Ingwer ist eine der ältesten Gewürzpflanzen der Welt. Die scharfe Wurzel enthält viele Stoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können. Bei welchen Beschwerden hilft Ingwer wirklich?
Was ist Ingwer und was macht ihn so gesund?
Ingwer schmeckt scharf, würzig und leicht säuerlich. Die Pflanze mit dem lateinischen Namen Zingiber officinale gehört zur Familie der Ingwergewächse und ist mit Kurkuma und Kardamom verwandt. Viele Menschen kennen den typischen Ingwergeschmack aus ostasiatischen Currys. Kein Wunder – genau dort kommt Ingwer auch her.
Ingwerpflanzen ähneln Schilfrohr und können farbenfrohe Blüten hervorbringen. Doch der für Menschen interessante Teil der Pflanze ist ihr Rhizom, also die Wurzelknolle. Sie enthält Scharfstoffe, wie Gingerole und Shoagole, die dem Ingwer sein einzigartiges Aroma verleihen. Außerdem findet man in Ingwer ätherische Öle mit den Inhaltsstoffen Zingiberen, Curcumen und Beta-Eudesmol, sowie Vitamin C, Magnesium, Eisen, Calcium, Kalium, Natrium und Phosphor.
Ingwer: Wirkung als Heilpflanze
Ingwer ist eine beliebte Heilpflanze, die seit mehr als 5.000 Jahren zum Einsatz kommt. Das traditionelle Anwendungsspektrum ist breit und reicht von Übelkeit über Arthrose und Migräne bis hin zu Bluthochdruck. Zahlreiche Studien haben die Wirkung von Ingwer bereits untersucht. Trotzdem stützen sich die Anwendungsempfehlungen häufig auf Erfahrungswerte. Der bisher am besten erforschte Effekt von Ingwer ist die Wirkung gegen Übelkeit.
Ihr Newsletter für ein gesünderes Leben
Jetzt unverbindlich anmelden, monatlich Gesundheitsthemen mit wertvollen Tipps erhalten und über exklusive Barmer-Services und -Neuigkeiten informiert werden.
Newsletter abonnieren
Ingwer gegen Übelkeit
„Es gibt eine gute Evidenz, dass Ingwer bei verschiedensten Formen von Übelkeit hilft“, sagt Professor Roman Huber, Facharzt für Innere Medizin und Leiter der Sektion Naturheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. Bestimmte Inhaltsstoffe des Ingwers binden an Serotonin-Rezeptoren im Magen-Darm-Trakt und blockieren sie, was das Entstehen von Übelkeit verhindert.
Bei Reiseübelkeit ist die Wirksamkeit von Ingwerpulver-Medikamenten allgemein anerkannt. Wer daran leidet, sollte am besten eine Stunde vor Beginn der Reise ein bis zwei Gramm Ingwerpulver zu sich nehmen. Für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren reicht ein halbes Gramm. Bei jüngeren Kindern unter sechs Jahren wird der Einsatz von Ingwer gegen Reiseübelkeit bisher nicht empfohlen.
Ingwer kann außerdem das Auftreten von Übelkeit und Erbrechen während einer Chemotherapie reduzieren. Weil die Scharfstoffe Reizungen im Hals auslösen können, sollte Ingwer in diesem Anwendungsfall etwa in Tablettenform verabreicht werden. Es gibt Hinweise darauf, dass höhere Dosen beim Einsatz gegen Chemotherapie-induzierte Übelkeit weniger wirksam sind oder die Symptome sogar verstärken können. Eine Tagesdosis von einem Gramm Ingwerpulver sollte deshalb nicht überschritten werden.
Ingwer bei Entzündungen
Ingwer kann antientzündlich wirken. So gibt es zum Beispiel bei entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, erste positive Hinweise, die durch weitere Studien bestätigt werden müssen. Eine Untersuchung an Mäusen zeigt, dass das im Ingwer enthaltene Molekül Furanodienon an einen Darm-Rezeptor bindet und dadurch Entzündungsreaktionen im Darm verringert.
Experimente an Mäusen haben auch gezeigt, dass Ingwerextrakte die Symptome von rheumatoider Arthrose lindern können. Die Wirkstoffe können sowohl das Anschwellen der Gelenke als auch deren Zerstörung verhindern. Verantwortlich dafür sind sowohl die Gingerole als auch die essenziellen Öle in der Ingwerwurzel.
„Für einzelne Bestandteile des Ingwers ist in Zellkultur-Experimenten oder durch Tierversuche schon gut belegt, dass sie antientzündlich und antioxidativ wirken“, fasst Anika Wagner, Professorin für Ernährung und Immunsystem an der Universität Gießen, die Studienlage zusammen. „Aber für die Wirkung im Menschen gibt es bisher noch keine überzeugenden Daten.“
Ingwer bei Erkältungen
Traditionell wird Ingwer auch als Mittel gegen Erkältungen angewendet. Aussagekräftige klinische Studien zu der Frage, wie Ingwer das Immunsystem stärken und unserem Körper bei der Verteidigung gegen Krankheitserreger helfen kann, gibt es jedoch bisher kaum.
Eine Untersuchung an Mäusen, deren Immunsystem unterdrückt wurde, hat gezeigt, dass die Einnahme von getrocknetem Ingwerextrakt helfen kann, die Produktion von Antikörpern vor einer Grippe-Impfung zu erhöhen. Allerdings war die Dosis mit 500 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht sehr hoch. Zum Vergleich: Um die gleiche Dosis zu erreichen, müsste ein 80 Kilogramm schwerer Erwachsener 40 Gramm Ingwerpulver zu sich nehmen – weit mehr als in den aktuellen Verzehrempfehlungen genannt wird.
In Laborexperimenten zeigte sich zudem, dass der Inhaltsstoff [6]-Gingerol aus Ingwer die Immunzellen in eine erhöhte Alarmbereitschaft versetzen kann. Die Zellen reagierten dann stärker auf eine simulierte Infektion. Ingwer scheint also die Immunabwehr kurzfristig unterstützen zu können.
Mediziner Huber gibt zu bedenken, dass die erste Abwehrlinie gegen Krankheitserreger jedoch die Schleimhaut in unserem Nasen-Rachen-Raum ist. „Wer eine Erkältung vermeiden will, braucht eine gute Barriere, damit Viren und Bakterien gar nicht erst eindringen können“, erklärt er. „Ingwer darf daher nicht in zu großen Mengen eingenommen werden, weil die darin enthaltenen Scharfstoffe die Schleimhaut im Nasen-Rachen-Raum angreifen können. Dann hätte Ingwer den gegenteiligen Effekt und würde uns anfälliger gegenüber Infekten machen.“
Wohnzimmer statt Wartezimmer: Mit dem Teledoktor per Video zum Arzt
Schnupfen, Husten, Halsschmerzen? Bei der Videosprechstunde in der Teledoktor-App erhalten Sie eine Krankschreibung direkt beim digitalen Arztbesuch – in den eigenen vier Wänden, auch am Wochenende und an Feiertagen. Für Barmer-Versicherte kostenfrei.
Teledoktor-App entdecken
Ingwer bei Schmerzen
Einige Moleküle aus der Ingwerwurzel wirken betäubend und antientzündlich, indem sie bestimmte Signalwege in den Zellen blockieren. Ingwer kann daher die Intensität und Dauer von Regelschmerzen senken. In Studien war Ingwer dabei genauso wirkungsvoll wie handelsübliche Schmerzmittel, sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika, wie Ibuprofen oder Paracetamol.
Auch wer aufgrund von rheumatoider Arthrose an Gelenkschmerzen leidet, kann von Ingwerpräparaten profitieren. Eine Analyse zeigt, dass sich durch Ingwer die Schmerzen senken lassen und die Beweglichkeit gesteigert werden kann.

Verschiedene positive Wirkungen von Ingwer werden diskutiert. Er wird zum Beispiel gegen Übelkeit eingesetzt und kann Entzündungen lindern.
Ingwer in der Schwangerschaft
Als Vorsichtsmaßnahme sollten Frauen während Schwangerschaft und Stillzeit grundsätzlich auf die Einnahme von Präparaten verzichten. Doch bei Schwangerschaftsübelkeit scheint Ingwer einem Teil der Frauen gut zu helfen. Mehrere Studien berichteten, dass Ingwer Übelkeit und Erbrechen während der Schwangerschaft besser als ein Placebo lindern kann.
„Bei Schwangerschaftsübelkeit ist man mit Medikamenten immer sehr zurückhaltend“, sagt Mediziner Huber. „Gleichzeitig herrscht bei den Frauen ein großer Leidensdruck. Ingwer kann die Beschwerden lindern und war in den bisherigen Studien sicher.“ Mehrere klinische Studien mit fast 1.000 Schwangeren ergaben keinen Hinweis darauf, dass die Einnahme von Ingwer im ersten Trimester mit einem erhöhten Risiko für Fehlbildungen in Verbindung steht. Für das zweite und dritte Trimester liegen keine Daten vor.
Entspannter bis zur Geburt: In jeder Schwangerschaftswoche wissen, was gerade wichtig ist
Erhalten Sie Woche für Woche Informationen über die Entwicklung Ihres Babys und Terminerinnerungen für Vorsorgeuntersuchungen.
Newsletter abonnieren
Wie kann man Ingwer einnehmen?
Neben der Einnahme über Nahrungsergänzungsmittel lässt sich Ingwer auf unterschiedliche Arten verzehren. Frische Ingwerknollen oder getrocknetes Gewürzpulver bereichern Suppen, Currys und andere Gerichte. Dabei enthält getrocknetes Ingwerpulver dabei mehr Antioxidantien als frischer Ingwer, was mit dem Trocknungsprozess zusammenhängt. Frischer Ingwer kann auch zur Zubereitung von Tee oder sogenannten Ingwer Shots genutzt werden.
Ingwer Shot
Manche Menschen starten gerne mit einem scharfen Ingwer Shot in den Tag. Dabei wird frischer Ingwer geraspelt oder gemixt, und der Saft mithilfe eines Küchentuchs ausgepresst. Für den Geschmack kommen Zitronensaft und Süße nach Belieben hinzu.
„Ob ein Ingwer Shot die erhoffte positive Wirkung auf die Gesundheit hat, ist noch nicht belegt. Aber wenn es schmeckt und man sich dadurch besser fühlt, spricht nichts dagegen“, sagt Ernährungsexpertin Wagner. „Problematisch wird es, wenn man dem Getränk sehr viel Zucker zusetzt, um die Schärfe erträglich zu machen. Dann wird aus dem erwünschten gesunden Start in den Tag ein ungesunder.“ Wer also löffelweise Honig, Agavendicksaft oder Zucker in seinen Ingwer Shot rührt, sollte stattdessen lieber die Menge an Ingwer reduzieren.
Ingwertee
Weniger kompliziert als ein Ingwer Shot lässt sich Ingwertee zubereiten, weil das Entsaften entfällt. Für den Tee werden kleine Ingwerstückchen mit kochendem Wasser aufgebrüht. So geht’s:
- Ein kleines Stück Ingwerknolle in Scheiben oder Stücke schneiden. Je kleiner die Stückchen, desto mehr Inhaltsstoffe können in den Tee übergehen.
- Den Ingwer in einen Teebeutel oder direkt in eine Tasse geben und mit kochendem Wasser übergießen.
- Mindestens fünf Minuten ziehen lassen.
- Nach Bedarf mit Honig oder Zitronensaft abschmecken und genießen.

Wirkung von Ingwer: Ingwertee schmeckt nicht nur lecker, er hat auch viele gesundheitsförderliche Eigenschaften.
Welche Nebenwirkungen hat Ingwer?
Ingwer kann Nebenwirkungen haben. Dazu gehören Magenschmerzen, Sodbrennen und Durchfall. Bei oraler Einnahme kann Ingwer die Schleimhäute im Mund- und Rachenraum reizen.
Hin und wieder gibt es Berichte darüber, dass es eine Wechselwirkung zwischen Ingwer und Blutgerinnungshemmern (Antikoagulantien) geben soll. Eine Studie an gesunden Personen konnte jedoch keine solche Interaktion finden. Die Europäische Arzneimittel-Agentur kommt zu der Einschätzung, dass es derzeit keine ausreichenden Belege dafür gibt, dass Ingwer in Kombination mit Blutgerinnungshemmern das Risiko von Blutungen erhöht. Sie schränkt jedoch ein, dass die Ergebnisse von gesunden Probanden sich nicht uneingeschränkt auf Erkrankte übertragen lassen.
Um allgemein das Risiko von Nebenwirkungen gering zu halten, sollte die empfohlene Tagesdosis nicht überschritten werden. Bei Erwachsenen gilt eine Menge von weniger als vier Gramm Ingwerpulver pro Tag als unbedenklich. Die empfohlene Tagesdosis für Erwachsene liegt jedoch niedriger, nämlich bei zwei Gramm. Für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren beträgt sie 500 Milligramm. Für jüngere Kinder wird Ingwer nicht empfohlen.