typische Hautbereiche und Muskeln.

Was sagen Blutwerte zur Diagnose von Rückenschmerzen aus?

Laboruntersuchungen sind erst angebracht, wenn ein konkreter Verdacht auf entzündliche oder infektiöse Vorgänge oder einen Tumor besteht. So werden Entzündungen beispielsweise mit einem Blutbild, der Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit (BSG) und dem C-reaktiven Protein (CRP) abgeklärt. Bei Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung wie Morbus Bechterew ist die Bestimmung des Proteinkomplexes HLA-B27 sinnvoll.

Bei Verdacht auf eine virale oder bakterielle Infektion kann auch die Untersuchung des Gehirnwassers (Liquor) notwendig werden.

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Wann ist Röntgen bei der Rückenschmerzendiagnose notwendig?

Computertomografie (CT) wie auch Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) – auch Kernspin genannt – liefern detaillierte Bilder der Wirbelsäule. Das CT arbeitet dazu mit Röntgenstrahlen, das MRT mit Magnetfeldern. Sowohl für eine MRT- als auch eine CT-Untersuchung werden Sie in eine Art Röhre geschoben.

Der Blick in den Körper mittels Röntgen etc. ist aber bei den meisten Rückenschmerzpatienten überflüssig. Aus diesen Gründen: Oft machen die High-Tech-Bilder altersbedingte Veränderungen wie Wirbelabnutzung sichtbar, die gar nichts mit dem Schmerz zu tun haben. 

Es besteht keine sichere Verbindung zwischen dem Bilderbefund und den Beschwerden des Patienten. Wohl aber kann der Anblick einer verschobenen Bandscheibe den Glauben verfestigen, dass man an einer schweren Krankheit leidet. Man spricht vom Nocebo-Effekt: Die Macht der Vorstellung kann schaden. Hinzu kommt, dass Röntgen und Computertomografie (CT) immer mit einer Strahlenbelastung des Körpers verbunden sind.

Bildgebende Verfahren bei Rückenschmerzen sind erst unter folgenden Voraussetzungen angezeigt:

  • wenn Befragung und körperliche Untersuchung Risikofaktoren aufgedeckt haben ("Rote Flaggen"),
  • wenn starke Kreuzschmerzen trotz Behandlung länger als sechs Wochen dauern oder sich verschlimmern. Auch bei chronischen Rückenschmerzen (länger als zwölf Wochen), vor allem bei Hinweisen auf organische Ursachen, kann es sinnvoll sein, den Betroffenen "in die Röhre zu schieben".

Die Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule in zwei Ebenen ist die erste bildgebende Untersuchung und kann Erkenntnisse über Frakturen und andere Schäden am Knochen durch Osteoporose oder Tumore bringen. Zudem können Veränderungen an den Bandscheibenfächern Hinweise auf Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule bringen. 

Je nach Verdachtsdiagnose kann in einem zweiten Schritt ein Schnittbildverfahren zur Diagnosesicherung gewählt werden. So zeigt die Magnetresonanztomografie (MRT) gut die Weichteile rund um die Wirbelsäule wie z.B. die Bandscheiben oder das Rückenmark. Das dabei angewendete Magnetfeld schädigt nach heutigen Erkenntnissen dem Körper nicht. Wenn genauere Informationen über den Knochen benötigt werden zum Beispiel bei komplexen Wirbelkörperbrüchen kommt die Computertomografie (CT) zum Einsatz. 

Ärztliche Zweitmeinung vor Rückenoperationen

Die Zahl der Operationen an der Wirbelsäule ist in den letzten Jahren dramatisch angestiegen, obwohl Experten seit Jahren auf die Risiken und den teilweise begrenzten Nutzen hinweisen. Der Barmer Report Krankenhaus 2015 zeigt, dass in den Jahren 2006 bis 2014 die Operationen an den Bandscheiben um 12,2 Prozent zugenommen haben. Immer öfter folgt bei denselben Patienten innerhalb von ein bis zwei Jahren zusätzlich eine Versteifungsoperation. 

Zwar handelt es sich noch um relativ geringe Fallzahlen, die Steigerungsraten sind mit 150 Prozent seit dem Jahr 2006 jedoch beachtlich. Durch eine differenzierte Indikationsstellung und geeignete konservative Behandlungsalternativen könnte ein großer Teil der geplanten Eingriffe verhindert und mehr Nachhaltigkeit in der Behandlung von Rückenschmerzen erzielt werden.

Literatur

Weiterführende Informationen

  • Stiftung Warentest. Das Rückenbuch: Aktiv gegen Schmerzen (2015)

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