- Was ist Bed Rotting?
- Ist es gesund, den ganzen Tag im Bett zu liegen?
- Bed Rotting als Risikofaktor für eine Depression?
- Veränderte Emotionsregulierung durch Schlafstörungen
- Bildschirmzeit statt Sozialkontakte
- Kann Bed Rotting den Biorhythmus durcheinanderbringen?
- Tipps für mehr Entspannung: So verbringt man die Zeit im Bett richtig
- 1. Eine gute Schlafroutine entwickeln
- 2. Nicht auf die Uhr schauen
- 3. Schlaf am Tag? Lieber nicht
- 4. Digital Detox vor dem Zubettgehen
- 5. Besser schlafen durch Sport
- 6. Schlafförderlich trinken
Der TikTok-Trend Bed Rotting ist vor allem bei jungen Menschen beliebt. Den ganzen Tag im Bett bleiben, sämtliche Verpflichtungen sein lassen, sich rundum entspannen – darum geht es den Befürwortern von Bed Rotting. Doch den ganzen Tag im Bett zu verbringen birgt auch Nachteile.
Was ist Bed Rotting?
Bed Rotting trendet auf Social Media: Man sieht Menschen, die sich ins flauschige Bett kuscheln, sich unter Decken und Kissen vergraben, Serien schauen, auf dem Smartphone scrollen, schlafen, ein Buch lesen oder gar nichts machen. Maximale Erholung durch maximales Nichtstun – Bed Rotting ist ein Phänomen, das auf TikTok zum Trend wurde und besonders unter jungen Menschen an Popularität gewonnen hat.
Übersetzt bedeutet Bed Rotting so viel wie „im Bett gammeln“ und meint die Verweigerung von Produktivität. Der Begriff setzt sich aus Bed (Bett) und Rotting (Verrotten) zusammen. Anders als beim sogenannten Lazy Day, dem faulen Tag, geht es nicht darum, den Tag mit Dingen zu füllen, die Spaß machen und Verpflichtungen zu verschieben. Mit Bed Rotting ist im wahrsten Sinne des Wortes gemeint, sich möglichst wenig zu bewegen. Alles außerhalb des Bettes – auch Freizeitvergnügen wie Kinobesuche oder Treffen mit Freunden – sind bei Bed Rotting tabu. Doch bringt der Rückzug ins Bett wirklich den erhofften Erholungseffekt oder hat er eher negative Auswirkungen auf die Gesundheit?
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Ist es gesund, den ganzen Tag im Bett zu liegen?
Menschen, die Bed Rotting betreiben, nehmen sich Zeit für sich selbst. Das kann ein Ausgleich zum stressigen Alltag mit Zeitdruck und Verpflichtungen sein. Generell gilt: Sich bewusst Auszeiten zu schaffen und Arbeitspausen einzulegen, ist für die physische und psychische Gesundheit förderlich und kann das Wohlbefinden steigern. Damit ist aber nicht gemeint, sich tagelang zu Hause vor Verpflichtungen und der Außenwelt zu vergraben. Auch wenn viele Menschen davon überzeugt sind, dass ihnen Bed Rotting guttut, sie so Erholung für Körper und Geist erfahren und Stress abbauen – wissenschaftlich belegt ist dies aufgrund fehlender Studien nicht.
Zudem kann Bed Rotting auch negative Effekte haben. „Aus schlafmedizinischer Perspektive sehen wir das Ganze hochkritisch“, sagt Schlafforscher Hans-Günter Weeß, Leiter des interdisziplinären Schlafzentrums am Pfalzklinikum Klingenmünster, der sich mit Bed Rotting befasst. „Wenn Alltagsdinge im Bett erledigt werden, dann wird die natürliche Trennung zwischen dem Alltag außerhalb des Schlafzimmers und der Entspannung beziehungsweise dem Schlaf im Schlafzimmer aufgelöst.“ Ein Zustand, der dem Experten zufolge Schlafstörungen begünstigen kann.

Erholung pur: Die Idee beim Bed Rotting ist, dass Körper und Seele sich mal so richtig regenerieren können.
Albrecht Vorster, Schlafforscher und Leiter des Swiss Sleep House am Universitätsspital Bern, pflichtet seinem Kollegen bei und geht sogar noch einen Schritt weiter. Bed Rotting könne nicht nur das Schlafverhalten negativ beeinflussen. „Schlafprobleme sind häufig die Ursache für den Beginn einer Depression.“
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Bed Rotting als Risikofaktor für eine Depression?
Veränderte Emotionsregulierung durch Schlafstörungen
Schlafstörungen gelten in der Wissenschaft schon länger als Symptom und zugleich Risikofaktor für psychische Erkrankungen wie Depressionen. Aus diesem Grund sehen Schlafforscher wie Vorster Bed Rotting kritisch: „Personen mit einer Schlafstörung, die auch durch Bed Rotting begünstigt werden kann, haben gesunden Menschen gegenüber ein doppelt so hohes Risiko, an einer Depression zu erkranken.“
Forschende aus den Niederlanden vermuten eine Ursache dafür in einer veränderten Emotionsregulierung im Gehirn. Demnach könnten Schlafstörungen die korrekte Verarbeitung von Gefühlen wie Angst, Freude, Trauer, Ärger und Wut beeinträchtigen und so Nährboden für eine Depression sein.
Bildschirmzeit statt Sozialkontakte
Ein weiterer Risikofaktor, der mit Bed Rotting einhergeht und ebenfalls Depressionen nach sich ziehen kann, ist eine vermehrte Screen-Time. Denn bei Bed Rotting werden persönliche Treffen mit Freunden, Familie oder Kollegen durch virtuelle Kontakte am Smartphone ersetzt. Das echte Leben rückt immer weiter in den Hintergrund.
Alle paar Wochen einmal einen Tag im Bett zu verbringen, sei kein Problem. Aber: „Wer generell keine Lust mehr hat, dass Bett zu verlassen, über mehrere Wochen mehr als dreimal die Woche nicht mehr gut ein- oder durchschlafen kann, unter Antriebs- und Lustlosigkeit leidet oder keinen Sinn mehr im eigenen Leben sieht, sollte dringend einen Arzt aufsuchen“, warnt Vorster.
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Kann Bed Rotting den Biorhythmus durcheinanderbringen?
Menschen, die sich den ganzen Tag drinnen aufhalten, bekommen zu wenig Tageslicht ab. Das kann den Biorhythmus durcheinanderbringen. „Unser Körper hat eine natürliche zirkadiane Uhr, die uns sagt, wann wir nachts schlafen gehen müssen“, erklärt Schlafforscher Vorster. „Wenn wir uns tagsüber nicht ausreichend dem Licht aussetzen, wenn die Sonne scheint, geht unsere innere Uhr langsamer, und der Schlaf setzt nachts später ein.“ Studiendaten zeigen: Jede zusätzliche Stunde, die tagsüber draußen verbracht wird, geht einher mit leichterem Aufstehen, geringerer Tagesmüdigkeit, weniger Ein- und Durchschlafproblemen, gesteigerter Lebensfreude, weniger Depressionen und einer geringeren Nutzung von Antidepressiva.

Jeder braucht mal eine Pause, wir sollten es aber mit dem Trend „Bed Rotting“ nicht übertreiben, da zuviel Zeit im Bett den Schlafrhythmus durcheinanderbringen kann.
Bed Rotting kann einen weiteren Nachteil haben: Bei Menschen, die viel Zeit im Bett verbringen, steigt die Wahrscheinlichkeit für Bewegungsmangel. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Erwachsene 150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche – je mehr, desto besser. Schlafforscher Vorster sagt: „Genau wie Tageslicht ist auch Bewegung essentiell für unseren Kreislauf sowie den Stoffwechsel und stabilisiert unseren Biorhythmus.“
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Tipps für mehr Entspannung: So verbringt man die Zeit im Bett richtig
Es muss nicht gleich ein ganzes Wochenende im Bett sein. Stattdessen lieber die Schlafhygiene verbessern und so für eine erholsamere Nachtruhe sorgen:
1. Eine gute Schlafroutine entwickeln
Feste Schlaf- und Aufstehzeiten (eine Abweichung von 30 Minuten ist unproblematisch) sowie die immer gleichen Zu-Bett-geh-Rituale, wie beispielsweise das Zimmer lüften, Umziehen, Zähneputzen und etwas Lesen, helfen dem Körper, sich auf den Schlaf einzustellen.
2. Nicht auf die Uhr schauen
Wer nachts aufwacht, schaut häufig automatisch auf die Uhr. Keine gute Idee. Denn der Blick zur Uhr kann Anspannung und Erregung auslösen und vom Schlafen abhalten.
3. Schlaf am Tag? Lieber nicht
Schläft man tagsüber vor – sei es mittags oder auch abends vor dem Fernseher – kann sich dadurch die Einschlafdauer abends im Bett verlängern und zudem die Schlaftiefe verringern. Wer nicht aufs Mittagsschläfchen verzichten mag, stellt sich am besten den Wecker. Ein 15-minütiger Power-Nap am Tag ist in Ordnung und hat keinen Einfluss auf den Schlaf.
4. Digital Detox vor dem Zubettgehen
Eine Studie zeigt: Blaues Licht hemmt die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Dem Körper wird signalisiert, dass noch Tag ist, und der natürliche Einschlafprozess wird gestört. Deshalb abends Smartphone und Laptop meiden oder zumindest den Blaulichtfilter aktivieren.
5. Besser schlafen durch Sport
Sport am Tag kann helfen, besser zu schlafen, da er den Biorhythmus reguliert und Stress abbaut. Insbesondere moderater Ausdauersport fördert die Tiefschlafphase und sorgt für erholsameren Schlaf. Zu viel Sport kann die Schlafqualität jedoch negativ beeinflussen. Von einem intensiven Training am späten Abend raten Schlafforscher ab, da das Nervensystem aktiviert und das Einschlafen erschwert werden kann. Außerdem kann Übertraining zu erhöhter Müdigkeit und mehr Schlafstörungen führen.
6. Schlafförderlich trinken
Sowohl Koffein als auch Grün-, Schwarz- und Matetee sowie Energydrinks wirken länger als man sie spürt. Mit dem Alter verlangsamt sich der Abbau des Koffeins zusätzlich. Insgesamt kann Koffein die Schlafqualität mindern. Wie sehr sich Koffein auf den Schlaf auswirkt, hängt neben dem Alter auch von Geschlecht, Körpergewicht, genetischer Veranlagung und möglicherweise weiteren Faktoren ab. Deshalb lautet die allgemeine Empfehlung beim Trinken: lieber zu Wasser und anderen ungesüßten Tees greifen.
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