- Was ist Präeklampsie?
- Symptome einer Präeklampsie
- Ursachen und Risikofaktoren von Präeklampsie
- Präeklampsie: Ursache ungewiss
- Risikofaktoren für Präeklampsie: Diese Frauen sind besonders gefährdet
- Diagnose: Wie eine Präeklampsie erkannt wird
- Therapie: So wird Präeklampsie behandelt
- Vorbeugung: Wie Sie sich vor einer Präeklampsie schützen können
- Präeklampsie-Screening
- Acetylsalicylsäure (ASS) bei Risikopatientinnen
Eine Präeklampsie, früher auch Schwangerschaftsvergiftung genannt, ist eine Erkrankung, die in der Schwangerschaft und im Wochenbett auftreten kann. Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen kann eine Präeklampsie meist frühzeitig erkannt und behandelt werden. Häufig verläuft eine Präeklampsie mit milden Symptomen, es kann aber auch zu schweren Komplikationen kommen.
Was ist Präeklampsie?
Die Präeklampsie, oft fälschlicherweise auch Schwangerschaftsvergiftung genannt, ist eine Erkrankung, die bei etwa zwei bis fünf Prozent aller Schwangeren auftritt. Das Hauptmerkmal einer Präeklampsie ist Bluthochdruck. Eine Präeklampsie kann aber auch andere Symptome aufweisen, beispielsweise Störungen der Leber, der Niere, des Nervensystems und der Blutgerinnung. Das macht die Diagnose besonders schwierig. In schweren Fällen kann es bei der Mutter zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Hirnblutung, Nierenversagen oder zu Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge kommen. Wachstumsverzögerungen aufgrund verminderter Durchblutung der Gebärmutter und ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt können gefährlich für das Baby sein.
Aber keine Sorge: Die Vorsorgeuntersuchungen sind auch auf die Erkennung von Präeklampsie ausgerichtet. Eine mögliche Erkrankung wird häufig bereits im Rahmen der routinemäßigen Vorsorgeuntersuchungen, auch schon in der Frühphase der Schwangerschaft, entdeckt, sodass entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können.
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Symptome einer Präeklampsie
Neben vielen unspezifischen Symptomen geht Präeklampsie immer mit Bluthochdruck und einer erhöhten Eiweißausscheidung einher. Daher wird Ihr Blutdruck bei den Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig geprüft und Ihr Urin auf Eiweiße untersucht. Fachleute unterscheiden zwischen einer frühen (Early-Onset) Präeklampsie vor der 34. Schwangerschaftswoche und einer späten (Late-Onset) Präeklampsie ab der 34. Schwangerschaftswoche. Zudem wird zwischen leichten und schweren Formen der Präeklampsie unterschieden. Zu den schweren Verlaufsformen gehören die Eklampsie und das HELLP-Syndrom.
Es ist hilfreich, wenn Sie die Symptome kennen, um Ihre Ärztin oder Ihren Arzt bei Verdacht auf eine Präeklampsie auch zwischen zwei Vorsorgeuntersuchungen ansprechen zu können. Folgende Anzeichen können auf eine Präeklampsie hindeuten:
- erhöhter Blutdruck (mehr als 140 zu 90 mmHg)
- Übelkeit
- Kopfschmerzen
- Erbrechen
- rechtsseitige Oberbauchschmerzen
- Wassereinlagerungen (Ödeme)
- vermehrte Eiweißausscheidung über den Urin (äußert sich in schaumigem Urin)
- verminderte Urinmenge, obwohl Sie normal trinken
- plötzliche Gewichtszunahme (mehr als 1 kg pro Woche)
Bluthochdruck in der Schwangerschaft
Ein erhöhter Blutdruck während der Schwangerschaft ist zwar ein Risikofaktor für eine Präeklampsie. Doch erst wenn weitere Symptome wie etwa eine erhöhte Eiweißausscheidung im Urin dazukommen, sprechen Fachleute von einer Präeklampsie.
Diese Formen der Hypertonie, also des Bluthochdrucks, gibt es während einer Schwangerschaft:
Chronische Hypertonie: Der Bluthochdruck bestand schon vor der Schwangerschaft oder wurde im ersten Drittel der Schwangerschaft diagnostiziert.
Schwangerschaftshypertonie: Von einer Schwangerschaftshypertonie sprechen Fachleute, wenn bei Frauen, die bisher einen normalen Blutdruck hatten, in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft ein erhöhter Blutdruck von mehr als 140 zu 90 mmHg auftritt. Dieser bildet sich nach der Schwangerschaft wieder zurück.
Es kann bei einer Präeklampsie verschiedene Ausprägungen und Formen geben. Sie unterscheiden sich nach Symptomen und Schweregrad.
- (Schwere) Präeklampsie: Bei einer Präeklampsie tritt erhöhter Blutdruck in Kombination mit einer erhöhten Eiweißausscheidung auf. Die Symptome sind oft unspezifisch (siehe oben). Liegt eine schwere Präeklampsie vor, kann die Funktion von Nieren, Lunge oder Leber beeinträchtigt sein. Häufig treten auch Störungen des Nervensystems und in der Blutgerinnung auf. Beim Kind kann es zu Wachstumsverzögerungen kommen.
- Eklampsie: Das wiederholte Auftreten von Krampfanfällen, für die es keinen nachgewiesenen Grund wie zum Beispiel eine Epilepsie gibt, kann auf eine Eklampsie zurückzuführen sein. Die Eklampsie ist eine gefürchtete Komplikation einer Präeklampsie, die lebensbedrohlich für Mutter und Kind ist. Weitere Symptome, die auf eine drohende Eklampsie hindeuten, sind Kopfschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen, motorische Unruhe und gesteigerte Reflexe. Eine Eklampsie kann auch ohne die typischen Zeichen einer Präeklampsie wie Bluthochdruck oder vermehrte Eiweißausscheidung auftreten.
- HELLP-Syndrom: Bei der Bezeichnung HELLP-Syndrom stehen die Buchstaben für die englischen Bezeichnungen verschiedener Symptome:
H = Hemolysis: Zerfall roter Blutkörperchen (Hämolyse)
EL = Elevated Liver Enzymes: erhöhte Leberwerte
LP = Low Platelets: niedrige Zahl an Blutplättchen, auch Thrombozyten genannt
Das HELLP-Syndrom geht meist mit einer schweren Präeklampsie einher, jedoch tritt nicht in allen Fällen Bluthochdruck auf. Oftmals kommt es zu Schmerzen im Oberbauch, Nacken oder Schulter in Kombination mit Übelkeit und Erbrechen. Schwerwiegende Komplikationen wie Hirnblutungen, Nierenversagen, Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge oder ein Leberriss können die Folge eines HELLP-Syndroms sein. Durch eine vorzeitige Plazentaablösung kann es auch für das Ungeborene lebensgefährlich werden.
Ursachen und Risikofaktoren von Präeklampsie
Nach einer veralteten Theorie produziert der Körper während der Schwangerschaft Stoffe, die zu einer Vergiftung führen. Heute weiß man: Mit einer Vergiftung hat die Präeklampsie nichts zu tun, daher ist der Begriff "Schwangerschaftsvergiftung" falsch. Er wird aber noch häufig verwendet.
Präeklampsie: Ursache ungewiss
Die Präeklampsie, die Eklampsie und das HELLP-Syndrom sind sogenannte hypertensive (den erhöhten Blutdruck betreffende) Schwangerschaftserkrankungen, die jeweils unterschiedliche Symptome aufweisen. Nach heutigem Stand der Wissenschaft hat der Körper nicht mit einer Vergiftung, sondern mit Problemen bei der Entwicklung der Plazenta zu kämpfen.
Eine Entwicklungsstörung der Blutgefäße in der Plazenta scheint eine Rolle bei der Entstehung einer Präeklampsie zu spielen. Diese Störung führt dazu, dass die Plazenta nicht ausreichend mit Blut versorgt wird. Vermutlich als Folge davon setzt die Plazenta bestimmte Stoffe frei, die wiederum die Symptome einer Präeklampsie auslösen. Die genauen Ursachen der Präeklampsie, der Eklampsie und des HELLP-Syndroms müssen weiterhin erforscht werden.
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Risikofaktoren für Präeklampsie: Diese Frauen sind besonders gefährdet
Jede Schwangere kann an einer Präeklampsie erkranken. Einige Faktoren erhöhen jedoch das Risiko. Wer sie kennt, hat ein geschärftes Bewusstsein für bestimmte Warnzeichen. Folgende Faktoren erhöhen das Risiko, an einer Präeklampsie zu erkranken:
- Übergewicht (BMI über 35)
- Alter über 40 Jahre
- Präeklampsie in einer früheren Schwangerschaft
- Präeklampsie bei der Mutter oder einer Schwester
- Blutgerinnungsstörungen
- bereits vor der Schwangerschaft bestehender Diabetes mellitus
- Nieren- oder Lebererkrankungen
- Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Rheuma oder das Antiphospholipid-Antikörper-Syndrom (eine Erkrankung, bei der ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel besteht)
- vorbestehender Bluthochdruck
Diagnose: Wie eine Präeklampsie erkannt wird
Eine Präeklampsie zu diagnostizieren ist nicht leicht, da die Erkrankung viele unterschiedliche Symptome und Ausprägungen hat. Deswegen erfolgt eine Reihe von Untersuchungen.
Neben der regulären Blutdruckmessung und Urinprobe auf Eiweiß kann Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt Ihnen Blut abnehmen, um die Menge bestimmter Eiweiße überprüfen zu lassen und damit die Schwere der Erkrankung und die beteiligten Organsysteme einzuschätzen. Zudem werden die Blutgerinnung sowie die Nieren- und Leberfunktion geprüft. Darüber hinaus erfragt und beurteilt Ihre Ärztin oder Ihr Arzt bestimmte Symptome wie zum Beispiel Wassereinlagerungen.
Mit einem Ultraschall lassen sich die Blutversorgung und das Wachstum Ihres Babys überprüfen. Die Kardiotokografie, kurz CTG, überwacht den Herzschlag des Kindes, die Wehentätigkeiten und bei einer Präeklampsie auch den Zustand des Kindes.
Haben Sie außer Bluthochdruck keine Symptome, kommt für Sie eventuell auch eine Langzeit-Blutdruckmessung infrage. All diese Werte helfen Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt bei der Diagnose einer Präeklampsie.
Therapie: So wird Präeklampsie behandelt
Bei einer leichten Präeklampsie kann es schon helfen, Stress zu reduzieren und sich körperlich zu schonen. Zusätzlich kann eine Behandlung mit blutdrucksenkenden Mitteln hilfreich sein. Bei einer schweren Präeklampsie, beispielsweise ab einem Blutdruck von 150 zu 100 mmHg, zusammen mit weiteren Präeklampsie-Symptomen, muss die Patientin unter Umständen stationär behandelt werden.
Im Krankenhaus werden Sie rund um die Uhr beobachtet, Ihr Baby wird engmaschig überwacht und Sie erhalten blutdrucksenkende Medikamente. Die Gabe von hochdosiertem Magnesium kann Krampfanfällen vorbeugen. Da die Präeklampsie durch die Schwangerschaft verursacht wird, raten Ärztinnen und Ärzte nach Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche zur Entbindung. Die Entbindung ist die einzige Therapiemöglichkeit einer Präeklampsie. Daher kann es auch vor der 37. Schwangerschaftswoche notwendig sein, die Geburt früher einzuleiten.
Ist die Lungenreife des Babys noch nicht erreicht, wird diese ab der 24. Schwangerschaftswoche medikamentös beschleunigt, um das Baby auf die drohende Frühgeburt vorzubereiten. Nach Gabe der entsprechenden Medikamente dauert es 48 Stunden, bis die Lungenreife abgeschlossen ist. Bis dahin wird die Schwangerschaft, wenn möglich, aufrechterhalten. Ist die Schwangere vor der vollendeten 24. Schwangerschaftswoche in Lebensgefahr, wird die Schwangerschaft im schlimmsten Fall beendet, um das Leben der Mutter zu retten.
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Vorbeugung: Wie Sie sich vor einer Präeklampsie schützen können
Die meisten Schwangerschaften verlaufen komplikationslos. Seien Sie dennoch achtsam und suchen Sie ärztlichen Rat, falls Sie ungewöhnliche Beschwerden bemerken. Eine Präeklampsie kann viele Gesichter haben – wir sind an Ihrer Seite.
Die beste Möglichkeit, einer Präeklampsie vorzubeugen, sind die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge. Dort werden Ihr Blutdruck sowie der Urin überprüft, um eine Präeklampsie frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Nutzen Sie die Chance, um mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über ungewöhnliche Beschwerden zu sprechen.
Präeklampsie-Screening
Es besteht auch die Möglichkeit, zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche ein freiwilliges Präeklampsie-Screening vornehmen zu lassen. Dieses ist keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen und wird als IGeL-Leistung, also als individuelle Gesundheitsleistung, privat bezahlt. Dabei wird Folgendes betrachtet:
- medizinische Vorgeschichte
- Blutdruck an beiden Armen
- bestimmte Bluteiweiße
- Blutfluss der Gebärmuttergefäße (nicht in allen gynäkologischen Praxen möglich)
Aus den Ergebnissen wird das Risiko für das Auftreten einer Präeklampsie ermittelt.
Acetylsalicylsäure (ASS) bei Risikopatientinnen
Bei Patientinnen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko kann die Frauenärztin oder der Frauenarzt zur Vorbeugung die tägliche Gabe von niedrig dosiertem ASS empfehlen. Eine internationale Studie zeigt, dass das Risiko einer Präeklampsie um über 60 Prozent reduziert werden konnte, wenn mit der Einnahme von ASS vor der 16. Schwangerschaftswoche begonnen wurde.
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